Was geschah im Juli 1948

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1.7.1948, Donnerstag

Den Ministerpräsidenten der Länder der westlichen Besatzungszonen Deutschlands werden von den drei Westmächten drei Dokumente (“Frankfurter Dokumente”) überreicht.

Nach dem Ausscheiden der sowjetischen Vertreter stellt die Alliierte Kommandantur in Berlin ihre Tätigkeit auf Viermächtebasis ein. Die drei westlichen Besatzungsmächte beschließen allerdings, die Arbeit in der Kommandantur fortzusetzen.

Bei den Wahlen zum finnischen Reichstag erringt die konservative Bauernpartei die Mehrheit der Sitze.

Frankreichs Ministerpräsident, Robert Schuman, verkündet eine neue staatliche Preispolitik, die vor allem die Festsetzung von Preisen für Waren des täglichen Bedarfs regelt.

In der Berliner Staatsoper findet die deutsche Erstaufführung von Sergei Prokofjews Ballett “Romeo und Julia” statt.

2.7.1948, Freitag

Der Jamaikaner Herbert McKenley läuft bei den US-amerikanischen Leichtathletikmeisterschaften in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin Weltrekord über 400 m in der Zeit von 45,9 sec.

In Wien wird das Marshallplanabkommen zwischen Österreich und den USA unterzeichnet. Österreich soll im Rahmen der Marshallplanhilfe Zuwendungen in Höhe von insgesamt 2,8 Millionen US-Dollar erhalten.

Die dänische Regierung lehnt den Wunsch des Berliner Magistrats ab, das Problem der Blockade Berlins vor den Sicherheitsrat der UNO in New York zu bringen.

3.7.1948, Samstag

In London enden die inoffiziellen Tennis-Weltmeisterschaften von Wimbledon. Das Herreneinzel des am 20. Juni begonnenen Turniers gewinnt Bob Falkenburg aus den USA.

Albanien bricht die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland Jugoslawien ab.

Drei Monate nach Aufnahme der Lieferungen im Rahmen des Marshallplans haben die USA eine Gesamtleistung von 762 747 140 US-Dollar erbracht, was 58% der vorgesehenen Gesamtausgaben entspricht.

In der Ostzone wird mit dem Aufbau einer Streitmacht, der Kasernierten Volkspolizei (KVP) begonnen.

Für die drei Westsektoren Berlins wird eine zweite Währungsverordnung erlassen.

Der Oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), Marschall Wassili D. Sokolowski, erklärt, es bestehe derzeit keine Möglichkeit, den Landverkehr zwischen Berlin und den Westzonen wieder aufzunehmen.

4.7.1948, Sonntag

Die britische Luftwaffe setzt erstmals Wasserflugzeuge des Typs “Sunderland” zur Versorgung des blockierten Berlins ein.

Zwischen den USA und den Staaten Österreich, Dänemark, Irland, Griechenland, Island, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen sollen bilaterale Abkommen im Rahmen des europäischen Wiederaufbauprogramms (ERP), geschlossen werden.

5.7.1948, Montag

In Griechenland wird der Kanal von Korinth, der die Halbinsel Peloponnes vom Festland trennt, wiedereröffnet. Er war während des Zweiten Weltkriegs verschüttet worden.

In Großbritannien wird das Gesundheitswesen verstaatlicht. Außerdem ist die Mitgliedschaft in der Unfall- und Altersversicherung von nun an obligatorisch; Krankenversicherungen können auf freiwilliger Basis abgeschlossen werden.

6.7.1948, Dienstag

Das britische Unterhaus in London billigt das mit den USA geschlossene Abkommen im Rahmen des Marshallplanes.

Die Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs legen bei der Regierung der UdSSR förmlichen Protest gegen die Blockade der Westsektoren Berlins ein.

In Washington nehmen die Unterzeichnerstaaten des Brüsseler Paktes mit Kanada und den USA erste Verhandlungen über die Gewährung von Militärhilfe an Westeuropa auf.

7.7.1948, Mittwoch

Der Sicherheitsrat der UNO appelliert an Israel und die arabischen Staaten, den am 11. Juni vereinbarten Waffenstillstand einzuhalten.

Die Polnische Arbeiterpartei (PPR) kündigt die Kollektivierung der Landwirtschaft Polens an.

In den Niederlanden finden Parlamentswahlen statt, aus denen die Katholische Volkspartei als stärkste politische Kraft hervorgeht.

Erstmals transportieren US-amerikanische Transportflugzeuge über die Luftbrücke Kohle in das blockierte Berlin.

8.7.1948, Donnerstag

Im Hotel “Rittersturz” bei Koblenz treten die Ministerpräsidenten der Länder der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands zu zweitägigen Beratungen über die am 1. Juli von den Besatzungsmächten überreichten “Frankfurter Dokumente” zusammen.

Die Reparationslieferungen aus den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands an die UdSSR werden eingestellt.

9.7.1948, Freitag

Nach Beendigung des Waffenstillstandes in Palästina entbrennen neue schwere Kämpfe zwischen Israelis und den Truppen der arabischen Nachbarstaaten.

10.7.1948, Samstag

In Palästina beginnen syrische Truppeneinheiten eine Offensive gegen die Streitkräfte Israels, die bis zum 18. Juli dauert jedoch keinen militärischen Erfolg mit sich bringt.

11.7.1948, Sonntag

In Nordkorea wird ein Programm zur Bildung einer Regierung bekanntgegeben und für den 25. August die Durchführung von Parlamentswahlen angekündigt.

Oberst Frank Howley, US-amerikanischer Stadtkommandant von Berlin, gewinnt ein Springturnier um einen vom französischen Militärgouverneur in Deutschland, General Pierre Koenig, gestifteten Preis.

12.7.1948, Montag

Der Film “Deutschland im Jahre Null” von Roberto Rossellini erhält bei den Filmfestspielen in Locarno den ersten Preis.

Die verfassunggebende Versammlung Südkoreas stimmt einem eigenen Verfassungsentwurf zu.

Auf dem Konvent der Demokratischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika in Philadelphia wird US-Präsident Harry S. Truman für eine Wiederwahl nominiert.

Die britische Regierung entlässt bis auf 80 000 im Nahen Osten internierte Soldaten alle deutschen Kriegsgefangenen.

13.7.1948, Dienstag

Die deutsche Filmkomödie “Der Herr vom anderen Stern” mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle (Regie: Heinz Hilpert) wird in Berlin uraufgeführt.

14.7.1948, Mittwoch

Das chilenische Parlament beschließt ein Gesetz, das die kommunistische Partei des Landes verbietet.

In einer Antwortnote auf den Protest der Westmächte gegen die Blockade Berlins vom 6. Juli macht die UdSSR die Westalliierten für die Sperrung der Zugangswege in die Stadt verantwortlich, lässt jedoch die Möglichkeit-von Verhandlungen offen.

Auf den Vorsitzenden der italienischen Kommunistischen Partei, Palmiro Togliatti, wird in Rom ein Attentat verübt bei dem er verletzt wird.

Der sächsische Innenminister, Kurt Fischer (SED), wird zum Präsidenten der neuen deutschen Verwaltung des Innern der Ostzone ernannt.

Die Ergebnisse der zweitägigen Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands im Hotel “Rittersturz” bei Koblenz stoßen bei den Militärgouverneuren der westlichen Besatzungsmächte auf Kritik.

15.7.1948, Donnerstag

Auf Schloss Niederwald bei Rüdesheim am Rhein treffen die Ministerpräsidenten der Länder der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands für zwei Tage zu einer weiteren Beratung über die am 1. Juli von den Besatzungsmächten überreichten “Frankfurter Dokumente” zusammen.

Der saarländische Landtag verabschiedet ein Staatsangehörigkeitsgesetz, wonach ein Teil der deutschen Bewohner des Landes den Status von Ausländern erhält.

Laut Angaben der US-Militärregierung in Deutschland sind rund 60% der Richter und 76% der Staatsanwälte in Bayern ehemalige Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

In Bloomington im US-Bundesstaat Indiana findet die Uraufführung von Kurt Weills Oper “Down in the Valley” statt.

16.7.1948, Freitag

Ein nach dem Attentat auf den italienischen KP-Vorsitzenden, Palmiro Togliatti ausgerufener Generalstreik wird abgebrochen.

17.7.1948, Samstag

Die jugoslawische Regierung in Belgrad verbietet den Verkauf der Zeitschrift des Kominform, des Kommunistischen Informationsbüros.

18.7.1948, Sonntag

Der Berliner Großindustrielle Günter Quandt wird von der Spruchkammer in München in einem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft.

In Palästina kommt es zum Abschluss eines zweiten Waffenstillstandes zwischen Israel und seinen arabischen Gegnern.

In den Westsektoren Berlins findet eine von deutschen Künstlern organisierte Großkundgebung gegen die Unterdrückung politischer Freiheiten in der Ostzone statt.

19.7.1948, Montag

In der Ostzone wird Schnaps als erstes Genussmittel von der Bewirtschaftung ausgenommen.

Zwischen den USA und Jugoslawien wird ein Abkommen geschlossen das die Begleichung der Schulden aus Hilfslieferungen der Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieges und die Entschädigung für verstaatlichten US-amerikanischen Besitz in Jugoslawien regelt.

Nach einer Abstimmungsniederlage in der Nationalversammlung tritt Frankreichs Ministerpräsident Robert Schuman von seinem Amt zurück.

Große Teile der arabischen Bevölkerung in Palästina haben wegen des seit dem 14. Mai 1948 andauernden Krieges ihre Heimat verlassen.

Mit der Luftbrücke zur Versorgung der blockierten Westsektoren Berlins wird der regelmäßige Transport von Kohle per Flugzeug aufgenommen.

20.7.1948, Dienstag

Die drei westlichen Militärgouverneure in Deutschland drängen die Ministerpräsidenten der Länder der drei Westzonen, die am 1. Juli überreichten “Frankfurter Dokumente” uneingeschränkt anzunehmen.

In den USA werden acht führende Funktionäre der kommunistischen Partei, darunter ihr Vorsitzender William Z. Foster verhaftet, sie werden verdächtigt, einen Umsturz in den Vereinigten Staaten geplant zu haben.

In Südkorea wird Syngman Rhee zum ersten Präsidenten des Landes gewählt.

21.7.1948, Mittwoch

Das britische Unterhaus in London beschließt, die Brotrationierung mit Wirkung vom 25. Juli aufzuheben.

Auf dem Parteitag der jugoslawischen Kommunisten in Belgrad werden die Anschuldigungen des Kommunistischen Informationsbüros (Kominform) zurückgewiesen. Parteichef Josip Broz Tito beschuldigt seinerseits das Kominform, zum Bürgerkrieg in Jugoslawien aufzurufen.

André Marie wird von der französischen Nationalversammlung gegen die Stimmen der Kommunisten zum neuen Ministerpräsidenten des Landes gewählt.

Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) der Ostzone beschließt einen Zweijahresplan für die wirtschaftliche Entwicklung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands.

In der Ostzone wird die Deutsche Emissions- und Girobank in Deutsche Notenbank umbenannt.

Zum zweiten Mal treten die Ministerpräsidenten der Länder der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands im Schloss Niederwald bei Rüdesheim am Rhein zu zweitägigen Beratungen über die am 1. Juli von den Besatzungsmächten überreichten “Frankfurter Dokumente” zusammen.

22.7.1948, Donnerstag

In einer Volksabstimmung entscheidet sich die Bevölkerung Neufundlands für den Anschluss an Kanada, die Insel war seit 1907 britisches Dominium und wurde seit 1934 vom britischen Kolonialministerium direkt verwaltet.

23.7.1948, Freitag

Der stellvertretende Parteivorsitzende der SED, Walter Ulbricht, kündigt in einer Rede in Werder bei Potsdam eine politische Säuberung seiner Partei an.

Die französische Militärregierung in Deutschland befiehlt die sofortige Demontage von 38 Betrieben in Württemberg-Hohenzollern, unter denen sich u.a. sämtliche Fabriken der Uhrenindustrie befinden.

24.7.1948, Samstag

Die deutsche Wirtschaftskommission (DWK) ordnet für die Ostzone die Ausgabe der “Deutschen Mark der Deutschen Notenbank” an.

Nach Angaben der österreichischen Volkspartei (ÖVP) befinden sich noch immer 13 000 Österreicher in Kriegsgefangenschaft, der größte Teil davon in der Sowjetunion.

Die Fortschrittspartei der USA nominiert auf ihrem Parteikonvent in Philadelphia den ehemaligen Handelsminister Henry A. Wallace zum Präsidentschaftskandidaten.

25.7.1948, Sonntag

In den Halbfinalen der Deutschen Fußballmeisterschaft gewinnt in Mannheim der 1. FC Nürnberg gegen den FC St. Pauli mit 3:2 Toren. In Wuppertal schlägt der 1. FC Kaiserslautern die SpVg. Neuendorf 5:1.

26.7.1948, Montag

In einer abschließenden Besprechung mit den Militärgouverneuren der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands in Frankfurt am Main einigen sich die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder unter anderem auf die Einberufung eines Parlamentarischen Rates zur Ausarbeitung eines Grundgesetzes.

Die Verwaltung für Verkehr der deutschen Bizone gibt in Frankfurt am Main die Einstellung des Güterverkehrs zwischen der Bizone und der Ostzone bekannt.

Der Berliner Polizeipräsident, Oberst Paul Markgraf, wird vom amtierenden Oberbürgermeister der Stadt, Ferdinand Friedensburg, von seinem Amt suspendiert.

In Frankreich wird unter Ministerpräsident André Marie ein neues Koalitionskabinett gebildet, in dem der zurückgetretene Ministerpräsident Robert Schuman das Amt des Außenministers bekleidet.

In Hannover treffen die ersten Kinder aus den ehemaligen Ostgebieten ein, die während der Vertreibung 1945 von ihren Eltern getrennt worden waren und sich zeitweilig in der Obhut polnischer Familien befanden.

Der Italiener Gino Bartali gewinnt in Paris die Tour de France. Er bewältigt das 4922 km lange Radrennen in der Zeit von 147:10:30 h. Die Mannschaftswertung der am 30. Juni gestarteten Tour gewinnt Belgien.

27.7.1948, Dienstag

In London wird ein Abkommen über die Lieferung von Düsenjägern an Frankreich geschlossen. Damit soll die französische Luftwaffe modernisiert werden.

Der vom Amt suspendierte Berliner Polizeipräsident Paul Markgraf weigert sich zurückzutreten und amtiert mit sowjetischer Billigung im sowjetischen Sektor der Stadt weiter.

28.7.1948, Mittwoch

In einem Werk der Badischen Anilin & Soda-Fabrik (BASF) in Ludwigshafen am Rhein ereignet sich eine Explosionskatastrophe, bei der 178 Menschen ums Leben kommen.

In Hamburg findet die deutsche Erstaufführung des Dramas “Die Irre von Chaillot” des französischen Schriftstellers Jean Giraudoux statt.

29.7.1948, Donnerstag

In London werden die XIV. Olympischen Sommerspiele eröffnet. An den Wettkämpfen, die bis zum 14. August dauern nehmen 4099 Teilnehmer aus 59 Staaten teil.

Der Parteiführer der finnischen sozialdemokratischen Partei, Karl-August Fagerholm, erhält von Staatspräsident Juho Paasikivi den Auftrag, eine neue Regierung zu bilden.

In Berlin beschließt der Vorstand der SED die Umformung der Partei in eine “Partei neuen Typus” nach sowjetischem Vorbild.

Der US-amerikanische Luftwaffengeneral William Tunner übernimmt das Kommando über die in der Berliner Luftbrücke eingesetzten Lufttransportgeschwader.

30.7.1948, Freitag

Der ungarische Staatspräsident Zoltán Tildy tritt von seinem Amt zurück. Grund ist die Verhaftung seines Schwiegersohns Victor Csornoky wegen des Verdachts auf Hochverrat.

In Belgrad wird die Konferenz über die Regelung der Donauschifffahrt eröffnet, die bis zum 18. August dauert.

Die Handelsgesellschaft Groß-Berlin wird von der Deutschen Wirtschaftskommission der Ostzone (DWK) im sowjetischen Sektor Berlins gegründet.

Ein sogenanntes Berliner Dokument über die Einbeziehung der deutschen Bizone in den Marshallplan wird in Frankfurt am Main veröffentlicht.

Vor dem US-amerikanischen Militärgericht in Nürnberg werden die Urteile im I.G. Farben-Prozess verkündet, zehn der angeklagten Direktoren des Konzerns werden freigesprochen, 13 weitere Angeklagte erhalten Freiheitsstrafen von bis zu acht Jahren.

31.7.1948, Samstag

Vor dem US-amerikanischen Militärgericht in Nürnberg werden die Urteile im Krupp-Prozess verkündet. Der Hauptangeklagte Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wird zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

Der sowjetische Partei- und Regierungschef, Generalissimus Josef W. Stalin, empfängt in Moskau die Botschafter der drei westlichen Besatzungsmächte Deutschlands zu Gesprächen über die zugespitzte politische Lage in und um Berlin.

Der österreichische Bundespräsident Karl Renner eröffnet die diesjährigen Salzburger Festspiele, die bis zum 14. August dauern.

Chroniknet