Was geschah im Mai 1960

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1.5.1960, Sonntag

Rund 750 000 Menschen demonstrieren in Berlin (West) für ihr Selbstbestimmungsrecht.

In zahlreichen Städten der Bundesrepublik fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf Maifeiern die Einführung der 40-Stunden-Woche und weitere soziale Verbesserungen.

Ein US-amerikanisches Aufklärungsflugzeug vom Typ Lockheed U-2 wird über dem Territorium der UdSSR von der sowjetischen Luftabwehr abgeschossen.

Während einer eintägigen Außenministerkonferenz der Westmächte in Istanbul wird über die Stadt der Ausnahmezustand verhängt. Vorausgegangen waren massive Studentendemonstrationen gegen Ministerpräsident Adnan Menderes.

In Kopenhagen wird eine moderne Flughafenanlage mit einer Kapazität von täglich 10 000 Passagieren eingeweiht.

Die Mannschaft der Tschechoslowakei besiegt in Prag die österreichische Elf in einem Fußballländerspiel 4:0.

2.5.1960, Montag

Caryl Chessman, der seit zwölf Jahren um die Aussetzung seiner Todesstrafe wegen Raubes und Vergewaltigung gekämpft hatte, wird in den Vereinigten Staaten hingerichtet.

Abgeordnete der im Bundestag und in den Landtagen vertretenen Parteien treffen in Bonn zu einem “Vertriebenen-Parlament” zusammen. Sie fordern die Rückgabe der bis 1937 zum Deutschen Reich gehörenden Ostgebiete.

3.5.1960, Dienstag

Bundesvertriebenenminister Theodor Oberländer (CDU) tritt wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe, an Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg beteiligt gewesen zu sein, zurück.

In München übernimmt Hans-Jochen Vogel (SPD) von seinem Vorgänger Thomas Wimmer (SPD) das Amt des Oberbürgermeisters.

In Amsterdam wird das Anne-Frank-Haus für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Harvey Schmidts Musical “Die Romanticks” (“The Fantasticks”) nach dem Bühnenstück “Les Romanesques” von Edmond Rostand wird im New Yorker Sullivan Street Playhouse in der Regie von Word Baker uraufgeführt.

4.5.1960, Mittwoch

Als Folge von Umsetzungen in Führungspositionen der Bundeswehr wird der Brigadegeneral Albert Schnez in Bonn zum Chef des Führungsstabes ernannt.

In Istanbul endet eine dreitägige Zusammenkunft des Ministerrates der westlichen Verteidigungsallianz (NATO), auf der die am 16. Mai beginnende Pariser Gipfelkonferenz vorbereitet wurde.

5.5.1960, Donnerstag

Der Bundestag in Bonn beschließt einstimmig eine Erhöhung der Beamtengehälter um 7% und gleicht die Bezüge damit dem Kaufkraftverlust seit der letzten Besoldungserhöhung 1957 an.

In der Führungsspitze der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) werden Schlüsselpositionen mit Vertrauten von Ministerpräsident Nikita S. Chruschtschow besetzt.

Herstellung und Vertrieb von Pornofotos mit Minderjährigen bestraft das Landgericht in Karlsruhe mit sechsjähriger Haft für den Angeklagten.

Mit Eintracht Frankfurt erreicht erstmals eine deutsche Fußballmannschaft das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister. Ein 6:3-Auswärtssieg (Hinspiel 6:1) im Ibrox-Park gegen die Glasgow Rangers sichert der Eintracht die Finalteilnahme.

6.5.1960, Freitag

Die Schwester der britischen Königin Elisabeth II., Prinzessin Margaret Rose, heiratet den Fotografen Anthony Armstrong-Jones.

Die US-Regierung teilt in Washington mit, dass es sich bei dem am 1. Mai über der UdSSR abgeschossenen Flugzeug um eine zivile Wetterbeobachtungsmaschine gehandelt habe.

Nach einem einstimmigen Beschluss des Bonner Bundestages gilt für Apotheken künftig der freie Wettbewerb. Bisher wurden die Zulassungen für neue Apotheken von der bestehenden Nachfrage abhängig gemacht.

7.5.1960, Samstag

Das Endspiel um den schweizerischen Fußballpokal gewinnt der FC Luzern in Bern gegen den FC Grenchen 1:0.

Mit einem klaren 3:0-Sieg gegen die Blackburn Rovers im Londoner Wembley-Stadion gewinnen die Wolverhampton Wanderers zum vierten Mal den englischen Fußballpokal.

Im Deutschen Museum in München wird das neue Zeiss-Planetarium eröffnet. Es übertrifft an Leuchtkraft und Brillanz alle 30 Planetarien, die es gegenwärtig auf der Erde gibt.

Die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP) gibt die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und der Sowjetunion bekannt.

Als Nachfolger von Kliment J. Woroschilow wird Leonid I. Breschnew zum vierten Staatsoberhaupt seit Gründung der UdSSR berufen.

Die sowjetische Version über den Abschuss eines US-Spionageflugzeuges am 1. Mai nahe Swerdlowsk wird von den USA widerwillig bestätigt.

8.5.1960, Sonntag

Heinrich Hellwege wird auf dem Bundesparteitag der Deutschen Partei (DP) in Heilbronn mit knapper Mehrheit in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Die DP ist der einzige Koalitionspartner der regierenden CDU.

Der Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB) löst sich wegen ideologischer Differenzen vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS).

Der Mörder von Leo D. Trotzki kommt nach Verbüßung seiner Strafe in Mexiko frei.

Michail N. Tal wird nach seinem Sieg über Michail M. Botwinnik neuer Schachweltmeister.

9.5.1960, Montag

Das Beethovenhaus in Bonn wird durch Brandstiftung teilweise zerstört.

Aus Anlass des 15. Jahrestages der Befreiung der Tschechoslowakei von der deutschen Besatzung wird in Prag eine Teilamnestie für politische Häftlinge verkündet.

10.5.1960, Dienstag

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) empfängt in Bonn Oppositionsführer Erich Ollenhauer (SPD) zu einem Meinungsaustausch über die am 16. Mai beginnende Pariser Gipfelkonferenz.

Der demokratische Senator Hubert H. Humphrey verzichtet auf eine Kandidatur als US-Präsidentschaftskandidat seiner Partei.

Im Moskauer Gorki-Park werden die Trümmer des am 1. Mai abgeschossenen U-2-Flugzeuges der USA für die Öffentlichkeit zur Schau gestellt.

Nach 83-tägiger Tauchfahrt ohne Unterbrechung rund um die ganze Welt taucht das US-amerikanische Atom-Unterseeboot “Triton” vor der Ostküste der USA wieder auf.

11.5.1960, Mittwoch

Die deutsche Fußballnationalmannschaft verliert im Düsseldorfer Rheinstadion ein Länderspiel gegen die Republik Irland 0:1.

Der französische Ozeanriese “France” wird vom Stapel gelassen.

In München wird die bis zum 21. Mai dauernde zwölfte Deutsche Handwerksmesse von Bundespostminister Richard Stücklen (CSU) eröffnet. Mit 2250 Ausstellern aus 29 Ländern ist sie die größte wirtschaftliche Veranstaltung des Handwerks in Europa.

Zwei Sekretäre der sowjetischen Botschaft in Bern, die am Vortag unter dringendem Spionageverdacht verhaftet wurden, werden aus der Schweiz ausgewiesen.

12.5.1960, Donnerstag

Die französische Regierung in Paris gibt bekannt, dass algerische Terroristen seit 1956 in Frankreich 2792 Menschen ermordet haben.

Das Flüchtlingslager Valka bei Nürnberg wird aufgelöst.

Zum ersten Mal werden im “Bundesanzeiger” Kriegsbücher als jugendgefährdend eingestuft.

13.5.1960, Freitag

Der französische Schriftsteller Jean-Paul Sartre wird in Belgrad anlässlich der Aufführung zweier seiner Theaterstücke von dem jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Tito empfangen.

Eine seit dem 3. Mai tagende Konferenz der Premierminister der Commonwealth Länder geht in London zu Ende.

Der Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) billigt in Brüssel den beschleunigten Zollabbau in der Gemeinschaft.

14.5.1960, Samstag

Überraschend trifft der sowjetische Ministerpräsident Nikita S. Chruschtschow vorzeitig zu der Gipfelkonferenz in Paris ein.

Das libanesische Kabinett in Beirut unter Ministerpräsident Raschid Karami tritt zurück. Bereits am 5. Mai hatte sich das Parlament aufgelöst. Neuwahlen werden für den Zeitraum vom 12. Juni bis 3. Juli angekündigt.

Bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes werden 71 Menschen, acht davon schwer, verletzt. Ein Eilzug aus Lübeck war auf einen stehenden Sonderzug aufgefahren.

15.5.1960, Sonntag

Das Theaterstück “Die Sorgen und die Macht” von Peter Hacks wird im Theater der Bergarbeiter in Senftenberg (DDR) uraufgeführt.

Beim bisher schwersten Eisenbahnunglück in der DDR kommen in Leipzig 59 Menschen ums Leben.

Als Vorbereitung für einen ersten bemannten Weltraumflug wird von der Sowjetunion das bisher größte Raumschiff, mit einer Raumfahrerpuppe an Bord, auf eine Erdumlaufbahn gebracht.

Am Vortag der Pariser Gipfelkonferenz trifft Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) mit den Regierungschefs der drei Westmächte zusammen, um die gemeinsamen Positionen, vor allem in der Berlin-Frage, abzustimmen.

Auf dem Landesparteitag der FDP von Berlin (West) wird William Borm, der im Vorjahr aus zehnjähriger DDR-Haft entlassen worden war, zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Bei Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Kommunalwahlen im Saarland erleidet die CDU starke Verluste zugunsten der SPD.

16.5.1960, Montag

Die Viermächtekonferenz in Paris scheitert bereits bei der ersten Zusammenkunft der Regierungschefs.

Nach einer Mitteilung der Bausparkassenverbände gibt es in der Bundesrepublik über 3 Mio. Bausparer bei einer Gesamtsparsumme von fast 46 Mrd. DM.

Anlässlich einer Europareise trifft der Schah von Persien, Mohammed Resa Pahlawi, zu einem viertägigen Österreichaufenthalt in Wien ein.

Die italienische Sopranistin Renata Tebaldi beginnt in München ihre erste, bis zum 30. Mai dauernde Deutschland-Tournee.

17.5.1960, Dienstag

Im oberbayerischen Gebirgsdorf Oberammergau beginnen die Passionsspiele, die einmal in zehn Jahren stattfinden. Die Eröffnung der Großveranstaltung mit 1400 Laienschauspielern wird von über 5000 Ehrengästen aus dem In- und Ausland besucht. Die Spiele dauern bis zum 3. Oktober.

Während die westlichen Regierungschefs den Pariser Gipfel zu retten versuchen, unternimmt Nikita S. Chruschtschow eine Landpartie durch die Provinz.

18.5.1960, Mittwoch

Nikita S. Chruschtschow fordert auf einer Pressekonferenz in Paris energisch den Abzug der Alliierten aus Berlin (West).

Der Publizist William S. Schlamm ruft in München bei einer Podiumsdiskussion emotionsgeladene Zuschauerreaktionen hervor.

Im Glasgower Hampden-Park verliert Eintracht Frankfurt gegen die Mannschaft von Real Madrid das Endspiel um den Fußball-Europapokal der Landesmeister 3:7.

Die schweizerische Fußballnationalmannschaft erringt in Zürich gegen die Niederlande einen 3:1-Sieg.

19.5.1960, Donnerstag

Vor einer Sitzung des Reichstages über die Ratifizierung des US-amerikanisch-japanischen Sicherheitsvertrages kommt es in Tokio zu einer Massenschlägerei unter den Abgeordneten.

Adolf Butenandt wird neuer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

20.5.1960, Freitag

Bei den Filmfestspielen in Cannes erhält Federico Fellinis Film “Das süße Leben” die “Goldene Palme”.

Der bisher autonome äthiopische Gliedstaat Eritrea wird als Provinz in das Staatsgebiet Äthiopiens eingegliedert.

In Lissabon endet die zweitägige erste Ministerratstagung der Europäischen Freihandelszone (EFTA) mit dem Beschluss über eine beschleunigte Zollsenkung.

In Peking demonstrieren etwa 3,2 Mio. Chinesen gegen das Verhalten der Vereinigten Staaten auf der Gipfelkonferenz in Paris.

Der Bundesrat in Bonn billigt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Straßen der Bundesrepublik für das bevorstehende Pfingstfest und das lange Wochenende vom 15. bis 20. Juni.

21.5.1960, Samstag

Vor dem Hintergrund des bestehenden Ausnahmezustandes erzwingt der südafrikanische Ministerpräsident Hendrik Verwoerd eine Parlamentspause bis zum Januar 1961. In Südafrika werden fast 20 000 Personen, darunter 18 000 Farbige, nach den Bestimmungen der Notstandsgesetze in Haft gehalten.

In Berlin (West) und München werden am “Tag der US-Streitkräfte” unter großem Anteil der Bevölkerung Militärparaden durchgeführt.

22.5.1960, Sonntag

Hans Werner Henzes Oper “Prinz von Homburg” wird in Hamburg uraufgeführt.

Beim 1000-km-Nürburgring-Rennen siegen Stirling Moss (GB)/Dan Gurney (USA) auf Maserati.

54 Bergleute finden bei dem Grubenunglück auf der Zeche Hlubina bei Ostrau in der Tschechoslowakei den Tod.

Verheerende Erdbeben fordern in Chile fast 6000 Todesopfer.

23.5.1960, Montag

Der Ministerpräsident Israels, David Ben Gurion, gibt die Festnahme Adolf Eichmanns bekannt.

Es wird bekannt, dass die USA und die UdSSR an der Entwicklung einer Neutronenbombe arbeiten.

Das modernste US-amerikanische Verkehrsflugzeug, eine Convair 880, stürzt bei einem Probeflug über dem Bundesstaat Georgia ab. Dabei kommen alle vier Besatzungsmitglieder ums Leben.

Der ägyptische Staatspräsident Gamal Abd an Nasser verstaatlicht per Dekret die wichtigen Zeitungen und Zeitschriften des Landes.

Im Bonner Bundestag scheitert ein Gesetzentwurf der SPD, die Verjährungsfristen für Totschlag in der NS-Zeit neu festzusetzen.

Der Lücke-Plan für eine Neustrukturierung des Wohnungsmarktes wird vom Bundestag in Bonn beschlossen.

25.5.1960, Mittwoch

Die neunköpfige Besatzung eines US-amerikanischen Transportflugzeuges das sich am 20. Mai irrtümlich in den Luftraum der DDR verflogen hatte und von sowjetischen Jägern zur Landung gezwungen wurde, wird freigelassen.

Eine chinesische Bergsteigergruppe erreicht den Gipfel des Mount Everest über die Nordseite.

Peter Kreuders Revue “Bel ami” nach dem gleichnamigen Roman von Guy de Maupassant wird im Wiener Rainmundtheater uraufgeführt.

26.5.1960, Donnerstag

Joseph Bech, der ehemalige Ministerpräsident Luxemburgs, erhält den Internationalen Karls-Preis der Stadt Aachen für seine besonderen Verdienste um die europäische Einigung.

Nach einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gibt es trotz der anhaltenden Absatzschwierigkeiten im Steinkohlebergbau der Bundesrepublik im Ruhrgebiet praktisch keine arbeitslosen Bergleute mehr.

Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) lehnt einen Antrag der UdSSR ab, die Spionageflüge der USA zu verurteilen.

27.5.1960, Freitag

Die Bundesregierung in Bonn erklärt, dass sie für den aus Argentinien entführten Adolf Eichmann in Israel keine Auslieferung beantragen wird und für das Gerichtsverfahren Beweismittel zur Verfügung stellen will.

Das türkische Militär stürzt Ministerpräsident Adnan Menderes.

Der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband teilt in Berlin (West) mit, dass im Bundesgebiet gegenwärtig rund 200 Mio. DM pro Jahr für die Vernichtung von Ratten aufgewendet werden.

Marlene Dietrich schließt ihre triumphale Deutschland-Tournee ab.

28.5.1960, Samstag

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) begeht in Frankfurt am Main unter seinem Präsidenten Peco Bauwens sein 60-Jähriges Jubiläum. Die Festansprache hält der Schriftsteller Manfred Hausmann.

Etwa 200 ungarische und tschechoslowakische Ärzte werden vom Ministerium für Gesundheitswesen in Berlin (Ost) eingesetzt, um dem akuten Ärztemangel in der DDR abzuhelfen. In den ersten vier Monaten des Jahres sind 193 Mediziner in die Bundesrepublik geflohen.

Rund 2 Mio. Menschen demonstrieren in Tokio gegen den US-amerikanisch-japanischen Sicherheitsvertrag vom 19. Januar und fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Nobosuke Kischi.

29.5.1960, Sonntag

Syngman Rhee, bis zum 27. April Staatschef Südkoreas, verlässt mit seiner aus Österreich stammenden Frau heimlich sein Land und begibt sich ins US-amerikanische Exil.

Chroniknet