Was geschah im Dezember 1931

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Wetterstationen Dezember 1931

1.12.1931, Dienstag

Der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann ruft Sozialdemokraten und Reichsbannermitglieder zu einer roten Einheitsfront auf.

Die am 5. September in London eröffnete Indienkonferenz geht ohne Erfolg zu Ende.

2.12.1931, Mittwoch

Auf einer Delegiertentagung der DNVP in Berlin bekräftigt Alfred Hugenberg das Bündnis mit der NSDAP. Auf die Klagen über Konflikte mit der NSDAP erklärt er, “sich nicht um jeden Stunk im Lande kümmern” zu können. Unter Gewährung außerordentlicher Vollmachten wird Hugenberg als Parteivorsitzender bestätigt.

Im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin wird der Film “Emil und die Detektive” von Gerhard Lamprecht nach dem gleichnamigen Roman Erich Kästners mit Fritz Rasp, Käthe Haack, Rolf Wenkhaus und Rudolf Biebrach in den Hauptrollen uraufgeführt.

3.12.1931, Donnerstag

Im Théâtre de Paris wird das Schauspiel “Fanny” von Marcel Pagnol uraufgeführt. Es ist der zweite Teil der 1929 mit “Marius” begonnenen Trilogie unter dem Titel “Zum goldenen Anker”.

Die Kasseler Automobilfirma Henschel & Sohn AG beantragt beim zuständigen preußischen Regierungspräsidenten die Erlaubnis zur Stilllegung des Betriebes zum 31. Dezember.

Alfred Rosenberg, seit 1923 Hauptschriftleiter des NSDAP-Parteiorgans “Völkischer Beobachter”, trifft zu einem dreitägigen Besuch in London ein, um Kontakte zur politischen Rechten Großbritanniens herzustellen.

4.12.1931, Freitag

Im Gespräch mit Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) kritisieren Vertreter der SPD-Reichstagsfraktion, dass der Reichsregierung angesichts des von der NSDAP geplanten Staatsstreichs im “Kampf gegen den faschistischen Terror die nötige Entschlossenheit fehle”.

Im Hotel “Kaiserhof” in Berlin informiert NSDAP-Führer Adolf Hitler ausländische Journalisten über seine politischen Ziele.

Ein Misstrauensantrag der DNVP stürzt in Mecklenburg-Strelitz die Regierung von Kurt Artur Freiherr von Reibnitz (SPD). Zu seinem Nachfolger wird Heinrich von Michael (DNVP) gewählt.

5.12.1931, Samstag

In Moskau wird die Erlöserkathedrale gesprengt. An ihrer Stelle soll ein Sowjetpalast entstehen.

Die französische Deputiertenkammer billigt ein Beschäftigungsprogramm mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Francs (rund 577 Mio. Reichsmark), mit dem für ein Jahr zusätzlich rund 100 000 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. In Frankreich gibt es nach offiziellen Angaben 147 009 Arbeitslose.

In der “Gewerkschafts-Zeitung”, dem Organ des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, erklärt der ADGB-Vorsitzende Theodor Leipart, künftig sei eine Einheitsgewerkschaft ohne politische und konfessionelle Bindungen denkbar. Diese müsse den “Kampf gegen die kommunistisch-bolschewistische Revolutionstreiberei” führen.

6.12.1931, Sonntag

Bei einer Volksabstimmung in der Schweiz werden zwei Vorlagen verworfen: Die Einführung der Alters- und Hinterlassenenversorgung wird mit 513 512 gegen 338 032 Stimmen abgelehnt, und das Bundesgesetz über die Tabakbesteuerung scheitert mit 425 449 gegen 423 523 Stimmen.

Die Schweizer Fußballnationalelf unterliegt in Brüssel Gastgeber Belgien 1:2.

7.12.1931, Montag

Italiens Duce und Ministerpräsident Benito Mussolini beruft Achille Starace zum Generalsekretär der Faschistischen Partei. Die einzige Partei Italiens hat über eine Million Mitglieder.

Die Gläubigerversammlung der Kraftfahrzeugfirma Gebrüder Reichstein Brennabor Werke AG in Brandenburg an der Havel beruft einen fünfköpfigen Ausschuss, der die Möglichkeit einer Sanierung der Firma prüfen soll. 40% der Forderungen können aus den freien Betriebswerten des Unternehmens gedeckt werden.

8.12.1931, Dienstag

Auf der Eröffnungssitzung des am 15. November gewählten hessischen Landtags tritt die Regierung von Bernhard Adelung (SPD) zurück, bleibt aber geschäftsführend im Amt. Die NSDAP nimmt Koalitionsgespräche mit dem Zentrum auf und fordert u.a. den Abbau der Ministerien bis auf das Amt des Staatspräsidenten, das sie für sich beansprucht.

Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet die Vierte Verordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schutz des inneren Friedens, die u.a. die Senkung der Löhne und Gehälter auf den Stand vom 10. Januar 1927, die Senkung der Wohnungsmieten und ein Verbot des Tragens politischer Uniformen und Abzeichen vorsieht.

US-Präsident Herbert Hoover richtet an den tags zuvor in Washington zusammengetretenen 72. Kongress der USA eine Botschaft, in der er u.a. mit Hinweis auf die vermeintlich negativen Erfahrungen in Europa jede direkte oder indirekte staatliche Arbeitslosenunterstützung ablehnt.

Eine Volkszählung in Polen ergibt eine Wohnbevölkerung von 3 232 936 Menschen. Davon sind 67% Polen, 20% Ukrainer, Weißrussen und Ruthenen, 8% Juden, 2% Deutsche und 3% Angehörige anderer Nationalitäten.

Die spanischen Cortes billigen in Abwesenheit der linksradikalen und der konservativklerikalen Abgeordneten mit 368 Stimmen die neue Verfassung.

10.12.1931, Donnerstag

Der Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler übernimmt das neugeschaffene Amt des Reichskommissars für Preisüberwachung. In diesem Amt kann Goerdeler u.a. nach eigenem Ermessen die Preise lebenswichtiger Waren regulieren.

Angesichts des lebhaften Auslandsechos auf die Ausführungen Adolf Hitlers am 4. Dezember erklärt Reichskanzler Heinrich Brüning vor der Auslandspresse, es gebe in Deutschland keine Art von “Schattenregierung”, vielmehr halte sein Kabinett die “Zügel fest in der Hand”.

Der Diskontsatz der Reichsbank, der am 2. September auf 8% festgesetzt worden war, wird auf 7% gesenkt. Der Lombardsatz fällt von 10% auf 8%.

In Madrid wird der konservative Republikaner Niceto Alcalá Zamora y Torres mit 362 gegen 13 Stimmen bei 35 Enthaltungen zum Präsidenten der Republik gewählt.

In Genf endet die am 16. November eröffnete außerordentliche Tagung des Völkerbundrates über den Mandschureikonflikt mit dem Beschluss über die Einsetzung einer fünfköpfigen Kommission zu deren Leiter der Brite Edward George Lytton bestellt wird.

In Stockholm und Oslo werden die Nobelpreise vergeben. Unter den Preisträgern sind mit Otto Warburg, Carl Bosch und Friedrich Bergius drei deutsche Wissenschaftler.

Die Londoner Cunard-Line verzichtet aus Geldmangel auf den Bau eines 366 m langen Riesendampfers von 73 000 t, der im Mai 1932 auf der Schiffswerft John Brown & Co. in Glasgow vom Stapel laufen sollte. Der Baustopp des 100 Millionen Reichsmark teuren Schiffes macht rund 10 000 Arbeiter erwerbslos.

11.12.1931, Freitag

Das vom britischen Parlament gebilligte Statut von Westminster erklärt die britischen Dominions zu gleichberechtigten Mitgliedern innerhalb des britischen Commonwealth.

Bei der Reichswehr werden die Offiziersgehälter vom Major aufwärts gekürzt.

Die deutsche Reichsregierung vereitelt mit Hinweis auf angebliche technische Schwierigkeiten eine Rundfunkansprache Adolf Hitlers an die Bürger der USA. Die Rede sollte telefonisch nach London zur Filiale der Columbia-Radiogesellschaft übermittelt, dort aufgezeichnet und in die USA übertragen werden.

12.12.1931, Samstag

In Paris wird René Clairs Film “Es lebe die Freiheit” (A nous la liberté), eine Satire auf das Maschinenzeitalter, mit Raymond Cordy und Henri Marchand in den Hauptrollen uraufgeführt.

13.12.1931, Sonntag

In einem Gespräch mit dem deutschen Schriftsteller Emil Ludwig in Moskau erläutert KPdSU-Generalsekretär Josef W. Stalin die Grundlagen der Sowjetmacht und weist die Behauptung zurück, er übe eine Alleinherrschaft aus.

14.12.1931, Montag

Nach dem Sturz des wegen seiner zurückhaltenden Mandschurei-Politik auch in seiner eigenen liberalen Partei umstrittenen Reijiro Baron Wakatsuki bildet in Japan Ki Tsuioschi Inukai ein konservatives Kabinett. Da die bisher regierende liberale Minseito-Partei im Parlament die Mehrheit stellt, strebt Inukai Neuwahlen an.

Die niederländischen Rechtsextremisten Anton Adriaan Mussert und Cornelis von Geelkerken gründen in Utrecht die Nationalsozialistische Bewegung der Niederlande.

Marschall Chiang Kai-shek tritt als Vorsitzender des in Nanking residierenden zentralen Vollzugsrates der Regierung und der chinesischen Nationalpartei Kuomintang zurück.

Der Bundesausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) kritisiert den mit der Notverordnung vom 8. Dezember vollzogenen Lohnabbau auf den Stand von 1927 und verlangt energische Maßnahmen zur Reduzierung der Verbraucherpreise und Wohnungsmieten.

15.12.1931, Dienstag

In mehreren Städten des Deutschen Reiches führt ein von der KPD organisierter Reichserwerbslosentag zu Unruhen.

Nach längeren Verhandlungen mit dem Schweizer Rundfunk willigen die Schallplattenhändler in eine kostenlose Überlassung ihrer Tonträger an den Rundfunk ein, sofern vor jedem Abspielen Titel, Marke und Nummer der betreffenden Schallplatte genannt wird.

Gegen fünf Direktoren des Bierkonzerns Schultheiß-Patzenhofer AG wird in Berlin Anklage wegen Bilanzverschleierung erhoben.

16.12.1931, Mittwoch

Der Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover, Gustav Noske (SPD) weist die Regierungspräsidenten unter Hinweis auf antisemitische Vorfälle in Lüneburg und Göttingen an, gegen Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen vorzugehen.

Karl Höltermann, bisher 2. Vorsitzender, wird in Magdeburg vom Vorstand des Reichsbanners zum geschäftsführenden Vorsitzenden anstelle von Otto Hörsing gewählt. Hörsing, Mitglied der SPD ebenso wie Höltermann, hatte ohne Befragen der Partei die inhaltlich rechts von der SPD stehende Zeitschrift “Der Volkskurier” gegründet.

Eine gemeinsame Tagung der Bundesausschüsse der freien Gewerkschaften sowie von Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Arbeitersport und Vertretern der SPD proklamiert in Berlin die Eiserne Front gegen den Faschismus.

17.12.1931, Donnerstag

Der Automobil- und Landmaschinenhersteller Hannoversche Maschinenbau AG vormals Georg Egestorff (Hanomag) beantragt das gerichtliche Vergleichsverfahren. Am 24. Dezember wird allen 1400 Beschäftigten vorsorglich gekündigt.

Die Nationalbank der USA, die New Yorker Federal Reserve Bank, teilt mit, dass seit Mitte September über 700 Millionen US-Dollar (knapp drei Mrd. Reichsmark) in Gold eingetauscht worden sind, der größte Teil davon durch die Bank von Frankreich.

Japan erklärt die Abkehr des Yen vom Goldstandard. Am 14. Dezember war der Goldexport verboten worden.

Die Räume der seit dem 21. September geschlossenen Berliner Börse stehen ab sofort dreimal wöchentlich eine Stunde lang für Versammlungen der Börsenbesucher offen. Börsengeschäfte bleiben verboten.

Die Schweizer Bundesversammlung wählt in Bern Giuseppe Motta, den Vorsteher des Außendepartements, mit 84 von 160 Stimmen zum Bundespräsidenten für 1932. Motta wird damit zum vierten Mal Staatsoberhaupt.

18.12.1931, Freitag

In Graz wird der des Hochverrats angeklagte Heimwehrführer Walter Pfrimer der Anfang Dezember aus Jugoslawien zurückgekehrt war, überraschend freigesprochen.

Das britische Handelsministerium erlässt die dritte Verordnung über Einfuhrzölle und belegt weitere Waren mit einem Wertzoll von 50%.

Die August Borsig GmbH in Berlin-Tegel stellt die Zahlungen ein.

19.12.1931, Samstag

Nach der Niederlage bei den Wahlen zum australischen Bundesparlament, bei denen die Labour Party 20 ihrer 35 Sitze verlor, tritt James Henry Scullin als Premierminister zurück. Am 31. Dezember bildet Joseph Alois Lyons, dessen Vereinigte Australische Partei zusammen mit der Bauernpartei über 49 der 75 Sitze verfügt, die neue Regierung.

Die Regierung des Freistaates Sachsen teilt mit, dass dort seit Jahresbeginn bei 384 politischen Gewalttaten 14 Menschen getötet und 683 verletzt wurden.

20.12.1931, Sonntag

Im französischen Völkerbundsmandat Syrien demonstrieren Nationalisten wegen angeblicher Wahlfälschung gegen die vom französischen Oberkommissar Henri Ponsot durchgeführten Wahlen die zur Bildung einer frankreichfreundlichen Regierung führen sollten. In Damaskus und Hama werden die Wahlergebnisse daraufhin für ungültig erklärt.

21.12.1931, Montag

Ein Großbrand vernichtet Teile des Stuttgarter Schlosses; drei Feuerwehrleute kommen ums Leben.

Im Wiener Theater an der Wien wird die Operette “Schön ist die Welt” von Franz Lehar mit dem Text von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda uraufgeführt. Es ist eine Umarbeitung von “Endlich allein”, das 1914 an gleicher Stelle Premiere hatte.

22.12.1931, Dienstag

Die preußische Staatsregierung erklärt die ostpreußische Landwirtschaftskammer in Königsberg für aufgelöst. Diese hatte am 15. Dezember Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Rücktritt aufgefordert, um einer nationalen Staatsführung den Weg freizumachen.

Bei einem Deckeneinsturz in der Vatikanischen Bibliothek werden fünf Menschen getötet und rund 15 000 Bücher und Handschriften beschädigt.

Im Berliner Mozart-Saal hat Richard Oswalds Film “Der Hauptmann von Köpenick” Premiere.

23.12.1931, Mittwoch

Der österreichische Nationalrat billigt das Gesetz über die Neukonstituierung der Österreichischen Creditanstalt. Die Sozialisten hatten vergebens verlangt, der Staat solle angesichts der kostspieligen Sanierung auch die Leitung der von der Creditanstalt verwalteten Industriebetriebe übernehmen.

Die Schweizer Bundesversammlung ermächtigt den Bundesrat zur vorübergehenden Sperrung von Importen, um damit die Wirtschaft zu schützen, und beschließt eine Krisenhilfe für Arbeitslose.

US-Präsident Herbert Hoover unterzeichnet das Gesetz über das einjährige Schuldenfeierjahr, das damit in Kraft tritt. Im Repräsentantenhaus war das Hoover-Moratorium mit 317 gegen 100 und im Senat mit 69 gegen zwölf Stimmen gebilligt worden.

In Basel legt der Beratende Sonderausschuss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich seinen Abschlussbericht vor und bescheinigt darin die deutsche Zahlungsunfähigkeit.

Die Regierung Preußens setzt durch eine Sparnotverordnung die Altersgrenze für Beamte von 65 auf 62 Jahre herab und hebt zahlreiche Landesbehörden, darunter 60 Amtsgerichte, auf.

24.12.1931, Donnerstag

Der Heilige Abend beschert den Menschen im Deutschen Reich leichten Frost von bis zu 7 Wegen des Demonstrationsverbots bleiben die Feiertage frei von den sonst gewohnten gewaltsamen politischen Auseinandersetzungen.

In einer Ansprache vor dem Vatikanskollegium im Vatikan plädiert Papst Pius XI. für einen echten Frieden dessen “Rüstzeug nicht aus Waffen bestehen könne, sondern aus Werkzeugen des Guten und des Wohlstandes”.

25.12.1931, Freitag

Der tschechoslowakische Diplomat Karel Vanek wird aus Moskau ausgewiesen. Ihm wird vorgeworfen, einen Sowjetbürger zum Attentat auf den japanischen Botschafter angestiftet zu haben, um einen Konflikt zwischen der UdSSR und Japan herbeizuführen.

26.12.1931, Samstag

Im Music Box Theatre in New York wird das Musical “Of Thee I Sing” von George Gershwin nach Texten von Morrie Ryskind und George S. Kaufman, der auch Regie führt, uraufgeführt. Produzent und Choreograph ist George Hale.

27.12.1931, Sonntag

Auf einer Propagandareise durch Indien wird der Führer des indischen Nationalkongresses, Jawaharlal Nehru, von der britischen Polizei verhaftet. Nach dem Scheitern der Round-table-Konferenz kommt es in Indien immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Unabhängigkeitsbewegung und Polizei.

28.12.1931, Montag

Pius XI. veröffentlicht seine Enzyklika “Lux veritatis” über die päpstliche Autorität.

Rund 500 000 Menschen begrüßen Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi bei seiner Ankunft in Bombay. Er hatte nach Abschluss der Indien-Konferenz London am 5. Dezember verlassen.

In Moskau endet die am 22. Dezember eröffnete Plenumssitzung des Zentralexekutivkomitees der UdSSR. Dabei erklärte Wjatscheslaw M. Molotow, Vorsitzender des Rats der Volkskommissare, vermutlich werde der 1928 in Kraft getretene Fünfjahresplan vorzeitig erfüllt werden können.

29.12.1931, Dienstag

Die katholischen Bischöfe von Münster, Osnabrück, Trier, Limburg und Aachen und der Erzbischof von Köln mahnen in einem Hirtenbrief die strikte Beachtung des Gebots der christlichen Nächstenliebe auch gegenüber dem politischen Gegner an.

30.12.1931, Mittwoch

Bei einer Volksabstimmung in Finnland über die Beibehaltung der seit zwölf Jahren bestehenden Prohibition sprechen sich 82% für und 18% gegen die Aufhebung des völligen Alkoholverbots aus.

31.12.1931, Donnerstag

Im Rundfunk ruft Reichspräsident Paul von Hindenburg das deutsche Volk zu “treuer schicksalsverbundener Einigkeit” auf. Anhänger der KPD zapfen während der Rede die Übertragungsleitung zwischen Berlin und dem Sender Königswusterhausen an und stören die Rede durch Zwischenrufe.

Eine Denkschrift der SPD berichtet über 1484 Gewaltverbrechen, die im Jahr 1931 von Nationalsozialisten begangen wurden. Dabei sind 62 Menschen getötet und 3200 verletzt worden. 14 Zeitungsgebäude wurden überfallen, elf Presseberichterstatter und Redakteure sowie fünf Zeitungsverkäufer wurden verletzt.

Die SPD verzeichnet 1 008 953 Mitglieder (31.12. 1930: 1037 384), darunter 230 331 Frauen (228 728). Die Partei gibt 196 Tageszeitungen heraus und verfügt über 104 Druckereien.

Die NSDAP gibt die Zahl der fortlaufend ausgegebenen Mitgliedsnummern mit 806 294 an, Ende 1930 waren es 389 000. Seit 1925 werden fortlaufende Mitgliedsnummern ausgegeben, freiwerdende Nummern aber nicht neu vergeben.

Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund hat 4 134 902 Mitglieder (31.12. 1930: 4 725 000), davon sind 42,8% (31,8%) arbeitslos und 21,9% (16,3%) arbeiten kurz.

Die Arbeitslosenzahl im Deutschen Reich klettert auf die Rekordhöhe von 566 887. Das sind 1,284 Millionen mehr als Ende 1930.

Österreich hat 302 000 unterstützte Arbeitslose, 24,2% mehr als 1930, sowie 98 000 ausgesteuerte Erwerbslose.

Sieger im internationalen Turnier von Eishockey-Clubmannschaften um den Spengler-Cup in Davos wird zum dritten Mal der Oxford UIHC.

Chroniknet