Was geschah im März 2001

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1.3.2001, Donnerstag

Huntsville: Die US-Weltraumbehörde NASA verzichtet nach jahrelangen Entwicklungsarbeiten aus Kostengründen auf das Nachfolgemodell für ihre 20 Jahre alten Raumfähren, nachdem das von Lockheed Martin konstruierte Super-Raketenflugzeug mit der Kurzbezeichnung X-33 bereits Entwicklungskosten von 1 Mrd. Dollar verschlungen hat. Damit werden die Shuttles noch mindestens bis zum Jahr 2015 ins All fliegen.

Frankfurt am Main: Der Nemax 50, der Index der wichtigsten Werte am Frankfurter Neuen Markt, verzeichnete im Tagesverlauf mehrere Allzeittiefs und schließt mit 1836,28 Zählern.

2.3.2001, Freitag

Bonn : In der CDU-Parteispendenaffäre wird das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl gegen die Zahlung einer Geldbuße von 300 000 DM vorläufig eingestellt. Er gilt damit als nicht vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen Kohl wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, weil die Annahme von Spendengeldern in Höhe von mehr als 2 Mio. DM nicht ordnungsgemäß angezeigt hatte.

3.3.2001, Samstag

Las Vegas: John Ruiz ist neuer Schwergewichts-Weltmeister der World Boxing Association (WBA). Der 29-jährige Profiboxer entthront vor 12 000 Zuschauern seinen neun Jahre älteren amerikanischen Landsmann und Titelverteidiger Evander Holyfield nach zwölf Runden durch einen einstimmigen Punktsieg.

Mostar : Ungeachtet internationaler Proteste kündigt ein Kongress bosnisch-kroatischer Nationalisten die 1995 im Friedensabkommen von Dayton festgelegte Staatsstruktur von Bosnien-Herzegowina auf und proklamiert eine eigene Regierung. Die kroatische Nationalversammlung wird jedoch weder international noch von der bosnischen Regierung anerkannt.

4.3.2001, Sonntag

Bern : Die Schweiz wird vorerst nicht einen Beitritt zur Europäischen Union beantragen. Bei einer Volksabstimmung lehnten 76,7% der Abstimmenden die Forderung einer Bürgerinitiative ab, unverzüglich Beitrittsverhandlungen mit der EU aufzunehmen. Der Schweizer Bundesrat will frühestens in der nächsten Legislaturperiode, also nach 2003, über Verhandlungen zur Aufnahme in die EU entscheiden.

5.3.2001, Montag

Berlin : Die Bundeswehr steckt nach einem vertraulichen Papier des Führungsstabes der Streitkräfte in einer schweren Finanzkrise. Heer und Luftwaffe seien “kritisch unterdotiert”, heißt es in einer von der Nachrichtenagentur dpa verbreiteten Bewertung. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums weist die Angaben zurück.

San Diego: In den USA kommt es erneut zu einem Amoklauf an einer Schule. Im US-Bundesstaat Kalifornien erschießt ein 15-jähriger Junge zwei Mitschüler und verletzt 13 Menschen zum Teil schwer. Die Polizei nimmt den Täter fest.

6.3.2001, Dienstag

San Francisco : Die kostenlose Internet-Musiktauschbörse Napster muss nach dem Urteil eines US-Berufungsgerichts innerhalb von drei Tagen alle urheberrechtlich geschützten Titel von ihrem System löschen. Damit steht der kostenlose Musiktausch vor dem Ende.

Brüssel : Die Tiermärkte in der Europäischen Union müssen wegen der Maul- und Klauenseuche mindestens eine Woche geschlossen bleiben. Ferner werden Beschränkungen grenzüberschreitender Transporte von ansteckungsgefährdeten Tieren erlassen. Das am 21. Februar erlassene Importverbot für Tiere und Fleischprodukte aus Großbritannien wird bis zum 27. März verlängert.

7.3.2001, Mittwoch

Istanbul: Der über einen Drogentest gestürzte Christoph Daum unterzeichnet beim türkischen Club Besiktas Istanbul einen Trainervertrag mit einer Laufzeit von 18 Monaten. Zwischen Januar 1994 und Mai 1996 hatte Daum schon einmal bei Besiktas gearbeitet und in dieser Zeit den Klub zum Pokalsieg (1994) und zur Meisterschaft (1995) geführt.

New York: US-Bundesrichterin Shirley Kram lehnt es ab, Sammelklagen gegen deutsche Banken aus der NS-Zeit abzuweisen und begründet ihre Entscheidung mit dem noch nicht vollständig eingezahlten Betrag der deutschen Wirtschaft. Damit verzögert sich die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter weiter.

8.3.2001, Donnerstag

Hamburg: Das Hamburger Landgericht verhängt gegen den mehrfach vorbestraften 40-jährigen Reemtsma-Entführer Thomas Drach eine Haftstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten. Drachs in Argentinien abgesessene Haftstrafe von gut zwei Jahren wird angerechnet. Vier seiner Komplizen sind bereits verurteilt. Das Gericht begründet das Strafmaß damit, dass Drach der Haupttäter bei der Entführung von Jan Philipp Reemtsma im Jahr 1996 gewesen sei. Die hohe Lösegeldsumme von 30 Mio. DM sei ein weiterer Grund für das Strafmaß.

9.3.2001, Freitag

Houston : Mit einstündiger Verspätung dockt die US-Raumfähre Discovery an die Internationale Raumstation ISS an. Ein russischer Kosmonaut und zwei amerikanische Astronauten lösen die erste Crew ab, die nach vier Monaten im All zur Erde zurückkehrt. Die Discovery hat ferner wissenschaftliche Geräte und Ausrüstungsgegenstände für die ISS an Bord.

Kabul : Ungeachtet weltweiter Proteste zerstören die radikal-islamischen Taliban-Milizen, die etwa 90% des Landes kontrollieren, die beiden 55 und 38 m hohen Buddha-Statuen in Bamiyan aus religiösen Motiven durch Sprengungen und Granatenbeschuss.

10.3.2001, Samstag

Stuttgart : Der Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen billigt im innerparteilichen Streit um die Atomtransporte nach Gorleben ein Kompromisspapier des Bundesvorstandes. Danach soll nicht zu Blockaden der geplanten Castor-Transporte aufgerufen werden. Den Parteimitgliedern steht aber die Teilnahme an Demonstrationen frei. Ferner wird beschlossen, dass Minister der Grünen künftig auf ihr Bundestagsmandat verzichten müssen.

11.3.2001, Sonntag

London : Mit dem bisher höchsten Tagesanstieg um 25 auf 164 Fälle erreicht die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien einen neuen Höhepunkt. Neue Fälle wurden sowohl aus England als auch aus Wales und Schottland gemeldet.

Rom : Papst Johannes Paul II. spricht 233 Glaubensopfer des spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) selig. Die Märtyrer waren nach Angaben des Vatikans von Anarchokommunisten wegen ihres Glaubens getötet worden. Noch nie zuvor in der Kirchengeschichte wurde so viele Christen auf einmal selig gesprochen.

12.3.2001, Montag

Kuwait-City : Ein US-Kampfjet vom Typ FA-18 “Hornet” vom Flugzeugträger “Harry S. Truman” wirft bei einem Übungsflug über Kuwait versehentlich eine Bombe ab. Der Sprengkörper detoniert auf dem Übungsgelände eines US-Stützpunktes und tötet fünf US-Militärangehörige und einen Manöverbeobachter aus Neuseeland.

Santiago de Chile : Der Hausarrest für den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet wird nach nur 41 Tagen gegen Kaution aufgehoben, nachdem Pinochets Anwälte eine Sicherheit in Höhe von umgerechnet 7 200 DM hinterlegt haben. Pinochet muss sich nach einer revidierten Anklage nicht mehr wegen Anstiftung und Beihilfe zu Mord und Entführung von Regimegegnern während der “Karawane des Todes” im Jahr 1973 verantworten, sondern ihm wird jetzt nur noch zur Last gelegt, die Verbrechen gedeckt zu haben.

Köln: Einen Sturm der Empörung entfacht der grüne Umweltminister Jürgen Trittin mit seiner Äußerung über den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer. In einem Interview in der WDR-Sendung “Morgenecho” sagt Trittin wörtlich: “Laurenz Meyer hat die Mentalität eines Skinheads und nicht nur das Aussehen. Laurenz Meyer hat selber bekundet, dass er stolz darauf sei, dass er Deutscher ist. Das ist so die Flachheit, der geistige Tiefflug, der jeden rassistischen Schläger in dieser Republik auszeichnet.” Am 29. März lehnt der Bundestag die Unions-Forderung nach Entlassung des Bundesumweltministers Trittin ab.

13.3.2001, Dienstag

Paris: Drei Wochen nach Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Großbritannien erreicht die hoch ansteckende Tierkrankheit das europäische Festland. In einer Rinderherde in Westfrankreich ist nach Angaben der Behörden die Tierseuche nachgewiesen worden. Betroffen ist ein Hof im Departement Mayenne. Die Herde von über 100 aus Frankreich stammenden Milchkühen wird getötet, nachdem Tierärzte bei sechs Tieren Symptome der MKS festgestellt hatten. Die EU-Kommission verhängt daraufhin ein Exportverbot für Vieh aus Frankreich.

Berlin: Nach monatelangen Verzögerungen ist das Geld für die Entschädigung ehemaligerNS-Zwangsarbeiter gesichert. “Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft hat die vollen fünf Milliarden Mark beisammen”, kündigt der Sprecher der Initiative, Wolfgang Gibowski, unmittelbar vor einem Spitzengespräch bei Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an. Mit der Auszahlung könne begonnen werden, sobald Rechtssicherheit für die deutschen Unternehmen gewährt werde, so Gibowski.

14.3.2001, Mittwoch

Berlin: Trotz einer Entschuldigung des grünen Umweltministers Jürgen Trittin bei CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer hält die Union an der Forderung fest, Trittin zu entlassen. In einem ZDF-Interview erklärt Trittin, er habe seine Kritik nicht in einer Form vortragen wollen, die Meyer verletze. Trittin wirft dem CDU-Politiker weiterhin Deutschtümelei vor.

New York: Der Dow Jones Index gibt bei Börsenbeginn um mehr als 300 Punkte nach und fällt zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten. Auch der Deutsche Aktienindex (DAX) und der Index der 50 wichtigsten Technologiewerte, der Nemax 50, geben nach.

15.3.2001, Donnerstag

Berlin : Begleitet von einem internationalen Staraufgebot und in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau vergibt die Deutsche Phono-Akademie zum zehnten Mal den Musikpreis “Echo 2001” für Popkünstler aus dem In- und Ausland in Berlin. Ausgezeichnet werden u.a. Comedy-Star Michael Mittermeier, die Sängerin Jeanette, die schwedische Gruppe Rednex und der umstrittene US-Rapper Eminem. Der Popsänger Ayman wird zwei Mal – als erfolgreichster nationaler Künstler und als Newcomer des Jahres – ausgezeichnet. Als besten internationalen Künstler kürte die Jury vor mehr als 5000 Gästen Carlos Santana.

Berlin: CDU-Chefin Angela Merkel und der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) haben nach eigenen Angaben nichts von angeblichen Parteispenden für die CDU im Zusammenhang mit dem Verkauf von 114 000 Eisenbahner-Wohnungen im Jahr 1998 gewusst. Bei ihrer Aussage vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zum CDU-Finanzskandal geht es um die 5,9-Mio-DM-Spende eines Hamburger Unternehmer-Ehepaares, das von der damaligen Bundesregierung zusammen mit einer Bietergruppe den Zuschlag zur Vermarktung der Eisenbahner-Wohnungen erhalten hatte. Bei der Millionen-Spende handelt es sich um die bisher höchste Einzelspende an die CDU. Davon gingen 900 000 DM an den CDU-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, der seinerzeit von Merkel geführt wurde.

Luxor: Nach mehrtägigen Verhandlungen mit den ägyptischen Behörden lässt ein ägyptischer Kidnapper vier deutsche Urlauber frei und stellt sich der Polizei. Der Entführer hielt drei 22 Jahre alte Studenten aus Sachsen-Anhalt sowie einen 48-jährigen Techniker aus Münster in Nordrhein-Westfalen seit dem 12. März in einem Appartement unweit des Karnak-Tempels in Luxor fest. Er wollte mit der Geiselnahme die Rückkehr seiner beiden Söhne aus Deutschland erzwingen, die dort bei seiner geschiedenen Frau leben.

16.3.2001, Freitag

Shijiazhuang: Bei einer Explosionsserie in mehreren Baumwollfabriken der nordchinesischen Stadt kommen mindestens 108 Menschen ums Leben. Nach einer Woche nimmt die Polizei den Hauptverdächtigen fest. Der 41-jährige taubstumme Mann gesteht die Tat.

Berlin: Nach drei Jahren Vorbereitungszeit macht die ÖTV den Weg zur Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di frei. Beim Kongress der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr stimmen knapp 90% der Delegierten für die Selbstauflösung ihrer Organisation und für eine Verschmelzung mit den anderen vier Fusions-Gewerkschaften.

Berlin: Eine neuerliche Debatte über das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Nation löst Bundespräsident Johannes Rau durch seine Äußerungen im Fernseh-Nachrichtensender “N 24” aus: “Man kann nicht stolz sein auf etwas, was man selber gar nicht zu Stande gebracht hat.” Man könne froh oder dankbar sein, dass man Deutscher sei. “Aber stolz kann man darauf nicht sein, nach meiner Überzeugung.” Führende Politiker der Union greifen Rau daraufhin teilweise scharf an.

17.3.2001, Samstag

Berlin : Der Gründung der neuen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di steht nichts mehr im Wege, nachdem als fünfte und letzte Gewerkschaft die Deutsche Postgewerkschaft mit über 91% der Delegiertenstimmen für ihre Auflösung votiert.

18.3.2001, Sonntag

Wiesbaden: Die CDU geht aus der Kommunalwahl in Hessen als Sieger hervor. Trotz der Schwarzgeldaffäre rund um Ministerpräsident Koch (CDU) verbessert sich die CDU um insgesamt 6,2 Prozentpunkte auf 39,2% der Stimmen. Die SPD kann sich um einen Punkt auf 39,0% verbessern. Die FDP erreicht 4,9% (zuletzt 4,0%). Die Grünen erreichen landesweit 8,6% (11,0). Überraschend verfehlte in Frankfurt die CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.

19.3.2001, Montag

Cape Canaveral : Nach einem neuntägigen Besuch auf der Internationalen Raumstation ISS tritt die US-Raumfähre Discovery mit einem Tag Verzögerung die Heimreise an. Sie bringt die erste ISS-Besatzung zur Erde zurück.

Frankfurt am Main: Vier Monate nach dem Börsengang wird das Papier der Deutschen Post AG in den DAX aufgenommen. Damit hat es erstmals ein Unternehmen der Logistik-Branche unter die 30 wichtigsten deutschen Aktientitel geschafft. Für die “Aktie Gelb” muss der Titel KarstadtQuelle in den Nebenwerte-Index MDAX weichen.

Berlin : Mit der Unterzeichung der Gründungsurkunde für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di entsteht die größte freie Einzelgewerkschaft der Welt. Die Vorsitzenden von ÖTV, DAG, HBV, Postgewerkschaft und IG-Medien unterzeichnen den Verschmelzungsvertrag. Die neue Arbeitnehmerorganisation hat rd. 3 Mio. Mitglieder in fast 1000 Berufen. Zum ersten Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft wird am folgenden Tag der bisherige ÖTV-Vorsitzende Frank Bsirske gewählt.

20.3.2001, Dienstag

Rio de Janeiro: Die größte Bohrinsel der Welt versinkt fünf Tage nach einem Explosionsunglück gänzlich im Atlantik. Damit werden vermutlich rd. 1,5 Mio. l Erdöl in den Atlantik etwa 120 km vor der Nordküste des Bundesstaates Rio de Janeiro auslaufen. Die staatliche Erdölgesellschaft Petrobas hat nach eigenen Angaben 26 Spezialschiffe zur Unglücksstelle entsandt und 33 km Barrieren vorbereitet, um eine Umweltkatastrophe vor der Küste zu verhindern. Bei mehreren Explosionen waren am 15. März zehn Arbeiter ums Leben gekommen und ein weiterer hatte schwerste Verbrennungen erlitten. Vermutlich elf Feuerwehrleute waren ertrunken.

New York: Die Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter durch den Bund und die deutsche Wirtschaft verzögert sich weiter. Trotz Bereitstellung der gesamten Entschädigungssumme in Höhe von 10 Mrd. DM lehnt es US-Bundesrichterin Shirley Kram ab, die Sammelklagen von früheren Zwangsarbeitern gegen deutsche und österreichische Banken abzuweisen.

Brüssel : Wegen unlauteren Wettbewerbs im Paketdienst verhängt die Europäische Kommission gegen die Deutsche Post AG ein Bußgeld von umgerechnet 47 Mio. DM. Die Post hat nach eigenen Angaben für diesen Fall bereits Rückstellungen von 50 Mio. DM gebildet. Der Entscheidung war eine Beschwerde des Postkonkurrenten United Parcel Service vorausgegangen. Ferner muss der ehemalige Monopolist künftig seine Paket-, Express- und Briefdienste stärker voneinander trennen.

21.3.2001, Mittwoch

Deventer : In den Niederlanden wird der erste Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) festgestellt. Nach Frankreich ist dies der zweite bestätigte Fall der hochansteckenden Tierseuche auf dem europäischen Kontinent. Alle Tiere werden sofort geschlachtet. Um die Betriebe wird ein Sperrbezirk errichtet.

Hannover : Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will den deutschen Arbeitsmarkt weiter für ausländische Fachkräfte öffnen. Die Einführung einer Greencard für die Computer- und Telekommunikationsbranche sei nur ein erster Schritt gewesen, sagt Schröder bei der Eröffnung der weltgrößten Computermesse CeBIT. In Hannover präsentieren sich bis zum 28. März insgesamt 8106 Aussteller und damit über 200 mehr als im Vorjahr.

22.3.2001, Donnerstag

Dublin : Trotz aller Vorsichtsmassnahmen breitet sich die Maul- und Klauenseuche (MKS) in Europa immer weiter aus. In Irland treten nach Angaben der Regierung zwei Fälle der hochansteckenden Tierkrankheit auf. Die EU-Kommission verhängt daraufhin ein Exportverbot für Tiere und Tierprodukte aus Irland.

Moskau: Als Vergeltung für die Ausweisung von 50 der Spionage beschuldigten russischen Diplomaten aus den USA kündigt Russland ebenfalls die Ausweisung von 50 US-Diplomaten an. Die USA die Mitarbeiter der russischen Botschaften und Konsulate aufgefordert, die Vereinigten Staaten zu verlassen, weil sie direkt mit dem FBI-Agenten Robert Hanssen zusammengearbeitet haben sollen. Hanssen war im Februar unter dem Verdacht festgenommen worden, mehr als 15 Jahre für Moskau spioniert zu haben.

Straßburg: Der frühere DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz scheitert vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit der Beschwerde gegen seine Verurteilung durch das Berliner Landgericht 1997. Die damalige Verurteilung zu einer sechseinhalbjährigen Haftstrafe wegen Totschlags von DDR-Flüchtlingen verstößt demnach nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Bereits vor dem Bundesgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht hatte Krenz ohne Erfolg für eine Aufhebung gestritten. Krenz verbüßt seine Strafe im Berliner Gefängnis Plötzensee im offenen Vollzug.

23.3.2001, Freitag

Moskau . Die zunehmend störungsanfälliger gewordene russische Raumstation “Mir” wird planmäßig zum Absturz gebracht. Wrackteile stürzen kurz vor 7 Uhr MEZ wie vorgesehen in den Südpazifik. Die 137 t schwere “Mir” war am 20. Februar 1986 gestartet worden. Bei ihren Erdumrundungen hat sie fast 4 Mrd. km zurück gelegt. Mehr als hundert Kosmonauten haben in dieser Zeit an Bord Experimente durchgeführt.

24.3.2001, Samstag

Lüneburg: Mehr als 10 000 Atomkraftgegner demonstrieren weitgehend friedlich gegen den bevorstehenden Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben.

25.3.2001, Sonntag

Kopenhagen: Die fünf nordeuropäischen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden treten dem sog. Schengen-Abkommen von 1985 bei und schaffen die Grenzkontrollen für Bürger aus EU-Ländern ab.

Los Angeles: Bei der 73. Oscar-Vergabe wird “Gladiator”, mit fünf Oscars zum erfolgreichsten Film gekürt. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences prämiert den von Kritikern von mäßig gelobten Sandalen-Film von Ridley Scott auch als beste Produktion des Jahres. Das Kampfkunst-Melodram “Tiger & Dragon” (Crouching Tiger, Hidden Dragon) und der Drogen-Thriller “Traffic” erhalten jeweils vier Auszeichnungen . Als beste Darstellerin wird Julia Roberts (für “Erin Brockovich” geehrt, bei den Herren siegt Russell Crowe (“Gladiator”).

26.3.2001, Montag

Machakos: Bei einem Brand in einem Internat rd. 60 km südöstlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi kommen 69 Schüler ums Leben. Die Behörden gehen von Brandstiftung aus. In vielen Internaten in Afrika werden die Schlafsäle verriegelt, um Einbrecher abzuwehren oder die Schüler von nächtlichen Ausflügen abzuhalten.

Frankfurt am Main : Das umstrittene Schlachtprogramm für 400 000 Rinder zur Entlastung des von der BSE-Krise betroffenen Rindfleischmarktes läuft in Deutschland nur schleppend an. Am ersten Tag wird bundesweit nur in zwei der insgesamt 18 vorgesehenen Schlachthöfe gekeult. Als Hauptgrund gelten die wegen der Maul- und Klauenseuche stark eingeschränkten Tiertransporte.

27.3.2001, Dienstag

London : Illegal aus Asien importiertes Fleisch soll nach einem Bericht der Tageszeitung “The Times” für den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien verantwortlich sein. In einem Bericht des Agrarministeriums wird eingeschmuggeltes Fleisch, das in einem China-Restaurant im Nordwesten Englands angeboten wurde, als wahrscheinlichster Seuchenauslöser genannt. Essensabfälle aus dem Restaurant seien dann auf einem Hof in Heddon-on-the-Wall in Northumberland verfüttert worden, auf dem MKS in Großbritannien zum ersten Mal ausgebrochen sei.

Lüneburg : Entlang der Strecke des Castor-Transports durch das niedersächsische Wendland ketten sich Mitglieder von Umweltschutzorganisationen an die Gleise. Der Castor-Zug wird wegen der Blockaden kurz vor seinem Zielbahnhof Dannenberg erneut angehalten. Zuvor hatte er bereits in Lüneburg wegen der Blockade von mehreren hundert Demonstranten einen Zwangsstopp einlegen müssen.

28.3.2001, Mittwoch

Berlin : Die Post soll noch bis Ende 2007 Standardbriefe bis 200 g sowie Massendrucksachen bis 50 g alleine befördern dürfen. Das Bundeskabinett stimmt einer Verlängerung des Monopols zu, welches ursprünglich Ende 2002 Jahres auslaufen sollte. Die Bundesregierung will damit verhindern, dass Postunternehmen aus EU-Staaten in Deutschland tätig werden, ohne dass die Deutsche Post AG ähnliche Möglichkeiten in den übrigen EU-Staaten hat.

Dannenberg: Mit eintägiger Verspätung erreicht der Castor-Transport die Umladestation in Dannenberg. Dort sollen die sechs Behälter mit hochradioaktivem Müll vom Zug auf Lastwagen umgeladen werden. Der Zug hatte im niedersächsischen Dahlenburg seit dem Vorabend warten müssen, weil sich vier Atomkraftgegner mit Stahlseilen an die Schienen gekettet hatten. Der Polizei gelang es erst nach 16 Stunden, die Blockade zu beenden.

29.3.2001, Donnerstag

Washington: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) trifft in zu seinem ersten Gespräch mit US-Präsident George W. Bush zusammen. Ein Hauptthema des Treffens ist der Klimaschutz. Schröder versucht ohne Erfolg, den US-Präsidenten zur Einhaltung des Kyoto-Klimaschutzabkommens zu bewegen. Die USA wollen sich nicht an das 1997 vereinbarte Programm halten. Die Industrieländer hatten sich seinerzeit verpflichtet, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2010 schrittweise zu senken. Auch die USA unterzeichneten die Vereinbarung, der Vertrag war jedoch nicht vom Senat ratifiziert worden.

Gorleben: Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot erreicht der Castor-Atomtransport mit einem Tag Verspätung sein Ziel. Um 8.10 Uhr passiert der letzte der sechs Tieflader das Tor zum Zwischenlager. Damit absolviert der Konvoi die letzte und heikelste Etappe von Dannenberg nach Gorleben in nur rund anderthalb Stunden. Seit dem Start am 26. März in La Hague (Frankreich) war der Zug mit 85 Tonnen hochradioaktivem Müll insgesamt fast 74 Stunden unterwegs.

Berlin : Mit den Stimmen der Regierungskoalition verabschiedet der Bundestag die Reform des Mietrechts. Darin wird u.a. die Kündigungsfrist für Mieter auf einheitlich drei Monate verkürzt. Für Vermieter beträgt sie künftig maximal neun Monate. Ferner dürfen Mieten künftig nur noch um 20% innerhalb von drei Jahren steigen, bisher waren es 30%.

Bayreuth: Die Opernmanagerin Eva Wagner-Pasquier wird vom Stiftungsrat zur neuen Leiterin der Bayreuther Richard Wagner-Festspiele und zur Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner gewählt. Der Wechsel soll spätestens im Jahr 2002 vollzogen werden. Wegen des anhaltenden Widerstands von Wolfgang Wagner gegen diese Personalentscheidung zieht am 15. Juni Eva Wagner-Pasquier die Bayreuth-Bewerbung zurück.

30.3.2001, Freitag

Bilbao: In zwei ETA-nahen Zeitungen warnt die baskische Untergrundorganisation ETA ausländische Gäste davor, Urlaub in Spanien zu machen. Andernfalls sei mit “ungewollten Folgen” zu rechnen.

Berlin : Zwei Monate nach der Regierung beantragen auch Bundestag und Bundesrat beim Bundesverfassungsgericht das Verbot der rechtsextremen NPD. Damit setzen sich erstmals alle drei Verfassungsorgane für ein Parteienverbot ein. In ihren Anträgen verweisen die Antragsteller auf eine Wesensverwandtschaft der NPD mit der NSDAP.

31.3.2001, Samstag

Pakpattan : Bei einer Massenpanik während einer religiösen Zeremonie kommen in Pakistan 40 Menschen ums Leben. Zu der Panik kommt es, als Tausende Männer zum Schrein des Heiligen Baba Farib Shakar Gunj in der westpakistanischen Provinz Punjam strömen. Die meisten der Opfer werden von der Menge gegen eine Wand gedrückt und dadurch erstickt.

Kiruna : Die Europäische Union hält ungeachtet der Absage der USA am Klimaschutzabkommen von Kyoto fest. Dies erklärt der schwedische Umweltminister Kjell Larsson beim Treffen mit seinen EU-Kollegen. Die EU-Staaten wollten das Kyoto-Protokoll bis 2002 ratifizieren.

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