Was geschah im Dezember 1948

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1.12.1948, Mittwoch

Der gewählte Berliner Magistrat unter Führung des Bürgermeisters Ferdinand Friedensburg verlegt seinen Dienstsitz in den Bezirk Charlottenburg im britischen Sektor.

Der bizonale Wirtschaftsrat in Frankfurt am Main verabschiedet das erste Lastenausgleichsgesetz, das eine 3%ige Belastung von Vermögen über 15 000 DM vorsieht, mit dem Gesetz soll vor allem den Flüchtlingen und Bombengeschädigten geholfen werden.

In Berlin wird im Beisein der amtierenden Oberbürgermeisterin, Louise Schroeder, und der drei westlichen Stadtkommandanten der Luftbrückenflugplatz Tegel eröffnet.

Die französische Nationalversammlung beginnt eine zweitägige Debatte über die Frage einer internationalen Kontrolle der Industrie des Ruhrgebietes, in deren Verlauf das geplante Ruhrstatut abgelehnt wird.

Der Kongress der palästinensischen Araber spricht sich in Jericho für eine Vereinigung Palästinas und Transjordaniens unter der jordanischen Krone aus.

In Berlin hat das Stück “Die Glasmenagerie” des US-amerikanischen Dramatikers Tennessee Williams seine deutsche Erstaufführung.

2.12.1948, Donnerstag

Bei einem Fußball-Länderspiel in London gewinnt die englische Nationalmannschaft gegen die schweizerische Auswahl mit 6:0 Toren.

In Falkensee bei Berlin sterben 15 Menschen bei einem Eisenbahnunglück, als ein aus Rostock kommender Schnellzug auf einen Berliner Vorortzug prallt.

Der US-amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius D. Clay, erklärt, die Vereinigten Staaten werden den am 30. November in Berlin (Ost) gebildeten Magistrat nicht anerkennen.

3.12.1948, Freitag

In Berlin findet die Uraufführung des Films “Affaire Blum” in der Regie von Erich Engel statt.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschließt, neben Englisch, Französisch, Russisch und Chinesisch, Spanisch als fünfte Arbeitssprache in der Weltorganisation zuzulassen.

Margarete Ottilinger, Abteilungsleiterin im österreichischen Ministerium für Wirtschaftsplanung, wird von einem sowjetischen Militärgericht in Österreich wegen Spionage zu 20 Jahren Haft verurteilt.

In der US-amerikanischen Hauptstadt Washington wird der Entwurf eines Vertrages für ein nordatlantisches Verteidigungsbündnis veröffentlicht.

Die Vollversammlung des Wirtschaftsrates der deutschen Bizone spricht dem Direktor der Verwaltung für Ernährung Landwirtschaft und Forsten, Hans Schlange-Schöningen, das Vertrauen aus.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Martin Niemöller, wird zum Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) gewählt.

4.12.1948, Samstag

In Berlin wird die Freie Universität gegründet; Grund für die Schaffung einer neuen Hochschule in Berlin ist die politisch einseitige Ausrichtung der Humboldt-Universität im Ostsektor der Stadt.

Beim Absturz eines US-amerikanischen Transportflugzeuges vom Typ DC 4 (“Skymaster”) über dem Pazifik kommen alle 37 Insassen ums Leben.

5.12.1948, Sonntag

In Dublin schlägt die Fußballnationalmannschaft der Schweiz die Mannschaft Irlands mit 1:0 Toren.

Beim Untergang eines Flüchtlingsschiffes in der Nähe von Schanghai ertrinken mehr als 1500 Menschen.

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung in Argentinien erringt die Partei von Staatspräsident Juan Perón mit 63,1% der abgegebenen Stimmen einen Wahlsieg.

In den Gemeinden Badens mit weniger als 5000 Einwohnern werden die Bürgermeister neu gewählt.

In Württemberg-Hohenzollern finden Bürgermeister- und Kreistagswahlen statt, aus denen die CDU mit 46,5% der abgegebenen Stimmen als stärkste politische Kraft hervorgeht.

In den Westsektoren Berlins finden Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung statt, bei denen die SPD 64,5% der abgegebenen Stimmen erhält.

6.12.1948, Montag

In der britischen Hauptstadt London finden Verhandlungen zwischen den drei westlichen Besatzungsmächten über den Umfang der Demontagen in Deutschland statt.

7.12.1948, Dienstag

Die US-amerikanische Athletic Union gibt in New York bekannt, dass Deutschland 1949 an den in Lake Placid stattfindenden Weltmeisterschaften im Bobfahren teilnehmen darf.

Fünf Textilfabrikanten und Beamte werden wegen Wirtschaftssabotage von einem Gericht in Glauchau in Sachsen zum Tode verurteilt.

In Schleswig-Holstein kommt es zu zahlreichen Protestkundgebungen gegen die Sprengung und Demontage deutscher Hafen- und Werftanlagen durch die britische Besatzungsmacht.

Ernst Reuter (SPD) wird von der Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit zum Oberbürgermeister Berlins gewählt.

8.12.1948, Mittwoch

Der ehemalige bayerische Sonderminister und Vorsitzende der WAV, Alfred Loritz, wird wegen seiner Flucht aus dem Gefängnis in München zu drei Monaten Haft verurteilt.

Die österreichische Regierung ersucht die vier alliierten Besatzungsmächte um Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen Staatsvertrag.

Die Islamische Bruderschaft, eine extremistische Moslemorganisation, wird von der ägyptischen Regierung verboten.

In New York wird das Schauspiel “Anna, Königin für tausend Tage” von Maxwell Anderson uraufgeführt.

9.12.1948, Donnerstag

In der kanadischen Hauptstadt Ottawa unterzeichnen Vertreter der kanadischen Regierung und Neufundlands einen Vertrag über die Eingliederung der Insel in den Staat Kanada.

Ungarns Ministerpräsident Lajos Dinnyes tritt zurück; zu seinem Nachfolger wird am 10. Dezember der Vorsitzende der Kleinlandwirtepartei, István Dobi, ernannt.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschließt in Paris, den “Gruppenmord” als völkerrechtliches Verbrechen zu verurteilen.

10.12.1948, Freitag

In Albanien wird der frühere stellvertretende Ministerpräsident des Landes Koci Xoxe verhaftet.

In Stockholm werden die Nobelpreise für Literatur, Medizin, Physik und Chemie verliehen.

In den Vereinigten Staaten wird das offizielle Endergebnis der Präsidentschaftswahlen vom 2. November bekanntgegeben, danach entfielen auf den Wahlsieger Präsident Harry S. Truman von der Demokratischen Partei 49,5% der abgegebenen Stimmen.

Chinas Präsident Generalissimus Chiang Kai-shek verhängt über alle noch von seiner Regierung kontrollierten Gebiete das Kriegsrecht.

In der US-Hauptstadt Washington beginnen die Verhandlungen zwischen den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und den Benelux-Staaten über die Errichtung eines nordatlantischen Verteidigungsbündnisses.

Das Zweimächtekontrollamt (Bipartite Board) in der deutschen Bizone gibt die Einrichtung eines Ausschusses bekannt, in dem über die Bildung einer Zollunion aller drei westlichen Besatzungszonen beraten werden soll.

Der Hauptausschuss des Parlamentarischen Rates in Bonn beendet die erste Lesung des Grundgesetzes für einen künftigen westdeutschen Staat.

11.12.1948, Samstag

Der zur Zeit schnellste Zug Deutschlands, ein Dieseltriebwagen, benötigt für die Strecke Dortmund-Frankfurt am Main eine Fahrzeit von vier Stunden, das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschließt eine Resolution, in der sie die Rückkehr der aus Palästina geflohenen Araber und die Internationalisierung Jerusalems fordert.

Truppen des früheren costarikanischen Präsidenten fallen von Nicaragua aus in den Nachbarstaat Costa Rica ein, nachdem dieser seine Streitkräfte wenige Tage zuvor abgeschafft hat.

In Heppenheim an der Bergstraße wird die Freie Demokratische Partei (FDP) gegründet.

12.12.1948, Sonntag

Großbritannien führt die allgemeine Wehrpflicht für Männer im Alter von 19 bis 26 Jahren ein.

Im Wiener Eisstadion unterliegt die Eishockeynationalmannschaft der Tschechoslowakei der Mannschaft Österreichs mit 1:2 Toren.

13.12.1948, Montag

In der Ostzone wird die der SED nahestehende Jugendorganisation Junge Pioniere gegründet.

Der US-amerikanische Präsident, Harry S. Truman, wird von der Mehrheit des Wahlmännerkollegiums, dessen Zusammensetzung in den Präsidentschaftswahlen vom 2. November ermittelt wurde wiedergewählt.

Griechischen Regierungstruppen gelingt es, die von kommunistischen Rebellen am 11. Dezember besetzte Stadt Karditsa im Norden des Landes zurückzuerobern.

14.12.1948, Dienstag

André François-Poncet, ehemaliger Botschafter in Deutschland, wird zum Berater für Deutschlandfragen des Außenministeriums von Frankreich ernannt.

In Frankfurt am Main erklärt der US-amerikanische Armeeminister Kenneth C. Royall, Deutschland werde nicht wieder aufgerüstet werden, allerdings sei der Aufbau einer Polizeitruppe zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung zu befürworten.

15.12.1948, Mittwoch

Die Besatzungskosten in Nordrhein-Westfalen betragen 41% des gesamten jährlichen Steueraufkommens des Landes; aus diesem Grund verlangt die Landesregierung von der britischen Besatzungsmacht eine drastische Senkung dieser Aufwendungen.

Zwischen dem Saarland und Frankreich wird ein Kulturabkommen geschlossen.

16.12.1948, Donnerstag

Der südostasiatische Staat Kambodscha wird im Rahmen der Französischen Union unabhängig.

Ernst Nobs wird als Nachfolger von Max Petitpierre für das Jahr 1949 zum Bundespräsidenten der Schweiz gewählt.

Zwei Sendetürme des Ost-Berliner Rundfunks, die in der Nähe des Flughafens Tegel im französischen Sektor von Berlin stehen, werden auf Befehl des französischen Stadtkommandanten gesprengt.

Die britische Militärregierung in Deutschland ordnet die Fortsetzung der Demontagen deutscher Industrieanlagen in Nordrhein-Westfalen an.

In Frankfurt am Main halten die drei westlichen Militärgouverneure in Deutschland eine Konferenz über das Besatzungsstatut für den künftigen westdeutschen Staat ab, auf der auch eine Delegation des Parlamentarischen Rates empfangen wird.

17.12.1948, Freitag

In Wilhelmshaven sprengen Spezialeinheiten der britischen Pioniere ein 10 000-t-Trockendock der ehemaligen deutschen Marinewerft.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen lehnt den Antrag des Staates Israel auf Aufnahme in die Weltorganisation ab.

Emil Sandström wird als Nachfolger des am 17. September in Palästina ermordeten Graf Folke Bernadotte zum Präsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes ernannt.

Auf Veranlassung der sowjetischen Militärverwaltung wird der Vorstand der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDP) in Leipzig zum dritten Mal in diesem Jahre aus seinen Ämtern entlassen.

Der französische Militärgouverneur in Deutschland, General Pierre Koenig, fordert die Landesregierungen in der französischen Besatzungszone auf, Verbindungsmänner zum bizonalen Wirtschaftsrat mit Sitz in Frankfurt am Main zu ernennen.

18.12.1948, Samstag

Die Regierung der UdSSR stimmt der Wiederaufnahme von Verhandlungen über einen Friedensvertrag mit Österreich zu.

Der nationalchinesische Ministerpräsident Sun Fo gibt die Umbildung der Regierung des Landes bekannt.

In Berlin wird Werner Egks Oper “Circe” uraufgeführt.

19.12.1948, Sonntag

In Albuquerque (USA) wird das Orchesterstück “A Survivor from Warsaw” (Ein Überlebender aus Warschau) mit Sprecher und Männerchor von Arnold Schönberg uraufgeführt.

Niederländische Truppen besetzen die indonesische Hauptstadt Jakarta und verhaften dort den Präsidenten des Landes, Achmed Sukarno.

Französische Truppen räumen das Gebiet der Ortschaft Stolpe nördlich von Berlin und übergeben es der sowjetischen Besatzungsmacht.

Im Hauptausschuss des Parlamentarischen Rates in Bonn kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Vertretern von CDU und SPD; Anlass ist der Besuch des Vorsitzenden des Rates Konrad Adenauer, bei den drei westlichen Militärgouverneuren am 16. Dezember.

20.12.1948, Montag

Der Hauptausschuss des Parlamentarischen Rates in Bonn beginnt mit der zweiten Lesung des Entwurfes eines Grundgesetzes für einen künftigen westdeutschen Staat.

Das niederländische Parlament lehnt in einem Beschluss die Einstellung der Kampfhandlungen in Indonesien ab.

In München schwimmt Hubert Klein aus München einen Europarekord. Er benötigt für die 200 m Brust 2:36,6 min.:

21.12.1948, Dienstag

Der US-amerikanische Tennisverband gibt seine diesjährige Tennisrangliste bekannt. Pancho Gonzales (USA) steht auf dem ersten Platz.

In Warschau endet der Vereinigungsparteitag der Polnischen Arbeiterpartei und der Polnischen Sozialistischen Partei, der am 15. Dezember begonnen hatte.

Der britische Militärgouverneur in Deutschland, General Sir Brian Robertson, wendet sich in einer Erklärung gegen Gerüchte über eine Wiederaufrüstung Deutschlands.

In Berlin treten die drei westlichen Stadtkommandanten zur ersten Sitzung der Alliierten Kommandantur seit dem Auszug der sowjetischen Besatzungsmacht am 14. Juni 1948 zusammen.

22.12.1948, Mittwoch

Israelische Truppen beginnen eine neue Offensive gegen ägyptische Stellungen und stoßen bis in die Sinai-Wüste vor.

Der am 12. November zum Tode verurteilte ehemalige japanische Ministerpräsident Hideki Tojo wird in Tokio hingerichtet.

23.12.1948, Donnerstag

Israelische Truppen rücken im Zuge einer großangelegten Offensive gegen ägyptische Einheiten auf die Grenze Ägyptens vor.

Die erste sudanesische Nationalversammlung wird in Khartum vom britischen Generalgouverneur, Sir Robert Howe, eröffnet.

In Japan werden Neuwahlen ausgeschrieben, nachdem das Parlament Ministerpräsident Shigeru Yoshida das Vertrauen entzogen hat.

24.12.1948, Freitag

Nach Angaben des deutschen Einzelhandels ist das Weihnachtsgeschäft in den drei westlichen Besatzungszonen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Der Rat der Staaten der Panamerikanischen Union in Washington fordert die Bürgerkriegsparteien in Costa Rica auf die Kampfhandlungen einzustellen.

Die jugoslawische Regierung teilt mit, dass die noch 60 000 im Land internierten deutschen Kriegsgefangenen im Laufe des Jahres 1949 entlassen werden sollen.

25.12.1948, Samstag

Der mit der Schlichtung des Indonesienkonfliktes beauftragte Ausschuss der Vereinten Nationen fordert die Regierung der Niederlande auf, die gefangengenommenen Regierungsmitglieder Indonesiens unverzüglich freizulassen.

26.12.1948, Sonntag

Der ungarische Primas der katholischen Kirche, Kardinal József Mindszenty, wird unter dem Vorwurf der Spionage und des Landesverrats verhaftet.

27.12.1948, Montag

Aufgrund eines britischen Ultimatums stellen israelische Truppen ihren am 22. Dezember begonnenen Vormarsch auf dem Sinai ein.

28.12.1948, Dienstag

Der Schweizer Fußball- und Athletikverband verhängt Geldstrafen gegen Sportler und Organisationen, die an Sportwettbewerben in Deutschland teilgenommen und damit den Sportboykott unterlaufen haben.

Der ägyptische Ministerpräsident Mahmud Fahmi an-Nokraschi Pascha wird von Mitgliedern der verbotenen Islamischen Bruderschaft ermordet.

Zum Abschluss des seit dem 19. Dezember in Sofia tagenden Kongresses der bulgarischen kommunistischen Partei wird der Ministerpräsident des Landes, Georgi M. Dimitrov, zum Generalsekretär der Partei gewählt.

Der Europäische Wirtschaftsrat (OEEC) tritt in Paris zu Beratungen über den zweiten Jahresplan im Rahmen des Marshallplanes zusammen, der am 29. Dezember gebilligt wird.

Die USA, Großbritannien, Frankreich und die Benelux-Staaten schließen ein Abkommen über die Einrichtung einer internationalen Ruhrbehörde, das u.a. die UdSSR von der Kontrolle der Ruhrindustrie ausschließt.

29.12.1948, Mittwoch

Jugoslawiens Ministerpräsident Josip Broz Tito erklärt, dass sein Land einen eigenen Weg zum Kommunismus gehen werde.

Den israelischen Streitkräften ist es gelungen, die ägyptischen Einheiten endgültig aus der Negev-Wüste zu verdrängen.

Im Rahmen der Marshallplanhilfe hat die deutsche Bizone Warenlieferungen im Gesamtwert von rund 99 Millionen US-Dollar erhalten.

Chroniknet