Was geschah im April 1947

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1.4.1947, Dienstag

Paul I., der neue griechische König, legt in Athen den Eid auf die Verfassung ab.

Bei einem Anschlag auf die britische Garnison in Jerusalem werden zwölf Menschen getötet.

Die bulgarische Nationalversammlung nimmt das Gesetz über den Zweijahresplan für die bulgarische Wirtschaft an.

Die US-amerikanische Fluggesellschaft “American Overseas Airlines” (AOA) richtet eine tägliche Flugverbindung zwischen den USA und Deutschland ein.

2.4.1947, Mittwoch

Im Schnellzug Passau-Nürnberg beschlagnahmt die Polizei bei einer Zugkontrolle große Mengen Lebensmittel.

Ein Warschauer Volkstribunal verkündet das Todesurteil gegen Rudolf Höß, den ehemaligen Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz.

Das polnische Ministerium für öffentliche Verwaltung kündigt an, dass die restlichen 600 000 Deutschen aus den polnischen Westgebieten ausgesiedelt werden sollen.

Großbritannien bringt das Palästina-Problem vor die UNO. Eine Sonderkommission der Generalversammlung erarbeitet Lösungsvorschläge.

In weiten Teilen des Ruhrgebiets und einigen anderen Städten der britischen Besatzungszone Deutschlands finden Protestdemonstrationen gegen die katastrophale Ernährungslage statt.

3.4.1947, Donnerstag

Die US-Armeezeitung “Stars and Stripes” berichtet, dass die US-amerikanischen Besatzungstruppen keine Nahrungsmittel aus Deutschland requirieren.

Das belgische Ministerium für den Wiederaufbau veröffentlicht einen Plan zur Rekonstruktion der Wirtschaft des Landes.

Das Komitee der UNO-Gesundheitsorganisation beschließt, in Genf ein Zentralbüro für Epidemie- und Quarantänefragen einzurichten.

Durch Winterschäden sind in der Ostzone 25% bis 100% der Getreideaussaat vernichtet.

In Lübeck demonstrieren 50 000 Einwohner gegen die schlechte Ernährungslage. In vielen Betrieben wird gestreikt.

4.4.1947, Freitag

Jugoslawien fordert von Österreich die Zahlung von 150 Millionen US-Dollar Reparationen.

In Italien legt die dritte Regierung unter Ministerpräsident Alcide De Gasperi ein Programm zur Bekämpfung der Inflation vor. Der Staatshaushalt soll saniert, der Konsumverbrauch eingeschränkt und die Rohstoffknappheit beseitigt werden.

In Nürnberg treffen die populärsten Fußballmannschaften Deutschlands der 1. FC Nürnberg sowie Schalke 04, zusammen. Die Mannschaft aus Nürnberg schlägt die “Knappen” aus Gelsenkirchen 2:1.

5.4.1947, Samstag

Eine Gruppe japanischer Soldaten ergibt sich auf der Peleliu-Insel. Sie hatte eigenen Angaben zufolge die Kapitulation Japans nicht erfahren.

Die Ergebnisse der Gemeindewahlen in Japan ergeben einen vollständigen Sieg der konservativen politischen Parteien und eine Niederlage der Sozialisten.

Die sowjetische Besatzungsmacht in Deutschland errechnet für die Ostzone einen Fehlbestand von 1,3 Millionen Wohnungen.

6.4.1947, Sonntag

Der ehemalige Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Hermann Backe, verübt in der Nürnberger Untersuchungshaft Selbstmord. Backe, der 1944 die Nachfolge von Richard Walther Darre angetreten hatte, stand in Nürnberg als Kriegsverbrecher vor Gericht.

In Deutschland beginnt um 3 Uhr die Sommerzeit. Die Uhren werden eine Stunde vorgestellt.

US-amerikanische Besatzungssoldaten veranstalten Osterfeiern für deutsche Kinder.

7.4.1947, Montag

Das von General Francisco Franco erlassene Gesetz über die Einführung der monarchistischen Staatsform in Spanien wird von dem spanischen Thronprätendenten Don Juan in dessen portugiesischem Exil für ungültig erklärt.

Der sowjetische UNO-Botschafter Andrei A. Gromyko wendet sich gegen die US-Hilfe für Griechenland und die Türkei.

8.4.1947, Dienstag

Die Vereinigten Staaten bereiten eine einseitige Souveränität des südlichen Teils von Korea vor.

Im US-Bundesstaat New York wird von Gouverneur Thomas E. Dewey die Tätigkeit der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten verboten.

9.4.1947, Mittwoch

Der Tennisspieler Gottfried von Cramm erhält als erster deutscher Sportler von der britischen Besatzungsmacht eine Ausreisegenehmigung, um in Stockholm die schwedischen Davis-Cup-Spieler zu trainieren.

In den USA streiken 350 000 Arbeiter der Telefongesellschaften. Von der Aktion ist das gesamte Fernsprechnetz betroffen.

Die letzten 400 US-amerikanischen Soldaten auf Island beginnen mit ihrem Abzug.

Ein Tornado, der die US-Bundesstaaten Texas und Oklahoma heimsucht fordert 167 Menschenleben.

10.4.1947, Donnerstag

In Berlin beginnt eine umfangreiche Razzia gegen Kriegsverbrecher, Schwarzhändler sowie Deserteure der alliierten Streitkräfte. Neben alliierter Militärpolizei beteiligen sich an der Aktion auch 5000 Berliner Polizisten.

Die USA stimmen der Absicht Frankreichs zu, das Saargebiet wirtschaftlich zu integrieren, und lehnen dies für das Ruhrgebiet ab.

Harry White, US-amerikanischer Direktor des Internationalen Währungsfonds, tritt zurück.

David Lilienthal wird anstelle von Bernard Baruch vom US-Senat zum Vorsitzenden der Atomenergiekommission gewählt.

11.4.1947, Freitag

Im Hamburger Schauspielhaus findet in der Inszenierung von Alfred Noller die deutsche Erstaufführung von Eugene O’Neills Theaterstück “Trauer muss Elektra tragen” statt.

Aufgrund der katastrophalen Ernährungslage sieht sich die Universität Tübingen in der Lage von 4000 Studienbewerbern lediglich 50 aufzunehmen.

Wegen starken Eisgangs liegen im Hafen von Gdingen (Polen) 45 ausländische Schiffe fest.

In Dänemark werden 28 neue Mitglieder für das Oberhaus gewählt. 13 Mandate entfallen auf die Sozialdemokraten.

270 km nördlich der iranischen Hafenstadt Abadan werden neue Ölvorkommen entdeckt. Nach Angaben der Anglo-Iranian Oil Company handelt es sich um die reichsten Ölvorkommen im Orient.

12.4.1947, Samstag

In der britischen Universitätsstadt Oxford findet eine internationale Konferenz liberaler Politiker statt. Auch deutsche Delegierte sind vertreten.

Die UNO überträgt den USA die Treuhandverwaltung für die ehemaligen japanischen Inseln im Pazifik.

In Finnland tritt die Regierung unter Mauno Pekkala zurück, nachdem die vier Minister der Agrarpartei demissioniert sind.

13.4.1947, Sonntag

Die Regierung der Sowjetunion in Moskau weigert sich, chinesischen Truppen den Zutritt zu den Häfen Dairen und Port Arthur am Gelben Meer zu gestatten.

New Yorks Oberbürgermeister William O’Dwyer übergibt dem UNO-Generalsekretär Trygve Lie am East River in Manhattan gelegene Grundstücke für den neuen Sitz der Vereinten Nationen.

14.4.1947, Montag

Im New Yorker Broadway-Filmtheater wird Charlie Chaplins neuester Film “Monsieur Verdoux” uraufgeführt. Der weltberühmte Komiker spielt in dieser Komödie einen Frauenmörder.

Der US-amerikanische Admiral Richard Evelyn Byrd kehrt von eine US-amerikanischen Expedition in die Antarktis zurück und berichtet von erheblichen Kohlevorkommen im sechsten Erdteil.

Die UdSSR erklärt ihre Bereitschaft, mit den USA über die aus den Lieferungen des Leih- und Pachtgesetzes (Lend Lease) entstandenen Schulden zu verhandeln.

In Großbritannien wird ein unbemanntes ferngelenktes Raketengeschoss erfolgreich getestet. Das Fluggerät erreicht eine Geschwindigkeit bis zu 500 mph (etwa 800 km/h) und kann bis zu 110 kg Sprengstoff transportieren.

In Frankreich gründet General Charles de Gaulle das Rassemblement du Peuple Français (RPF).

Die im Krieg am meisten zerstörte deutsche Stadt Jülich zählt wieder 7000 Einwohner.

Nach Angaben des Berliner Rundfunks ist in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands die Säuberung des Wirtschaftslebens von Nationalsozialisten und “Kriegsgewinnlern” abgeschlossen worden.

15.4.1947, Dienstag

Das 17. Heft der Zeitschrift “Der Ruf” darf auf US-amerikanische Anordnung hin nicht erscheinen.

Österreich und Argentinien beschließen die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen.

Der frühere Staatspräsident der slowakischen Regierung, Jozef Tiso wird von einem Gericht in Bratislava (Preßburg) zum Tode verurteilt.

Der am 2. April in Warschau zum Tode verurteilte ehemalige Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, Rudolf Höß, wird hingerichtet.

16.4.1947, Mittwoch

Im Hafen von Texas-City (USA) explodiert der mit Aluminiumnitrat beladene französische Dampfer “Grand-Camp”.

Aufgrund eines Parlamentsbeschlusses wird in Italien die Todesstrafe abgeschafft.

Das chinesische Außenministerium richtet an US-Außenminister General George C. Marshall eine Note, in der die Einsetzung einer unabhängigen Regierung für ganz Korea verlangt wird.

In Hannover wird der Bund der deutschen Architekten (BdA) wiedergegründet. Er ist 1934 von der nationalsozialistischen Reichsregierung verboten worden.

17.4.1947, Donnerstag

Die britische Regierung gibt bekannt, dass bis zum Herbst sämtliche britischen Landstreitkräfte aus dem Irak zurückgezogen werden.

Die liberalen Parteien in den vier Besatzungszonen Deutschlands bilden einen Koordinierungsausschuss.

Im sowjetischen Sektor von Berlin findet der zweite Kongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) statt.

Der ehemalige Generalfeldmarschall Erhard Milch wird vom US-amerikanischen Gerichtshof in Nürnberg zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.

Der Berliner Oberbürgermeister Otto Ostrowski (SPD) tritt zurück, nachdem ihm die Stadtverordnetenversammlung das Misstrauen ausgesprochen hat.

18.4.1947, Freitag

Britische Marineeinheiten sprengen militärische Befestigungsanlagen und den Hafen von Helgoland. Die erwartete vollständige Zerstörung der Insel findet jedoch nicht statt.

Die USA beschließen, die Regierung der indonesischen Republik auf den Inseln Java und Sumatra de facto anzuerkennen.

19.4.1947, Samstag

In Monte Carlo kommen Vertreter aus 37 Staaten zusammen, um die Neuverteilung der Wellenlängen des Rundfunks vorzunehmen.

Die Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts Schauspiel “Es steht geschrieben” löst in Zürich einen Theaterskandal aus.

Im Bahnhof der jugoslawischen Stadt Rijeka detoniert ein Munitionszug. 40 Menschen werden dabei getötet und über 300 verletzt.

20.4.1947, Sonntag

In Italien kommt es zu zahlreichen Streiks gegen die gestiegenen Lebenshaltungskosten.

Als Nachfolger des am gleichen Tag verstorbenen Königs Christian X. wird Friedrich IX. dänischer König.

Die US-amerikanische Militärregierung in Deutschland bestätigt die vom Länderrat der US-Zone in Stuttgart ernannten Treuhänder für die aus dem früheren I. G. Farben-Konzern hervorgegangenen selbständigen Betriebe.

In den Ländern der britischen Besatzungszone Deutschlands finden die ersten Landtagswahlen statt. Während in Schleswig-Holstein und Niedersachsen die SPD führt, steht in Nordrhein-Westfalen die CDU vor der SPD. In allen drei Ländern verzeichnet die KPD beträchtlichen Stimmenzuwachs.

21.4.1947, Montag

Die drei westlichen Besatzungsmächte Deutschlands vereinbaren Kohlelieferungen aus dem Saar- und Ruhrgebiet nach Frankreich.

In Jerusalem begehen zwei zum Tode verurteilte Angehörige der jüdischen Untergrundbewegung Selbstmord indem sie sich mit in das Gefängnis eingeschmuggeltem Dynamit in die Luft sprengen.

22.4.1947, Dienstag

Die Spitzen der römisch-katholischen Kirche in Großbritannien fordern in einer Erklärung die britische Regierung auf, Maßnahmen zur sofortigen Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen in ihre Heimat zu ergreifen.

Palästinensische Terroristen sprengen den Palästina-Nachtexpress, der zwischen Kairo und Beirut verkehrt. Acht Passagiere, darunter sechs britische Soldaten, kommen dabei ums Leben.

Mit 67:23 Stimmen billigt der Senat der USA das von Präsident Harry S. Truman am 12. März angekündigte Hilfsprogramm für Griechenland und die Türkei.

23.4.1947, Mittwoch

Die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl und Eisen stellt ein auf fünf Jahre berechnetes Notprogramm für die deutsche Industrie auf.

In London endet die Internationale Getreidekonferenz, die seit dem 18. März tagte, ohne Ergebnis.

Anhaltende schwere Stürme im Ärmelkanal fordern insgesamt 53 Todesopfer.

24.4.1947, Donnerstag

Das dänische Außenministerium gibt die Unterzeichnung eines Abkommens mit Großbritannien bekannt. Es regelt die Beteiligung eines dänischen Truppenkontingents an der Besetzung Deutschlands.

Sechs ehemalige SS-Angehörige, die für die Zerstörung des tschechoslowakischen Dorfes Lidice im Jahre 1942 die Verantwortung tragen, werden in Prag hingerichtet.

Die sowjetische Besatzungszone Deutschlands und die Tschechoslowakei schließen ein Warenaustauschabkommen ab.

In Moskau endet die am 10. März begonnene Außenministerkonferenz der vier Siegermächte ergebnislos. Die Vertreter der USA, der UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs konnten sich vor allem über Deutschland nicht einigen. Die Minister vereinbaren lediglich, sich im November in London wiederzutreffen.

25.4.1947, Freitag

In Bielefeld endet der Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), auf dem sich 14 Einzelgewerkschaften in der britischen Besatzungszone zusammenschließen. Die Delegierten wählen Hans Böckler zum Vorsitzenden des DGB.

Der US-amerikanische Senat bewilligt weitere 350 Millionen US-Dollar zur Durchführung des Wiederaufbau- und Verwaltungsprogramms in den Besatzungszonen Österreichs, Deutschlands, Japans und Koreas.

Aus den japanischen Parlamentswahlen gehen die Sozialisten als stärkste Partei hervor. Ihnen folgen Liberale und Demokraten.

26.4.1947, Samstag

In Berlin wird zwischen einer dänischen Militärdelegation und den sowjetischen Besatzungsbehörden in Deutschland ein Abkommen unterzeichnet, das die Rückführung eines Kontingents deutscher Flüchtlinge in die Ostzone regelt.

27.4.1947, Sonntag

In London wird zwischen Großbritannien und Polen ein auf drei Jahre befristetes provisorisches Handelsabkommen abgeschlossen.

Der neue britische Minister für die besetzten Gebiete Deutschlands, Lord Francis Aungier Pakenham, trifft zu einem Besuch in Berlin ein.

Der in Prag tagende Europäische Rat des Jüdischen Weltkongresses fasst eine Resolution über Deutschland. Darin heißt es u.a., dass eine Erklärung über die Verantwortlichkeit Deutschlands für die Vernichtung von europäischen Juden in einen Friedensvertrag aufgenommen werden müsse.

Die britische Militärregierung erlässt eine Verordnung, wonach alle auf kulturellem Gebiet tätigen Deutschen politische Unbedenklichkeitsbescheinigungen erhalten.

Auf Empfehlung der Moskauer Außenministerkonferenz wird die weitere Durchführung der Entnazifizierung in deutsche Verantwortung übertragen.

In München findet die Gründung des Bayerischen Gewerkschaftsbundes statt.

28.4.1947, Montag

In Jugoslawien wird das Gesetz über den Fünfjahresplan 1947 bis 1951 von beiden Häusern des Parlamentes einstimmig angenommen.

Der deutsche Luftschiffkonstrukteur und Direktor der Zeppelin-Werke in Friedrichshafen am Bodensee, Hugo Eckener, reist in die USA ab. Er gehört zu einer Gruppe von rund 1000 führenden deutschen Wissenschaftlern und Ingenieuren, die dort arbeiten werden.

Nach dem Rücktritt des Berliner SPD-Vorsitzenden Franz Neumann wird Curt Swolinski einstimmig vom Landesparteitag zu seinem Nachfolger bestimmt.

29.4.1947, Dienstag

Aufgrund des Ergebnisses der Landtagswahlen in Schleswig-Holstein wird der bisherige stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Hermann Lüdemann (SPD) mit der Kabinettsbildung betraut.

Chroniknet