Was geschah im März 1917

  • < 1916
  • 3.1917
  • 1918 >

Wetterstationen März 1917

1.3.1917, Donnerstag

Der österreichische Generalfeldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf wird als Generalstabschef abgelöst. Nachfolger wird General Arthur Arz von Straußenburg. Kaiser Karl I. übernimmt den Oberbefehl über die Truppe.

In der Türkei wird der Gregorianische Kalender eingeführt.

Wegen des großen Mangels an Grubenholz schließen zahlreiche britische Zechen.

In der Reichshauptstadt Berlin feiert die Nationalliberale Partei ihr 50-Jähriges Bestehen.

Im Deutschen Reich werden alle Gegenstände aus Aluminium beschlagnahmt. Gleichzeitig müssen diese Gegenstände angemeldet werden. Zuwiderhandlungen können mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bis zu 10 000 Mark bestraft werden. Auch alle Bronzeglocken werden beschlagnahmt. Die Kirchen dürfen jeweils nur noch eine Glocke nutzen.

2.3.1917, Freitag

In der deutschen Presse erscheinen Aufrufe, keine sogenannten Jammerbriefe an die Front zu senden, um die Soldaten nicht zu demoralisieren.

Die in den USA von deutschstämmigen Bürgern gesammelte Spende für deutsche Kriegerwitwen und Waisen in Höhe von 500 000 Mark wird in Berlin einem Spendenausschuss übergeben. Der Ausschuss beschließt, die Spende auf einem Konto zurückzuhalten.

Der US-amerikanische Kongress in Washington verabschiedet ein Gesetz, das sogenannte Jones Act, für Puerto Rico. Die Insel wird US-amerikanisches Territorium.

3.3.1917, Samstag

Das Kriegsernährungsamt in Berlin gibt in Dosen konserviertes Gemüse frei. Pro Lebensmittelkarte darf eine 1-kg-Dose abgegeben werden.

Der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg empfängt eine Abordnung des Rates von Flandern. Der Rat schlägt die Bildung eines unabhängigen Flandern mit niederländischer Sprache vor. Bethmann Hollweg unterstützt den Vorschlag.

Um Papier zu sparen, müssen österreichische Zeitungen ihren Umfang um bis zu 30% einschränken.

Der US-amerikanische Senat in Washington beschließt, den Etat für Schiffsbau anzuheben. Allein für den Bau von U-Booten sind 35 Millionen US-Dollar (über 194 Millionen Mark) vorgesehen.

In Großbritannien werden alle Männer unter 31 Jahren, die bisher vom Militärdienst befreit waren, einberufen. Das Gesetz erfasst besonders die bisher nicht dienstpflichtigen Geistlichen und Studenten der Theologie.

Unter den Arbeitern der Putilov-Werke, eines Rüstungsbetriebes in Petrograd, beginnt ein Streik, der am 7. März mit Aussperrungen beantwortet wird.

4.3.1917, Sonntag

Im US-amerikanischen Senat in Washington sprechen sich zahlreiche Abgeordnete für die Bewaffnung der Handelsschiffe aus.

Wegen der extremen Schneestürme sind in Sibirien sämtliche Warentransporte unterbrochen.

5.3.1917, Montag

Im Berliner Lessingtheater findet die Uraufführung von Georg Kaisers Komödie “Die Sorina” statt. Karl Forst, Ilka Gröning und Curt Goetz spielen die Hauptrollen.

Fünf neue Pockenfälle werden in Berlin bekannt. Seit Jahresbeginn sind 85 Menschen an der Infektion erkrankt.

In Leipzig beginnt die Frühjahrsmesse.

In den US-amerikanischen Häfen beginnt die Bewaffnung der Handelsschiffe. Die Kapitäne haben Befehl, auf jedes feindliche U-Boot sofort zu schießen.

Mit der Vereidigung vor dem Senat in Washington beginnt die zweite Amtsperiode des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson.

6.3.1917, Dienstag

Da die Börsenmakler der New Yorker Wallstreet einen Krieg mit dem Deutschen Reich als unvermeidlich ansehen, legen die Banken große Geldreserven an.

Die militärischen Stellen des Vaterländischen Hilfsdienstes in Düsseldorf erlassen dringende Aufrufe an Mädchen und Frauen, sich für Büro-und Schreibarbeiten zu melden, damit männliche Büroangestellte eingezogen werden können.

Das deutsche Kriegsernährungsamt in Berlin verfügt, dass alle Waren auch ohne aufwendige Verpackung angeboten werden müssen.

Im Deutschen Reich beginnt die Sammlung von Zitronen- und Apfelsinenkernen, aus denen wertvolles Öl gewonnen werden kann.

7.3.1917, Mittwoch

Beim Brand eines Palastes in der spanischen Hauptstadt Madrid wird das Gemälde “Dreifaltigkeit” von El Greco vernichtet.

Viele Bewohner deutscher Städte kaufen für 1200 bis 2000 Mark sogenannte Pensionskühe.

In Paris wird eine Handelskonferenz zwischen Großbritannien und Frankreich eröffnet. Das französische Handelsministerium versucht, eine Lockerung der britischen Einfuhrbeschränkungen durchzusetzen.

8.3.1917, Donnerstag

Im Stadtbezirk der russischen Hauptstadt Petrograd (heute Leningrad) kommt es erstmals zu Zusammenstößen zwischen streikenden Arbeitern und dem Militär.

Unter dem Stichwort “Freiwillige Liebestätigkeit” veröffentlicht die deutsche Presse Spenden von Institutionen und Privatpersonen.

9.3.1917, Freitag

Nach einem Aufruf der deutschen Reichsregierung sollen Weißblechdosen gesammelt werden, um das in der Legierung enthaltene Zinn zurückzugewinnen.

10.3.1917, Samstag

In Düsseldorf beschließt die Stadtverwaltung wegen der allgemeinen Verknappung, Kartoffeln für die Dauer einer Woche nur noch an Schwerarbeiter abzugeben.

Die Grenze zwischen dem von deutschen Truppen besetzten Belgien und den neutralen Niederlanden wird für jeden Verkehr gesperrt.

Der mexikanische Präsident Venustiano Carranza verbietet den bewaffneten Handelsschiffen der USA die Einfahrt in mexikanische Häfen.

Die Streikbewegung im russischen Petrograd (heute Leningrad) weitet sich zu einem Generalstreik aus. Zar Nikolaus II. befiehlt, die Demonstranten mit allen Mitteln zu bekämpfen.

11.3.1917, Sonntag

Die Meuterei der Soldaten aus der Petrograder Garnison und ihre Solidarisierung mit den streikenden Arbeitern löst die “Februar-Revolution” in Russland aus.

Die Abgeordneten des russischen Parlaments, der Duma, widersetzen sich der von Zar Nikolaus II. verfügten Auflösung der Kammer.

Britische Truppenverbände erobern das bislang vom Osmanischen Reich besetzte Bagdad.

Der neue polnische Staatsrat, der Generalgouverneur und die deutsche Reichsregierung streiten um die Formulierung der Eidesformel des zukünftigen polnischen Heeres. Polen ist sowohl von deutschen als auch von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt.

Bei der Durchsuchung von Haushalten in der Nähe von Thorn (Konitz) werden große Lebensmittelvorräte entdeckt. 22 Familien sind in den Diebstahl aus Eisenbahnwaggons verwickelt.

12.3.1917, Montag

In Berlin sind zur Zeit 135 Pockenerkrankungen gemeldet. Hinzu kommen zahlreiche Fälle von Hungertyphus.

Die zumeist deutschen Passagiere des schwedischen Dampfers “Frederic VIII.”, der von Halifax nach der norwegischen Hauptstadt Christiania (heute Oslo) fährt, werden bei der Abfahrt aus Kanada einer Leibesvisitation unterzogen.

Der US-amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson befiehlt die Bewaffnung aller Schiffe, die in vom Krieg betroffene Gebiete auslaufen.

Die Arbeiterdeputierten des Petrograder Sowjet treffen sich zu ihrer ersten Sitzung im Taurischen Palais. Die Sitzung bildet eine Gegenregierung in Form des “Provisorischen Exekutivkomitees des Arbeiterdeputiertenrates”.

Das russische Parlament, die Duma, bildet ein Exekutivkomitee, das aus zwölf Mitgliedern aller größeren Parteien besteht.

Die deutsche Reichsregierung richtet Aufrufe für die 6. Kriegsanleihe an die Bevölkerung.

Dänische Handelsschiffe, die nach Großbritannien fahren, werden rot-weiß gestreift angestrichen, um auf die Neutralität des Landes hinzuweisen.

Als Zeitschrift des Rates der Arbeiterdeputierten von Petrograd erscheint die erste Nummer der “Iswestija”.

In Moskau findet der erste Generalstreik statt.

Wegen revolutionärer Umtriebe werden die höheren Lehranstalten in Petrograd (Leningrad) geschlossen.

Das Provisorische Komitee des russischen Parlamentes gründet eine Militärkommission zur Kontrolle der Armee und der Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.

14.3.1917, Mittwoch

Im Deutschen Reichstag veröffentlicht die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft (SAG) eine Resolution, in der sie einen baldigen Friedensschluss, das Stimmrecht für Frauen und die Aufhebung der Ausnahmegesetze fordert.

Der Petrograder Sowjet, der Vereinigte Rat der Arbeiter- und Soldatendeputierten, gibt den “Befehl Nr. 1”, der die Truppen zur Bildung von Soldatenkomitees auffordert, heraus.

Unter der Führung von Georgi J. Fürst Lwow wird in Russland eine bürgerliche Provisorische Regierung gebildet.

Die chinesische Regierung beschlagnahmt 13 deutsche Handelsschiffe im Hafen von Schanghai.

Äußerungen des Abgeordneten Adolf Hoffmann von der sozialdemokratischen Minderheitsfraktion im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin führen zu einem Tumult. Adolf Hoffmann ist der Ansicht, der Krieg sei für die Mittelmächte bereits verloren.

16.3.1917, Freitag

Bei einer Versteigerung in Berlin werden für elf Werke des Malers Lovis Corinth 24 860 Mark erzielt.

Die alliierten Kriegsgegner des Deutschen Reichs führen Luftangriffe auf Karlsruhe durch.

Der neue Justizminister in Russland, Alexandr F. Kerenski, erlässt eine Amnestie für politische Gefangene.

In allen größeren Städten Russlands bilden sich Arbeiterdeputiertenräte.

Die russische Provisorische Regierung unter Georgi J. Fürst Lwow veröffentlicht ein Programm, das die Bildung einer verfassungsgebenden Versammlung in Aussicht stellt.

17.3.1917, Samstag

Die russische Provisorische Regierung schafft die Geheimpolizei des Zaren, die Ochrana, ab.

In Kiew bildet sich ein Ukrainischer Zentralrat zur Errichtung einer bürgerlichen Regierung.

Der französische Ministerpräsident Aristide Briand tritt zurück, Nachfolger wird Alexandre Ribot.

Die Düsseldorfer Stadtverwaltung bittet die Hausfrauen um Überlassung von Abfallknochen, da diese noch zum Fettgewinn taugen.

18.3.1917, Sonntag

Das deutsche Ernährungsministerium weist darauf hin, dass Fälschungen von Speisegelantine durch Leimpulver gegen das Lebensmittelgesetz vom 14. Mai 1879 verstoßen.

Die deutschen Truppen an der Westfront räumen ihre Stellungen beiderseits der Ancre. Das aufgegebene Gelände wird verwüstet.

Die russische Provisorische Regierung verspricht den Alliierten, Russland werde bis zum siegreichen Ende gegen die Mittelmächte Krieg führen.

Im Mittelmeer wird das französische Linienschiff “Danton” von einem deutschen U-Boot versenkt.

20.3.1917, Dienstag

Für die deutschen Sozialdemokraten wird anstelle des bisherigen Abgeordneten Karl Liebknecht Franz Mehring in den preußischen Landtag gewählt.

Unter der Präsidentschaft von Alexandre Ribot wird in Paris ein neues französisches Kabinett gebildet.

Die russische Provisorische Regierung widerruft die gegen Finnland erlassenen Sondergesetze des Zaren und stellt die Autonomie Finnlands in Aussicht.

21.3.1917, Mittwoch

Der US-amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson beruft eine Sondersitzung des Kongresses ein, um über eine Kriegserklärung an das Deutsche Reich zu debattieren.

Das Marinedepartement des US-amerikanischen Senats gibt den Bau von 200 kleinen U-Booten in Auftrag.

Prinz Friedrich Karl von Preußen wird mit seinem Flugzeug über der Westfront abgeschossen.

Der russische Zar Nikolaus II. wird verhaftet und mit seiner Familie in Zarskoje Selo interniert.

22.3.1917, Donnerstag

Wegen des Protestes von etwa 500 Berliner Frauen vor dem Charlottenburger Schloss gegen die Lebensmittelknappheit öffnet der Magistrat der Stadt die Aufbewahrungsstelle für Gemüse und verkauft Weißkohl.

Die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft (SAG) im Deutschen Reichstag bereitet eine Konferenz aller oppositionellen Sozialdemokraten vor, auf der Organisationsgrundlinien beraten werden sollen.

Ein Sonderausschuss der russischen Provisorischen Regierung nimmt die Gesetzesvorlage über die vollständige Abstinenz in Russland an. Alkoholdestillen sollen zu Zuckerraffinerien umgebaut werden.

Die USA erkennen als erste die russische Provisorische Regierung diplomatisch an.

23.3.1917, Freitag

Die deutsche Reichsregierung erklärt sich bereit, dem russischen Revolutionär Wladimir I. Lenin freies Geleit für seine Reise aus der Schweiz nach Russland zu gewähren.

Im Rhein-Ruhrgebiet erwägt die Kommunalverwaltung die Einführung von Notgeld aus Papier, da das Metall knapp wird.

24.3.1917, Samstag

Der deutsche Generalgouverneur in Belgien gibt die Bildung von zwei Verwaltungsgebieten bekannt. Flandern und Wallonien werden getrennt. Flämischer Verwaltungssitz wird Brüssel, wallonischer Namur.

Der österreichische Kaiser Karl I. richtet in einem Brief an seinen Schwager Sixtus Prinz von Bourbon-Parma ein Friedensangebot an den französischen Staatspräsidenten Raymond Poincaré.

Die Regierungen von Frankreich, Großbritannien und Italien erkennen die Provisorische Regierung von Russland diplomatisch an.

Die französische und die russische Provisorische Regierung vereinbaren ihre Kriegsziele.

25.3.1917, Sonntag

Die französische Militärverwaltung untersagt den zivilen Verkehr zwischen Ortschaften, die im Bereich der Front liegen.

Der Schweizer Bundesrat in Bern ermächtigt seinen Gesandten in Petrograd zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der russischen Provisorischen Regierung in Petrograd.

26.3.1917, Montag

Die oberste Gesundheitsbehörde im Deutschen Reich ordnet an, dass schmerzstillende und Mittel mit betäubender Wirkung in Zukunft nur noch in Apotheken verkauft werden dürfen.

Die Verkehrsbehörden im Deutschen Reich rufen zu höflichem Verhalten gegenüber dem weiblichen Personal der Straßenbahnen auf.

Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson ordnet die Rekrutierung für das Marinekorps an, um die Einheiten auf die vorgesehene Kriegsstärke zu bringen.

27.3.1917, Dienstag

Der mexikanische Präsident Venustiano Carranza ordnet die Mobilisierung der Milizen an, um die Grenzen gegen die Vereinigten Staaten zu sichern.

In Monte Carlo wird die musikalisch-lyrische Komödie in drei Akten “Die Schwalbe” von Giacomo Puccini uraufgeführt.

28.3.1917, Mittwoch

Das preußische Herrenhaus, die Adelskammer, lehnt ein demokratisches Wahlrecht, also die Abschaffung des Klassenwahlrechts, für Preußen ab.

Die Regierung von Argentinien verbietet die Ausfuhr von Weizen und Mehl, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern.

Vertreter der französischen Bergarbeiter fordern in Paris die Erhöhung ihrer Löhne um 15 bis 20%, da die Lebensmittelpreise in den letzten Monaten bis zu 75% gestiegen sind.

29.3.1917, Donnerstag

Der Sohn des deutschen Großindustriellen August Thyssen, August jun., verliert vor dem Reichsgericht zu Leipzig einen Prozess um seine Erbschaftsanteile.

Chroniknet