Was geschah im Juli 1912

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Wetterstationen Juli 1912

1.7.1912, Montag

Die französische Nationalversammlung stimmt für den mit dem marokkanischen Sultan vereinbarten Vertrag, in dem Marokko zum französischen Protektorat erklärt wird.

Der Kommandant des sechsten Armeekorps der türkischen Armee in Albanien, Fehti Pascha, wird von seinem Posten abberufen. Er steht in dem Verdacht, mit den Aufständischen zu sympathisieren.

2.7.1912, Dienstag

Griechenland beschließt den Beitritt zum Balkanbund, dem Bündnis zwischen Bulgarien und Serbien gegen die Türkei.

Nach langen Auseinandersetzungen nominiert die Demokratische Partei der USA auf ihrem Nationalkonvent in Baltimore in der 46. Abstimmung Woodrow Wilson zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im November.

Während einer Probefahrt explodiert in der Nähe von Atlantic City (USA) das Luftschiff “Akron” in 800 m Höhe. Das umgerechnet 2 Mio. Mark teure Luftschiff war für die Überquerung des Atlantiks gebaut worden.

3.7.1912, Mittwoch

Das Untersuchungskomitee, das für die Aufklärung der Ursachen des Untergangs der “Titanic” am 14. April eingesetzt wurde, veröffentlicht die Ergebnisse. Es stellt fest, dass der Kapitän und die Offiziere verantwortungslos handelten. Da sie eine möglichst hohe Geschwindigkeit beibehalten wollten, missachteten sie die üblichen Vorsichtsmaßregeln und Warnungen.

4.7.1912, Donnerstag

Der farbige US-Amerikaner Jack Johnson, seit Ende 1908 Boxweltmeister im Schwergewicht, besiegt in seinem ersten (Titel-)Kampf seit zwei Jahren seinen weißen Landsmann Jim Flynn in Las Vegas durch K. o. in der neunten Runde.

Die “Vossische Zeitung” berichtet in einer ausgiebigen Kritik über die vierte Sonderbundausstellung in Köln (24.5.- 30.9.). u.a. sind dort bekannte Bilder der Impressionisten zu sehen. Eine gesonderte Abteilung ist den jüngeren Künstlern des “Blauen Reiters”, der “Brücke” und der “Neuen Sezession” gewidmet.

An der norwegischen Universität in Kristiania (Oslo) wird erstmals einer Frau eine Professur übertragen. Christine Bonnevie erhält den Lehrstuhl für Zoologie.

In Santiago wird die Partido Obrero Socialista, die Sozialistische Arbeiterpartei Chiles, gegründet.

In der Hafenstadt Baltischport (Paldiski) am Finnischen Meerbusen treffen der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. von Russland zu Gesprächen zusammen.

5.7.1912, Freitag

Die Post bittet die Fernsprechteilnehmer mitzuteilen, wann sie in Urlaub fahren. Überflüssige Vermittlungen könnten so vermieden werden.

An dem Eidgenössischen Turnfest, das vom 5. bis 9. Juli in Basel stattfindet, nehmen 14 000 Turner teil.

6.7.1912, Samstag

Der Storting, das norwegische Parlament, bewilligt die finanziellen Mittel für den Bau von zwei Panzerschiffen und die Befestigung der Lofoten.

Auf dem Gojenberg in Bergedorf bei Hamburg wird die neuerrichtete Sternwarte eingeweiht.

Die am 29. Juni begonnenen Olympischen Spiele in Stockholm werden vom schwedischen König Gustav V. offiziell eröffnet.

7.7.1912, Sonntag

Der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg beginnt nach Beendigung des Kaisertreffens in Balttischport eine einwöchige Reise nach Petersburg (Leningrad) und Moskau.

Auf dem Flugfeld von Juvisy gelingt es dem französischen Radrennfahrer Gabriel Poulain, mit einem Tragflächenfahrrad eine Strecke von 3,60 m in einer Höhe von 10 m zurückzulegen. Er gewinnt damit einen von Peugeot gestifteten Preis.

8.7.1912, Montag

In Wimbledon enden die am 24. Juni begonnenen offenen englischen Tennismeisterschaften. Sieger im Herren-Einzel wird zum dritten Mal hintereinander der Neuseeländer Anthony F. Wilding.

In London geht der am 4. Juni begonnene internationale Kongress für Funktelegrafie zu Ende. Während der Konferenz einigten sich die Teilnehmer über neue Bestimmungen für die drahtlose Telegrafie auf Schiffen.

Bei den Wahlen zum Landesausschuss auf den Philippinen erhält die Unabhängigkeitspartei eine überzeugende Mehrheit.

9.7.1912, Dienstag

Vor der Freien Berliner Studentenschaft spricht der bekannte Kunsthändler Paul Cassirer über das Thema “Die Berliner Bewegungen in der Malerei der Gegenwart”.

In Wien gibt Oberbaurat Otto Wagner den Rücktritt von seinem Lehramt an der Akademie der Künste bekannt. Als Grund nennt er sein fortgeschrittenes Alter; er ist 72 Jahre alt.

Die Fraktion der liberalen Partei im belgischen Parlament bezichtigt die Regierung der Wähler-Korruption. Vor den Parlamentswahlen im Juni hatte das Kabinett umfangreiche Gehaltserhöhungen bei Arbeitern und Angestellten der staatlichen Betriebe verfügt. Teilweise wurden die Benachrichtigungen über diese Erhöhung in der Nacht vor der Wahl Beschäftigten telegrafisch zugesandt.

Auf dem Kongress der italienischen Sozialisten in Reggio nell’Emilia werden vier Abgeordnete – darunter Ivanoe Bonomi – aus der Partei ausgeschlossen. Sie hatten als Mitglieder einer Parlamentsabordnung König Viktor Emanuel III. nach dem Attentat zu seiner Rettung gratuliert und zudem das Annexionsdekret für Tripolis befürwortet.

Vor Mitgliedern des Unterhauses veranstaltet die britische Marine in Spithead eine Flottenparade. Daran nehmen 238 Kriegsschiffe teil, deren Wert auf 2 Mrd. Mark geschätzt wird.

Truppen der portugiesischen Republik beenden einen am 7. Juli begonnenen Putschversuch monarchistischer Kreise unter Paiva Conceiro im Norden Portugals.

Die österreichische Regierung lehnt den Antrag des Kriegsministeriums nach einer Modernisierung der militärischen Einrichtungen in Tirol aufgrund der hohen Kosten ab.

Ein im “Reichsanzeiger” veröffentlichtes Fürsorgegesetz für militärische Luftfahrer der kaiserlichen deutschen Armee tritt in Kraft. Die hohe Zahl der Fliegerunfälle war Anlass für das Gesetz. Es regelt u.a. die Unfallversicherung.

10.7.1912, Mittwoch

Bei einem Grubenunglück in Denaba in Wales (Großbritannien) sterben 74 Bergleute.

Der Stadtrat von Wien erlässt eine Verordnung, nach der die Direktoren der städtischen Unternehmen künftig nur noch Personen einstellen dürfen, die sich zur deutschen Umgangssprache bekennen.

Der türkische Kriegsminister Mahmud Sefket Pascha gibt in Konstantinopel (Istanbul) seinen Rücktritt bekannt. Zu seinem Nachfolger wird am 15. Juli, nachdem drei Politiker die Übernahme des Amtes abgelehnt haben, der ehemalige Marineminister Gazi Ahmed Muhtar Pascha ernannt.

Vor dem britischen Unterhaus in London gibt Außenminister Edward Grey eine Einschätzung der gegenwärtigen außenpolitischen Lage, wobei er die Bedeutung des Bündnisses zwischen Großbritannien und Russland hervorhebt.

11.7.1912, Donnerstag

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin beschließt die Errichtung eines Instituts für Kohleforschung in Mülheim an der Ruhr.

In einer Note an die US-Regierung kritisiert das britische Kabinett deren Absicht, US-amerikanische Schiffe gebührenfrei durch den Panamakanal fahren zu lassen.

Das französische Parlament verabschiedet den Entwurf einer Wahlrechtsreform.

Die Zweite Kammer des Landes Baden streicht aus Kostengründen die Forderung der Konservativen Partei und des Zentrums nach einer badischen Gesandtschaft in München.

12.7.1912, Freitag

In Zürich nehmen etwa 20 000 Arbeiter an einem von den Gewerkschaften organisierten Generalstreik teil. Sie unterstützen damit die später von den Arbeitgebern erfüllte Forderung der Maler und Schlosser nach einer Arbeitszeitverkürzung von neun auf achteinhalb Stunden am Tag.

In zweiter Lesung nimmt das britische Unterhaus die Regierungsvorlage zur Wahlrechtsreform mit 280 gegen 218 Stimmen an. Dadurch werden u.a. die mehrfache Wahlberechtigung sowie das auf Besitz begründete Wahlrecht beseitigt.

13.7.1912, Samstag

Der französische Politiker Georges Clémenceau veröffentlicht ein Manifest, in dem er die Wahlrechtsreform als “ein von Feinden der Republik verübtes Attentat gegen das allgemeine Stimmrecht” bezeichnet.

Der US-amerikanische Senat in Washington erklärt das Mandat eines Abgeordneten aus Illinois für ungültig. Eine zwei Jahre dauernde Untersuchung hatte ergeben, dass er das Mandat mit Hilfe von Bestechung erhalten hatte.

In Anwesenheit des russischen Zaren Nikolaus II. wird in der estnischen Stadt Reval (Tallinn) der Grundstein für den Bau eines russischen Kriegshafens gelegt.

Der bayerische Lehrerverein fordert in einer Resolution an den Landtag in München eine bessere Besoldung der Dorfschullehrer.

14.7.1912, Sonntag

Wilhelm II. stiftet eine Kolonialdenkmünze für die Teilnehmer an militärischen Einsätzen in den deutschen Kolonien.

In Frankfurt am Main findet ein Bundesschießen im Rahmen der Feiern anlässlich des 50. Jahrestages des Deutschen Schützenbundes statt.

15.7.1912, Montag

In vier Gemeinden bei Lissabon vertreiben antiklerikale Republikaner die Geistlichen.

In London erscheint ein sog. Blaubuch mit einem Bericht des britischen Generalkonsuls Roger Casement. Er wurde 1910 vom Außenministerium damit beauftragt, Gerüchten über die unmenschliche Behandlung von Indianern durch die Peruvian Amazon Company Limited nachzugehen.

In Panama wird Belisario Porras zum Ministerpräsidenten gewählt. Er tritt das Amt am 1. Oktober an.

16.7.1912, Dienstag

Für den vom deutschen Kaiser ausgeschriebenen Wettbewerb für die Entwicklung deutscher Flugzeugmotoren (“Kaiserpreis”) sind beim Preisgericht in Berlin bisher Bewerbungen von 26 deutschen Firmen mit 44 Motoren eingegangen. Die Entscheidung über die Preisvergabe soll erst im Jahr 1913 erfolgen.

Wirbelstürme über den Südstaaten der USA richten in weiten Teilen des Landes verheerenden Schaden an.

17.7.1912, Mittwoch

Ein Teilstück der Eisenbahnstrecke zwischen Adrianopel (Edirne) und Konstantinopel (Istanbul) wird dem Verkehr übergeben. Es verbindet die Orte Baba- Eski- Kirkilisse miteinander.

Bei den Wahlen in Paraguay werden Eduardo Schaerer zum Präsidenten und Pedro Boabdilla zum Vizepräsidenten gewählt. Schaerer wird am 15. August sein Amt antreten.

In einer offiziellen Erklärung teilt die Regierung des Königreichs Montenegro mit, dass sie seit dem Jahr 1896 vom russischen Zaren Militärsubventionen erhält, die für die Ausbildung und den Ausbau der Armee verwendet werden.

Der osmanische Großwesir Küçük Muhammad Said Pascha gibt den Rücktritt seines Kabinetts bekannt. Die Bildung einer neuen Regierung übernimmt der bisherige Präsident des Senats, Gazi Ahmed Muhtar Pascha, am 22. Juli.

Vertreter der deutschen und der US-amerikanischen Regierung besprechen die Modalitäten für eine Teilnahme US-amerikanischer Offiziere an der Ausbildung in der kaiserlichen Armee. Vorgesehen ist ein einjähriger Dienst.

18.7.1912, Donnerstag

In einer öffentlichen Erklärung teilt die New Yorker Distriktanwaltschaft mit, dass die Ermordung des Spielbankenbesitzers Hermann Rosenthal am 16. Juni von der Polizei selbst angestiftet wurde. Rosenthal hatte der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass er an die Polizei Tribut gezahlt habe.

Die “Vossische Zeitung” veröffentlicht Auszüge aus der von Bernhard Breslauer verfassten Denkschrift über die Diskriminierung von Juden an deutschen Universitäten.

Der bayerische Landtag ersucht die Regierung um einen Gesetzentwurf für eine bayerische Landesklassenlotterie. Gleichzeitig lehnen die Abgeordneten einen Lotterievertrag mit Preußen ab.

19.7.1912, Freitag

Mit Hilfe militärischer Gewalt unterdrücken niederländische Truppen einen Aufstand der chinesischen Arbeiter in den staatlichen Zinngruben auf der Insel Banka (Niederländisch-Indien).

20.7.1912, Samstag

Der im Mai begonnene Aufstand der Farbigen auf Kuba wird von kubanischen Regierungstruppen mit Unterstützung US-amerikanischer Soldaten blutig niedergeschlagen.

Im Hafen von Kanea (Chania) auf der Insel Kreta gerät der Dampfer “Paros” der Hamburger Levante-Linie in Brand. Von der Besatzung des Schiffes, das hauptsächlich Korkholz geladen hat, kommt niemand zu Schaden.

21.7.1912, Sonntag

Der französische Marineminister Théophile Delcassé gibt den Ausbau des korsischen Hafens Ajaccio zu einem wichtigen Marinestützpunkt im Mittelmeer bekannt.

Die Führer der aufständischen Albaner veröffentlichen ihr Kampfprogramm. Darin betonen sie in aller Deutlichkeit, dass sie ihr Ziel, die Anerkennung ihrer Nationalität durch die osmanische Zentralregierung, auch nach dem Machtwechsel in Konstantinopel (Istanbul) weiter verfolgen werden.

Auf ihrem Nationalkonvent in Jackson (US-Bundesstaat Michigan) nominiert die neu gegründete Partei der fortschrittlichen Republikaner Theodore Roosevelt zum Präsidentschaftskandidaten.

Anlässlich der Verleihung von Preisen an Berliner Kunststudenten hält der Direktor der Kunstakademie, Anton von Werner, eine programmatische Rede über moderne Kunst. Er greift u.a. futuristische Kunstwerke an und spricht von “grotesk glotzenden Naturstimmungen, aus denen etwas Monumentales entstehen soll”.

22.7.1912, Montag

In Stockholm gehen die fünften Olympischen Spiele der Neuzeit zu Ende. In 16 Sportarten nahmen 2547 Aktive aus 28 Ländern teil.

In der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (Istanbul) legen alle jungtürkischen Abgeordneten ihr Parlamentsmandat nieder.

Großbritanniens Marineminister Winston Churchill fordert wegen der verstärkten deutschen Flottenrüstung einen Ergänzungsetat für die britische Marine.

23.7.1912, Dienstag

Auf ihrer Tagung in London beschließt die Generalversammlung der British Medical Association, in der etwa 23 000 britische Ärzte Mitglied sind, die Verhandlungen mit Finanzminister David Lloyd George über die Mitwirkung bei der Durchführung des Arbeiterversicherungsgesetzes abzubrechen, da sich die Ärzte übervorteilt fühlen.

In Den Haag endet die am 15. Juni begonnene internationale Konferenz der Banken mit der Unterzeichnung einer Konvention zur Einführung eines einheitlichen Wechselrechts. Diese Maßnahme ist von Bedeutung für die Organisation der wachsenden internationalen Beziehungen von Banken, Handel und Industrie.

24.7.1912, Mittwoch

Die russische Zeitung “Russisches Wort” berichtet vom Abschluss eines Vertrages zwischen Russland und der von China unabhängigen Äußeren Mongolei. Russland sichert sich durch dieses Abkommen wirtschaftliche Vorrechte und verpflichtet sich zu militärischem Schutz der Mongolei gegenüber China.

Anlässlich des vierten Jahrestages des Inkrafttretens der türkischen Verfassung beschließt das neue Kabinett die Aufhebung des seit Juli bestehenden Belagerungszustandes in Konstantinopel (Istanbul) sowie die Einstellung der militärischen Maßnahmen in Albanien.

25.7.1912, Donnerstag

In Bayreuth beginnen die Richard-Wagner-Festspiele mit der Aufführung der Oper “Rheingold”. Es dirigiert Siegfried Wagner.

Aufgrund der Auseinandersetzungen um die Politik der türkischen Regierung in der Albanienfrage und deren Haltung gegenüber der Armee kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Nationalversammlung und der Offiziersliga. Die Liga fordert u.a. die Auflösung des Parlaments.

26.7.1912, Freitag

In deutschen Zeitungen wird das sog. Besitzbefestigungsgesetz veröffentlicht. Es soll der “Wahrung des Deutschtums” in den Grenzgebieten dienen.

In Übereinstimmung mit den katholischen Bischöfen hebt die Regierung des Königreichs Ungarn die Autonomie des ungarisch-serbischen Patriarchats auf.

27.7.1912, Samstag

In der Nürnberger Festhalle wird das achte deutsche Sängerbundfest eröffnet. Der Sängerbund ist vor 50 Jahren gegründet worden.

Der norwegische Polarforscher Einar Mikkelsen kehrt nach Ålesund zurück. Er war 1909 zu einer Expedition nach Grönland aufgebrochen und galt seit zwei Jahren als verschollen.

Ohne wesentliche Ergebnisse erzielt zu haben, beschließt das Streikkomitee des britischen Transportarbeiterverbandes aus finanziellen Gründen, den seit zehn Wochen andauernden Hafenstreik zu beenden.

28.7.1912, Sonntag

In Binz auf Rügen stürzt eine Landungsbrücke ein, auf der mehr als 100 Menschen auf die Ankunft eines Dampfers aus Greifswald warteten. 14 von ihnen ertrinken in der Ostsee.

Gewinner der diesjährigen Tour de France wird der belgische Radprofi Odile Defraye.

29.7.1912, Montag

Die Regierung in Gera (Herzogtum Reuß) lehnt zum dritten Mal die Bestätigung der zwei gewählten sozialdemokratischen Stadträte ab und droht bei deren nochmaliger Wahl, diese Stellen kommissarisch zu besetzen.

30.7.1912, Dienstag

In Tokio stirbt Mutsuhito, der 122. Kaiser von Japan (Meidschi Tenno, seit 1867). Zu seinem Nachfolger wird sein Sohn Joschihito ernannt.

Thema eines Briefes des britischen Psychologen Ernest Jones an Sigmund Freud ist die Bildung eines von der Psychoanalytischen Gesellschaft unabhängigen Komitees.

Der Zirkus Hagenbeck, der schon seit Mai in Berlin mit seiner “Indischen Völkerschau” gastiert, ist wegen zu geringer Besucherzahlen während der Sommertage in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

31.7.1912, Mittwoch

Das französische Kriegsministerium veröffentlicht die Ergebnisse einer Untersuchung über den Bildungsstand der Soldaten. Daraus geht hervor, dass von 300 000 Mann 8400 weder schreiben noch lesen können. 179 714 besitzen eine Elementarbildung, und 6540 haben ein Reifezeugnis.

Chroniknet