Was geschah im Februar 1914

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Wetterstationen Februar 1914

1.2.1914, Sonntag

Nach französischen Presseberichten hat sich das britische Militär für eine bedingungslose Unterstützung Frankreichs im Fall eines Krieges gegen das Deutsche Reich ausgesprochen. In Frankreich waren nach entsprechenden Äußerungen des britischen Schatzkanzlers David Lloyd George Zweifel an der britischen Bündnistreue lautgeworden.

2.2.1914, Montag

Im Kolonialgebiet Deutsch-Ostafrika (Tanganjika, heute zu Tansania) wird die Tanganjika-Bahn eröffnet. Über eine Länge von 1250 km verbindet sie Daressalam – Sitz der deutschen Kolonialverwaltung – mit dem Tanganjikasee. Die Bahnlinie dient vor allem der kolonialen Erschließung des Landesinneren sowie einer Verkehrsanbindung des profitträchtigen Katanga-Erzgebietes (heute Shaba, zu Zaïre).

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin wird die Komödie “Der Snob” des deutschen Dramatikers Carl Sternheim uraufgeführt.

3.2.1914, Dienstag

Auf dem Berliner Flugplatz Johannisthal verbessert der deutsche Pilot Bruno Langer mit einem Doppeldecker den Weltrekord im Dauerflug ohne Passagier. Mit seiner Zeit von 14:07 h überbietet Bruno Langer die alte Bestmarke um 44 Minuten.

Die italienische Regierung legt in Rom einen Gesetzentwurf über die bürgerliche Eheschließung vor. Danach gilt bei künftigen Heiraten das Prinzip der Ziviltrauung; nur kirchlich getraute Ehen sind nicht mehr zulässig. Die katholische Kirche protestiert gegen den Entwurf.

Nach in Paris bekanntgewordenen offiziellen Angaben betragen die französischen Ausgaben für die Besetzung Marokkos seit 1912 rund 294 Millionen Francs (rund 235,2 Millionen Mark). Davon entfallen allein auf Militärausgaben rund 287 Millionen Francs (rund 229,6 Millionen Mark). Marokko war 1912 zum französischen Protektorat unter dem Generalresidenten Louis Hubert Gonzalve Lyautey geworden.

Bei einem Bombenanschlag auf den Bischofspalast in der ungarischen Stadt Debrecen kommen drei Menschen ums Leben, weitere acht werden schwer verletzt. Der Anschlag gilt Bischof Miklossy von Debrecen, der allerdings unverletzt bleibt. Die Täter flüchten nach Rumänien. Miklossy war in der Vergangenheit wegen seiner diskriminierenden Haltung gegenüber der rumänischen Minderheit häufig kritisiert und auch bedroht worden.

In Washmgton billigt das US-amerikamsche Repräsentantenhaus ein Gesetz zur Neuregelung der Einwanderungsbestimmungen. Es sieht den Nachweis einer Mindestschulbildung für Einwanderer vor, aber keine Einschränkungen für bestimmte Nationalitäten. Im Vorjahr hatte der Bundesstaat Kalifornien vor allem den Zuzug von Japanern gesetzlich eingeschränkt.

Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson hebt ein gegen Mexiko verhängtes Waffenembargo zugunsten der konstitutionalistischen Armee von Venustiano Carranza auf. Carranza kämpft gegen den diktatorisch regierenden mexikanischen Präsidenten Victoriano Huerta.

4.2.1914, Mittwoch

Bei der seit dem 17. Januar stattfindenden zweiten Lesung des Haushaltes 1914 im deutschen Reichstag in Berlin weist Außenminister Gottlieb von Jagow auf die positive Entwicklung des deutsch-britischen Verhältnisses hin. Nach seiner Ansicht gibt es zwischen beiden Staaten zahlreiche gemeinsame politische Interessen.

In der russischen Hauptstadt Petersburg (heute Leningrad) enden dreitägige Beratungen zwischen der russischen Regierung und den Ministerpräsidenten Serbiens und Griechenlands, Nikola Pašic und Eleftherios Weniselos. Dabei werden die Möglichkeiten eines neuen Balkanbundes erörtert.

5.2.1914, Donnerstag

In Glasgow gibt der britische Schatzkanzler David Lloyd George Einzelheiten der von der Regierung geplanten Landreform bekannt. Danach soll Landarbeitern der Ankauf von Grundbesitz erleichtert werden.

6.2.1914, Freitag

Der russische Reichsrat in Petersburg (heute Leningrad) nimmt einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Trunksucht einstimmig an. In der Vorlage wird u.a. der Verkauf von Spirituosen in den Erfrischungsräumen öffentlicher Vergnügungsstätten (Theater, Kino, Ausstellungsgebäude) verboten.

7.2.1914, Samstag

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest treffen der griechische Ministerpräsident Eleftherios Weniselos und der serbische Ministerpräsident Nikola Pašic zu fünftägigen Beratungen mit der rumänischen Regierung ein. Dabei werden die Perspektiven eines neuen Balkanbundes ausgelotet.

8.2.1914, Sonntag

Der Einheimische Fritz Kachler wird in Wien Europameister im Eiskunstlauf der Herren.

Bei den vom Berliner Eislaufverein veranstalteten Europameisterschaften im Eisschnelllauf siegt der norwegische Favorit Oscar Mathisen (Christiania, heute Oslo) im Vierkampf klar vor dem Russen Wladimir Ippolitow.

Das erste deutsche Arbeiterjugendheim wird in Steglitz (heute zu Berlin) durch den Sekretär des SPD-Bildungsausschusses, Wilhelm Pieck, eingeweiht.

In Lissabon wird Bernardino Luis Machado Guimaraães zum neuen portugiesischen Ministerpräsidenten ernannt, nachdem der seit dem Vorjahr amtierende Alfonso Augusto da Costa am 26. Januar seinen Rücktritt erklärt hatte. Da Costas Demission erfolgte unter dem Druck öffentlicher Demonstrationen; ein verfassungsrechtlicher Konflikt mit der Opposition hatte seine Position ebenso geschwächt wie ein am 14. Januar begonnener Eisenbahnerstreik.

In Konstantinopel wird zwischen dem Osmanischen Reich und Russland eine Vereinbarung über Reformen im osmanischen Teil von Armenien unterzeichnet. Hintergrund sind die teilweise blutigen Verfolgungen der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich.

9.2.1914, Montag

Russland erhält – gemäß einem am 30. Januar 1914 geschlossenen Abkommen – von Frankreich eine Anleihe in Höhe von 665 Millionen Francs (541,3 Millionen Mark). Sie wird von der russischen Regierung zur Aufrüstung und für den militärisch wichtigen Eisenbahnbau verwendet.

10.2.1914, Dienstag

In Stockholm tritt der schwedische Ministerpräsident Karl Albert Staaff nach einem verfassungsrechtlichen Streit mit König Gustav V. über die Zulässigkeit öffentlicher politischer Meinungsäußerungen der Krone zurück.

11.2.1914, Mittwoch

Als Ergebnis einer Vereinbarung zwischen dem deutschen Generalmajor und Quartiermeister Georg Graf von Waldersee und dem italienischen Generalstabschef Alberto Pollio sichert die italienische Regierung die Entsendung von drei Armeekorps und zwei Kavalleriedivisionen an die deutsche Westgrenze bei einem etwaigen Krieg gegen Frankreich zu.

In Petersburg (heute Leningrad) tritt der als gemäßigt geltende russische Ministerpräsident Wladimir N. Kokowzew zurück. Sein Nachfolger wird der nationalistisch-reaktionär orientierte Iwan L. Goremykin. Im Hintergrund des Rücktritts steht eine politische Intrige nationalistischer Kreise, u.a. des Agrarministers W. Kriwoschein.

In Berlin endet die zweitägige Tagung des Deutschen Landwirtschaftsrates. In einer Ansprache erklärt der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg u.a.: “Die gewaltigen Fortschritte der deutschen Landwirtschaft sind ein beredtes Zeugnis dafür, mit neuen Erfindungen, mit neuen Entwicklungen, mit neuen Zuständen sich nicht abzufinden, sondern sie auszunützen.”

12.2.1914, Donnerstag

In Paris einigen sich Frankreich und Spanien auf ein Abkommen über den Bau einer Eisenbahnlinie in Marokko von Tanger bis Fès. Eine französisch-spanische Gesellschaft wird mit dem Projekt betraut.

In der österreichisch-ungarischen Hauptstadt Wien kommt es zu Protestversammlungen von Arbeitslosen. Die Teilnehmer demonstrieren gegen die Untätigkeit der Regierung angesichts der hohen Arbeitslosigkeit.

Mit einer Vereinbarung über eine gemeinsame Kapitalaufstockung bei der russischen Rüstungsfirma Putilow durch Frankreich und Russland endet die sog. Putilow-Affäre. Dabei hatten Spekulationen über eine mögliche deutsche Beteiligung bei Putilow zu heftigen öffentlichen Reaktionen und diplomatischen Aktivitäten in den beiden verbündeten Staaten geführt.

13.2.1914, Freitag

In einer in Athen überreichten Note sprechen die europäischen Großmächte Griechenland die von ihm während der Balkankriege 1912/13 besetzten Agäisinseln (früher zum Osmanischen Reich) mit Ausnahme von Tenedos, Imbros und Castellorizo zu. Im Gegenzug soll sich die griechische Regierung verpflichten, die Inseln nicht militärisch zu nutzen sowie die an der griechisch-albanischen Grenze gelegene Region Epirus zu räumen.

Im Rahmen des sog. Gewerkschaftsstreites innerhalb der katholischen Kirche bekräftigt der Kölner Erzbischof Felix von Hartmann seine “gemäßigte” Einstellung. Auf einer Versammlung in Köln spricht er sich neben zahlreichen anderen hochrangigen Klerikern für den Eintritt katholischer Arbeiter auch in interkonfessionelle Gewerkschaften aus.

Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft protestiert in Berlin gegen die Beschlagnahme von Künstlerpostkarten durch preußische Gerichte. Angeblich zeigen die Reproduktionen “unsittliche” Szenen.

14.2.1914, Samstag

Britische Frauenrechtlerinnen setzen ihre militanten Aktionen für die Einführung des Frauenstimmrechts fort, indem sie in London die Fenster des Innenministeriums zertrümmern. Gleichzeitig legen Suffragetten im Pavillon des vornehmen Lawn-Tennis-Clubs Feuer.

15.2.1914, Sonntag

In Berlin wird ein deutsch-französisches Abkommen unterzeichnet, in dem Frankreich einer unter Führung der Deutschen Bank stehenden Eisenbahngesellschaft den Bau von Bahnstrecken im Osmanischen Reich zubilligt. Neben seiner ökonomischen Bedeutung ist das Projekt wegen des damit verbundenen Einflusses im Nahen Osten auch politisch brisant.

Der Norweger Oscar Mathisen wird in seiner Heimatstadt Christiania (heute Oslo) Weltmeister im Eisschnelllaufen der Herren.

16.2.1914, Montag

In Paris werden Pläne der französischen Regierung bekannt, den Etat der zwei Waffengattungen der Armee um zusätzlich 1,41 Milliarden Francs (1,28 Milliarden Mark) aufzustocken. Bisher waren lediglich Sonderausgaben in Höhe von 860 Millionen Francs (688 Millionen Mark) geplant.

Unter Vorsitz des Rittergutbesitzers Conrad Freiherr von Wangenheim findet in Berlin die 21. Generalversammlung des deutschen Bundes der Landwirte statt. In einer Resolution wenden sich die Delegierten gegen eine weitere Demokratisierung im Deutschen Reich und unterstützen die monarchische Verfassung.

17.2.1914, Dienstag

Nach dem Rücktritt des liberalen schwedischen Ministerpräsidenten Karl Albert Staaff am 10. Februar bildet der konservative Politiker Hjalmar Hammerskjöld in Stockholm ein neues Kabinett.

In Budapest scheitern Versuche des ungarischen Ministerpräsidenten István Graf Tisza, mit Vertretern der rumänischen Minderheit in Ungarn eine Verständigung über Fragen des Minderheitenschutzes herbeizuführen. Seit 1787 ist der Anteil der nichtmagyarischen Bevölkerung in Ungarn durch eine rigide Magyarisierungspolitik von rund 71% auf rund 45% gesunken.

Die erste Koran-Übersetzung ins Osmanische erscheint in Konstantinopel (heute Istanbul). Bisher war der Koran wegen seiner symbolhaften und “geheiligten” Sprache nur wenigen Gelehrten verständlich.

Der deutsche Reichstag in Berlin genehmigt in einer ersten Rate den deutschen Sportverbänden 46 000 Mark zur Vorbereitung der Olympischen Spiele 1916 in Berlin. Die Billigung der Summe war vom Budgetausschuss des deutschen Reichstages am 15. Januar zunächst abgelehnt worden.

18.2.1914, Mittwoch

In Brüssel nimmt die belgische Abgeordnetenkammer das neue Schulgesetz mit den Stimmen der christdemokratischen Regierungsfraktion an. Die Fraktionen der Liberalen und der Sozialisten hatten sich an der Abstimmung nicht beteiligt. Das neue Schulgesetz trägt den Wünschen der belgischen Kirchen nach christlicher Erziehung Rechnung.

Nach einer durch die russische Regierung erlassenen Verordnung werden bestimmte russische Häfen und Gewässer für die Benutzung durch ausländische Schiffe grundsätzlich gesperrt. Sie können zukünftig nur noch mit einer diplomatischen Sondererlaubnis angelaufen werden.

19.2.1914, Donnerstag

Nach neuntägiger Dauer endet in Paris eine Reise des künftigen Fürsten von Albanien, Prinz Wilhelm zu Wied, in Hauptstädte der europäischen Großmächte. Er hatte u.a. Rom am 10. Februar, Wien am 13. Februar und London am 18. Februar besucht.

In München erklärt der bayerische Innenminister Max Freiherr von Soden-Frauenhofen (Zentrumspartei), dass er die Bestätigung sozialdemokratischer Bürgermeister wegen ihrer antimonarchischen Haltung nach wie vor verweigern werde. Nach der bayerischen Gemeindeordnung bedarf die Wahl der Bürgermeister staatlicher Bestätigung.

20.2.1914, Freitag

Auf einer Tagung des Jungdeutschlandbundes in Berlin spricht sich der Gründer dieser rund 500 000 Mitglieder umfassenden Vereinigung, General Colmar Freiherr von der Goltz, für eine intensivere Wehrertüchtigung der deutschen Jugend aus.

Die Sozialdemokratin Rosa Luxemburg wird in Frankfurt am Main zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Sie hatte in zwei Vorträgen Missstände innerhalb der deutschen Armee kritisiert und gleichzeitig zum Kampf gegen den Krieg aufgerufen.

Das russische Außenministerium veröffentlicht in Petersburg (heute Leningrad) Aktenmaterial, mit dem die neutrale Haltung Russlands während der beiden Balkankriege 1912/13 dokumentiert werden soll. Mit den Akten – u.a. Protokolle über russische Vermittlungsbemühungen – will Russland gleichzeitig sein Interesse am Frieden in Europa belegen.

In Kiel wird das Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft eröffnet. Es ist der Universität angegliedert und zählt international zu den bedeutendsten Einrichtungen seiner Art.

21.2.1914, Samstag

Als “Weißer Wolf” bekannte chinesische Rebellen plündern die Stadt Linautschau; dabei kommen 1300 Menschen ums Leben. Die chinesischen Regierungstruppen weigern sich, gegen die Rebellen vorzugehen.

Auf einer Sonderkonferenz in Petersburg (heute Leningrad) vereinbaren die russische Regierung und der russische Generalstab eine Modernisierung der Schwarzmeerflotte. Nach beider Ansicht muss die Sicherung der Dardanellen-Meerenge für die russische Schifffahrt angesichts des deutschen Engagements im Osmanischen Reich höchste Priorität erhalten.

Die griechische Regierung erklärt sich in Athen bereit, die Note der sechs europäischen Großmächte vom 13. Februar zur Beilegung der Ägäis-Krise zu akzeptieren. Gleichzeitig drückt sie jedoch ihren Wunsch aus, Teile der Albanien zugesprochenen Gebiete an der griechischen Nordgrenze zurückzuerhalten.

Eine albanische Delegation unter Führung von Kriegsminister Essad Pascha trifft in der mittelrheinischen Stadt Neuwied zu Gesprächen mit dem designierten Fürsten von Albanien, Prinz Wilhelm von Wied, ein. Der deutsche Adlige war 1913 von den europäischen Großmächten zum albanischen Monarchen bestimmt worden.

22.2.1914, Sonntag

Der Reichsverband deutscher Ärzte beschließt bei einer außerordentlichen Versammlung in Berlin seine Auflösung. Er sieht seine Aufgabe mit dem am 23. Dezember 1913 zwischen Ärzten und Kassenverbänden geschlossenen Abkommen als erfüllt an.

23.2.1914, Montag

In der französischen Abgeordnetenkammer in Paris endet eine am 13. Februar begonnene Debatte über den Gesundheitszustand von Soldaten im französischen Heer mit der Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Zuvor waren Informationen bekanntgeworden, nach denen von insgesamt 717 415 Soldaten derzeit 261 303 wegen Krankheit dienstunfähig sind.

Mit einem eintägigen Streik unterstützen mittel- und südfranzösische Bergarbeiter ihre Forderung nach der Einführung einer Altersversicherung für Bergleute, die derzeit im Parlament beraten wird. Sie wird am 25. Februar – mit einer Mindestrente von 600 Francs (480 Mark) im Jahr – vom Abgeordnetenhaus in Paris gebilligt.

Nach einem Beschluss des Rats von Königsberg werden die Überreste des 1804 verstorbenen deutschen Philosophen Immanuel Kant in den Königsberger Dom überführt. Für einen Betrag von 50 000 Mark wird dort ein Ehrengrab für Kant errichtet.

Anlässlich der diesjährigen Rosenmontagsumzüge stellt die Münchner Polizei bedauernd die Popularität “unsittlicher” Tänze wie dem Tango fest. Im Kölner Raum kommt es bei den Rosenmontagsfeiern zu tätlichen Auseinandersetzungen.

24.2.1914, Dienstag

Südafrikanische Gewerkschaftsführer die wegen des vom 7. bis 22. Januar währenden Generalstreiks auf Regierungsanweisung aus ihrem Land deportiert worden waren, erreichen die britische Hafenstadt Gravesend. In einem Aufruf an das britische Volk weisen sie auf die illegale Deportation hin und klagen ihr Recht auf einen Prozess vor einem südafrikanischen Gericht ein.

Die deutschen Professoren an der Universität Prag drohen mit ihrer Kündigung, wenn der Vermittlungsvorschlag des österreichischen Ministerpräsidenten Karl Graf von Stürgkh im deutsch-tschechischen Nationalitätenstreit in Böhmen angenommen wird. Im Vorjahr war der böhmische Landtag nach jahrelanger obstruktiver Haltung der deutschen Abgeordneten aufgelöst worden. Seit 1880 führt die Doppelsprachigkeit im Landtag zu Konflikten.

In Berlin wird der Entwurf eines preußischen Grundteilungsgesetz bekannt. Es soll einerseits die Aufteilung von Landwirtschaftsgütern durch gewerbliche Makler verhindern, andererseits im Zuge der “inneren Kolonisation” die Beschaffung von Land für sog. Ansiedlerstellen erleichtern.

Der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke übersendet dem deutschen Außenminister Gottlieb von Jagow eine Ausarbeitung über die Kriegspläne Russlands. Darin wird die Verstärkung der russischen Kriegsbereitschaft seit 1905 als Gefährdung deutscher Sicherheitsinteressen interpretiert.

25.2.1914, Mittwoch

Im britischen Unterhaus in London stellt Kriegsminister John Seely die Planungen für das Militärflugwesen vor. Der Bestand an Flugzeugen soll demnach von gegenwärtig 161 auf insgesamt 250 erhöht werden.

Das russische Kriegsministerium gibt bei verschiedenen einheimischen Firmen den Bau von insgesamt 353 Flugzeugen in Auftrag. Nach französischen Plänen konstruiert, sollen sie die bereits vorhandenen 300 Militärflugzeuge ergänzen. Dazu wird die Zahl der Fliegerkorps von derzeit 20 auf 35 aufgestockt.

26.2.1914, Donnerstag

In Straßburg bilden Landtagsabgeordnete verschiedener Parteien eine sog. Liga zur Verteidigung Elsass-Lothringens. Sie wollen sich gegen die Verunglimpfung der regionalen Bevölkerung in Teilen der deutschen Presse wie anlässlich der sog. Zabern-Affäre zur Wehr setzen.

Elf Menschen kommen in Rummelsburg (bei Berlin) ums Leben, als eine Nitrobenzolfabrik explodiert.

27.2.1914, Freitag

In London lehnt der britische Premierminister Herbert Henry Asquith die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Großbritannien ab.

28.2.1914, Samstag

Die britische Labour Party und die am 24. Februar in Großbritannien angekommenen, im Zusammenhang mit einem Generalstreik deportierten südafrikanischen Arbeiterführer beschließen in London eine juristische Klärung der Deportation.

Chroniknet