Was geschah im August 1956

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1.8.1956, Mittwoch

Der tschechoslowakische Ministerpräsident Viliam Siroky gibt in Prag bekannt, dass seine Regierung bereit sei, mit der Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen aufzunehmen und über den Abschluss eines Nichtangriffspakts zu verhandeln. Die Bundesregierung lehnt unter dem Hinweis ab, die CSR unterhalte offizielle Beziehungen zur DDR.

Zwischen der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland tritt ein Abkommen zur Erleichterung des Reiseverkehrs in Kraft. Für Reisen in die Schweiz benötigen Bundesbürger künftig nur noch den Personalausweis.

In Moskau gibt die Regierung eine Reihe von drastischen Preissenkungen für Verbrauchs- und Konsumgüter bekannt. Haushaltsartikel, Stoffe, Zigaretten und Fotoapparate sind ab sofort bis zu 30% billiger.

Die belgische Regierung erlässt in Brüssel ein Gesetz, das Autofahrern den Erwerb eines Führerscheins vorschreibt. Bisher war in Belgien keine Fahrerlaubnis nötig. Alle Autobesitzer, die älter als 21 Jahre sind und bereits Steuern für ein Auto bezahlen, erhalten den neuen Führerschein ohne Fahrprüfung.

2.8.1956, Donnerstag

Das US-amerikanische Verteidigungsministerium kündigt in Washington weitreichende Änderungen des Verteidigungskonzepts der USA an.

In Manila fordert die Regierung der Philippinen eine Revision des Militärabkommens mit der ehemaligen Kolonialmacht USA. Sie verlangt u.a. die Beteiligung der philippinischen Behörden an der Verwaltung der US-Stützpunkte.

3.8.1956, Freitag

Der US-amerikanische Leichtathlet Willie Williams läuft bei den NATO-Meisterschaften in Berlin mit 10,1 sec Weltrekord auf der 100-m-Strecke.

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Gebhard Müller, eröffnet im Stuttgarter Neckarstadion das 14. Deutsche Sängerbundesfest. An der Veranstaltung nehmen rund 100 000 Chormitglieder aus dem In- und Ausland teil.

In Washington unterzeichnet US-Präsident Dwight D. Eisenhower ein Gesetz zur Vereinfachung von Zollverfahren. Durch diese Maßnahme wird der Import von Waren erleichtert.

Nach Angaben des Senats von Berlin (West) sind im Westteil der ehemaligen Reichshauptstadt zum ersten mal seit 1945 weniger als 100 000 Menschen arbeitslos.

4.8.1956, Samstag

Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes arbeiten bereits rund 3,2 Mio. Arbeitnehmer in der Bundesrepublik weniger als 48 Stunden in der Woche. Vorreiter sind die 2,4 Mio. Beschäftigten der Metallindustrie.

In Jakarta erklärt die indonesische Regierung, dass sie ab sofort ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht Niederlande nicht mehr nachkommen werde.

Anlässlich des 11. Turn- und Sportfests der DDR wird in Leipzig das Zentralstadion eröffnet. Die Sportstätte bietet 100 000 Zuschauern Platz.

5.8.1956, Sonntag

Der argentinische Rennfahrer Juan Manuel Fangio (Ferrari) gewinnt auf dem Nürburgring mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 137,655 km/h den Großen Preis von Deutschland vor dem Briten Stirling Moss.

Der Karlsruher SC gewinnt im heimischen Wildparkstadion durch einen 3:1-Sieg über den Hamburger SV den DFB-Pokal.

Helgoland wird nach jahrelangen Räumungsarbeiten für den Tourismus freigegeben. Die Nordseeinsel war während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Wehrmacht zu einer Festung ausgebaut worden und diente in der unmittelbaren Nachkriegszeit der britischen Luftwaffe als Übungsziel.

Regierungsvertreter der DDR, der Sowjetunion und Jugoslawiens unterzeichnen in Belgrad ein Abkommen über die Errichtung eines Großkombinats zur Erzeugung von Aluminium in Jugoslawien. Das Werk soll nach seiner für 1957 geplanten Fertigstellung jährlich rund 100 000 t Leichtmetall produzieren.

6.8.1956, Montag

In Hannover wird Sigrid Wissel mit 519 Anschlägen in der Minute Deutsche Meisterin im Maschineschreiben.

Bei der Explosion einer Sprengstoffabrik in der kolumbianischen Stadt Cali kommen mehr als 1000 Menschen ums Leben.

Die USA gewähren Brasilien einen Kredit in Höhe von 150 Mio. US-Dollar (630 Mio. DM). Mit dem Darlehen soll das ehrgeizige Industrialisierungsprogramm der brasilianischen Regierung unterstützt werden.

In Bonn erklärt der Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Felix von Eckardt, auch nach dem Aufbau der Bundeswehr sollten die US-amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland in vollem Umfang stationiert bleiben.

7.8.1956, Dienstag

Die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs verständigen sich auf die Aufstellung gemeinsam geführter Streitkräfte zur Beendigung der Suezkrise.

Das in der Dresdner Gemäldegalerie ausgestellte Gemälde “Ruhende Venus mit Amor” des italienischen Meisters Guido Reni wird von einem Geistesgestörten durch Messerstiche völlig zerstört. Das Werk galt als eines der wertvollsten Stücke der Dresdner Sammlung.

8.8.1956, Mittwoch

Rund 300 Jugendliche liefern sich in München eine Straßenschlacht mit der Polizei. Die “Halbstarken” hatten sich geweigert, das traditionelle Volksfest “Auer Dult” zu der vorgeschriebenen Schließungszeit um 20 Uhr zu verlassen.

In der belgischen Stadt Amercoer kommen 273 Bergleute bei einem Grubenbrand ums Leben.

Der britische Premierminister Anthony Eden hält in London eine Ansprache, in der er die Rücknahme der von Ägypten verfügten Verstaatlichung des Suezkanals verlangt. In der von mehreren Fernseh- und Rundfunkstationen direkt übertragenen Rede schließt Eden eine militärische Intervention Großbritanniens nicht aus.

9.8.1956, Donnerstag

In Ägypten wird auf Befehl von Staatspräsident Gamal Abd an Nasser angesichts der drohenden militärischen Eskalation der Suezkrise eine Nationale Befreiungsarmee gebildet.

Nach vierwöchiger Dauer endet in New York die 22. Tagung des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen. Die Delegierten verabschieden eine Reihe von Resolutionen. Darin werden u.a. die Hilfe für unterentwickelte Länder, die Einhaltung der Menschenrechte, die Gleichberechtigung der Frau und der verschärfte Kampf gegen den Drogenhandel als vorrangige Aufgaben der kommenden Jahre bezeichnet.

In Frankfurt am Main wird der 7. Deutsche Evangelische Kirchentag begangen. An dem Treffen nehmen auch rund 20 000 Besucher aus der DDR teil.

10.8.1956, Freitag

Der Bund Arabischer Gewerkschaften droht für den Fall einer militärischen Intervention Frankreichs und Großbritanniens in Ägypten mit der Sprengung des Suezkanals.

In Moskau verhandelt der japanische Außenminister Mamoru Schigemitsu mit dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai A. Bulganin und dem Ersten Sekretär des ZK der KPdSU, Nikita S. Chruschtschow, über die Rückgabe der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von der Roten Armee besetzten japanischen Landesteile. Die UdSSR erklärt sich zwar bereit, die Inseln Shikotan und Habomais zurückzugeben, weigert sich aber, die südlichen Kurilen-Inseln zu räumen.

11.8.1956, Samstag

Nach einer Mitteilung des Bundes der Steuerzahler betragen die Einnahmen aus den in den letzten zwölf Monaten erhobenen Länder- und Bundessteuern 4 Mrd. DM. Dies ist der höchste Betrag, der seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland erhoben wurde.

12.8.1956, Sonntag

In Kristianstad-Rabelöv gewinnen Maurice Trintignant (Frankreich) und Phil Hill (USA) auf Ferrari das 1000-km-Langstreckenrennen um den Großen Preis von Schweden.

Die sowjetische Sportlerin Nina Winogradowa stellt in Moskau mit 4767 Punkten einen Weltrekord im Fünfkampf auf.

13.8.1956, Montag

Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Heinrich Weitz, gibt nach Gesprächen in Prag bekannt, dass die tschechoslowakische Regierung deutschstämmigen Bürgern die Ausreise in die Bundesrepublik zugesagt hat. Von den rund 160 000 Deutschstämmigen, die in der CSR leben, haben 50 000 einen Antrag auf Übersiedlung gestellt.

14.8.1956, Dienstag

Die sowjetische Männer-Staffel schwimmt in Moskau mit 4:14,8 min Weltrekord über 4×100 m Lagen.

In Berlin (Ost) stirbt im Alter von 58 Jahren der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Bertolt Brecht.

Das 7. Plenum des ZK der Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei verabschiedet in Warschau den Fünfjahresplan 1956- 1960 und rehabilitiert eine Reihe von Parteimitgliedern, die in den letzten Jahren unter dem Vorwurf von Verfehlungen aus ihren Staats- und Parteiämtern entlassen worden waren. Unter ihnen befindet sich der ehemalige Generalsekretär der Partei, Wladyslaw Gomulka.

15.8.1956, Mittwoch

Die für die Unabhängigkeit Zyperns kämpfende Befreiungsorganisation EOKA verkündet eine Waffenpause, um Verhandlungen mit der britischen Regierung aufzunehmen. Der britische Gouverneur auf Zypern erklärt am 22. August, die EOKA müsse sich bedingungslos ergeben. Dafür sichere er den Rebellen freies Geleit nach Griechenland zu. Die EOKA lehnt die britischen Vorschläge ab.

In Beni Sueff (120 km südlich von Kairo) kommen bei der Explosion eines Versorgungskomplexes mehr als 100 Menschen ums Leben. Ein Kraft- und ein Wasserwerk werden völlig zerstört. Die Energie- und Wasserversorgung der 300 000 Einwohner zählenden ägyptischen Stadt bricht völlig zusammen.

16.8.1956, Donnerstag

In Köln wird der deutsche Spielfilm “Der Hauptmann von Köpenick” uraufgeführt. Unter der Regie von Helmut Käutner spielt Heinz Rühmann die Titelrolle.

In den USA nominieren die Demokraten Adlai E. Stevenson zum Präsidentschaftskandidaten. Stevenson war bei den letzten Wahlen 1952 dem Republikaner Dwight D. Eisenhower unterlegen.

17.8.1956, Freitag

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erklärt nach einem fünfjährigen Verfahren die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) für verfassungswidrig und verfügt ihre Auflösung. Noch am selben Tag werden die Parteibüros geschlossen und die KPD-Druckereien beschlagnahmt.

18.8.1956, Samstag

Die Volksrepublik Polen tritt durch die Hinterlegung der Ratifikationsurkunde bei der Regierung der UdSSR dem österreichischen Staatsvertrag bei. Der im Mai 1955 in Kraft getretene Staatsvertrag regelt die staatliche Souveränität Österreichs.

Im Gaza-Streifen kommt es zwischen israelischen und ägyptischen Einheiten zu einem Feuergefecht. Die Auseinandersetzungen fordern zwei Todesopfer.

19.8.1956, Sonntag

In Berlin enden nach zweitägiger Dauer die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten.

In Warschau erklärt der Präsident des Zentralrates der polnischen Gewerkschaften, Viktor Klosiewiecz, die Gewerkschaften in Polen müssten von Grund auf erneuert werden und mehr Kompetenzen erhalten. Nur so könne das in den letzten Jahren verlorene Vertrauen der polnischen Arbeiter zurückgewonnen werden.

20.8.1956, Montag

Syrien und die Türkei beschließen ihre Truppen aus dem Grenzgebiet zurückzuziehen. Dadurch sollen gewalttätige Auseinandersetzungen, die zwischen syrischen und türkischen Soldaten in den letzten Monaten wiederholt vorgekommen waren, vermieden werden.

Der deutsche Schriftsteller Ernst Jünger wird für sein Gesamtwerk mit dem erstmals vergebenen Kulturpreis der Stadt Goslar ausgezeichnet.

Die polnische Leichtathletin Elzbieta Krzesinska verbessert in Budapest (Ungarn) den Weltrekord im Weitsprung um 4 cm auf 6,35 m.

21.8.1956, Dienstag

In Utrecht schwimmt die Niederländerin Jans Koster mit einer Zeit von 20:22,8 min Weltrekord über 1500 m Freistil.

Der Bundesverband der deutschen Luftfahrtindustrie gibt in Düsseldorf den Bau von Flugzeugen für die im Aufbau befindliche Luftwaffe bekannt.

In Bonn spricht sich Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) gegen die von den US-amerikanischen Streitkräften geplante Truppenreduzierung zugunsten einer atomaren Aufrüstung aus. Kernwaffen seien die “größte Gefahr für die Menschheit”, so Adenauer.

22.8.1956, Mittwoch

In Moskau wird Marschall Rodion J. Malinowski zum Oberbefehlshaber der sowjetischen Landstreitkräfte ernannt. Malinowski tritt die Nachfolge von Marschall Iwan S. Konew an, der seit 1955 den Oberbefehl über die Streitkräfte des Warschauer Paktes innehatte.

Bei einer Explosion auf dem Gelände der Dynamitgesellschaft in Leverkusen-Schlebusch kommen drei Menschen ums Leben. Die Detonation verursacht in einem Umkreis von rund 5 km schwere Schäden an Fabrikanlagen und Wohnhäusern.

23.8.1956, Donnerstag

In London endet eine internationale Konferenz von Regierungsvertretern aus 22 Staaten zur Beilegung der Suezkrise ohne konkrete Ergebnisse. Der Plan, den Suezkanal zu internationalisieren stößt bei der sowjetischen Delegation auf Ablehnung. Ägyptens Staatschef Nasser bezeichnet eine Internationalisierung des Suezkanals als unannehmbar.

Der erste Sekretär der KPdSU, Nikita S. Chruschtschow, erklärt in Moskau die Sowjetunion werde im Falle eines britischen Angriffs auf Ägypten “Freiwillige” entsenden, die gegen die “Aggressoren” kämpfen sollen.

In Berlin (Ost) erlässt der Ministerrat der DDR eine Verordnung zur Entschädigung von ehemaligen Gesellschaftern enteigneter Unternehmen. Betroffene sollen ihre Entschädigung in Jahresraten von 300 Mark erhalten. Bürger der Bundesrepublik können ihre Ansprüche geltend machen, dürfen jedoch die Entschädigung aufgrund der geltenden Bestimmungen für den Zahlungsverkehr nicht ausführen.

In San Francisco (US-Bundesstaat Kalifornien) wählt der Nationalkonvent der Republikanischen Partei den amtierenden Präsidenten Dwight D. Eisenhower zum Kandidaten für die am 6. November ausgeschriebenen Wahlen. Zum Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten wählt der Parteitag Richard M. Nixon.

Bundesernährungsminister Heinrich Lübke (CDU) genehmigt in Bonn den verstärkten Import von ausländischer Butter. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die Entscheidung scharf. Er erklärt, die ausländische Butter entspreche nicht den deutschen Qualitätsansprüchen. So werde z. B. neuseeländische Butter mit chemischen Zusätzen gefärbt, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

24.8.1956, Freitag

Die Bank deutscher Länder dehnt die Ermächtigung zum Zahlungsverkehr mit dem Ausland auf alle deutschen Kreditinstitute aus. Bislang durften nur zugelassene Außenhandelsbanken den Zahlungsverkehr mit dem Ausland abwickeln.

Die Bundesanwaltschaft erhebt in Karlsruhe nach Beendigung der gerichtlichen Voruntersuchung Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Otto John. 1954 war er unter mysteriösen Umständen aus West-Berlin verschwunden. John wird verdächtigt, für östliche Geheimdienste gearbeitet zu haben.

25.8.1956, Samstag

Nach dreiwöchiger Unterbrechung nehmen in Bonn deutsche und französische Regierungsvertreter die Verhandlungen über den Bau des Moselkanals wieder auf. Die Gespräche waren abgebrochen worden, da sowohl die Bundesrepublik als auch Frankreich die Oberhoheit über das Gemeinschaftsprojekt fordern.

Im SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” erscheint ein Artikel, der in scharfer Form Positionen des Physikers Robert Havemann (SED) kritisiert. Havemann hatte im Juli einen vielbeachteten Aufsatz unter der Überschrift “Meinungsstreit fördert die Wissenschaften” veröffentlicht.

In Berlin (Ost) teilt die DDR-Regierung mit, dass im Rahmen der Aktion “Frohe Ferientage für alle Kinder” rund 2 Mio. Jugendliche 1956 ihre Sommerferien in staatlichen Ferienlagern verbracht haben. Unter den Teilnehmern befanden sich auch 60 000 Kinder aus der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West).

26.8.1956, Sonntag

Ein mit Windgeschwindigkeiten bis 120 km/h über die Bundesrepublik ziehender Orkan fordert 20 Todesopfer. Die Sachschäden betragen nach Schätzungen der Bundesregierung rund 50 Mio. DM.

Die Parteizeitung “Neues Deutschland” veröffentlicht in der DDR eine offizielle Stellungnahme des Zentralkomitees der SED zum KPD-Verbot in der Bundesrepublik. Die Adenauer-Regierung habe – so die SED – ein schweres Attentat gegen die Interessen des deutschen Volks begangen. Nun sei “das einheitliche Handeln aller deutschen Arbeiterorganisationen, vor allem der SPD und der SED, zwingendes und unaufschiebbares Gebot”.

27.8.1956, Montag

Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums erhält die deutsche Luftwaffe rund 1000 Flugzeuge aus Beständen der Verbündeten. Die außer Dienst gestellten Maschinen, darunter 558 US-Düsenjäger vom Typ F-84, werden mit Flugzeugträgern in die Bundesrepublik gebracht und von deutschen Firmen überholt.

Die isländische Regierung erlässt in Reykjavik einen Lohn- und Preisstopp. Durch diese Maßnahme soll die Inflationsrate, die zur Zeit rund 18% beträgt, gesenkt werden.

In der sizilianischen Stadt Palermo sterben bei einem Kampf rivalisierender Mafia-Familien fünf Menschen. Damit hat sich die Zahl der seit Beginn des Bandenkriegs vor drei Monaten Getöteten auf 53 erhöht.

28.8.1956, Dienstag

In der italienischen Stadt Pralognan nehmen der Vorsitzende der Sozialistischen Partei Italiens, Pietro Nenni, und der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Giuseppe Saragat, Verhandlungen über den Zusammenschluss der beiden Parteien auf.

Die südvietnamesische Marine besetzt die im Chinesischen Meer gelegene Spratley-Inselgruppe. Die früher zum französischen Kolonialreich gehörenden Inseln werden neben Südvietnam auch von der Volksrepublik China und Nationalchina (Taiwan) beansprucht.

29.8.1956, Mittwoch

In Berlin (Ost) gibt DDR-Außenminister Lothar Bolz eine Regierungserklärung zur Außenpolitik ab. Darin bezeichnet Bolz die DDR neben der Bundesrepublik Deutschland als den legitimen Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs.

Vor der Volkskammer in Berlin (Ost), dem Parlament der DDR, fordert Parteichef Walter Ulbricht eine Begrenzung der Streitkräfte in beiden deutschen Staaten.

In Köln wird der 77. deutsche Katholikentag eröffnet. An dem Treffen nehmen rund 800 000 Menschen teil.

30.8.1956, Donnerstag

In Düsseldorf wird der dramatische Heimatfilm “Die Geierwally” mit Barbara Rütting in der Titelrolle uraufgeführt.

Nach Angaben einer Regierungskommission in Den Haag hat Königin Juliana der Niederlande ihre Beziehungen zu der Wunderheilerin Greet Hofmanns abgebrochen. In der Öffentlichkeit ist es zu heftigen Protesten gekommen, nachdem bekannt geworden war, dass die Königin an Vorträgen der Wunderheilerin teilgenommen hatte.

Über Sibirien unternimmt die Rote Armee einen oberirdischen Kernwaffentest. Es ist bereits der zweite sowjetische Atombombenversuch innerhalb einer Woche.

Die polnische Regierung gibt in Warschau die Reduzierung der polnischen Streitkräfte um 50 000 auf nunmehr 300 000 Soldaten bekannt.

31.8.1956, Freitag

Auf einer Tagung des “Ausschusses für deutsche Einheit” in Berlin (Ost) fordern Mitglieder der KPD-Führungsspitze die Bundesrepublik auf, die Partei unverzüglich wiederzuzulassen. Die deutsche Wiedervereinigung sei seit dem 17. August – dem Tag des Verbots der KPD – nicht mehr möglich, da in der Bundesrepublik keine demokratischen Verhältnisse herrschen.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit erreicht die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland mit rund 409 000 Beschäftigungslosen einen neuen Tiefststand.

In Rio de Janeiro verfügt die brasilianische Regierung die Freigabe der während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmten deutschen Vermögen.

Chroniknet