Was geschah im Dezember 1924

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Wetterstationen Dezember 1924

1.12.1924, Montag

In der estnischen Hauptstadt Reval bricht ein kommunistischer Aufstand aus, der im Laufe des Tages von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen wird. Etwa 140 Aufständische, darunter auch sechs Angehörige der sowjetischen Gesandtschaft, werden verhaftet. Unter dem Eindruck des Putsches kommt es am 17. Dezember in Estland zur Bildung eines Allparteienkabinetts unter Jüri Jaakson.

Plutarco Elias Calles übernimmt das Präsidentenamt in Mexiko. Calles gehört, wie auch sein Vorgänger Alvaro Obregón, zu den Führern der radikalen Fortschrittspartei und hatte bei den Wahlen am 6. Juli die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt. Obregón hatte nicht mehr kandidiert.

Im Zusammenhang mit der Lockerung des Besatzungsregimes im Ruhrgebiet stellt das Nachrichtenblatt der französischen Besatzung “Echo du Rhin” das Erscheinen ein.

George Gershwins Muscial “Lady be good” wird in New York mit großem Erfolg uraufgeführt.

2.12.1924, Dienstag

Nach längeren Verhandlungen schließen Großbritannien und das Deutsche Reich einen Handels- und Schifffahrtsvertrag ab, der gegenseitige Meistbegünstigung im internationalen Warenaustausch vorsieht.

Vom Bibliographischen Institut in Leipzig wird “Meyers Lexikon” in siebter Auflage herausgebracht. Der erste der insgesamt zwölf Bände dieser Enzyklopädie kostet 30 Reichsmark.

3.12.1924, Mittwoch

In seiner Botschaft an den Kongress betont der wiedergewählte US-Präsident Calvin Coolidge die guten Beziehungen der Vereinigten Staaten von Amerika zu den europäischen Staaten. Ferner bestätigt Coolidge die bisherige Auffassung der Regierung, dass die USA nicht bereit seien, in den Völkerbund einzutreten.

Die Internationale Luftfahrtkonferenz, die seit 1. Dezember in Kopenhagen tagt, berät vor allem die Feststellung der Luftlinien zwischen den skandinavischen und den mitteleuropäischen Staaten.

4.12.1924, Donnerstag

Nach der Überfliegung der Anden landen zwei von Buenos Aires kommende Junkers-Verkehrsflugzeuge in Santiago de Chile. Erstmals wurden damit die Anden unweit ihrer höchsten Erhebung (Aconcagua-Gipfel: 6958 m) überflogen.

In Berlin wird die erste deutsche Funkausstellung eröffnet. Zehn Tage lang präsentieren 268 Aussteller ihre Erzeugnisse. Eine besondere Attraktion für die etwa 115 000 Besucher ist ein 1,5 Kilowatt-Sender mit einer Reichweite von über 200 km.

In den Londoner Robinson-Midlandbank-Skandal ist, wie nun aus Pressemeldungen hervorgeht, der indische Maharadscha General Rajah Sir Hari Singh, Premierminister von Kaschmir, verwickelt. Die britische Regierung hatte versucht, diesen Skandal zu verheimlichen.

5.12.1924, Freitag

In Paris trifft der britische Außenminister Sir Joseph Austen Chamberlain mit dem französischen Ministerpräsidenten Edouard Marie Herriot zusammen, der zugleich Außenminister von Frankreich ist. Bei der Unterredung werden u.a. die Militärkontrolle im Deutschen Reich und die Räumung der Kölner Zone erörtert.

Der österreichische Nationalrat nimmt die 13. Novelle zum Arbeitslosengesetz einstimmig an, wonach die Arbeitslosenunterstützung künftig vom 18. statt vom 16. Lebensjahr an gezahlt werden soll. Ursprünglich wollte die Regierung die Unterstützung nur vom 21. Lebensjahr an bewilligen. Während der vorausgegangenen Debatte im Parlament war es zu lautstarken Protesten von Arbeitslosen gekommen.

6.12.1924, Samstag

Das US-Bankhaus Morgan verschifft in New York die erste Goldsendung im Wert von fünf Millionen US-Dollar (21 Millionen Reichsmark) nach Hamburg. Das Gold ist gemäß den Anweisungen des Dawesplans für die Reichsbank bestimmt. Insgesamt geht die Hälfte der US-Anleihe für das Deutsche Reich, also 50 Millionen US-Dollar (210 Millionen Reichsmark), an die Reichsbank.

7.12.1924, Sonntag

Die bekannte Firma für Drahtseilbahnen Adolf Bleichert & Co. in Leipzig ist mit der Ausführung der Zugspitzbahn beauftragt worden. Nach einer äußerst langen Anlaufzeit – die ersten Planungen für die Bahn stammen aus dem Jahr 1900 – wird die Seilbahn auf den höchsten deutschen Berg (2962 m) nun realisiert. Die Eröffnung ist für den 1. August 1925 geplant.

In Preußen, Hessen, Braunschweig und Bremen werden zugleich mit den Reichstagswahlen die Landesparlamente gewählt.

Bei den zweiten Reichstagswahlen des Jahres erhalten die radikale Rechte und Linke eine deutliche Absage. Die Mitte-Parteien können einen Zuwachs verbuchen, Erfolge verzeichnet die SPD. Nach wie vor bleiben die Schwierigkeiten der Regierungsbildung bestehen, die zur Auflösung des erst am 4. Mai gewählten zweiten Weimarer Reichstags geführt hatten.

8.12.1924, Montag

Komponist Igor Strawinsky tritt in Berlin als Solist bei der deutschen Erstaufführung seines “Concerto für Klavier und Blasinstrumente” auf. Auch schon bei der Uraufführung in Paris (1924) war Strawinsky als Pianist aufgetreten. Das Berliner Konzert wird von Wilhelm Furtwängler dirigiert.

9.12.1924, Dienstag

Vor dem Schöffengericht in Magdeburg beginnt der Beleidigungsprozess, den Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) gegen Erwin Rothardt, Redakteur der rechtsgerichteten “Mitteldeutschen Presse”, angestrengt hatte. Rothardt hatte Ebert wegen dessen Teilnahme am Munitionsarbeiterstreik 1918 als Landesverräter bezeichnet.

In Österreich wird der Christlichsoziale Michael Hainisch zum zweiten Mal zum Bundespräsidenten gewählt. Hainisch hat das Amt seit 1920 inne.

10.12.1924, Mittwoch

In Stockholm werden die Nobelpreise für Medizin (Willem Einthoven), Literatur (Wladyslaw Stanislaw Reymont) und Physik (Karl Manne Georg Siegbahn) verliehen. Wie im Vorjahr findet das Nobelkomitee keine geeignete Persönlichkeit für den Friedensnobelpreis.

In Berlin wird die Deutsche Automobilausstellung 1924 eröffnet. Rund 650 Firmen führen ihre Produkte bei der vom Reichsverband der Automobilindustrie veranstalteten Autoschau vor. Besonderes Aufsehen erregt der von der Hannoverschen Firma Hanomag präsentierte neue Kleinwagen, genannt “Kommissbrot”, der mit einem Preis von 2300 Reichsmark extrem günstig ist.

Das Reichskabinett Wilhelm Marx tritt, dem Wahlergebnis vom 7. Dezember folgend, zurück. Am 15. Dezember nimmt Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) die Demission an. Zugleich beauftragt er das Kabinett mit der Fortführung der Geschäfte bis zur Bildung einer neuen Regierung.

11.12.1924, Donnerstag

Vom Reichsrat wird der Reichshaushaltsplan für 1925 genehmigt, der erstmals wieder auf der Grundlage der Goldwährung erstellt ist.

Mit großer Mehrheit wählt die schweizerische Bundesversammlung Jean-Marie Musy, bisher Chef des Finanzdepartements, anstelle des ausscheidenden Ernest Louis Chuard zum Bundespräsidenten für das Jahr 1925.

12.12.1924, Freitag

Preußens Innenminister Carl Severing (SPD) hebt das Verbot der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) auf. Am 26. Juli hatte der Reichstag die Aufhebung aller Parteiverbote beschlossen.

In einer weiteren Note an die Mitglieder des Völkerbundsrats fordert die Reichsregierung im Hinblick auf den angestrebten Beitritt des Deutschen Reichs in den Völkerbund Klärung über eine eventuelle Beteiligung des Reichs an kriegerischen Zwangsmaßnahmen des Völkerbunds.

Nach offiziellen Mitteilungen aus Paris ist Ministerpräsident Edouard Marie Herriot an einer schweren Venenentzündung erkrankt und wird erst im Januar 1925 wieder seine Arbeitsgeschäfte aufnehmen können.

Von 150 am vergangenen Freitag vom dänischen Nordseehafen Esbjerg ausgelaufenen Fischkuttern sind 70 nach orkanartigen Stürmen der letzten Tage verschollen. Dänische Zeitungen gehen übereinstimmend davon aus, dass die Kutter gesunken sind.

13.12.1924, Samstag

Gegen den verantwortlichen Redakteur des Satireblatts “Simplicissimus” ist von der Evangelischen Kirche in Bayern Anzeige wegen Gotteslästerung erstattet worden. Die Anzeige bezieht sich auf ein satirisches Gedicht in der 29. Nummer der Zeitschrift, das kulturkämpferische und völkische Tendenzen der letzten Tagung des Evangelischen Bundes verspottet.

Nach Meldungen aus Tanger ist die militärische Lage der Spanier in Marokko derzeit äußerst schwierig, nachdem bisher freundlich gesinnte Anjerastämme den Kampf gegen sie aufgenommen haben. Seit 1919 kämpfen die spanischen Kolonialtruppen gegen den Aufstand der Rifkabylen.

Bei einem Gespräch mit Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) in Berlin machen SPD-Spitzenpolitiker deutlich, dass der Ausgang der Reichstagswahlen als Bestätigung der bisherigen, auch von der SPD unterstützten Außenpolitik zu werten sei, weshalb für die neue Reichsregierung nur eine Erweiterung ihrer Regierungsbasis nach links in Frage komme.

14.12.1924, Sonntag

In Zusammenarbeit mit den sowjetischen Kommissionen für Post und Telegrafie gelingen der Reichspost Kurzwellenübertragungen Berlin- Moskau und umgekehrt durch Bildtelegrafie.

Ottorino Respighis Sinfonische Tondichtung “Pini di Roma” (“Die Pinien von Rom”) wird im Augusteo in Rom uraufgeführt.

Das deutsch-schweizerische Fußball-Länderspiel in Stuttgart endet 1:1.

15.12.1924, Montag

Traugott von Jagow wird begnadigt. Wegen führender Beteiligung am rechtsradikalen Kapp-Putsch im März 1920 war Jagow 1921 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden. Jagow war Innenminister der Kapp-Regierung gewesen.

Die Reichsregierung Wilhelm Marx tritt zurück, bleibt aber zunächst geschäftsführend im Amt. Die Parteien der bisherigen Minderheitsregierung Zentrum, Deutsche Demokratische Partei (DDP) und Deutsche Volkspartei (DVP) konnten bei den Reichstagswahlen am 7. Dezember die Zahl ihrer Mandate nur geringfügig um 14 auf 152 von insgesamt 394 steigern.

16.12.1924, Dienstag

Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) empfängt in Berlin nacheinander die Führer von SPD, DNVP, DVP, DDP und des Zentrums zu Einzelbesprechungen über die politische Lage und die Frage der Regierungsbildung. Am Vortag hatte Ebert den Rücktritt der Reichsregierung Wilhelm Marx angenommen.

In Wien fordern demonstrierende Arbeitslose eine 20%ige Erhöhung der Unterstützung für Arbeitslose und die uneingeschränkte Zahlung der Unterstützung. Am 5. Dezember hatte der Nationalrat eine Einschränkung der Arbeitslosenunterstützung verabschiedet.

17.12.1924, Mittwoch

Die neue Frankfurter Funkhochschule eröffnet ihre Kurse mit einem Vortrag Paul Beckers über “Voraussetzungen der Musikbetrachtung”.

In Leipzig findet die erste Hauptversammlung des Reichs-Knappschaftsvereins statt.

In einer Fraktionssitzung lehnt das Zentrum eine Koalition mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) ab.

Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) beauftragt Reichsaußenminister Gustav Stresemann (DVP) mit der Bildung eines neuen Reichskabinetts, was dieser noch am selben Tag ablehnt. Daraufhin übernimmt der geschäftsführende Reichskanzler Wilhelm Marx am 18. Dezember diese Aufgabe.

18.12.1924, Donnerstag

An den Berliner Kammerspielen inszeniert Carl Sternheim sein Schauspiel “1913” (Uraufführung: 1919) mit Albert Steinrück und Hubert von Meyerinck.

Papst Pius XI. hält vor dem Geheimen Konsistorium eine Ansprache an die Kardinäle, worin er eine Übersicht über die wichtigsten kirchlichen Ereignisse des Jahres 1924 gibt. Der Papst schildert ausführlich die Lage der Kirche in der Sowjetunion.

Alarmierend für die Reichsregierung ist eine britische Erklärung über die alliierte Generalinspektion der deutschen Rüstungssituation: Die Alliierten hätten angesichts des deutschen Widerstands gegenüber der Militärkontrolle zu prüfen, ob die Vorbedingungen für die fristgemäße Räumung der britisch besetzten Kölner Zone am 10. Januar 1925 gegeben seien.

Verhandlungen des geschäftsführenden Reichskanzlers Wilhelm Marx (Zentrum) über die Bildung einer neuen Regierung gestalten sich äußerst schwierig. Die DDP und der linke Zentrumsflügel lehnen eine Koalition mit den rechtskonservativen Deutschnationalen ab.

19.12.1924, Freitag

Da sich keine rasche Lösung bei der Regierungsbildung abzeichnet, einigen sich Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) und der geschäftsführende Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) darauf, diese bis Januar 1925 zu verschieben. Am 15. Januar 1925 bildet Hans Luther (parteilos) das neue Kabinett mit den Deutschnationalen.

In Hannover wird Friedrich (“Fritz”) Haarmann, dem 27 Morde an jungen Männern zur Last gelegt werden, zum Tode verurteilt.

Erich Mühsam wird auf Bewährung aus der Haft entlassen. Der Schriftsteller war wegen seiner führenden Beteiligung an der Münchner Räterepublik im Jahr 1919 zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt worden.

Der neugewählte Münchner Stadtrat wählt Bäckermeister Karl Scharnagl von der Bayerischen Volkspartei zum ehrenamtlichen Ersten Bürgermeister der Stadt.

20.12.1924, Samstag

In Fortführung der Stabilisierungspolitik wird in Österreich die Schillingwährung eingeführt. Das Schillingsrechnungsgesetz bezweckt einen Übergang von der Kronenwährung auf eine nicht inflationierte Geldeinheit (ein Schilling = 10 000 Kronen).

Dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Adolf G. D. Maltzan, wird an Stelle von O. Wiedfeldt zum Botschafter in Washington ernannt.

Nationalsozialist Adolf Hitler erhält eine großzügige Bewährungsfrist und wird vorzeitig aus der Festung Landsberg am Lech entlassen. Erst am 1. April war Hitler wegen des Putsches vom 8./9. November 1923 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden.

21.12.1924, Sonntag

Die Volksbühne Berlin bringt Eugene O’Neills Drama “Unterm karibischen Mond” in einer Inszenierung von Erwin Piscator.

22.12.1924, Montag

Der Maler Christian Rohlfs wird anlässlich seines 75. Geburtstages zum Ehrenbürger der Stadt Hagen und zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt.

23.12.1924, Dienstag

In einem Beleidigungsprozess bestätigt das Schöffengericht Magdeburg, dass Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) durch seine Teilnahme an einem Munitionsarbeiterstreik im Januar 1918 de facto Landesverrat begangen habe. Das Urteil löst einen Sturm der Entrüstung in der republikanischen Öffentlichkeit aus.

Für die Reichspost- und Telegrafenverwaltung wird die Bezeichnung Deutsche Reichspost (DRP) eingeführt.

Im Berliner Ufa-Palast am Zoo wird Friedrich Wilhelm Murnaus psychologische Filmtragödie “Der letzte Mann” uraufgeführt. Die Hauptrolle spielt Emil Jannings.

24.12.1924, Mittwoch

In der Peterskirche in Rom wird als Auftakt zum Jubeljahr der katholischen Kirche (1925) die Heilige Pforte geöffnet, die vor 24 Jahren zuletzt geschlossen worden war.

Achmed Zogu, Führer moslemisch-konservativer Kreise in Albanien, vertreibt die revolutionäre Regierung unter Bischof Fan S. Noli aus Tirana. Erst im Juni war Zogu durch einen von Fan S. Noli geführten Aufstand ins Exil gezwungen worden. Von Italien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) militärisch unterstützt, gelingt Zogu nun die Rückeroberung der Macht.

Frankreichs Ministerpräsident Edouard Marie Herriot äußerst sich in Paris über die Räumung der Kölner Zone dahingehend, dass der bisherige Verlauf der Militärinspektion im Deutschen Reich für den Beweis ausreiche, dass die Räumung nicht wie vorgesehen am 10. Januar 1925 vollzogen werden könne.

Nach dem Urteil im Rothardt-Prozess bestätigt das Reichskabinett dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD), dass “Ihre Tätigkeit stets dem Wohle des deutschen Vaterlandes gegolten hat”.

In Braunschweig übernimmt Gerhard Marquordt (parteilos) die Regierung. Seine den Rechtsparteien nahestehenden Fachminister gehören nicht dem Landtag an.

25.12.1924, Donnerstag

Bei einer Weihnachtsfeier in Hobart im US-Bundesstaat Oklahoma kommt es durch eine umgestürzte Kerze zu einem furchtbaren Brandunglück. Bisher sind 42 Leichen aus dem völlig zerstörten Haus geborgen worden. Panik unter den 300 Kindern hatte die Rettungsarbeit erheblich erschwert.

26.12.1924, Freitag

Angriffe von konservativer und nationalistischer Seite führen zur Schließung des Bauhauses in Weimar und seiner Umsiedlung nach Dessau. Leiter Walter Gropius und die Meister des Instituts kündigen die Schließung für den 1. April 1925 an.

27.12.1924, Samstag

Während der Weihnachtsfeiern wurden nach polizeilichen Angaben in Berlin 50 Selbstmorde und Selbstmordversuche begangen.

28.12.1924, Sonntag

Wegen anhaltender parteiinterner Differenzen werden der sächsische Ministerpräsident Max Heldt und Innenminister Max Müller von ihren Bezirksvorständen aus der SPD ausgeschlossen.

29.12.1924, Montag

Gegenüber dem Vorjahr fallen die Erträge der Kartoffelernte 1924 mit 1,5 Millionen t um 4,7% höher aus.

Im Alter von 79 Jahren stirbt der schweizerische Epiker, Erzähler und Lyriker Carl Spitteler (Pseudonym: Carl Felix Tandem) in Luzern. 1919 erhielt Spitteler den Literaturnobelpreis.

30.12.1924, Dienstag

Mit Max Reinhardts aufsehenerregender Inszenierung von Luigi Pirandellos “Sechs Personen suchen einen Autor” im Berliner Theater Komödie wird eine “Pirandello-Mode” im Deutschen Reich ausgelöst.

Im Ruhrgebiet wurden im vergangenen Monat 8,97 Millionen t Kohle gefördert; die Koksproduktion beträgt in diesem Zeitraum 2,02 Millionen t.

Die deutschen Bergarbeiterverbände kündigen am 28. Februar 1925 das Abkommen über die erhöhte Arbeitszeit.

31.12.1924, Mittwoch

Die Botschafterkonferenz der Alliierten beschließt, die am 10. Januar 1925 fällige Räumung der Kölner Zone zu verschieben. Grundlage für diese Entscheidung ist das Gutachten der Interalliierten Militärkontrollkommission, das eine vollständige Erfüllung der Abrüstungsklausel des Versailler Vertrags (1919) bis zu diesem Datum für ausgeschlossen hält.

Der Alte Bergarbeiterverband verzeichnet einen Mitgliederschwund von 10 000, also etwa einem Drittel seiner Mitgliederschaft. Auch andere Gewerkschaften haben mit diesen Problemen zu kämpfen.

Im vergangenen Jahr lieferte das Deutsche Reich 11,4 Millionen t Steinkohle und 3,7 Millionen t Koks als Reparationen an die Alliierten.

Die Berliner Kriminalpolizei nimmt den Geschäftsmann Julius Barmat wegen Vermögensdelikten fest. Bereits am 22. Dezember war der Geschäftsmann Iwan Kutisker aus dem gleichen Grund verhaftet worden. Beiden wird Bestechung hoher Beamter und Politiker vorgeworfen. Reichspostminister Anton Höfle tritt wegen seiner Verwicklung in den Korruptionsskandal zurück.

Der deutsche Wohnungsbau im vergangenen Jahr wurde zu 58% aus öffentlichen und zu 42% aus privaten Mitteln finanziert. Insgesamt wurden für die Errichtung neuer Wohnungen 1,1 Milliarden Reichsmark ausgegeben.

Chroniknet