Was geschah im Dezember 1920

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Wetterstationen Dezember 1920

1.12.1920, Mittwoch

Italienische Truppen beginnen mit der Blockade des sog. Freistaats Fiume (heute Rijeka; Jugoslawien). Den Handelsschiffen in der betroffenen Küstenzone wird eine Frist zur Ausfahrt eingeräumt. Fiume ist von Legionärseinheiten des italienischen Politikers und Dichters Gabriele D’Annunzio besetzt, der sich am 31. Dezember ergibt.

Der Landtag des norddeutschen Freistaats Lippe nimmt in Detmold eine neue Verfassung an. Sie schreibt in Lippe das parlamentarisch-demokratische System fest. Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Ländern ist in der lippischen Verfassung jedoch kein Notverordnungsrecht vorgesehen. Lippe wird von einer MSPD-geführten, sozialdemokratisch-linksliberalen Koalition regiert.

Der 19-Jährige spätere SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer wird zweiter Sekretär des Hauptvorstandes des Verbandes der Arbeiterjugendvereine Deutschlands. Ollenhauer gehört der sozialistischen Arbeiterjugend seit dem Jahr 1916 an.

2.12.1920, Donnerstag

Mit dem Frieden von Gümrü (Alexandropol) endet der türkisch-armenische Krieg. Als Folge des Friedens von Brest-Litowsk war am 28. Mai 1918 die unabhängige Republik Armenien proklamiert worden, die nach dem Vertrag von Sèvres mit dem türkischen Teil Armeniens vereinigt werden sollte. Mit dem Einmarsch sowjetischer und türkischer Truppen 1920 endet die Existenz der Republik Armenien.

Mit 153 gegen 128 Stimmen nimmt das italienische Parlament in Rom ein neues Kommunal- und Provinzialwahlrecht an. Es sieht u.a. die Einführung des Frauenstimmrechts vor.

3.12.1920, Freitag

Nach mehrmonatigen Verhandlungen zwischen dem Bund der Landwirte und dem Deutschen Landbund wird in Berlin die Bildung eines sog. Reichslandbundes bekanntgegeben.

Mit 26 gegen 23 Stimmen nimmt der thüringische Landtag eine Regierungsvorlage über die Einrichtung einer kasernierten und bewaffneten Staatspolizei für Thüringen an. Die 1200 Mann starke Einheit soll auf die größeren Städte des deutschen Freistaats verteilt werden. Die im Landtag vertretenen rechten Parteien stimmen gegen die Vorlage, da sie eine Politisierung der Staatspolizei befürchten.

In Weimar beginnt eine zweitägige Konferenz der deutschen Ernährungsminister. Sie beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Getreide- und Fleischversorgung im Deutschen Reich.

4.12.1920, Samstag

Der österreichische Komponist Erich Wolfgang Korngold feiert mit der gleichzeitigen Uraufführung seiner Oper “Die tote Stadt” in Hamburg und Köln seinen ersten großen Erfolg. Die im spätromantischen Stil komponierte Oper ist von einer phantastisch-geheimnisvollen Atmosphäre gekennzeichnet.

In Nürnberg endet der Jahresparteitag der rechtsliberalen, von Gustav Stresemann geführten Deutschen Volkspartei.

Der viertägige Vereinigungsparteitag von KPD und linkem Flügel der USPD beginnt in Berlin. Zu gemeinsamen Vorsitzenden werden Paul Levi und Ernst Däumig gewählt.

5.12.1920, Sonntag

Bei einer Volksabstimmung entscheidet sich die griechische Bevölkerung nach dem Tod von König Alexander am 25. Oktober 1920 mehrheitlich für eine Rückkehr des früheren Königs Konstantin. Dieser hatte 1913 den Thron bestiegen, musste aber 1917 auf Druck der Alliierten abdanken und das Land verlassen. Nach der Volksabstimmung kehrt Konstantin vorübergehend auf den griechischen Thron zurück.

6.12.1920, Montag

Die Verfassunggebende Versammlung in der Freien Stadt Danzig (heute Gdansk) erklärt sich zum “Volkstag” und wählt den früheren Danziger Oberbürgermeister Heinrich Sahm zum Senatspräsidenten sowie den deutschnationalen Ernst Ziehm zum Vizepräsidenten. Der Senat wird von einer bürgerlichen Koalition aus Deutschnationalen, Zentrum, der Deutschen Demokratischen Volkspartei und der Freien Wirtschaftlichen Vereinigung (später Danziger Volkspartei) regiert.

Anlässlich der Etatberatungen im deutschen Reichstag (6.- 14.12.) kommt es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (MSPD), Landwirtschaftsminister Paul Hirsch (MSPD) und Reichsernährungsminister Andreas Hermes (Zentrum). Dabei wirft Braun dem Zentrumspolitiker eine von großkapitalistischen Interessen beeinflusste Düngemittelpolitik sowie die Duldung von Korruption in seinem Ministerium vor.

7.12.1920, Dienstag

Der von der Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gestellte und auf mehrere Parteien gestützte Bremer Senat tritt zurück. Anlass ist ein Streit mit den sozialistischen Bürgerschaftsabgeordneten über die Auflösung der Bremer Stadtwehr. Am 20. Februar 1921 finden Neuwahlen statt.

Das britische Unterhaus in London nimmt in zweiter Lesung das sog. Farbstoffgesetz an. Danach ist der Import ausländischer Farbstoffe auf Dauer von zehn Jahren nur unter Lizenz erlaubt. Am 17. Dezember wird das Gesetz vom Unterhaus in dritter Lesung, am 23. Dezember schließlich auch vom Oberhaus gebilligt. Die Synthese von organischen Farbstoffen ist ein wichtiger Faktor für die chemische Industrie. Führend sind u.a. die deutschen Unternehmen BASF und Farbwerke Hoechst.

8.12.1920, Mittwoch

Nach Ansicht des MSPD-Parteiausschusses gilt der Beschlus des Kasseler MSPD-Parteitages zur Regierungsbeteiligung lediglich auf Reichsebene. Damit folgt der Parteiausschuss dem Standpunkt des MSPD-Vorstands. In Kassel hatte sich die Partei gegen eine Regierungsbeteiligung ausgesprochen, wenn sie nicht den “Interessen des Proletariats” dient; eine Zusammenarbeit mit antirepublikanischen Parteien wurde grundsätzlich abgelehnt.

9.12.1920, Donnerstag

Das Unterhaus in London fordert die britische Regierung unter dem liberalen Premierminister David Lloyd George mit 307 gegen 30 Stimmen zu “äußerster” Einschränkung bei den Staatsausgaben auf. Zuvor hatte sich der britische Schatzkanzler Joseph Austen Chamberlain für eine möglichst starke Senkung der Militärausgaben ausgesprochen.

In Wien wird der parteilose Nationalökonom und Gutsbesitzer Michael Hainisch von der österreichischen Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. Hainisch gilt als liberal und offen für Reformen.

In Berlin nimmt der deutsche Reichstag die Regierungsvorlage über höhere Beamtenteuerungszulagen (Erhöhung der Kinderzulage von 50% auf 75% bis 150%) in zweiter und dritter Lesung an. Zugleich lehnt er alle darüber hinausgehenden Anträge ab. Mit dieser Entscheidung wird eine drohende Regierungskrise abgewendet.

Der sächsische Landtag in Dresden wählt den MSPD-Politiker Wilhelm Buck erneut zum Ministerpräsidenten. Er steht eine Minderheitsregierung aus MSPD und USPD vor.

10.12.1920, Freitag

In Stockholm und Oslo werden die diesjährigen Nobelpreise verliehen. Außerdem werden einige Nobelpreise rückwirkend für 1919 zugesprochen.

Im Berliner Schauspielhaus wird mit dem Schauspiel “Kreuzweg” erstmals ein Drama des 23-Jährigen deutschen Schriftstellers Carl Zuckmayer aufgeführt, der nach dem Weltkrieg Naturwissenschaft studiert. In den Hauptrollen spielen u.a. Annemarie Seidel und Lothar Müthel. Die von Ludwig Berger inszenierte Aufführung wird zu einem Triumph für den 28-Jährigen deutschen Regisseur.

11.12.1920, Samstag

In Nürnberg beginnt der zweite Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei.

12.12.1920, Sonntag

Bei einem Volksbegehren in der bayerischen Landeshauptstadt München über die Neuwahl des Stadtrates wird das erforderliche 50%-Quorum nicht erreicht. Von den 388 758 Wahlberechtigten stimmen nur 179 430 für die Auflösung. Die Sozialdemokraten – sie stellen im Stadtrat die Mehrheit – hatten Stimmenthaltung proklamiert. Das Volksbegehren wurde von den bürgerlichen Parteien initiiert.

Das polnische Parlament billigt in zweiter Lesung einen Gesetzentwurf zur Siedlungspolitik. Danach können verlassene, ehemals in adligem Besitz befindliche Güter vom Staat beschlagnahmt werden. Sie sollen der Schaffung von Landwirtschaftskolonien für invalide Soldaten dienen, die den Grund und Boden teils unentgeltlich, teils gegen Bezahlung zur Bewirtschaftung erhalten.

13.12.1920, Montag

In einem zwischen der britischen und der französischen Regierung geschlossenen Abkommen wird privaten und Handelsflugzeugen ein freier Verkehr in beiden Staaten zugesichert.

14.12.1920, Dienstag

Im US-amerikanischen New York verteidigt als Weltmeister im Schwergewicht der Berufsboxer Jack Dempsey (eigtl. William Harrison) seinen Titel durch einen K.-o.-Sieg in der zwölften Runde über seinen Landsmann Bill Brennan. Es handelt sich bereits um die zweite Titelverteidigung Dempseys in diesem Jahr.

Im Berliner Ufa-Palast am Zoo wird der Film “Anna Boleyn” von Ernst Lubitsch uraufgeführt. In den Hauptrollen des historischen Films spielen Henny Porten und Emil Jannings. Vor allem wegen solcher Ausstattungsfilme zählt Ernst Lubitsch zu den führenden deutschen Regisseuren.

Das US-amerikanische Repräsentantenhaus in Washington stimmt einem Gesetzentwurf über die Beschränkung der Einwanderung zu. Danach können nur Angehörige von US-Bürgern sowie sog. Naturalisierungswillige in das Land einwandern. Das Repräsentantenhaus befristet allerdings die Geltungsdauer der Gesetzesvorlage auf ein Jahr.

Das britische Oberhaus in London billigt die von der liberalen Regierung unter Premierminister David Lloyd George im Frühjahr ins Parlament eingebrachte sog. Government of Ireland Act (“Home rule”-Gesetz).

15.12.1920, Mittwoch

Auf einem viertägigen Treffen (bis 18.12.) beschliest der Bundesausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), dass Streiks in lebenswichtigen Betrieben nicht ohne Zustimmung der übrigen davon betroffenen Arbeiterschaft durchgeführt werden sollen. Daher soll nach Willen des Bundesausschusses dem ADGB-Bundesvorstand vor entsprechenden Aktionen Gelegenheit zur Vermittlung gegeben werden.

16.12.1920, Donnerstag

Einem der schwersten Beben aller Zeiten fallen in der chinesischen Provinz Kansu rund 200 000 Menschen zum Opfer. Die Stärke des Bebens erreicht den Wert 8,6 auf der oben offenen Richter-Skala.

Mit Hilfe von Geldern, die von Reichswehrangehörigen bereitgestellt wurden, erwirbt die NSDAP den “Völkischen Beobachter” und baut ihn zum Parteiorgan aus.

In Berlin beginnt eine von der Freien Arbeiter-Union Deutschland (FAUD) organisierte internationale Konferenz (bis 21.12.). Dabei wird die Gründung einer syndikalistischen Internationale als Alternative zur Kommunistischen Internationale diskutiert. Die FAUD verfügt derzeit über rund 150 000 Mitglieder in 450 Ortsgruppen.

Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (heute Jugoslawien) bricht die diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien ab. Die Maßnahme wird mit der Nichteinhaltung des am 9. August 1920 in Kraft getretenen Friedensvertrages von Neuilly begründet. Die Regierung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen wirft Bulgarien u.a. vor, ein zu großes Heer zu unterhalten und die Verpflichtungen zur Kohlenlieferung nicht zu erfüllen. Bulgarien hatte im Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn gekämpft, Serbien auf Seiten der Alliierten (u.a. Frankreich und Großbritannien).

Der österreichische Nationalrat in Wien ermächtigt die Bundesregierung per Gesetz zur Führung des Bundeshaushaltes in der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1921. Zugleich werden dem österreichischen Finanzministerium Kreditvollmachten zur Deckung des staatlichen Haushaltsdefizits bewilligt.

Die schweizerische Bundesversammlung in Bern wählt mit 136 von 167 Stimmen Edmund Schultheß zum neuen Bundespräsidenten. Der bisherige Vizepräsident und Leiter des Volkswirtschaftsdepartements tritt damit turnusmäßig zum 1. Januar 1921 die Nachfolge von Giuseppe Motta an. Schultheß hatte dieses Amt bereits 1917 ausgeübt. Zum Vizepräsidenten wird Robert Haab gewählt, der 1917/18 schweizerischer Gesandter in Berlin war.

Die Republik Österreich wird einstimmig in den Völkerbund aufgenommen. Am 10. Oktober 1919 hatte Österreich einen Friedensvertrag mit den Siegermächten des Weltkriegs unterzeichnet (Frieden von St. Germain). Zugleich beschließt die in Genf tagende Völkerbundversammlung u.a. die Aufnahme der Staaten Finnland und Luxemburg.

17.12.1920, Freitag

Albanien wird in den Völkerbund aufgenommen, der damit einem albanischen Antrag vom 12. Oktober 1920 entspricht. Mit dem Eintritt verbunden ist die internationale Anerkennung des Staates in den Grenzen von 1913. Allerdings zieht sich die genaue Grenzfestlegung noch bis 1926 hin.

Der 51-Jährige deutsche Gewerkschaftsführer und MSPD-Politiker Rudolf Wissell wird Sekretär des ADGB-Bundesvorstands. Er übernimmt das Amt von Heinrich Löffler, der Arbeitnehmervertreter im Direktorium des Reichskohlenrats wird. Wissell, der auch MSPD-Reichstagsabgeordneter ist, war von Februar bis Juli 1919 Reichswirtschaftsminister.

18.12.1920, Samstag

Das tschechoslowakische Parlament nimmt ein Gesetz über die Verstaatlichung der Privatbahnen an. Betroffen davon sind auch Bahnen, die durch deutsches Gebiet verlaufen.

Bei den Kammerwahlen in Spanien erhält der spanische Ministerpräsident Eduardo Dato Iradier nicht die erhoffte parlamentarische Mehrheit. Er ist auf die Unterstützung der Rechtskonservativen angewiesen, die einen Eintritt in die Regierung allerdings ablehnen.

20.12.1920, Montag

Bei der Urwahl im Groß-Berliner Metallarbeiterverband verlieren die kommunistischen Gewerkschafter ihre führende Position. Sie müssen sich knapp einer Listenverbindung von Unabhängigen und Sozialdemokraten geschlagen geben. Vorausgegangen war ein vor allem von sozialdemokratischer Seite außergewöhnlich engagiert geführter Wahlkampf unter den Mitgliedern.

21.12.1920, Dienstag

Im Landtag von Braunschweig kommt es zu einem heftigen Streit über Abfindungsforderungen des ehemaligen Herzogshauses in Höhe von 250 Mio. Mark. Während sozialistische Abgeordnete die Forderung als “Machtprobe” betrachten und grundsätzlich ablehnen, fordern Vertreter der sich in der Minderheit befindlichen bürgerlichen Parteien eine rechtliche Klärung.

22.12.1920, Mittwoch

In Moskau beginnt der VIII. Sowjetkongress (bis 29.12.). Auf ihm sind neben den Bolschewisten letztmals auch Delegierte der reformorientierten Menschewisten und der Sozialrevolutionäre vertreten, deren Hauptvertreter anschließend ins Exil gehen.

Eine internationale Sachverständigenkonferenz in Brüssel (seit 15.12.) beschäftigt sich mit der Festlegung der deutschen Reparationsschuld.

Im Deutschen Reich wird erstmals ein Rundfunk-Instrumentalkonzert ausgestrahlt. Die Sendung erfolgt über den posteigenen Langwellensender Königswusterhausen.

23.12.1920, Donnerstag

Die Schauspielerin Rosa Valetti eröffnet in Berlin das Kabarett “Größenwahn”. Den Programmschwerpunkt bilden Chansons.

Im mit Spannung erwarteten Urteil des Landgerichtes Berlin I wird dem Cotta-Verlag die Herausgabe des dritten Bandes von Otto von Bismarcks “Gedanken und Erinnerungen” weiterhin untersagt. Zur Begründung des Urteils führt das Gericht das Urheberrecht des früheren deutschen Kaisers Wilhelm II. an seinen von Bismarck verwerteten Briefen an. Der Verlag hatte gegen das zuvor ausgesprochene Verbot der Herausgabe geklagt.

Im Berliner Kleinen Schauspielhaus wird der gesamte, aus zehn Szenen bestehende Zyklus von Arthur Schnitzlers Schauspiel “Reigen” in der Regie von Hubert Reusch uraufgeführt. Die Aufführung löst einen Skandal aus.

In Sowjetrussland werden alle Zahlungen für Brennstoffe, die an staatliche Betriebe sowie an Post-, Telegrafen- und Telefonämter geliefert werden, abgeschafft. Bereits seit dem 4. Dezember werden Lebensmittel, seit dem 17. Dezember Massenbedarfsgüter, unentgeltlich abgegeben. Die entsprechenden Dekrete sind Zeichen eines Übergangs zu naturalwirtschaftlichen Verteilungsverfahren, den der rapide Kaufkraftverlust des Rubels notwendig macht.

Zwischen Großbritannien und Frankreich wird in Paris ein Abkommen geschlossen, das die Grenzen zwischen dem französisch beherrschten Syrien und dem britisch beherrschten Palästina festlegt.

Das britische Gesetz über eine begrenzte Selbstverwaltung Irlands tritt in Kraft.

25.12.1920, Samstag

In Tours beginnt ein sechstägiger Parteitag der französischen Sozialisten. Nach heftigen Diskussionen über die Stellung der Partei zur Komintern kommt es zur Spaltung und zur Gründung der Kommunistischen Partei Frankreichs.

26.12.1920, Sonntag

Im Alter von 59 Jahren stirbt in Berlin der deutsche Gewerkschaftsführer Carl Legien. Er zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der frühen deutschen Gewerkschaftsbewegung. 1890 war er u.a. Mitgründer und bis 1919 Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands sowie 1919 Mitgründer und seitdem Vorsitzender des ADGB.

27.12.1920, Montag

Das französische Parlament in Paris beschließt eine Verlängerung des staatlichen Petroleummonopols um zwei Jahre.

28.12.1920, Dienstag

Die hamburgische Bürgerschaft verabschiedet mit 95 gegen 40 Stimmen die neue Verfassung der Freien und Hansestadt. Danach bildet der Senat die von der Bürgerschaft gewählte Landesregierung. Die aus 160 Abgeordneten bestehende Bürgerschaft wird auf drei Jahre gewählt. Gegen die Verfassung, die am 7. Januar 1921 verkündet wird, stimmen die Rechtsparteien und die Kommunisten.

29.12.1920, Mittwoch

Auf einem in Berlin beginnenden Kongress der Kommunistischen Jugend Deutschlands (bis 30.12.) wird die Gründung einer kommunistischen Kinderorganisation bekanntgegeben.

Die sowjetrussische Regierung bricht die Wirtschaftsverhandlungen mit den USA ab. Der neue US-Präsident Warren G. Harding hatte sich gegen eine Aufnahme von Wirtschaftsbeziehungen zu Sowjetrussland ausgesprochen.

In Berlin werden Leitsätze der sog. schlagenden Turnerschaften (Studentensportorganisationen) bekannt. Sie sind in hohem Maß von völkischrassistischem Gedankengut geprägt.

30.12.1920, Donnerstag

Die deutsche Reederei Hamburg-Südamerika-Dampfschifffahrtsgesellschaft stellt ihren ersten Nachkriegsneubau in Dienst.

31.12.1920, Freitag

Die französische Regierung unter Ministerpräsident Georges Leygues kritisiert in einer diplomatischen Note die Nichterfüllung der aus dem Versailler Friedensvertrag resultierenden deutschen Verpflichtungen gegenüber den Alliierten (u.a. bei der Entwaffnung und der Auflösung der Einwohnerwehren). Am 9. Dezember hatte das Deutsche Reich in einer Note darauf hingewiesen, dass sie angesichts der unsicheren innenpolitischen Lage die entsprechenden Fristen nicht einhalten könne.

Der italienische Politiker und Dichter Gabriele D’Annunzio gibt die Besetzung von Fiume (Rijeka) auf. Nach der Ratifizierung des sog. Vertrages von Rapallo im italienischen Parlament am 17. Dezember sind italienische Truppen gegen Fiume in Marsch gesetzt worden, die am 26. Dezember erste Gebietsstreifen von Fiume besetzten. D’Annunzio gibt jeden Widerstand auf, daraufhin werden die Modalitäten für den Abzug seiner Legionäre vereinbart (Beginn der Räumung: 5.1.1921).

Silvesterfeiern im Deutschen Reich sind angesichts der wirtschaftlichen Lage nur eingeschränkt möglich. Die Politiker zeigen sich zum Jahresausklang dennoch nicht hoffnungslos.

Chroniknet