Was geschah im Dezember 1955

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1.12.1955, Donnerstag

Bundesaußenminister Heinrich von Brentano verliest im Bonner Bundestag die Regierungserklärung zur Genfer Außenministerkonferenz der Vier Mächte. Das Kabinett gibt darin seiner Enttäuschung über den unbefriedigenden Ausgang der Debatte zur deutschen Wiedervereinigung Ausdruck und kritisiert die unnachgiebige Haltung der Sowjetunion zur deutschen Frage.

Ein Antrag der Fraktion des BHE im Bonner Bundestag, die aus der Partei ausgetretenen Bundesminister Waldemar Kraft und Theodor Oberländer von ihren Ämtern zu entbinden, wird in einer Kampfabstimmung mit 212 gegen 162 Stimmen bei 29 Enthaltungen nicht als Tagesordnungspunkt zugelassen.

Die DDR-Regierung gibt in Berlin (Ost) bekannt, dass nunmehr die Grenzpolizei die bisher von Sowjettruppen vorgenommene Überwachung und Kontrolle der Zufahrtswege zwischen Berlin (West) und der Bundesrepublik Deutschland vornimmt. Die Kontrolle an den Sektorengrenzen wird von der Volkspolizei übernommen. Die DDR beruft sich hierbei auf das am 20. September unterzeichnete Abkommen zwischen der DDR und der UdSSR.

Der internationale Gerichtshof der Montan-Union wählt in Luxemburg den bisherigen Präsidenten Massimo Pilotti (Italien) für weitere drei Jahre zu seinem Präsidenten.

2.12.1955, Freitag

In den chilenischen Anden wird das Wrack eines seit 8 Jahren vermissten britischen Verkehrsflugzeuges gefunden. Die Maschine vom Typ “Stardust” war 1947 mit 43 Passagieren an Bord aus ungeklärter Ursache abgestürzt und galt seither als verschollen.

In Buenos Aires verfügt die argentinische Regierung die Auflösung der peronistischen Partei.

James B. Conant, Botschafter der USA in Bonn, erklärt in Berlin (West), dass die Vereinigten Staaten auf dem Viermächte- Status von ganz Berlin bestehen.

3.12.1955, Samstag

In Berlin (Ost) wählt der Ministerrat der DDR den Ersten Sekretär des ZK der SED, Walter Ulbricht, zum neuen Ersten Stellvertreter des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl.

Britische Physiker der Universität Cambridge haben nach dreijähriger Entwicklungsarbeit einen Renn-Ski aus Kunststoff hergestellt, der deutlich schnellere Abfahrten als mit dem herkömmlichen Holzski ermöglichen soll.

4.12.1955, Sonntag

Der Finanzausschuss des Deutschen Bundestages gibt die drastische Senkung der Zündwarensteuer bekannt. Künftig wird eine Schachtel Streichhölzer statt zehn Pfennig nur noch fünf Pfennig kosten.

In Rendsburg wird die Kriminalgroteske “Gesellschaft der Gänseblümchen” des deutschen Schriftstellers Heinz Wunderlich uraufgeführt.

Einen großen Erfolg bei Publikum und Kritik hat die Uraufführung der Oper “Die Schule der Frauen” des Schweizer Komponisten Rolf Liebermann in Louisville (US-Bundesstaat Kentucky).

5.12.1955, Montag

In Berlin (Ost) verabschiedet der DDR-Ministerrat den Volkswirtschaftsplan für 1956, der eine Steigerung um 8,6% gegenüber 1955 vorsieht.

Der britische Außenminister Harold Macmillan erklärt im Unterhaus in London, die britische Regierung sei im Prinzip für die Anerkennung der Unabhängigkeit Zyperns. Er könne jedoch keinen festen Termin vorschlagen.

6.12.1955, Dienstag

Nach achtwöchigen Tarifverhandlungen einigen sich in Bonn die Vertreter des Bundes für Angestellte mit dem Innenministerium auf Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst um durchschnittlich 8%.

Ein Lawinenunglück in den österreichischen Alpen fordert zehn Tote und drei Verletzte. Bei den Opfern handelt es sich um Arbeiter, die beim Bau des Tauernkraftwerkes Glockner-Kaprun beschäftigt waren. Das Wasserkraftwerk soll ab 1956 rund 815 Mio. kWh Strom erzeugen.

In der Wiener Staatsoper wird das Ballett “Der Mohr von Venedig”, das nach Motiven von William Shakespeares “Othello” gestaltet ist, uraufgeführt. Die Ballettmusik komponierte Boris Blacher.

7.12.1955, Mittwoch

Beim Einsturz eines fünfstöckigen Wohnhauses in der Innenstadt von Frankfurt am Main kommen 25 Bewohner ums Leben. Als Ursache stellt die Polizei eine Gasexplosion im Keller des Hauses fest.

In Paris erhält der französische Schriftsteller Roger Ikor den “Prix Goncourt” für seinen Roman “Les Eaux Melées” (“Die Söhne Abrahams”).

In Rabat bildet Si Bekkai Ould M’Barek die erste unabhängige Regierung Marokkos. Die Koalitionsregierung soll die Grundlagen für eine zukünftige konstitutionelle Monarchie unter Sultan Sidi Muhammad V. Ibn Jusuf schaffen.

Das DDR-Staatssekretariat für das Hochschulwesen gibt in Berlin (Ost) bekannt, dass evangelische Studentengemeinden künftig ihre Veranstaltungen außerhalb der Hochschulen durchführen müssen.

Gegen die Stimmen der SPD ratifiziert der Deutsche Bundestag in Bonn das deutsch-US-amerikanische Verteidigungsabkommen vom 30. Juni des Jahres.

8.12.1955, Donnerstag

Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen lehnt in New York mit 13 gegen fünf Stimmen die Aufnahme der DDR in die für Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturfragen zuständige Unterorganisation UNESCO ab, da die DDR nicht von allen Mitgliedsstaaten als souveräner Staat anerkannt wird.

Ein Wirbelsturm fordert in Südindien mehr als 300 Todesopfer. Der Sachschaden beträgt nach amtlichen Schätzungen umgerechnet rund 1 Mrd. DM.

9.12.1955, Freitag

In Chicago gewinnt der US-Amerikaner “Sugar” Ray Robinson den Box-Weltmeistertitel im Mittelgewicht durch einen K. o.-Sieg über seinen Landsmann Carl “Bobo” Olson.

Der neue Bundesminister für Atomfragen, Franz Josef Strauß (CSU), fordert in einer Rundfunkansprache den raschen und umfangreichen Ausbau der friedlichen Nutzung der Atomenergie in der Bundesrepublik Deutschland.

Die Bundesregierung gibt in Bonn offiziell bekannt, dass sie ihre diplomatischen Beziehungen mit allen Staaten, die ihrerseits diplomatische Beziehungen zur DDR aufnehmen sollten, abbrechen werde. Außerdem werde die Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme der Sowjetunion als eine der vier Besatzungsmächte keine Beziehungen zu den Ostblockstaaten aufnehmen.

10.12.1955, Samstag

Zum Abschluss des dreitägigen 5. Kongresses der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) wird der Oberbürgermeister von Berlin (Ost), Friedrich Ebert, zum Präsidenten wiedergewählt.

Bei den Parlamentswahlen in Australien kann die Regierungskoalition von Liberalen und Agrarpartei ihre Position verbessern. Sie erhält 75 statt bisher 64 Mandate im Parlament von Canberra; die oppositionelle Labour-Partei verliert drei Sitze und verfügt noch über 47 Mandate. Premierminister Robert Menzies kündigt nach dem Wahlsieg eine Verjüngung des Kabinetts an.

In Stockholm (Schweden) werden die diesjährigen Nobelpreise verliehen.

11.12.1955, Sonntag

Zum “Sportler des Jahres” wird in Essen von der deutschen Sportpresse der Springreiter Hans Günter Winkler gewählt. Auf den Plätzen folgen der Boxer Gerhard Hecht und der Leichtathlet Heinz Fütterer.

Israelische Truppen greifen an der syrisch-israelischen Grenze beim See Genezareth eine syrische Stellung an und fügen den Syrern schwere Verluste zu. Die syrische Regierung protestiert in einer Note an die Vereinten Nationen gegen den Übergriff.

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest endet die viertägige Tagung der Mitglieder des “Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe” (RGW). Vereinbart wurde eine stärkere Ausrichtung der Wirtschaft der einzelnen Ostblockstaaten auf die UdSSR.

Der türkische Ministerpräsident Adnan Menderes bildet eine neue Regierung aus Politikern der Demokratischen Partei. Die Regierung unter Menderes war am 30. November zurückgetreten, nachdem ihr das Parlament das Misstrauen ausgesprochen hatte.

12.12.1955, Montag

In einer Unterhaus-Debatte in London beschuldigt der britische Außenminister Harold Macmillan die Sowjetunion, durch ihre Waffenlieferungen an die arabischen Staaten den arabisch-israelischen Nahost-Konflikt gefährlich verschärft zu haben.

Das Ministerium für Volksbildung der DDR gibt in Berlin (Ost) neue Richtlinien für die Aufnahme von Schülern in die Mittel- und Oberschulen (mit Beginn der 8. Klasse) bekannt. Danach sind bei der Auswahl “die Kinder der Arbeiter und werktätigen Bauern zu bevorzugen”.

13.12.1955, Dienstag

Im New Yorker Astor-Theater wird der Spielfilm “Tätowierte Rose” nach einem Roman von Tennessee Williams mit Anna Magnani in der Hauptrolle unter großem Beifall des Publikums uraufgeführt. Prominente Filmstars wie Marilyn Monroe und Marlon Brando führten die geladenen Gäste als Platzanweiser in die Vorstellung.

Der am 20. Juli 1954 in die DDR übergelaufene ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Otto John, kehrt in die Bundesrepublik zurück.

Die CDU des Saargebietes fordert in einem in Saarbrücken veröffentlichten Programm die Wiedervereinigung der Saar mit der Bundesrepublik Deutschland und die Aufhebung der bilateralen Staatsverträge des Saarlandes mit Frankreich.

14.12.1955, Mittwoch

Zum Nachfolger des am 7. Dezember zurückgetretenen Vorsitzenden der britischen Labour Partei, Clement Attlee, wird in London Hugh Gaitskell gewählt. Attlee, der von 1945 bis 1951 britischer Premierminister war, wird von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben.

Der britische Generalgouverneur von Zypern, Sir John Harding, verfügt in Larnaka ein Verbot für die Kommunistische Partei Zyperns.

15.12.1955, Donnerstag

Durch die Aufnahme von 16 Staaten erhöht sich die Mitgliedszahl der Vereinten Nationen auf 76. Zu den neuen Mitgliedern der New Yorker Weltorganisation gehören: Albanien, Bulgarien, Ceylon (heute: Sri Lanka), Finnland, Irland, Italien, Jordanien, Kambodscha, Laos, Libyen, Nepal, Österreich, Portugal, Rumänien, Spanien und Ungarn.

In Budapest wird der ungarische Fußballnationalspieler Arpad Fazekas verhaftet. Der Torhüter hatte nach Spielen im Ausland Waren nach Ungarn geschmuggelt.

Die schweizerische Bundesversammlung wählt in Genf Markus Feldmann als Nachfolger von Max Petitpierre zum Bundespräsidenten. Feldmanns Amtszeit beginnt am 1. Januar 1956.

16.12.1955, Freitag

Der zu einer zweitägigen Sitzung in Paris zusammengetretene Atlantikrat der NATO bekennt sich in einem Abschlusskommuniqué zur Einheit Deutschlands. Die Außenminister der Mitgliedsstaaten beschließen zudem, die Regierung der DDR nicht als legitime Volksvertretung anzuerkennen.

Die syrische Delegation beim Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York fordert den Ausschluss Israels aus der Weltorganisation wegen “ständiger feindseliger Angriffe gegen die arabischen Nachbarstaaten”. Der Antrag wird abgelehnt.

17.12.1955, Samstag

Der bisherige französische Botschafter in Moskau, Louis Joxe, wird von der französischen Regierung in Paris als Nachfolger von André François-Poncet zum Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland ernannt.

18.12.1955, Sonntag

Bei den Wahlen zum saarländischen Landtag erringen die für die Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland eintretenden Parteien die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.

Zum Abschluss einer zweitägigen Konferenz der Richter und Staatsanwälte kündet DDR-Justizministerin Hilde Benjamin verschärfte Strafen für Verbrechen gegen die “Arbeiter- und Bauernmacht” an. Besonders die “Verleitung zur Republikflucht” sowie “Hetze gegen den Staat” werden unter schwere Strafen gestellt.

Die deutsche Nationalmannschaft unterliegt in Rom Italien mit 1:2.

Der EV Füssen schlägt in einem Spiel zur deutschen Eishockey-Meisterschaft Preußen Krefeld mit 22:1. Dies ist der höchste Sieg in einem Meisterschaftsspiel seit Ende des Zweiten Weltkrieges.

19.12.1955, Montag

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verbietet die Einfuhr eines US-Spielzeugflugzeuges. Das Modell ist einer Messerschmitt ME 109 nachempfunden und trägt einen Hakenkreuz-Aufkleber.

Zum Abschluss ihrer Südostasien-Reise unterzeichnen in Kabul der sowjetische Ministerpräsident Nikolai A. Bulganin und der Erste Sekretär des ZK der KPdSU, Nikita S. Chruschtschow, ein Wirtschaftshilfe-Abkommen, das einen Kredit von 100 Mio. US-Dollar (ca. 420 Mio. DM) für Afghanistan beinhaltet.

Das Parlament des Sudan proklamiert in Khartum die Unabhängigkeit des Landes in Übereinstimmung mit den bisherigen Mandatsmächten Großbritannien und Ägypten.

20.12.1955, Dienstag

Die SED beginnt in Berlin (West) mit der Herausgabe eines Informationsblattes mit dem Titel “Die Wahrheit”. Die Zeitung soll zunächst zwei- bis dreimal im Monat erscheinen und für die Politik der Staatspartei der DDR werben.

Bundesarbeitsminister Anton Storch unterzeichnet in Rom ein Abkommen, das die Beschäftigung von 100 000 italienischen Arbeitskräften in der Bundesrepublik Deutschland vorsieht.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York spricht Jugoslawien den dritten nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat zu. Die Entscheidung fällt erst im 36. Wahlgang.

Nach wochenlanger Trockenheit ist der Wasserspiegel des Rheins drastisch gesunken. Der Schiffsverkehr kommt völlig zum Erliegen.

21.12.1955, Mittwoch

In München wird die “Universum-Film-Aktiengesellschaft” als Nachfolgeunternehmen der “Ufa-Film-GmbH” (Ufa) gegründet.

Unter dem Druck von schweren Ausschreitungen in der jordanischen Hauptstadt Amman erklärt König Hussain II., dass seine Regierung dem pro-westlichen Bagdad-Pakt nicht beitreten werde.

Die Bundesregierung verabschiedet in Bonn eine neue Verordnung für Kraftverkehrskennzeichen. Darin wird u.a. bestimmt, dass die Fahrzeuge der künftigen Streitkräfte künftig ein “Y” in den Nummernschildern führen werden.

22.12.1955, Donnerstag

In Hamburg wird das Schauspiel “Oberst Chabert” von Hans José Rehfisch uraufgeführt. Die Hauptrollen spielen Hilde Krahl und Charles Regnier.

150 britische “Valentine”-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, die eine belgische Firma zur Schrottverwertung von der britischen Armee gekauft hat, werden nach einer Generalüberholung trotz britischer Proteste von Rotterdam nach Ägypten verkauft. Der Vorfall belastet nach britischen Angaben die Beziehungen zu den Niederlanden, da die Regierung in Den Haag den Export der Waffen nicht verhindert hat.

Im Notaufnahmelager Marienfelde in Berlin (West) wird der 150 000. Flüchtling aus der DDR und Berlin (Ost) registriert. Dies sind 50 000 Menschen mehr als im Vorjahr.

Die DDR-Regierung teilt in Berlin (Ost) mit, dass 2616 ehemalige deutsche Kriegsgefangene, die aus sowjetischen Lagern vor Jahren als verurteilte Kriegsverbrecher in Gefängnisse der DDR zur Strafverbüßung gebracht wurden, im Rahmen einer Amnestie freigelassen werden.

23.12.1955, Freitag

In München wird der österreichische Spielfilm “Sissi” mit Romy Schneider und Karl Heinz Böhm in den Hauptrollen uraufgeführt.

Als erste Kraftfahrzeuge der neuen deutschen Streitkräfte werden in Ingolstadt elf DKW-Geländewagen vom Bundesverteidigungsministerium übernommen. Die Wagen, die nach dem Vorbild der US-amerikanischen Jeeps konstruiert wurden, sollen in der Lehrkompanie in Andernach erprobt werden.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ordnet die Verhaftung des aus der DDR in die Bundesrepublik zurückgekehrten ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes, Otto John, an. Ihm werden landesverräterische Beziehungen zur DDR zur Last gelegt.

Der Deutsche Bundestag beschließt in Bonn das Finanzverfassungsgesetz, das den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern regelt. Danach erhält der Bund aus den Erträgen der Einkommens- und Körperschaftssteuer ab 1958 35%, die Länder bekommen 65% der Einnahmen.

24.12.1955, Samstag

In seiner Weihnachtsbotschaft plädiert Papst Pius XII. in Rom für eine weltweite Abschaffung der Atomwaffen. Weiter appelliert der Papst an die Kolonialmächte, den Kolonialvölkern auf dem Weg in die Selbstbestimmung behilflich zu sein.

25.12.1955, Sonntag

Zum Vertreter der Bundesrepublik Deutschland beim Hauptquartier der NATO in Brüssel (SHAPE) wird in Bonn Brigadegeneral Johann Adolf Graf Kielmannsegg ernannt.

In Peking unterzeichnen die Ministerpräsidenten Chinas (Zhou Enlai) und der DDR (Otto Grotewohl) einen Freundschaftsvertrag.

In Mitteleuropa herrscht ein für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmes Klima.

26.12.1955, Montag

Auf einer Konferenz in Riad (Saudi-Arabien) wird die Zusammenlegung der Streitkräfte Saudi-Arabiens, Ägyptens und Syriens unter ein gemeinsames Oberkommando beschlossen. Die militärische Führung der Armeen übernimmt der ägyptische General Abdel Hakim Amer.

27.12.1955, Dienstag

Mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden des deutsch-amerikanischen Verteidigungsabkommens in Bonn und Washington beginnt die Militärhilfe der USA für den Aufbau der deutschen Streitkräfte. Dazu gehört u.a. die Ausbildung deutscher Piloten auf amerikanischen Maschinen, die in den Vereinigten Staaten durchgeführt wird.

28.12.1955, Mittwoch

Die Bremer SPD beschließt – trotz ihrer bei den Wahlen vom 9. Oktober errungenen absoluten Mehrheit in der Bürgerschaft -, die Koalition mit CDU und FDP unter Bürgermeister Wilhelm Kaisen (SPD) fortzusetzen.

Tagelange Regenfälle an der Westküste der Vereinigten Staaten haben zu verheerenden Überschwemmungen geführt. Mehr als 50 000 Menschen sind obdachlos.

Das neue britische Düsenverkehrsflugzeug Comet III umfliegt die Erde in Rekordzeit. Für die insgesamt zurückgelegten 53 420 km benötigt die Maschine in mehreren Etappen 67 Stunden.

29.12.1955, Donnerstag

Finnland tritt dem Nordischen Rat, der politischen Organisation der skandinavischen Staaten, bei.

Der südvietnamesische Generalstabschef, General Le Van Ty, erklärt in Saigon, die südvietnamesische Armee werde in Nordvietnam einmarschieren, falls es nicht gelinge, Vietnam in näherer Zukunft friedlich wiederzuvereinigen.

Auf Anordnung der argentinischen Regierung in Buenos Aires werden 126 Anhänger des früheren Diktators Juan Domingo Perón, die in führenden Positionen der Politik und bei den Gewerkschaften tätig waren, verhaftet und im südlichsten Landesteil Patagonien interniert.

30.12.1955, Freitag

Eine Regierungsdelegation der DDR unter Leitung von Ministerpräsident Otto Grotewohl beendet ihre am 5. Dezember begonnene Asienreise. Dabei wurde am 25. Dezember in Peking ein Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China unterzeichnet.

In New York wird der Spielfilm “Der Mann mit dem goldenen Arm” (Regie: Otto Preminger) uraufgeführt. Der Film, der sich mit den Problemen Rauschgiftsüchtiger befasst, löst in der US-amerikanischen Öffentlichkeit Proteste aus.

In Rotterdam verteidigt der Franzose Idrissa Dione, Boxeuropameister im Weltergewicht, durch einen knappen Punktsieg seinen Titel gegen den 48-Jährigen Niederländer Beg van Klaveren.

31.12.1955, Samstag

Nach Angaben des Bonner Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen sind im Verlauf des Jahres 252 870 Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) geflüchtet; darunter sind rund 70 000 Jugendliche.

In der Presse äußern führende deutsche Wirtschaftswissenschaftler die Ansicht, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik Deutschland unvermindert fortsetzen wird.

Chroniknet