Was geschah im März 1930

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Wetterstationen März 1930

1.3.1930, Samstag

Reichspräsident Paul von Hindenburg empfiehlt bei einer Audienz in Berlin den Fraktionsführern von Zentrum (Heinrich Brüning) und Deutscher Volkspartei (Wilhelm Scholz), einem Notopfer für die Arbeitslosenversicherung zuzustimmen. Besonders die DVP hat sich bisher gegen eine Erhöhung der Versicherungsbeiträge ausgesprochen.

Joseph Wirth, Reichsminister für die besetzten Gebiete, eröffnet in Berlin die Ausstellung “Rheinische Kunst” mit einer Rundfunkübertragung durch den Sender Berlin.

2.3.1930, Sonntag

Der sowjetische Staats- und Parteichef Josef W. Stalin wendet sich in der Parteizeitung “Prawda” unter der Überschrift “Erfolgstaumel” gegen Ausschreitungen bei der Durchführung der Kollektivierung der Landwirtschaft und warnt die Parteimitglieder vor “Übereifer”.

In Paris stellt André Tardieu (Radikalsozialist) sein Regierungskabinett vor, das 18 Minister und 16 Unterstaatssekretäre umfasst. Aristide Briand bleibt Außenminister.

In Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, nimmt der Nationalkongress den Rücktritt des Präsidenten Horacio Vásquez entgegen und bestellt Rafael Estrella Urena zum provisorischen Nachfolger.

Der englische Romanschriftsteller, Lyriker und Essayist David Herbert Lawrence stirbt in Frankreich im Alter von 44 Jahren. D. H. Lawrence erregte in Großbritannien u.a. mit seinem Roman “Lady Chatterley und ihr Liebhaber” (1928) Aufsehen; er darf wegen seiner freizügigen Darstellung nur in einer gekürzten Fassung erscheinen.

In Frankfurt am Main verliert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Länderspiel gegen Italien 0:2.

3.3.1930, Montag

Die internationale Wintersportwoche in Oslo endet mit dem 50-km-Skilanglaufwettbewerb auf dem Holmenkollen. Bei nebligem Wetter siegt der Schwede Sven Utterström mit 3:53:14. Der einzige deutsche Läufer, Otto Wahl, legt die 50 km in 4:33:36 zurück.

In den rheinischen Karnevalshochburgen finden die Rosenmontagszüge statt. Das sommerliche Wetter lockt Hunderttausende von Karnevalisten auf die Straßen.

Eine Überschwemmungskatastrophe im Süden Frankreichs fordert mehr als 2000 Tote.

4.3.1930, Dienstag

Nach einem Wahlkampf, der von blutigen Unruhen geprägt war, siegt bei den Präsidentenwahlen in Brasilien der Kandidat der konservativen Konzentration (Concentração Conservativa) Júlio Prestes über Getúlio Dornelles Vargas, Mitglied der Alliança Liberal.

Ein Urteil des Berliner Kammergerichtes erklärt eine Eheschließung für ungültig, weil die Ehefrau ihrem Mann vor der Hochzeit nicht alle ihre Liebhaber vor der Ehe genannt hatte.

5.3.1930, Mittwoch

Das Reichskabinett unter Reichskanzler Hermann Müller (SPD) einigt sich über das Finanzprogramm für das Jahr 1930. Die Lücke in der Arbeitslosenversicherung soll durch eine Anhebung des Beitragssatzes von 3,5 auf 3,75% für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gedeckt werden.

6.3.1930, Donnerstag

Die Deutsche Luft Hansa kündigt an, ab 1. April einen Lufttaxi-Verkehrsdienst anzubieten, bei dem Privatpersonen Flugzeuge chartern können. Der Preis pro geflogenem Kilometer soll für eine einmotorige Maschine 1,10 Reichsmark betragen.

Im Rahmen des sog. Weltkampftages gegen Hunger und Arbeitslosigkeit, zu dem kommunistische Parteien in mehreren Ländern aufgerufen haben, kommt es bei Demonstrationen in Berlin, New York, London, Paris und anderen Städten zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Grosadmiral Alfred von Tirpitz (* 19. März 1849, Küstrin) stirbt in Ebenhausen. Tirpitz, ab 1911 Grosadmiral, war vor dem Weltkrieg mitverantwortlich für die Aufrüstung der deutschen Flotte und die daraus resultierende Rivalität mit Großbritannien. Von 1924 bis 1928 war er Reichstagsabgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei.

7.3.1930, Freitag

Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht tritt wegen unüberbrückbarer Differenzen mit der Reichsregierung von seinem Amt zurück. Zwischen der Reichsregierung und Schacht kam es zu schweren Meinungsverschiedenheiten über die Regelung der deutschen Reparationszahlungen. Schachts Nachfolger wird Hans Luther (DVP), der von 1923 bis 1925 Finanzminister und 1925/26 Reichskanzler war.

Die sowjetische Regierung gibt bekannt, dass deutsche Kolonisten in Transkaukasien von der Liquidierungskampagne gegen die Kulaken (Großbauern) ausgenommen werden. Die meisten deutschen Einwanderer waren unter der Zarin Katharina II., der Großen, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Russland gekommen.

8.3.1930, Samstag

Die siebentägige Frühjahrsmesse in Leipzig geht zu Ende. Deutlich spürbar für die Aussteller waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Auftragsentwicklung.

Der spanische Außenminister Jacobo F. J. Falcó Portocarrero y Osorio, Herzog von Alba, verweigert dem im Exil lebenden russischen Kommunisten Leo Trotzki die Einreise nach Spanien. Trotzki, der 1929 die Sowjetunion wegen seiner Kritik an Stalins Politik verlassen musste, kämpft auch im Exil gegen den sowjetischen Parteichef.

Im Alter von 73 Jahren stirbt in den USA der 27. Präsident der USA und Oberste Bundesrichter, William Howard Taft.

9.3.1930, Sonntag

Die irakische Regierung unter Nadschi Bey as-Suwaidi tritt zurück, weil die britische Kolonialmacht sich nicht damit einverstanden erklärt hat, dass britische Beamte und Sachverständige aus der irakischen Verwaltung entlassen werden. Nachfolger wird am 23. März der frühere Minister für Landesverteidigung General Nuri Pascha al Sa’id.

Als Skandal empfinden Teile des Leipziger Publikums die Uraufführung der Oper “Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny” von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Einige Theaterkritiker sehen in dem neuen Brecht-Stück einen Vorstoß zur “Abschaffung der Kunstgattung Oper”.

10.3.1930, Montag

Gegen 55 angeblich konterrevolutionäre Intellektuelle beginnt in Charkow (UdSSR) ein Prozess wegen antisowjetischer Propaganda. Den Angeklagten wird außerdem vorgeworfen, sie hätten eine Revolte für einen unabhängigen ukrainischen Staat vorbereitet.

Der österreichische Regisseur Max Reinhardt inszeniert in Berlin Ferdinand Bruckners neues Stück “Die Kreatur”. In den Hauptrollen sind u.a. Rudolf Forster und Lucie Höflich zu sehen.

Nach einer mehr als einjährigen Antarktisexpedition erreicht der US-amerikanische Polarforscher Richard Evelyn Byrd den neuseeländischen Hafen Dunedin.

11.3.1930, Dienstag

Der New Yorker Polizeichef Grover Whalen startet eine Kampagne gegen Kommunisten. 300 mutmaßliche Mitglieder der Kommunistischen Partei, deren Namen er in New York zwölf Vertretern großer Industrieunternehmen der Stadt übergibt, werden entlassen.

In Ulm werden drei Reichswehroffiziere verhaftet, die beschuldigt werden, nationalsozialistische Propaganda im Heer verbreitet zu haben.

12.3.1930, Mittwoch

Der indische Freiheitskämpfer Mohandas Karamchand “Mahatma” Gandhi bricht mit etwa 70 ausgewählten Begleitern von Ahmedabad ans Meer nach Dandi auf, wo er durch Auflesen von Salzkristallen das britische Salzmonopol verletzt.

Mit 270 zu 192 Stimmen billigt der Reichstag in Berlin den Youngplan; am 13. März gibt auch Reichspräsident Paul von Hindenburg seine Zustimmung. Damit verpflichtet sich das Deutsche Reich zu Reparationszahlungen bis einschließlich 1988.

13.3.1930, Donnerstag

Anlässlich der Unterzeichnung des vom Reichstag beschlossenen und vom Reichsrat gebilligten Youngplanes ruft Reichspräsident Paul von Hindenburg das deutsche Volk auf, den Plan, der die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches bis in das Jahr 1988 festlegt, zu akzeptieren. Er bedeute wirtschaftlich und politisch für das Deutsche Reich den Fortschritt.

Der Astronom Clyde William Tombaugh, ein Forscher des Lowell-Observatoriums in Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona), gibt die Entdeckung eines neunten Planeten im Sonnensystem bekannt, der später “Pluto” genannt wird.

In Berlin wird der Operettenfilm “Zwei Herzen im Dreivierteltakt” uraufgeführt. Die Filmmusik schrieb der Österreicher Robert Stolz.

14.3.1930, Freitag

Die britische Regierung veröffentlicht in London einen Bericht über den Bau eines Kanaltunnels zwischen Großbritannien und Frankreich, der zu dem Schluss kommt, dass der Bau des Tunnels für die britische Wirtschaft vorteilhaft wäre. Das Projekt wird wegen der hohen Kosten und technischer Schwierigkeiten jedoch nicht verwirklicht.

Der erste Tonfilm der schwedischen Schauspielerin Greta Garbo “Anna Christie” hat in den USA Premiere.

Der Tonfilm “Die letzte Kompanie” von Kurt Bernhardt wird in Berlin uraufgeführt. In den Hauptrollen sind Conrad Veidt und Karin Evans zu sehen.

15.3.1930, Samstag

Stefan Zweigs Tragikomödie “Das Lamm des Armen” wird an sieben Bühnen gleichzeitig uraufgeführt, u.a. in Hannover, Prag und Lübeck. In Hannover hat das Stück unter der Regie von Georg Altmanns großen Erfolg.

In Haiti kündigt ein von US-Präsident Herbert Clark Hoover (Republikaner) eingesetzter “Ausschuss zur Klärung der innenpolitischen Lage” an, dass nach Ablauf der Amtszeit von Präsident Joseph Louis Borno am 15. Mai Eugene Roy kommissarisch das Amt übernehmen werde.

In Polen tritt die Regierung unter Ministerpräsident Kasimierz Bartel zurück, nachdem der eigentliche Machthaber, Kriegsminister Jósef Klemens Pilsudski, Bartel seine Unterstützung versagt hat. Nachfolger Bartels wird am 29. März Valerius Slawek.

16.3.1930, Sonntag

Bei einer öffentlichen Kundgebung in Berlin zerreißen Vertreter rechtsgerichteter Jugend- und Studentenbünde die Gesetzestexte zum Youngplan über die deutschen Reparationszahlungen. Die Berliner Demonstration ist eine Reaktion auf die Unterzeichnung und Rechtfertigung der Gesetze durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 13. März.

Der frühere spanische Ministerpräsident und Diktator Miguel Primo de Rivera y Orbaneja stirbt im Alter von 60 Jahren an einem Schlaganfall in Paris. Rivera war am 28. Januar von seinem Amt zurückgetreten, nachdem er den Rückhalt beim Militär und die Unterstützung des spanischen Königs verloren hatte.

In Moskau wird das satirische Drama “Das Schwitzbad” von Wladimir W. Majakowski unter der Regie von Karl Theodor Kasimir Meyerhold uraufgeführt. Das expressionistische Theaterstück in sechs Akten setzt sich mit der neuen Schicht der Parteifunktionäre (“rote Bourgeoisie”) in der Sowjetunion kritisch auseinander.

17.3.1930, Montag

Der US-amerikanische Gangsterboß Al Capone wird in Philadelphia aus dem Gefängnis entlassen, wo er eine einjährige Haftstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes verbüßt hatte.

Der Potsdamer Regierungspräsident Momm tritt von seinem Amt zurück, nachdem bekannt wird, dass eine Serie von Einbrüchen und Diebstählen in seinem Amtssitz von seiner Frau verübt wurden. Aus der Wohnung Momms waren u.a. Tafelleuchter und Tafelsilber im Gesamtwert von rund 4700 RM verschwunden.

Die Equitable Trust Company, die Chase National Bank und die Interstate Trust Company schließen sich in New York zu einer der größten Banken der Welt zusammen.

Polnische und deutsche Regierungsvertreter unterzeichnen in Warschau einen Vertrag über die Handelsbeziehungen beider Länder. Zwischen dem Deutschen Reich und Polen ist es wegen der Getreidezölle in den vergangenen Monaten mehrfach zu Unstimmigkeiten gekommen.

Bei einer Razzia in der bulgarischen Hauptstadt Sofia werden mehrere makedonische Revolutionäre festgenommen. Den Verhaftungen ging eine Welle von Attentaten durch Makedonier voraus. Die makedonische Unabhängigkeitsbewegung kämpft um eine Zusammenlegung makedonischer Gebiete, die zu Jugoslawien und Bulgarien gehören, zu einem selbständigen Staat.

18.3.1930, Dienstag

Die französische Rheinlandkommission verbietet in Wiesbaden die Aufführung, des Stücks “Affäre Dreyfus” von Hans Rehfisch und Wilhelm Herzog. Das Stück behandelt einen Justizskandal um den französischen Offizier Alfred Dreyfus, der um die Jahrhundertwende zu einer der schwersten innenpolitischen Krisen der französischen Dritten Republik führte.

Das hessische Staatsministerium in Darmstadt veröffentlicht einen Erlaß, der den Verfassungseid auch für Beamtenanwärter obligatorisch macht. Damit soll Radikalen der Weg in den Staatsdienst erschwert werden.

Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet das Gesetz über die Liquidationsabkommen, das die Entschädigung deutscher Staatsbürger regelt, deren Besitz im Ausland von den dortigen Regierungen während des Weltkrieges enteignet wurde. Das Deutsche Reich verzichtet u.a. auf Besitzansprüche in Polen in Höhe von ca. 2 Mrd. RM, dafür sieht Polen von der Enteignung 12 000 deutschstämmiger Bauernfamilien auf ihrem Gebiet ab.

Der Reichstag in Berlin nimmt mit einer Mehrheit von über 100 Stimmen in dritter Lesung das Republikschutzgesetz an, das ein wirksameres Vorgehen der Polizei und der Justizbehörden gegen staatsfeindliche Bestrebungen gewährleisten soll. Das Gesetz tritt am 25. März in Kraft.

19.3.1930, Mittwoch

Die Reichsregierung sperrt die Reichszuschüsse für die thüringische Landespolizei, weil die Landesregierung Nationalsozialisten in der Landespolizei fördert.

In einer öffentlichen Erklärung nehmen mehrere Schulleiter Weimarer höherer Schulen Stellung gegen den thüringischen Innen- und Kultusminister Wilhelm Frick (NSDAP). Frick hob einen Erlass der Schulleiter auf, der Schülern die Teilnahme an Kundgebungen gegen den Youngplan verboten hatte.

Im englischen Woking stirbt Großbritanniens früherer konservativer Premier- und Außenminister Arthur James Balfour im Alter von 81 Jahren. Balfour hatte u.a. 1917 den Zionisten britische Hilfe bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte” in Palästina zugesagt.

Der US-Senat verabschiedet einen Gesetzentwurf, der den Import von “unmoralischer” Literatur stoppen soll, darunter Werke von Aristophanes, Jean-Jacques Rousseau und William Shakespeare. Die Entscheidung darüber, welche Werke indiziert werden, sollen von US-Bezirksgerichten gefällt werden.

20.3.1930, Donnerstag

Im Rahmen eines umfassenden Finanzierungs- und Ausbauprogrammes nimmt das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) bei der US-amerikanischen National City Company einen Kredit über 20 Mio. US-Dollar (rd. 84 Mio. RM) mit einer Laufzeit von 25 Jahren auf. Im Geschäftsjahr 1929 hatte das RWE hohe Gewinne zu verzeichnen.

21.3.1930, Freitag

In Berlin eröffnet die Reichspost die drahtlose Telefonverbindung zwischen dem Deutschen Reich und Brasilien.

22.3.1930, Samstag

In Mannheim beginnt der zweitägige Parteitag der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) mit einem politischen Referat des Vorsitzenden Ernst Scholz. Die Delegierten sprechen sich mehrheitlich für einen Verbleib ihrer Partei in der Regierungskoalition aus.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels veranstaltet im gesamten Deutschen Reich den “Tag des Buches” mit zahlreichen Veranstaltungen u.a. zur Leseförderung bei Jugendlichen.

In Berlin wird erstmalig die Oper “Maschinist Hopkins” von Max Brandt aufgeführt. Kurt Singer inszeniert das Stück. Musikalischer Leiter ist Fritz Stiedry.

In Berlin wird erstmalig die Oper “Maschinist Hopkins” von Max Brandt aufgeführt. Kurt Singer inszeniert das Stück. Musikalischer Leiter ist Fritz Stiedry.

Baconin Borzacchini (Italien) gewinnt den erstmals ausgetragenen Grand Prix von Tripolis auf einem 4-Liter/16-Zylinder-Maserati.

23.3.1930, Sonntag

Die französische Regierung gibt bekannt, dass sie bis zum 30. Juni ihre Truppen aus dem Rheinland zurückziehen werde. Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Zweiten Haager Konferenz.

24.3.1930, Montag

In San Francisco im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien kritisiert der Bankier und Manager Owen D. Young, der auf der Haager Konferenz die Grundlagen für die Regelung der deutschen Reparationsleistungen legte, die jetzige Ausgestaltung des Vertrags. Er ist der Meinung, dass durch die vereinbarten Zahlungsbedingungen die Inflation im Deutschen Reich angeheizt werde.

Mit der Unterzeichnung einer Zollkonvention geht in Genf die europäische Zollfriedenskonferenz zu Ende, die am 17. Februar begonnen hatte.

25.3.1930, Dienstag

Die Reedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd schließen sich mit einem Aktienkapital von je 160 Mio. RM zu einer Arbeits- und Interessengemeinschaft auf 50 Jahre zusammen.

Auf seiner Jungfernfahrt von Bremerhaven nach New York erobert der Schnelldampfer “Europa” das “Blaue Band” für die schnellste Überquerung des Nordatlantiks.

Das US-amerikanische Repräsentantenhaus stimmt dem Reparationsabkommen mit dem Deutschen Reich zu. Die USA haben zwar an den Verhandlungen um den Youngplan teilgenommen, der aber nicht die deutschen Zahlungen an die Vereinigten Staaten beinhaltet; über diese Frage ist bislang noch keine Einigung erzielt worden.

26.3.1930, Mittwoch

Per Funksignal von seiner Jacht im italienischen Genua schaltet der Erfinder des Funkgeräts, Guglielmo Marchese Marconi, die Beleuchtung des Rathauses der australischen Stadt Sydney ein. Anlass des Experimentes ist die Elektrotechnische Ausstellung von Neusüdwales in Sydney.

27.3.1930, Donnerstag

Nach unüberwindbaren Differenzen zwischen den Koalitionspartnern tritt die Reichsregierung unter Hermann Müller (SPD) zurück. Heinrich Brüning (Zentrum) wird von Reichspräsident Paul von Hindenburg mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt.

28.3.1930, Freitag

Vor dem Berliner Amtsgericht kommt es in einem Beleidigungsprozess, den der ehemalige Kaiser Wilhelm II. gegen die “Berliner Morgenpost” anstrengte, zu einem Vergleich. Die Zeitung hatte behauptet, der Kaiser habe wegen persönlicher Beziehungen Wehraufträge an die Essener Firma Krupp erteilt. Diese Behauptung muss nach dem Vergleich zurückgenommen werden.

29.3.1930, Samstag

Im thüringischen Landtag in Weimar wird das von Innenminister Wilhelm Frick (NSDAP) eingebrachte Ermächtigungsgesetz verabschiedet. Das Gesetz soll der Landesregierung Vollmachten für eine Umorganisierung der Staatsorgane und für tiefgreifende Sparmaßnahmen erteilen.

In Berlin wird das musikalische Lustspiel “Meine Schwester und ich” von Ralph Benatzky uraufgeführt.

30.3.1930, Sonntag

Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) stellt sein neues Kabinett in Berlin vor.

31.3.1930, Montag

In London beginnt eine britisch-ägyptische Konferenz, in deren Mittelpunkt die Räumung des Niltales durch die Briten steht. Großbritannien hat zwar 1922 seine Kolonialherrschaft über Ägypten aufgehoben, sich jedoch die Landesverteidigung und die Kontrolle über den Sueskanal vorbehalten.

Chroniknet