Was geschah im Juni 1902

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Wetterstationen Juni 1902

1.6.1902, Sonntag

In München wird die bis September zu besichtigende Jahresausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft und die der Secession eröffnet.

Zu erneuten Bauernunruhen kommt es in den russischen Gouvernements Saratow, Nowgorod und Kursk. Die Bauern fordern Hilfen gegen die herrschende Hungersnot, eine Folge von Missernten im Vorjahr.

In Barcelona werden mehrere Anhänger des Gegenkönigs Karl VII. verhaftet. Den Karlisten wirft man vor, einen Anschlag auf Alfons XIII. von Spanien geplant zu haben.

Das neugewählte französische Parlament bestimmt mit Mehrheit Léon Bourgeois zum neuen Präsidenten des Abgeordnetenhauses.

2.6.1902, Montag

Zahlreiche Hofbeamte der Potsdamer Schlossanlage Sanssouci sowie Polizeibeamte der Stadt erhalten in der Orangerie etliche persische Orden verliehen, die der Schah am Ende seines Besuchs zu diesem Zweck zurückließ. Wie die Zeitungen berichten, zeigten sich die persischen Gäste auch sonst sehr splendid, indem sie an Kinder von Schlossdienern, an Gartenarbeiter und – arbeiterinnen im Park von Sanssouci persische Gold- und Silbermünzen verteilten.

In Kopenhagen beginnt eine Gruppe dänischer Wissenschaftler eine Expedition nach Grönland. Ziel des Unternehmens ist die geographische Erforschung der Insel.

Kronprinz Wilhelm von Preußen eröffnet im Rahmen der Düsseldorfer Industrieausstellung in der rheinländischen Stadt den Schiffsbautechnischen Kongress (bis 4. 6.).

In London veröffentlicht die britische Regierung den Wortlaut des mit den Buren geschlossenen Friedensvertrages.

Zu heftigen Auseinandersetzungen kommt es im preußischen Abgeordnetenhaus infolge einer Rede des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten Bernhard Graf von Bülow, in der er sich entgegen den Vorstellungen der Rechtsparteien gegen höhere Getreidezölle ausspricht.

3.6.1902, Dienstag

Der in Zürich tagende internationale Kongress der Textilarbeiter verabschiedet eine Resolution zur Abschaffung der Akkordarbeit.

4.6.1902, Mittwoch

Auf einer Versammlung in den Berliner “Brunnensälen” fordern Vertreter der kaufmännischen Verbände die Einführung einer einheitlichen Regelung für die Ladenschlusszeit. Sie soll auf 20.00 Uhr festgelegt werden.

In Hinblick auf die bevorstehenden Sommerferien veröffentlicht die Eisenbahnverwaltung in Berlin die Bedingungen für den Verkauf von Ferien-Fahrkarten. u.a. bleiben Monatskarten für einen entsprechenden Aufpreis auch für Fahrten in die Ferienkolonien außerhalb der Stadt gültig.

Die in Berlin tagende Generalversammlung der deutschen Zuckerindustriellen protestiert gegen die am 5. März in Brüssel unterzeichnete Zuckerkonvention. Sie bemängelt eine Begünstigung Großbritanniens und seiner Kolonien durch das Abkommen. Zugleich befürworten die Teilnehmer das Vorhaben der Regierung, den künstlichen Zucker, Saccharin, unter Rezeptzwang zu stellen und den Verkauf nur in Apotheken zuzulassen.

Für seine Verdienste für Großbritannien, insbesondere für seinen Einsatz im Burenkrieg, erhält Horatio Herbert Lord Kitchener (seit 1900 Oberbefehlshaber in Südafrika) den Titel eines Viscounts verliehen. Zugleich bewilligen Oberhaus und Unterhaus eine Dotation von 50 000 Pfund (1 Mio. Mark).

5.6.1902, Donnerstag

Wie die Berliner Zeitung “Der Tag” berichtet, hat die zuständige Regierungsbehörde von Wien eine von dem Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Otto Brahm, geplante Lesung des sozialkritischen Schauspiels “Die Weber” verboten. Die Aufführung des Stücks von Gerhart Hauptmann sollte im Carl-Theater stattfinden.

Der Rentier Carl Faber aus München stellt 1 Mio. Mark zugunsten einer Stiftung für das Bayerische Nationalmuseum zur Verfügung.

Der Großherzog von Baden, Friedrich I., eröffnet in Mannheim eine sechswöchige Landwirtschaftsausstellung.

In Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. wird in der westpreußischen Stadt Marienburg (heute: Malbork) die wiedererrichtete Marienkirche der historischen Ordensburg geweiht.

Im preußischen Abgeordnetenhaus stimmen die Abgeordneten der rechten Parteien, der Nationalliberalen sowie einige Mitglieder der liberalen Freisinnigen Vereinigung für die Polenvorlage, die damit angenommen ist. Der vom ehemaligen Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck geschaffene sog. Polenfonds wird um 150 Mio. Mark aufgestockt.

6.6.1902, Freitag

Mit Stimmenmehrheit der rechten Parteien und des Zentrums lehnt das preußische Abgeordnetenhaus einen Antrag der liberalen Freisinnigen Vereinigung auf Neueinteilung der Wahlkreise aufgrund der gestiegenen städtischen Bevölkerung ab.

Im Oberlichtsaal der Philharmonie in Berlin veranstaltet die armenische Studentenschaft einen kulturellen Abend zugunsten armenischer Waisen in der Türkei.

7.6.1902, Samstag

Der neue Ministerpräsident Frankreichs, Emile Combes, stellt sein Kabinett vor, dem nur zwei Mitglieder der bisherigen Regierung angehören.

Fürst Ferdinand von Bulgarien beginnt eine Reise nach Petersburg (heute: Leningrad) zu einem Treffen mit Nikolaus II. von Russland.

8.6.1902, Sonntag

Am zweiten Tag der Debatte über die von Wilhelm II. am 10. Mai angeordnete Aufhebung des sog. Diktaturparagraphen für Elsass-Lothringen stimmt der Reichstag dieser Anordnung einstimmig zu.

Der Berliner Julius Jaksch läuft in 17:51,0 min. deutschen Rekord über 5000 m.

9.6.1902, Montag

Die Militärakademie der US-amerikanischen Armee in West Point (New York) begeht ihr 100-Jähriges Bestehen.

Vor dem Palast des Präsidenten von Transvaal, Paulus (“Ohm”) Krüger, in der niederländischen Stadt Utrecht wird die Fahne der Republik Transvaal eingezogen. Allgemein wertet man dies als Zeichen dafür, dass Krüger auf einen Einspruch gegen den Friedensvertrag zwischen den Buren und Großbritannien verzichtet.

Der deutsche Radsprinter Walter Rütt, der Mitte September erst 19 Jahre alt wird, besiegt in Leipzig die Ex-Weltmeister Arend und Taylor.

10.6.1902, Dienstag

Das britische Unterhaus in London verabschiedet das Gesetz zur Einführung der Getreidezölle.

Nach längeren Debatten genehmigt die Zweite Kammer des Landes Hessen als letzter Partner den Vertrag zwischen Hessen, Preußen und Baden über die Verwaltung der Main-Neckar-Bahn.

In seiner Regierungserklärung verspricht Frankreichs neuer Ministerpräsident Emile Combes u.a. eine Reform des Unterrichtswesens.

Zu Tumulten kommt es im österreichischen Abgeordnetenhaus, als ein tschechischer Abgeordneter sich gegen den deutschen Kaiser Wilhelm II. wendet. Der Abgeordnete kritisiert die deutschnationale Betonung in dessen Rede am 5. Juni auf der Marienburg.

In Leipzig stirbt die deutsche Frauenrechtlerin Auguste Schmidt im Alter von 68 Jahren. Sie war Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.

11.6.1902, Mittwoch

Die “Allgemeine Zeitung” veröffentlicht ein geheimes Rundschreiben des bayerischen Episkopats an den bayerischen Klerus, worin die Notwendigkeit betont wird, den Angriffen der Kirchenfeinde in der Presse und in Versammlungen entgegenzutreten sowie die Unterschiede zum Protestantismus hervorzuheben.

Reichskanzler Bernhard Graf von Bülow lädt zu einem Wohltätigkeitsball zugunsten der Kinderheilstätten an Nord- und Ostsee in den Garten des Reichskanzler-Palais in Berlin ein.

Nach dem Tod des Beis von Tunis, Ali III., übernimmt Prinz Muhammad el Hadi als Muhammad IV. die Regierung in dem französischen Protektorat.

12.6.1902, Donnerstag

Schneefälle und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt richten in der Landwirtschaft Norditaliens großen Schaden an.

Der deutsche Physiker und Erfinder Otto von Bronk meldet in Berlin ein Patent für das Farbfernsehen an. Dieses Patent wird in den 20er Jahren wieder aufgegriffen und weiterentwickelt.

13.6.1902, Freitag

Ein Befehl der russischen Zarenregierung verpflichtet die finnischen Behörden zum ausschließlichen Einsatz der russischen Sprache. Beamte, die nur finnisch sprechen sollen entlassen werden.

Aufgrund eines Antrags des Ministeriums für öffentliche Arbeiten ordnet der deutsche Kaiser einheitliche Uniformen für die Schlafwagenschaffner der deutschen Eisenbahnen an.

14.6.1902, Samstag

In einem Gesuch an den Reichskanzler des Deutschen Reiches, Bernhard Graf von Bülow, regt die niederrheinisch-westfälische Handelskammer die Abschaffung der überall üblichen Gerichtsferien an. Begründet wird dies mit der sich dadurch verzögernden Abwicklung laufender Verfahren.

Am Wannsee bei Berlin wird erstmals eine Motorboot-Ausstellung eröffnet. Zu den hier gezeigten Exponaten gehören gewerblich zu nutzende Schiffe sowie Sport- und Rennboote.

15.6.1902, Sonntag

Themen des internationalen Wohnungskongresses in Düsseldorf (bis 19. 6.) sind der Zusammenhang zwischen Wohnungsmiete, Bodenpreis und Baukosten sowie die Selbsthilfe Wohnungssuchender durch Baugenossenschaften.

16.6.1902, Montag

In Stuttgart beginnt der zweite internationale Kongress der Sekretäre freigewerkschaftlicher Landeszentralen. Die Delegierten bestimmen die deutsche gewerkschaftliche Landeszentrale zur internationalen Zentralstelle, die eine ständige Verbindung zwischen den Gewerkschaften schaffen soll.

Zu einem sechs Tage dauernden Kongress kommen die Delegierten der freien Gewerkschaften des Deutschen Reiches in Stuttgart zusammen.

In dritter Lesung bestätigen die Abgeordneten des preußischen Landtags die Ausführungsbestimmungen zum Fleischbeschaugesetz des Deutschen Reiches.

Als Höhepunkt der Festlichkeiten zum 50-Jährigen Bestehen des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg findet im Rathaussaal der Stadt ein Prunkmahl in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. statt. Als Geschenk überreicht der Monarch eine Sammlung von Kaisersiegeln.

Kaiser Wilhelm II. verbietet seinen Reiter-Offizieren wegen ihres “blamablen Abschneidens” beim Turnier in Turin jeden weiteren Auslandsstart.

17.6.1902, Dienstag

Mit großer Mehrheit nehmen die Mitglieder der Zweiten Kammer in Darmstadt eine Regierungsvorlage an, die die Einführung des allgemeinen und geheimen Wahlrechts in Hessen vorsieht.

18.6.1902, Mittwoch

In Anwesenheit von Wilhelm II. feiert in Bonn das Studenten-Corps “Borussia” sein 75-Jähriges Bestehen.

Die irische Parlamentspartei beschließt, nicht an den Krönungsfeierlichkeiten des britischen Königs Eduard VII. in London teilzunehmen. Statt dessen planen sie an diesem Tag in Dublin eine Versammlung zur aktuellen Lage in Irland.

Auf Schloss Sybillenort in Schlesien stirbt König Albert von Sachsen im Alter von 74 Jahren. Die Regentschaft in Sachsen übernimmt sein Bruder Georg.

Als Reaktion auf einen Streik der Belegschaft entlässt die Schweizer Maschinenfabrik Escher Wyß in Zürich sämtliche 1200 Arbeiter.

Während des Aufenthalts von Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria in Aachen hält der Kaiser eine als historisch bezeichnete Rede über Karl den Großen und die Geschichte des Deutschen Reiches.

20.6.1902, Freitag

Mit 67 gegen sechs Stimmen genehmigt der US-amerikanische Senat in Washington das sog. Spooner-Gesetz, wodurch der Präsident ermächtigt wird, die Konzession für den Bau des Panamakanals für 40 Mio. US-Dollar (160 Mio. Mark) zu kaufen. Der Kongress stimmt am 26. Juni zu.

Die französische Regierung fordert die Präfekten der Departements dazu auf, mehr Augenmerk auf die politische Überwachung der Beamten zu lenken.

Nach einer militärischen Niederlage im venezolanischen Bürgerkrieg vor La Guaira sammeln sich die revolutionären Truppen in der Nähe von Caracas, um einen Angriff auf die Hauptstadt vorzubereiten.

Die Zweite Kammer des Landes Württemberg schlägt der Regierung mehrere Änderungen für die Berechnung der Eisenbahntarife vor. Aus ökonomischen Gründen soll die erste Klasse gänzlich abgeschafft werden (bis auf die Durchgangszüge), da diese Abteile kaum besetzt sind.

21.6.1902, Samstag

Das deutsche Kaiserpaar nimmt in der Stadt Wesel an der Einweihung der wiederaufgebauten Willibrordkirche teil.

In Deutsch-Südwestafrika wird die Eisenbahnstrecke zwischen der Hafenstadt Swakopmund und Windhuk fertiggestellt, der Verkehr kann am 1. Juli beginnen.

22.6.1902, Sonntag

Sieger beim Deutschen Derby auf der Galopprennbahn Hamburg-Horn ist der in Österreich-Ungarn gezogene Hengst Macdonald.

Das sächsische Kultusministerium gibt bekannt, dass die in Wien ausgestellte Beethoven-Büste von Max Klinger für die Stadt Leipzig erworben werden soll.

Zum Nachfolger des aus Altersgründen demissionierten preußischen Eisenbahnministers Karl von Thielen wird Hermann Budde ernannt.

23.6.1902, Montag

Der Physiker Albert Einstein tritt beim Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum in Bern eine Stelle als technischer Experte an.

24.6.1902, Dienstag

Das britische Königshaus gibt bekannt, dass die für den 26. Juni geplante Krönung Eduards VII. von Großbritannien wegen einer Blinddarmentzündung des Monarchen verschoben werden muss. Die bereits angereisten Gäste aus dem In- und Ausland verlassen daraufhin London wieder.

Bei einem Zusammenstoß mit dem britischen Dampfer “Firsby” vor Cuxhaven sinkt das Torpedoboot der deutschen Marine “S 42”. Der Kapitän und drei Mann der Besatzung der “S 42” ertrinken.

25.6.1902, Mittwoch

In Haiti kommt es zu wiederholten Kämpfen zwischen den rivalisierenden politischen Gruppen des gegenwärtigen Präsidenten Boisrond Canal und den Anhängern von Alexis Nord.

Nach der Ablehnung der von der Regierung ausgearbeiteten Wahlrechtsvorlage durch das Parlament kündigt der schwedische Ministerpräsident Friedrich Wilhelm Freiherr von Otter seinen Rücktritt an. Seine Nachfolge übernimmt am 5. Juli Erich Gustav Boström.

26.6.1902, Donnerstag

Nach der Genehmigung durch das hessische Abgeordnetenhaus befürwortet nun auch die Zweite Kammer in Darmstadt den Gesetzentwurf über die Wohnungsfürsorge für Minderbemittelte. Außerdem sieht das Gesetz die Einrichtung einer Wohnungsinspektion durch die Wohlfahrtspflege vor. Die Regierung erhofft sich dadurch mehr Einflussnahme auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung.

27.6.1902, Freitag

Die deutsche Nachrichtenagentur “Wolffs Telegraphenbüro” teilt mit, dass die nächste Weltausstellung in St. Louis nicht, wie zunächst vorgesehen im kommenden Jahr, sondern erst am 1. Mai 1904 eröffnet werden wird (bis 1. 12. 1904). Das Ausstellungsgebäude soll allerdings schon am 1. Mai 1903 fertiggestellt sein, anlässlich der Feiern zum 100. Jubiläum des Tages, an dem Louisiana von Frankreich an die Vereinigten Staaten abgetreten wurde.

Die französische Regierung ordnet die Schließung von 135 Kongregationsschulen an. Die Aktion kann in den folgenden zwei Monaten nur mit Hilfe verstärkten Polizeieinsatzes durchgesetzt werden.

Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten genehmigt der hessische Landtag eine Vorlage zur Regelung des kirchlichen Eigentumsrechts. Demnach sollen alle Gebäude, die gottesdienstlichen und kirchlichen Zwecken dienen, und die sie umgebenden Gelände in das Eigentum der Kirche übergehen – auch wenn sie bisher den Gemeinden gehörten.

Zar Nikolaus II. von Russland verfügt in einem Erlass die Entschädigung der Grundbesitzer in den Gouvernements Charkow und Poltawa. Für die durch Bauernunruhen verursachten Schäden erhalten die Gutsherren hohe finanzielle Zuwendungen.

28.6.1902, Samstag

Die Erneuerung des Dreibundes zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien wird in Berlin von Vertretern der drei Regierungen besiegelt.

In führenden deutschen Zeitungen liberaler Prägung wird eine Pressedebatte über den Regierungsstil Wilhelms II. geführt. So kritisieren die “Hamburger Nachrichten” und die “Freisinnige Zeitung”, dass politische Entscheidungen nicht aufgrund sachlicher Erwägungen, sondern persönlicher Regungen getroffen werden. Anlass der Kampagne war eine vom Kaiser in Krefeld getroffene Entscheidung, ein Husarenregiment dorthin zu verlegen – aufgrund eines von einigen Damen geäußerten Wunsches.

Der Polizeipräsident von Berlin erlässt eine Verordnung mit Vorschriften für das öffentliche Dirnenwesen.

In Mailand treten die Lehrmädchen der Schneiderinnen und Modistinnen in den Streik, die etwa 5000 Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren fordern bessere Arbeitsbedingungen und kürzere Arbeitszeit. Nach nur geringen Zugeständnissen der Arbeitgeber endet der Arbeitskampf nach zwei Wochen.

Ein bis 2. Juli dauernder Kongress christlicher Gewerkschaften wird in München eröffnet. Die Delegierten beschließen u.a., ihren Wirkungskreis künftig auch auf die ländlichen Arbeitnehmer auszudehnen.

30.6.1902, Montag

Preußens Landwirtschaftsminister Viktor von Podbielski veröffentlicht eine Denkschrift über Maßregeln zur Entschuldung des ländlichen Grundbesitzes. Mit Hilfe großzügiger Kredite von staatlicher Seite soll verhindert werden, dass Landbesitz in den Grenzgebieten von Angehörigen anderer Nationen, z. B. von Polen und Franzosen erworben wird.

Die Premierminister der zu Großbritannien gehörenden autonomen Kolonien treffen in London zu mehrwöchigen Gesprächen mit Kolonialminister Joseph Chamberlain zusammen.

Bei Dortmund, auf der Hohensyburg im Ruhrtal, wird ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. eingeweiht.

In Burgdorf wird der Verband der Schweizerischen Hornussergesellschaften gegründet; Hornussen ist ein dem Schlagballspiel ähnelndes Schweizer Mannschaftsspiel.

Chroniknet