Was geschah im Januar 1948

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1.1.1948, Donnerstag

Der Nordwestdeutsche Rundfunk in Hamburg erhält auf Anordnung der britischen Militärregierung in Deutschland ein neues Organisationsstatut.

Heinrich Nordhoff wird Generaldirektor des Wolfsburger Volkswagenwerkes.

In Großbritannien werden die Eisenbahnen verstaatlicht.

Das am 29. Oktober 1947 beschlossene Zollabkommen zwischen Belgien, den Niederlanden und Luxemburg (Benelux) tritt in Kraft.

Die von der italienischen verfassunggebenden Nationalversammlung am 22. Dezember 1947 verabschiedete republikanische Verfassung tritt in Kraft, Italien ist Republik.

Großbritannien entlässt rund 12 000 deutsche Seemänner, die für die britischen Truppen in der Nordsee als Minenräumer tätig waren.

2.1.1948, Freitag

In Nürnberg wird vor dem Internationalen Militärtribunal der Prozess gegen 13 Generäle der ehemaligen deutschen Wehrmacht eröffnet, der bis zum 18. Februar dauert.

In Paris, Rom und Wien unterzeichnen Vertreter der französischen, der italienischen und österreichischen Regierung mit der US-amerikanischen Regierung ein Abkommen über eine Finanzhilfe der Vereinigten Staaten.

In der Altstadt von Jerusalem kommt es zur Belagerung von 1500 Juden durch bewaffnete Araber, die die Gründung eines jüdischen Staates verhindern wollen.

Der österreichische Rundfunksender Innsbruck teilt mit, dass bis Ende Dezember 1947 49 000 Österreicher aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden sind.

3.1.1948, Samstag

In Ostfrankreich kommt es infolge langanhaltender Regenfälle zu Überschwemmungen, bei denen die Wohnungen von 35 000 Menschen beschädigt werden.

Der am 30. Dezember 1947 zur Abdankung gezwungene rumänische König Michael I. verlässt das Land und geht in das Exil in der Schweiz.

Im Saarland wird der französische Franc als Währung eingeführt, am selben Tag unterzeichnen Vertreter der Regierungen des Saarlandes und Frankreichs in Paris ein Gesetz über die Einbeziehung des Saarlandes in die wirtschaftliche und finanzielle Gesetzgebung Frankreichs.

4.1.1948, Sonntag

In einer Rede in Erlangen übt der Direktor der bizonalen Wirtschaftsverwaltung, Johannes Semler, scharfe Kritik an der Besatzungspolitik der USA und Großbritanniens.

Der britische Beauftragte für die besetzten Gebiete Deutschlands, Lord Francis Aungier Pakenham, erklärt in Köln in einer Besprechung mit deutschen Politikern der britischen Besatzungszone, es könne nicht das Ziel deutscher Politik sein, einen westdeutschen Staat ohne Einbeziehung der Ostzone zu bilden.

In Birma wird die Republik ausgerufen; Staatspräsident Sao Shwe Thaik tritt sein Amt an und verkündet die föderative Verfassung des Landes.

5.1.1948, Montag

Im Iran kommt es zur Spaltung der linksgerichteten Tudeh-Partei.

Die libanesische Regierung fordert alle im Lande lebenden Juden dazu auf, den Libanon bis zum 15. Januar zu verlassen.

Die am 24. Dezember 1947 eingeleitete Offensive griechischer Aufständischer gegen die Regierung wird bei der Stadt Konitsa im Norden des Landes von Regierungstruppen gestoppt.

Das britische Kriegsministerium teilt mit, dass bis Ende August dieses Jahres alle deutschen Kriegsgefangenen in ihre Heimat entlassen werden.

Die US-amerikanische Militärregierung in Deutschland weist die bayerische Staatsregierung in München an, bis Februar Pläne für eine Schulreform auszuarbeiten.

In Hamburg und im Ruhrgebiet kommt es zu zahlreichen Streiks gegen die mangelhafte Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln.

6.1.1948, Dienstag

Der österreichische Skispringer Sepp Weiler stellt auf der Olympiaschanze in Oberstdorf mit einem Sprung von 86 m Weite einen Schanzenrekord auf.

Das Speditions- und Transportgeschäft in der deutschen Bizone unterliegt fortan keinen alliierten Beschränkungen mehr.

7.1.1948, Mittwoch

Vor dem internationalen Militärtribunal in Nürnberg nimmt der Prozess gegen ehemalige hohe Beamte und Diplomaten des Auswärtigen Amtes in Berlin (“Wilhelmstraßenprozess”) seine Verhandlungen auf.

Der Landtag Niedersachsens stoppt nach heftigem Parteienstreit die Beratung eines anstehenden Bodenreformgesetzes.

8.1.1948, Donnerstag

Der Wirtschaftsrat der deutschen Bizone überreicht den Militärgouverneuren der britischen und US-amerikanischen Besatzungszone, General Sir Brian Robertson und General Lucius D. Clay, ein Memorandum über die Voraussetzungen zur Gesundung der deutschen Wirtschaft.

Die Nachrichtenagentur der Sowjetunion, TASS, dementiert Behauptungen des ehemaligen thüringischen Ministerpräsidenten: Rudolf Paul, wonach die Ostzone als “16. Sowjetrepublik” in den Staatsverband der Sowjetunion eingegliedert werden soll.

9.1.1948, Freitag

Die französische Regierung lässt durch ihre Botschaften in Washington und London Proteste gegen eine von den Vereinigten Staaten und Großbritannien geplante Weiterentwicklung der bizonalen Wirtschaftsverwaltung überreichen.

Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn und Rumänien unterzeichnen ein Freundschafts- und Beistandsabkommen.

10.1.1948, Samstag

Die Ausweisungen von Deutschen aus Ungarn und der Ostzone werden nach einjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen.

11.1.1948, Sonntag

Der Parteikongress der italienischen Kommunistischen Partei (KPI) beschließt in Mailand den Kampf gegen die Teilnahme Italiens am ERP, dem Europäischen Wiederaufbauprogramm.

12.1.1948, Montag

Der stellvertretende US-amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Geoffrey Hays, wendet sich gegen Versuche der sowjetischen Besatzungsmacht, Berlin in die Ostzone zu integrieren.

Der schwedische König Gustav V. kündigt in seiner Thronrede aufgrund der schlechten Wirtschaftslage des Landes drastische Steuererhöhungen an.

13.1.1948, Dienstag

Während eines schweren Unwetters stürzen in München 120 Häuserruinen ein.

Bei den Europameisterschaften der Eiskunstläufer in Prag gewinnen die Ungarn Andrea Kékessy und Ede Kiraly die Konkurrenz im Paarlauf.

Der niederländische Ministerpräsident Louis Joseph Maria Beel gibt die Bildung eines provisorischen Bundesrates für Indonesien bekannt.

In London beginnen zwischen Vertretern der britischen und französischen Regierung Vorbesprechungen über eine geplante zweite Konferenz der am Marshallplan beteiligten Staaten, die bis zum 16. Januar dauert.

Das britische Außenministerium gibt die Entdeckung eines “Protokolls M” des Kommunistischen Informationsbüros:(Kominform) bekannt, das u.a. eine kommunistische Destabilisierungskampagne an Rhein und Ruhr sowie eine Torpedierung des Marshallplans vorsehe.

US-Präsident Harry S. Truman verlangt in einer Kongressbotschaft in Washington die Erhöhung der US-Steuern, damit die Finanzierung des Marschallplans sichergestellt werden kann.

14.1.1948, Mittwoch

In Berlin dementieren Vertreter der britischen und US-amerikanischen Besatzungsmacht Gerüchte, wonach die Westalliierten ihre Sektoren in der ehemaligen deutschen Reichshauptstadt räumen wollten.

Die Verhandlungen zwischen Italien und Jugoslawien über die Einsetzung eines Gouverneurs für Triest werden nach kurzer Dauer ergebnislos abgebrochen.

Europameister der Eiskunstläufer in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag wird der US-Amerikaner Dick Button.

Bei einem Fußball-Länderspiel in Glasgow schlägt Schottland die irische Mannschaft mit 3:0 Toren.

15.1.1948, Donnerstag

Die Kanadierin Barbara Ann Scott gewinnt in Prag den Europameistertitel im Eiskunstlauf der Damen.

In West- und Mitteleuropa verursachen zahlreiche Unwetter schwere Überschwemmungen.

Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York beginnt die Debatte über die Zukunft des von Indien und Pakistan gleichermaßen beanspruchten Gebietes von Kaschmir.

16.1.1948, Freitag

Die Verteidiger des vor dem internationalen Militärtribunal in Nürnberg angeklagten deutschen Industriellen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach werden verhaftet.

In Berlin wird der bereits 1944 in Deutschland fertiggestellte Film “Via Mala” von Josef von Baky nach einigen Umarbeitungen uraufgeführt.

In Tokio gesteht eine Kinderpflegerin den Mord an 169 Säuglingen, für die sie dann Pflegegeld entgegennahm.

17.1.1948, Samstag

Auf Java vereinbaren Indonesier und Niederländer einen Waffenstillstand.

18.1.1948, Sonntag

Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi, Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, beendet einen sechstägigen Hunger- und Durststreik, nachdem Vertreter der indischen und pakistanischen Regierung versprochen haben, ihre Streitigkeiten um das Gebiet von Kaschmir auf friedlichem Wege beizulegen.

Die Streik- und Protestwelle gegen die schlechte Ernährungslage breitet sich in der deutschen Bizone weiter aus. Aus diesem Anlass erklärt der US-amerikanische Militärgouverneur, General Lucius D. Clay, die Streikwelle biete Anlass zur Besorgnis, da sie kommunistisch gesteuert sei.

Die Liberaldemokratische Partei Deutschlands (LDP) in den Westzonen trennt sich von der Parteiorganisation der Ostzone.

19.1.1948, Montag

In der deutschen Bizone werden die Einfuhr-, Ausfuhr- und Devisenstellen der britischen und US-amerikanischen Besatzungsmacht zusammengelegt.

In Berlin wird eine Frau zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie im Jahre 1940 einen in ihrem Haus versteckten Juden an die Gestapo (Geheime Staatspolizei) verraten hatte.

In Génissiat/Frankreich wird das zweitgrößte europäische Wasserkraftwerk in Betrieb genommen.

20.1.1948, Dienstag

150 Wallfahrer kommen bei einem Schiffsunglück auf dem chilenischen Imperiafluss ums Leben.

In Berlin beginnt mit internationaler Beteiligung eine Studententagung, die bis zum 23. Januar dauert.

Der polnische Pressedienst meldet den Abschluss der Umsiedlungsaktion von Polen aus dem Osten des Landes in Dörfer Niederschlesiens.

Die am 16. Januar verhafteten Verteidiger im Krupp-Prozess in Nürnberg werden nach Verhängung von Ordnungsstrafen wieder aus dem Gefängnis entlassen.

Im Alliierten Kontrollrat für Deutschland in Berlin wirft der Oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), Marschall Wassili D. Sokolowski, der britischen und US-amerikanischen Besatzungsmacht vor, sie betreibe die Weiterentwicklung der bizonalen Verwaltung, ohne den Kontrollrat zu informieren.

21.1.1948, Mittwoch

In Nürnberg wird auf das Hotel, in dem die Ankläger des Internationalen Gerichtshofes wohnen, ein Bombenattentat verübt.

In Tokio fordert Kaiser Hirohito in seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung des Parlaments dazu auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Wirtschaftskrise zu überwinden und das internationale Vertrauen wiederzugewinnen.

In der US-amerikanischen Hauptstadt Washington werden Dokumente aus dem Archiv des deutschen Auswärtigen Amtes über die deutsch-sowjetischen Beziehungen in den Jahren 1939 bis 1941 veröffentlicht.

22.1.1948, Donnerstag

In einer Rede vor dem britischen Unterhaus in London kündigt Außenminister Ernest Bevin Verhandlungen zwischen Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich über die Frage eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses der deutschen Bizone mit der französischen Zone an.

23.1.1948, Freitag

Aufgrund der angespannten Ernährungslage kommt es in Bayern zu einem eintägigen Streik, an dem sich mehr als eine Million Arbeiter und Angestellte beteiligen.

Der Wirtschaftsrat der deutschen Bizone billigt in Frankfurt am Main das sogenannte Speisekammergesetz zur Ermittlung, Erfassung und Verteilung von Lebensmittelbeständen.

24.1.1948, Samstag

Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einigen sich die Vertreter Indiens und Pakistans über die Durchführung einer Volksabstimmung in der Provinz Kaschmir.

Der frühere Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Truppen in Europa, General Dwight D. Eisenhower, lehnt die Nominierung als US-Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten ab.

25.1.1948, Sonntag

Die französische Regierung verkündet Maßnahmen zur Stabilisierung des Franc: Die Währung wird um 44,44% abgewertet.

In den östlichen Bundesstaaten der USA fordert eine Kältewelle 132 Todesopfer; in New York herrschen Temperaturen von minus 39

26.1.1948, Montag

Auf der Insel Réunion im Indischen Ozean östlich von Madagaskar fordert ein Hurrikan 300 Menschenleben.

Der bolivianische Präsident Enrique Hertzog gibt die Aufdeckung und Niederschlagung eines Putschversuches von Teilen der Streitkräfte bekannt.

US-Präsident Harry S. Truman ernennt General Omar F. Bradley zum Nachfolger von General Dwight D. Eisenhower als Generalstabschef der US-Streitkräfte.

In Anbetracht der Verzögerung des Abschlusses eines österreichischen Staatsvertrages verlangt der US-amerikanische Vertreter im Alliierten Kontrollrat in Wien die Ausweitung der Rechte der Regierung Österreichs.

27.1.1948, Dienstag

Johannes Semler, Direktor der bizonalen Wirtschaftsverwaltung, wird wegen einer am 4. Januar in Erlangen gehaltenen Rede (“Hühnerfutterrede”) von den Militärregierungen der britischen und US-amerikanischen Besatzungszone abgesetzt.

In China rücken kommunistische Truppen auf die nationalchinesische Hauptstadt Nanking vor.

235 Todesopfer fordert ein Schiffsunglück in Japan, als eine Fähre, die zwischen der Insel Kuroschima und dem Festland verkehrt, auf eine aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Mine läuft.

Bei der missglückten Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg werden in Erfurt 107 Menschen verletzt und acht getötet.

28.1.1948, Mittwoch

Im Berliner Theater am Schiffbauerdamm findet die deutsche Erstaufführung von John B. Priestleys Theaterstück “Ein Inspektor kommt” statt.

Die polnische Militärmission in Berlin dementiert britische Pressemeldungen über angebliche Befestigungsmaßnahmen an der Oder-Neiße-Linie.

Die US-amerikanische Militärregierung in Österreich übergibt der Regierung des Landes über 600 ehemals in deutschem Besitz befindliche Industriebetriebe, darunter die früheren Reichswerke “Hermann Göring” in Linz.

Vertreter der USA, Großbritanniens und Frankreichs unterzeichnen in Paris ein Abkommen über die Kohleförderung im Saargebiet, Frankreich wird nach den Bestimmungen des Abkommens ab 1949 die gesamte Kohleförderung erhalten.

29.1.1948, Donnerstag

Die britische Mandatsmacht in Palästina gibt die Sperrung der Grenze zu Transjordanien bekannt.

In Stuttgart wird die “Heroische Komödie” von Ferdinand Bruckner erstmals in Deutschland aufgeführt; die Regie hat Paul Hoffmann.

Der französische Hohe Kommissar für Indochina, Emile Bollaert, gibt bekannt, dass Frankreich künftig nicht mehr mit der vietnamesischen Regierung unter Ho Chi Minh, sondern nur noch mit dem Ex-Kaiser von Annam, Bao Dai, verhandeln werde.

30.1.1948, Freitag

Joe Louis, der US-amerikanische Boxweltmeister im Schwergewicht, gewinnt einen Schaukampf in Chicago gegen den Halbschwergewichtsweltmeister Bob Foxworth (USA) nach Punkten.

Der schweizerische Bundespräsident Enrico Celio eröffnet in Sankt Moritz die V. Olympischen Winterspiele, die bis zum 8. Februar dauern.

Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi, der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit Indiens, wird in Neu-Delhi von einem Hindu ermordet.

31.1.1948, Samstag

In Berlin erklärt der französische Staatssekretär für deutsche Angelegenheiten, Pierre Schneiter, die französische Besatzungsmacht dächte nicht daran, Berlin zu verlassen.

Im Alliierten Kontrollrat für Deutschland in Berlin legt der Oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), Marschall Wassili D. Sokolowski, einen Vorschlag der UdSSR für eine Währungsreform in ganz Deutschland vor.

In Italien erlässt die Regierung ein Autonomiestatut für das überwiegend von deutscher Bevölkerung bewohnte Südtirol und für die Provinz Trient.

Chroniknet