Was geschah im Dezember 1930

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Wetterstationen Dezember 1930

1.12.1930, Montag

Um einen ausgeglichen Haushalt für 1931 sicherzustellen, erlässt die Reichsregierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) die Notverordnung zur “Sicherung der Wirtschafts- und Finanzlage”.

In Minsk, der Hauptstadt der Sowjetrepublik Weißrussland, werden mehrere namhafte Intellektuelle wegen angeblicher “konterrevolutionärer Tätigkeit” festgenommen, darunter auch ehemalige Minister. Die Verhaftungen sind Teil der “Säuberungsaktionen”, mit denen der seit 1927 als Diktator herrschende Staats- und Parteichef Josef W. Stalin mögliche Gegner innerhalb der KPdSU auszuschalten versucht.

In einer Note an den Völkerbund protestiert die Reichsregierung scharf gegen “gewalttätige Übergriffe”, die von Teilen der polnischen Bevölkerung während des Wahlkampfes zum Sejm im November an der deutschen Minderheit in Oberschlesien, das seit 1921 von Polen regiert wird, verübt worden sind.

2.12.1930, Dienstag

In seiner Eröffnungsrede vor dem am 4. November neugewählten Kongress fordert US-Präsident Herbert Clark Hoover die Bewilligung von umgerechnet rund 600 Mio. RM zur Finanzierung öffentlicher Arbeiten. Hoover, der direkte Finanzhilfen für Bedürftige strikt ablehnt, will auf diese Weise die hohe Arbeitslosigkeit abbauen.

Bei einem schweren Verkehrsunfall in Lübeck sterben vier junge Leute: Der Wagen war von der Fahrbahn abgekommen und in die Trave gestürzt. 1930 sterben rund 3600 Menschen bei Kraftfahrzeugunfällen.

3.12.1930, Mittwoch

In Wien wird unter dem christlichsozialen Politiker Otto Ender eine neue Regierung gebildet. Der “Kleinen Koalition” gehören, neben den Christlich Sozialen, Mitglieder der Wirtschaftspartei und des Landbundes an.

Auf einem Rittergut bei Breslau nimmt die Polizei 150 SA-Männer fest. Die Nationalsozialisten trugen Uniformen und waren mit Karabinern und Handgranaten bewaffnet.

Im Entscheidungskampf um die Europameisterschaft im Weltergewicht unterliegt der deutsche Meister Gustav Eder dem belgischen Titelverteidiger Gustave Roth im Frankfurter Sportpalast in zwölf Runden nach Punkten. Der 22-Jährige Eder, der auch der “eiserne Gustav” genannt wird, ist seit 1928 Berufsboxer.

4.12.1930, Donnerstag

In der Schweiz wird dem Bundesrat von Teilen der Sozialdemokratischen Partei die Verletzung des traditionellen Asylrechtes vorgeworfen, nachdem dieser drei Italiener des Landes verwiesen hat.

Vor dem Landgericht in Berlin endet nach über viermonatiger Verhandlung der Revisionsprozess gegen den Maler George Grosz mit Freispruch. Gegenstand der Verhandlung war u.a. das Gemälde “Christus mit Gasmaske”, das von dem Schöffengericht Charlottenburg in erster Instanz als “Gotteslästerung” angesehen worden war.

In Frankreich tritt die Regierung unter dem radikalsozialistischen Ministerpräsidenten André Tardieu zurück, nachdem ihr der französische Senat mit 147 gegen 139 Stimmen das Vertrauen entzogen hat.

5.12.1930, Freitag

Anlässlich der deutschen Erstaufführung des Filmes “Im Westen nichts Neues” im Berliner Mozartsaal stören Nationalsozialisten unter Führung des Reichstagsabgeordneten Joseph Goebbels die Vorstellung. Die Nazis sehen in der Verfilmung des Antikriegsromanes von Erich Maria Remarque eine Verunglimpfung des deutschen Militärs.

Nach einer heute geschlossenen Vereinbarung zwischen Zigaretten-Industrie und Handel werden aufgrund der am 1. Januar 1931 in Kraft tretenden Tabaksteuererhöhung nur noch neun Zigaretten in den bisherigen Zehn-Stück-Packungen zum alten Preis angeboten.

6.12.1930, Samstag

Der Reichstag lehnt mit den Stimmen der SPD den kommunistischen Antrag auf Aufhebung der Notverordnungen vom 1. Dezember mit 293 zu 253 Stimmen ab. Damit ist die Gefahr der Reichstagsauflösung gebannt.

Im Wiener Burgtheater wird Franz Werfels Schauspiel “Das Reich Gottes in Böhmen. Tragödie eines Führers” uraufgeführt. Mit opernhaften Massenszenen entwirft der österreichische Schriftsteller einen historischen Bilderbogen der hussitischen Religionskriege des 15. Jahrhunderts.

Beim 48. New Yorker Sechstagerennen der Radprofis siegt das italienische Mannschaftspaar Giorgetti/Broccardo mit 274 Punkten. In 145 Stunden wurden von den 15 teilnehmenden Mannschaften insgesamt 4289,595 km und 683 Runden zurückgelegt.

7.12.1930, Sonntag

Bei einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten in Bonn findet der 22-Jährige SA-Mann Klaus Clemens den Tod. In der Folgezeit wird er von der NSDAP zu einem der “Märtyrer der Bewegung” erhoben.

Im Moskauer Prozess gegen acht Angeklagte, die im Rahmen der sog. Industriepartei die “Vernichtung der Sowjetunion” geplant haben sollen, werden fünf der Angeklagten zum Tode verurteilt, drei erhalten zehn Jahre Gefängnis.

Mit der Veröffentlichung eines “Programmes für eine nationale Notpolitik” fordern in London 17 Abgeordnete der Labour Partei unter der Führung von Sir Oswald Ernald Mosley die Bildung einer “Nationalen Regierung” zur Durchsetzung protektionistischer Wirtschaftsmaßnahmen.

8.12.1930, Montag

Bei einem Anschlag von bengalesischen Extremisten wird der britische Offizier Norman Simpson in Kalkutta (Britisch-Indien) getötet. Angehörige der indischen Freiheitsbewegung, die eine Politik des “gewaltlosen Widerstandes” verfolgen, werten dieses Attentat auf die britische Kolonialregierung als einen Versuch der Extremisten, die Bewegung zu spalten.

Die Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG) wählt in Berlin Heinrich Schnee zu ihrem Präsidenten. Die Gesellschaft tritt für eine Rückgabe der ehemaligen deutschen Kolonien, wie z. B. Deutsch-Ostafrika, ein, die das Deutsche Reich nach dem Weltkrieg abtreten musste und die jetzt unter der Verwaltung des Völkerbundes stehen.

9.12.1930, Dienstag

Nach einer NSDAP-Versammlung in der Bonner Beethovenhalle kommt es in der Innenstadt erneut zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Mehrere Personen werden durch Schüsse verletzt.

Über einen neuen Trick der Taschendiebe berichtet die “Vossische Zeitung” in ihrer heutigen Berliner Ausgabe: Die Kriminellen springen aus plötzlich haltenden Autos heraus, entreißen auf dem Bürgersteig gehenden Frauen die Handtasche und fahren mit der Beute davon.

10.12.1930, Mittwoch

Nachdem die Arbeitnehmervertreter bei den Lohnverhandlungen für den Ruhrbergbau in Essen den Vorschlag der Arbeitgeberseite, einen Lohnabbau von 12% durchzuführen, abgelehnt haben, ruft der Zechenverband die Schlichtung an.

In Stockholm überreicht der König von Schweden, Gustav V., die Nobelpreise. Den Preis für Medizin erhält der österreichische Arzt Karl Landsteiner für seine bereits 1901 gemachte Entdeckung der Blutgruppen. Mit dem Preis für Chemie wird der Deutsche Hans Fischer ausgezeichnet. Gleichzeitig wird dem schwedischen Theologen Nathan Söderblom der Friedensnobelpreis in Oslo verliehen.

In Berlin wird im Deutschen Schauspielhaus Bertolt Brechts Lehrstück “Die Maßnahme” uraufgeführt. Das Drama, zu dem Hanns Eisler die Musik geschrieben hat, zeichnet sich durch eine einfache, unverblümte Sprache aus, die ganz auf den didaktischen Zweck des Stückes zugeschnitten ist.

11.12.1930, Donnerstag

Auf Antrag der Länder Sachsen, Bayern und Württemberg verbietet die Reichsfilmprüfstelle den Film “Im Westen nichts Neues”. Der 1929/30 nach dem gleichnamigen Anti-Kriegsroman von Erich Maria Remarque gedrehte Film war nach seiner Erstaufführung am 5. Dezember Anlass zahlreicher Demonstrationen von Nationalsozialisten und deutschnationalen Kreisen.

In New York schließt als Folge des Börsenkrachs von 1929 die “Bank of the United States”. Die Bank, eines der größten privaten Geldinstitute der USA, hatte in New York 59 Zweigstellen und über 400 000 Konteninhaber. Seit Ende 1929 mussten in den USA mehr als 1300 Banken schließen.

Die Vereinigte Bundesversammlung der Schweiz wählt in Bern mit 158 von 160 gültigen Stimmen Heinrich Häberlin zum Bundespräsidenten für das Jahr 1931. Der Bundespräsident, der jedes Jahr neu gewählt wird, führt den Vorsitz über die oberste vollziehende Behörde der Schweizer Eidgenossenschaft, den Bundesrat.

12.12.1930, Freitag

Die Soldaten des Internationalen Bahnschutzes ziehen aus dem Saarland ab. Seit 1927 waren sie in dem vom Völkerbund verwalteten Gebiet als Schutztruppe für die Warentransporte aus dem saarländischen Industrierevier nach Frankreich stationiert.

Die oberste Zensurbehörde Frankreichs verbietet den surrealistischen Film “Das Goldene Zeitalter” des spanischen Regisseurs Luis Buñuel. Der Film über eine bedingungslose Liebe kritisiert gesellschaftliche Institutionen wie Familie, Kirche und Militär.

13.12.1930, Samstag

In Frankreich bildet Theodore Steeg (radikale Linke) ein neues Kabinett. Die jüngste französische Regierung wird von der Presse als “Linksministerium” bezeichnet. Von 29 Kabinettsmitgliedern gehören sieben Minister und vier Unterstaatssekretäre der Radikalsozialistischen Partei an.

Unter der Leitung des Schweizer Dirigenten Ernest Ansermet wird im Brüsseler Palais des Beaux Arts die “Symphonie des Psalmes” (Psalmensinfonie) des russischen Komponisten Igor Strawinsky uraufgeführt.

14.12.1930, Sonntag

Das US-amerikanische Handelsministerium veröffentlicht seinen Jahresbericht für das Fiskaljahr vom 1. Juli 1929 bis zum 30. Juni 1930, dessen Zahlen die Wirtschaftskrise in den USA belegen. So ging der Wert der US-amerikanischen Ausfuhr mit rund 20,3 Mrd. RM gegenüber dem Vorjahr um 12% zurück. Die Zahl der beschäftigten Industriearbeiter sank gleichzeitig um 3,7%.

15.12.1930, Montag

In Chicago heiratet die 18-Jährige Schwester des Gangsterbosses Al(fonso) Capone (“Scarface”), Mafalda Capone, den jüngeren Bruder des Bandenchefs Jack Diamond, John J. Maritote. Diese Familienallianz zwischen den rivalisierenden Gangsterdynastien soll zu einem friedlichen Nebeneinander der Banden in Chicago beitragen.

Spanische Regierungstruppen beenden auf dem Flughafen Cuatro Vientos bei Madrid eine Revolte republikanisch gesinnter Militärs.

16.12.1930, Dienstag

In Guatemala wird der mit den Regierungsgeschäften beauftragte Vizepräsident Bautillo Palma durch einen blutigen Militärputsch gestürzt. Bei den Straßenkämpfen kommen rund 50 Menschen ums Leben. Neuer Präsident wird Manuel María Orellana.

Im Berliner Ufa-Palast wird der Film “Einbrecher” von Hans Schwarz mit Lilian Harvey, Heinz Rühmann und Willy Fritsch in den Hauptrollen uraufgeführt. Die musikalische Ehekomödie, in der Schlager wie “Ich laß’ mir meinen Körper schwarz bepinseln und fahre nach den Fidschi Inseln” gesungen werden, wird von der Kritik als oberflächlich bezeichnet.

17.12.1930, Mittwoch

60 Abgeordnete der britischen Labour Partei sowie zwei liberale Abgeordnete protestieren in einem Brief an den Völkerbund gegen Maßnahmen der polnischen Regierung zur Unterdrückung der ukrainischen Minderheit in Polen. Danach sollen in mehr als 700 Dörfern systematische Strafaktionen gegen Ukrainer durchgeführt worden sein.

In Berlin wird der sog. Droschkenkrieg durch ein Abkommen des Kraftdroschkenverbandes über einheitliche Fahrpreise beigelegt. Seit einigen Wochen hatten sich die Taxiunternehmen der Stadt gegenseitig im Preis unterboten, nachdem eine Taxigesellschaft durch einen 5%igen Preisabschlag den Konkurrenzkampf ausgelöst hatte.

Auf dem italienischen Flughafen Ortebello bei Rom starten 14 Seeflugzeuge zum ersten Geschwaderflug über den Atlantik. Leiter des Fluggeschwaders ist der italienische Hauptmann Italo Balbo, der bereits 1929 einen Gruppenflug nach Odessa organisierte.

18.12.1930, Donnerstag

Im sowjetischen Wladiwostok schließen die Sowjetbehörden die Filiale der japanisch-koreanischen Bank und beschlagnahmen den Kassenbestand sowie die Geschäftsbücher. Der Bank, die zu den größten japanischen Geldinstituten gehört, werden Verstöße gegen die sowjetischen Geldhandelsbestimmungen vorgeworfen.

Aus der britischen Kolonie Njassaland (Malawi) in Südostafrika wird eine Löwenplage gemeldet. Die Raubtiere, die durch Überschwemmungen aus ihren Jagdgebieten vertrieben wurden, haben bereits 34 Menschen getötet.

19.12.1930, Freitag

In Berlin findet die Uraufführung des Filmes “Das Flötenkonzert von Sanssouci” mit Otto Gebühr in der Hauptrolle des preußischen Königs Friedrich II. unter starkem Polizeischutz statt, da linksgerichtete Demonstranten die Vorführung des betont nationalistischen Filmes stören wollen.

In der Preußischen Bibliothek in Berlin werden die beiden ersten Fotokopiergeräte aufgestellt. Eine Fotokopie dauert bei Eilbestellungen 30 Minuten, sonst mehrere Stunden. Außer in Berlin gibt es Fotokopiergeräte bisher nur in der Pariser Nationalbibliothek.

In der Sowjetunion wird Wjatscheslaw M. Molotow zum Nachfolger Alexei I. Rykows als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare ernannt. Rykow gilt als Gegner des diktatorisch herrschenden Staats- und Parteichefs Josef W. Stalin.

20.12.1930, Samstag

Der britische König Georg V. ernennt den bisherigen Generalgouverneur von Kanada, Freeman Freeman-Thomas, 1. Viscount Ratendone of Willingdon zum Vizekönig von Indien. Willingdon wird 1931 das Amt des obersten Vertreters der britischen Kolonialregierung in Indien als Nachfolger von Edward Frederick Lindley Wood Halifax, 1. Baron Irwin, übernehmen.

In Tokio werden zwei ehemalige japanische Minister wegen der Annahme von Bestechungsgeldern von einem Gericht zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Der ehemalige Unterrichtsminister Ichida Kobashi und der stellvertretende Eisenbahnminister Sango Satako sollen beim Ankauf einer Privatbahn durch die japanische Regierung im Jahr 1927 Schmiergelder angenommen haben.

21.12.1930, Sonntag

Das Bischöfliche Ordinariat Augsburg verbietet dem Pfarrer der Gemeinde Straßburg (Augsburg), Häusser, jegliche politische Betätigung. Häussers Reden, die nationalsozialistisches Gedankengut enthalten, sind von der NSDAP im gesamten Deutschen Reich verbreitet worden.

Beim Internationalen Eishockeyturnier auf dem bei Partenkirchen gelegenen Riessersee besiegt der S.C. Riessersee im Finale überraschend die als Favoriten geführte Mannschaft des L.T.C. Prag 4:3.

22.12.1930, Montag

Im Dreigroschenoper-Prozess kommt es zu einem Vergleich zwischen Bertolt Brecht und der Nero-Filmgesellschaft, die Brechts “Dreigroschenoper” ohne seine Zustimmung verfilmt. Brecht erhält 9000 RM Honorar.

In Washington bewilligt der US-amerikanische Kongress das Nothilfeprogramm des US-Präsidenten Herbert Clark Hoover in Höhe von 311 Mio. US-Dollar (rund 1,3 Mrd. RM). Mit dem Geld sollen u.a. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Kredite für Farmer finanziert werden, die von Missernten betroffen sind.

23.12.1930, Dienstag

In Glogau wird der wegen “Verleumdung der Republik” angeklagte NSDAP-Führer von Breslau, Kurt Kremser, vom erweiterten Schöffengericht freigesprochen. Das Gericht führt aus, dass Kremser recht habe, wenn er behaupte, die Weimarer Republik sei auf dem “Meineid und Hochverrat” der Revolutionäre von 1918 aufgebaut.

Im Frankfurter Kokain-Prozess wird der Hauptangeklagte Robert Pache wegen Rauschgifthandels und Kuppelei zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt.

24.12.1930, Mittwoch

In seiner Weihnachtsansprache spricht Papst Pius XI. sich gegen einen “blinden Nationalismus” aus und fordert eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Staaten zur Sicherung des Weltfriedens.

Der Physiker Manfred Baron von Ardenne führt in Berlin der Fachwelt das erste elektronische Fernsehbild vor. Im Gegensatz zum bisherigen mechanisch-optischen Fernsehen wird das Bild mit Hilfe elektronischer Leuchtschirmabtaster aufgebaut.

25.12.1930, Donnerstag

In Dresden wird der Film “Stürme über dem Montblanc” mit Ernst Udet und Leni Riefenstahl in den Hauptrollen uraufgeführt. Das Bergdrama beeindruckt durch seine Naturaufnahmen.

Eine Kältewelle in einzelnen Teilen Spaniens fordert 4 Todesopfer. Die Temperaturen sind auf – 8 gefallen.

26.12.1930, Freitag

Der Vorsitzende der KPdSU, Josef W. Stalin, wird in Moskau vom Rat der Volkskommissare der Sowjetunion zum Mitglied des Rates für Arbeit und Verteidigung gewählt. Damit hat Stalin außerhalb seiner reinen Parteistellung ein offizielles Amt übernommen.

Der Fürst von Monaco, Ludwig II., löst provisorisch die parlamentarische Versammlung des Landes auf. An ihre Stelle tritt ein beratender Staatsrat, dessen Mitglieder vom Fürsten ernannt werden. Hintergrund ist die Zerstrittenheit der politischen Kräfte im Parlament, die der Fürst durch seine Maßnahme vor Beginn der Fremdenverkehrssaison im Januar beenden will.

27.12.1930, Samstag

Carl Diem, der Vorsitzende des Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen (DRA), appelliert in einem Artikel der “Frankfurter Zeitung” an die Sportvereine, die wachsende Zahl von arbeitslosen Mitgliedern, die kein Geld mehr für den Vereinsbeitrag aufbringen können, nicht auszuschließen.

28.12.1930, Sonntag

Die deutsche Tänzerin Mary Wigman (eigtl. Marie Wiegmann) wird bei ihrem ersten US-amerikanischen Gastspiel vom New Yorker Publikum begeistert gefeiert. Die Solovorstellungen der Choreographin und Tanzpädagogin Wigman gelten als Höhepunkte des Ausdruckstanzes.

29.12.1930, Montag

In der Türkei werden in einer Großaktion der Polizei 50 Oppositionelle festgenommen, die angeblich eine Verschwörung gegen die Regierung unter Ministerpräsident Ismet Inönü geplant haben sollen. Über mehrere Provinzen des Landes, in denen allgemeine politische Unruhe herrscht, ist bereits der Belagerungszustand verhängt worden.

Der Zechenverband des Ruhrbergbaus kündigt 295 000 Bergarbeitern zum 15. Januar 1931, da in der Tarifauseinandersetzung die Schlichtungsverhandlungen ergebnislos verlaufen sind. Die Entlassungen werden dadurch verhindert, dass die Reichsregierung am 9. Januar 1931 6%ige Lohnkürzungen für den Bergbau festsetzt.

30.12.1930, Dienstag

Im New Yorker Polizei-Skandal um Bestechung und Korruption wird vor dem Polizeigericht die erste offizielle Anklage wegen Erpressung von Schutzgeld erhoben. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen rund 100 Polizisten wegen ähnlicher Vergehen.

Das Britische Museum gibt bekannt, dass eine Expedition unter der Leitung des britischen Archäologen Sir Leonhard Woolley im Ruinenhügel der sumerischen Stadt Ur (heute Tall Al Mukaijar) südlich des Euphrat über 4000 Jahre alte mesopotamische Königsgräber entdeckt hat. Woolley erforscht seit 1922 die altorientalische Stadt.

Im Südwesten der Mandschurei bringen chinesische Banditen einen Zug der Eisenbahnlinie Peking-Mukden (Schenjang) zum Entgleisen. Bei dem Überfall werden 80 Personen getötet und 20 Reisende von den Räubern als Geiseln entführt.

31.12.1930, Mittwoch

Die Statistik des deutschen Reitsports belegt, dass 1930 die Zahl der Turniersportveranstaltungen im Deutschen Reich mit 391 Wettkämpfen an 599 Turniertagen gegenüber 1929 (394 Wettkämpfe und 561 Turniertage) leicht zugenommen hat. An Preisgeldern wurden 1930 insgesamt 530 000 RM ausgezahlt.

Chroniknet