Was geschah im Mai 1990

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1.5.1990, Dienstag

Bei der Kundgebung zum 1. Mai in Moskau verlässt Staatspräsident Michail Gorbatschow nach lautstarken Protesten von Tausenden Demonstranten die Tribüne. Die Feiern werden erstmals nicht von der KPdSU, sondern von den Gewerkschaften veranstaltet.

Die chinesische Regierung hebt das seit März 1989 bestehende Kriegsrecht über die tibetische Hauptstadt Lhasa auf.

2.5.1990, Mittwoch

Die UdSSR wird im schweizerischen Bern zum 22. Mal Weltmeister im Eishockey. Der Titelverteidiger besiegt im Endspiel die Auswahl der CSFR 5:0. Die bundesdeutsche Mannschaft bleibt nach einem 4:0 über Norwegen in der A-Gruppe.

In Kapstadt nehmen unter Leitung von Schwarzenführer Nelson Mandela und Präsident Frederik Willem de Klerk die Befreiungsbewegung ANC und die Regierung Gespräche über die zukünftige politische Entwicklung Südafrikas auf.

Frauen- und Kinderschutzverbände sowie verschiedene Aktionsgruppen aus Asien, Europa und den USA vereinbaren während einer Tagung in Chiang Mai Kampagnen gegen Sextourismus und Kinderprostitution.

Richard von Weizsäcker trifft als erster Bundespräsident zu einem viertägigen Staatsbesuch in Polen ein. Er betont die Unantastbarkeit der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze. Am 3. Mai besichtigt von Weizsäcker zusammen mit dem polnischen Präsidenten Wojciech Jaruzelski das frühere nationalsozialistische Vernichtungslager Treblinka.

Nach monatelangen Kontroversen einigen sich die Bundes- und die DDR-Regierung auf den Umtauschkurs bei der Währungsunion ab 1. Juli. Danach werden Löhne und Gehälter, Renten und Mieten zu einem Kurs von 1:1 in D-Mark umgetauscht.

3.5.1990, Donnerstag

Die USA wollen auf die Entwicklung neuer Kurzstreckenraketen verzichten und auch die Modernisierung der modernen Artillerie einstellen. Zudem sollen, so ein Sprecher der US-Regierung in Washington, nach Abschluss der Genfer Verhandlungen über konventionelle Abrüstung mit der UdSSR weitere Gespräche aufgenommen werden. Ihr Ziel soll der Abbau der landgestützten Kurzstreckenraketen in Mitteleuropa sein.

Im afrikanischen Staat Elfenbeinküste kündigt der seit 1960 herrschende Staatspräsident Félix Houphouët-Boigny die baldige Einführung eines Mehrparteiensystems an.

Die britischen Konservativen erleiden bei den Wahlen auf Gemeinde- und Bezirksebene erhebliche Verluste. Während sie ca. 200 Sitze einbüßen, gewinnt die oppositionelle Labour-Partei rund 300 hinzu. Die Wahlen wurden bis auf Nordirland in ganz Großbritannien abgehalten.

Der frühere SS-Kommandant Josef Schwammberger wird von Argentinien an die Bundesrepublik ausgeliefert. Schwammberger soll an der Ermordung von mehreren tausend Menschen beteiligt gewesen sein.

4.5.1990, Freitag

Der Oberste Sowjet Lettlands erklärt das Land für unabhängig von der UdSSR. Um einen Konflikt wie im Falle Litauens zu vermeiden, sollen aber zuvor Verhandlungen mit Moskau stattfinden. Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow erklärt den Beschluss am 14. Mai für ungültig.

Die IG Metall und die Arbeitgeber im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden vereinbaren erstmals die Einführung der 35-Stunden-Woche ab 1995.

5.5.1990, Samstag

Die erste Runde der sog. Zwei-plus-Vier-Gespräche beginnt in Bonn. Die Außenminister der beiden deutschen Staaten und der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges wollen die äußeren Bedingungen für die deutsche Vereinigung klären.

An der Deutschen Oper in Berlin (West) feiert Hans Werner Henzes “Das verratene Meer” Uraufführung. Die Oper folgt einem Roman des Japaners Yukio Mishima.

6.5.1990, Sonntag

Die Sowjetrussin Swetlana Boginskaja gewinnt bei den Europameisterschaften im Kunstturnen in Athen alle fünf zu vergebenden Titel.

Bei den Stichwahlen zum kroatischen Parlament erringt die Kroatische Demokratische Union (HDZ) mit 58% der Mandate die absolute Mehrheit. Die Reformkommunisten sind mit 20,5% die Verlierer der Abstimmung. Die Wahlbeteiligung liegt mit 64% unter derjenigen des ersten Wahlganges.

Erstmals seit 60 Jahren tagen wieder die Angehörigen des Jüdischen Weltkongresses auf deutschem Boden. Im Verlauf der bis zum 8. Mai in Berlin (West) andauernden Sitzung warnen die Teilnehmer vor einem neuen Nationalismus.

Die ersten freien Kommunalwahlen in der DDR entscheidet die CDU mit 34,4% der Stimmen für sich, verliert aber im Vergleich zu den Volkskammerwahlen erheblich. Ihr folgen SPD mit 21,3 und PDS mit 14,6%.

7.5.1990, Montag

Ein internationales Schiedsgericht urteilt, dass Frankreich den 1986 mit Neuseeland geschlossenen Vertrag gebrochen hat, mit dem der Anschlag zweier französischer Geheimagenten auf das Greenpeace-Schiff “Rainbow Warrior” geahndet werden sollte. Entgegen den Abmachungen ermöglichte Frankreich seinen Agenten die vorzeitige Rückkehr von einer Insel in Französisch-Polynesien.

Mit der Freilassung des 20-Jährigen Carlo Celadon endet in Italien nach 830 Tagen der längste Entführungsfall in der italienischen Geschichte. Der Fabrikantensohn wurde im Januar 1988 gekidnappt und erst nach Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von umgerechnet ca. 6,8 Mio. DM freigelassen.

8.5.1990, Dienstag

Die Gewerkschaftsholding BGAG verkauft mit der Neuen Heimat Bayern ihre letzte große Regionalgesellschaft an den Münchener Bauunternehmer Alfons Doblinger. Doblinger erhält für ca. 960 Mio. DM 33 000 Wohnungen und 900 000 m² Grundstück. Die Neue Heimat Bayern ist mit rund 2 Mrd. DM verschuldet.

Auch in Albanien beginnt der Reformprozess: Ministerpräsident Adil Çarçani kündigt an, dass sein Land sich an der KSZE beteiligt. Das albanische Parlament beschließt die Reisefreiheit für alle Bürger und reformiert das Rechtssystem.

Die Gefangenenhilfsorganisation “Amnesty International” berichtet von anhaltenden Folterungen in der Türkei. Selbst Kinder seien davon betroffen.

9.5.1990, Mittwoch

Sampdoria Genua holt den Fußball-Europapokal der Pokalsieger und besiegelt damit den Auftakt zu einem dreifachen italienischen Cup-Erfolg.

Im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh fordert ein Taifun mehr als 600 Menschenleben. Der schwerste Wirbelsturm in Indien seit über zehn Jahren zerstört mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h zahlreiche Häuser an der Küste.

Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello kündigt die Entlassung von 20 bis 25% aller Staatsbediensteten des Landes an, um auf diesem Weg die Staatsverschuldung im Ausland in Höhe von 116 Mrd. US-Dollar (185,6 Mrd. DM) einzuschränken.

Werner Fischer, Regierungsbevollmächtigter zur Auflösung des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes, wirft DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel mangelndes Interesse an der Stasi-Zerschlagung vor. Diestel halte keinen Kontakt zu den Regierungsbeauftragten, sondern handle Fragen nur in einem kleinen Kreis aus, so Fischer.

Der DDR-Gewerkschaftsdachverband FDGB soll nach einem Beschlus der Einzelgewerkschaften aufgelöst werden. Die Arbeitnehmervertretungen wollen stattdessen einen dreiköpfigen Sprecherrat wählen, der enge Beziehungen zum DGB aufbauen und das Vermögen des FDGB verteilen soll.

10.5.1990, Donnerstag

211 chinesische Dissidenten, die nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 verhaftet wurden, kommen frei. 431 sog. Konterrevolutionäre bleiben jedoch weiter in Haft.

11.5.1990, Freitag

Bei den Beratungen über den ersten deutsch-deutschen Staatsvertrag in der DDR-Volkskammer in Berlin (Ost) warnt Ministerpräsident Lothar de Maizière vor der Hoffnung, mit der Währungsunion werde es der DDR “schlagartig” besser gehen. SPD-Finanzminister Walter Romberg rechnet mit dem Verlust von 1,5 Mio. Arbeitsplätzen.

Der Deutsche Eishockey-Bund in München gibt als erster westdeutscher Sportverband die Aufnahme von DDR-Vereinen bekannt. Ab der Saison 1990/91 erhöhen die SG Dynamo Weißwasser und der EHC Dynamo Ostberlin die Zahl der Bundesligaclubs auf zwölf.

12.5.1990, Samstag

Der FC Bayern München wird zum 12. Mal Deutscher Fußballmeister. Mit sechs Punkten Abstand folgt der 1. FC Köln.

Die Präsidenten Litauens, Estlands und Lettlands rufen in der estnischen Hauptstadt Tallin den 1940 aufgelösten “Baltischen Rat” wieder ins Leben.

13.5.1990, Sonntag

Bei den Landtagswahlen in Niedersachsen löst die SPD die CDU/FDP-Regierung unter Ernst Albrecht ab. Die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Gerhard Schröder kommen auf 44,2% der Stimmen.

In Nordrhein-Westfalen verteidigt die SPD unter Ministerpräsident Johannes Rau mit 50% der Stimmen die absolute Mehrheit im Düsseldorfer Landtag knapp. Die CDU kommt auf 36,7%.

Bei den German Open in Hamburg muss sich Tennisprofi Boris Becker im Finale dem Spanier Juan Aguilera in drei Sätzen 6:1, 6:0, 7:6 geschlagen geben.

14.5.1990, Montag

Ca. 200 000 Menschen, unter ihnen auch Staatspräsident François Mitterrand, demonstrieren in Paris gegen Rassismus. Sie antworten damit auf die Schändung des jüdischen Friedhofes in Carpentras.

34 europäische und nordamerikanische Staaten beteiligen sich an einer UNO-Umweltkonferenz im norwegischen Bergen.

15.5.1990, Dienstag

Bundeskanzler Helmut Kohl und die Ministerpräsidenten der Länder einigen sich auf die Schaffung eines “Fonds Deutsche Einheit”. Damit werden bis 1994 insgesamt 115 Mrd. DM für die DDR aufgebracht.

Umgerechnet ca. 135 Mio. DM bezahlt ein japanischer Geschäftsmann bei einer Versteigerung des Auktionshauses Christie’s in New York für das Van-Gogh-Gemälde “Porträt des Dr. Gachet”.

16.5.1990, Mittwoch

Die Menschenrechtsorganisation “Amnesty International” beschuldigt die chinesische Regierung, nach der blutigen Niederschlagung der Protestbewegung im Juni 1989 mehrere hundert Regimegegner hingerichtet zu haben. Eine Vielzahl Demonstranten sei zudem verhaftet worden. Der Organisation sind 650 verhaftete Personen namentlich bekannt.

Der US-amerikanische Außenminister James Baker einigt sich bei Gesprächen mit seinem sowjetischen Amtskollegen Eduard Schewardnadse in Moskau auf eine Begrenzung land- und seegestützter Marschflugkörper. Darüber hinaus wollen beide Seiten die Produktion chemischer Waffen beenden und die Bestände um 80% reduzieren.

17.5.1990, Donnerstag

Bundesbürger und Westberliner benötigen für die Fahrt in die DDR nur noch ihren Personalausweis. In Berlin sollen ab 2. Juli alle Grenzkontrollen wegfallen.

Im Konflikt um die Unabhängigkeit Litauens bietet das Parlament in Wilna an, die nach der Unabhängigkeitserklärung vom 11. März erlassenen Gesetze zu streichen, die Erklärung selbst allerdings beizubehalten. Die UdSSR weist den Vorschlag als unzureichend zurück.

18.5.1990, Freitag

Die beiden deutschen Finanzminister Theo Waigel (CSU) und Walter Romberg (SPD) unterzeichnen in Bonn den Staatsvertrag zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Die bundesdeutsche SPD verlangt Nachbesserungen.

19.5.1990, Samstag

Im Finale der German Open der Damen in Berlin (West) beendet die spanische Tennisspielerin Monica Seles (YUG) mit einem 6:4-, 6:3-Erfolg die seit 354 Tagen andauernde Siegesserie von Steffi Graf.

Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt im Berliner Olympiastadion durch einen 3:2-Sieg über Werder Bremen den DFB-Pokal.

Die Düsseldorfer Narren holen den Karnevalsumzug nach, der im Februar wegen des Orkans “Vivian” abgesagt wurde.

Ein saarländischer CDU-Landesparteitag wählt Bundesumweltminister Klaus Töpfer zum neuen Landesvorsitzenden. Töpfer erhält als Nachfolger von Peter Jakoby 385 von 415 Stimmen.

20.5.1990, Sonntag

Der italienische Fußballstar Roberto Baggio wechselt für umgerechnet 34 Mio. DM vom AC Florenz zu Juventus Turin. Die Summe ist die höchste, die je für einen Spieler bezahlt wurde.

In der Nähe von Tel Aviv erschießt ein radikaler Israeli sieben Palästinenser aus dem Gaza-Streifen. Danach kommt es zu schweren Unruhen in den besetzten Gebieten, bei denen mindestens zwölf Palästinenser von israelischen Soldaten getötet werden.

Mit 85,07% der Stimmen wird Übergangspräsident Ion Illiescu von der Front zur Nationalen Rettung (FNR) zum rumänischen Staatspräsidenten gewählt Auch bei den Parlamentswahlen liegt die FNR mit 66,31% weit vorne.

Nach einem Bericht der DDR-Tageszeitung “Der Morgen” plante der ehemalige Staatssicherheitsdienst der DDR, im Krisenfall Oppositionelle in Lagern zu internieren.

Der DGB eröffnet seinen 14. ordentlichen Bundeskongress in Hamburg. Als Nachfolger für den ausscheidenden Ernst Breit wählen die Delegierten am 23. Mai Heinz-Werner Meyer zum Vorsitzenden. Meyer erreicht mit 64% der Stimmen das zweitschlechteste Resultat bei einer Vorsitzendenwahl seit 1949.

21.5.1990, Montag

Der erste in der DDR gefertigte VW-Polo läuft im Automobilwerk Zwickau vom Band.

Der oberste islamische Geistliche des indischen Bundesstaates Kaschmir wird in der Stadt Srinagar ermordet. Während des Trauerzugs gehen Sicherheitskräfte gegen die Menge vor und erschießen mindestens 87 Menschen.

Zum Abschluss der 43. Filmfestspiele im französischen Cannes vergibt die Jury die Goldene Palme für den besten Film an den US-amerikanischen Regisseur David Lynch für “Wild At Heart”. Weitere Preise gehen an die Schauspieler Krystyna Janda (“Das Verhör”), Gerard Depardieu (“Cyrano von Bergerac”) sowie an den sowjetischen Regisseur Pavel Lungin für “Taxi Blues”.

22.5.1990, Dienstag

Die DSU-Fraktion in der DDR-Volkskammer entzieht ihrem Parteimitglied Peter-Michael Diestel das Vertrauen und fordert den Innenminister zum Rücktritt auf. Ministerpräsident Lothar de Maizière hält an Diestel, dem die Weiterbeschäftigung von früheren Stasi-Mitarbeitern vorgeworfen wird, fest.

Der Bundestag ändert das Wahlgesetz. Damit kann die West-Berliner Bevölkerung künftig ihre dann auch mit vollem Stimmrecht ausgestatteten Abgeordneten direkt wählen.

Mit dem Zusammenschluss der Arabischen Republik Jemen und der Demokratischen Volksrepublik Jemen entsteht auf der arabischen Halbinsel die neue Republik Jemen.

23.5.1990, Mittwoch

Der AC Mailand gewinnt das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister 1:0 gegen Benfica Lissabon.

Am 90. Deutschen Katholikentag in Berlin, der bis zum 27. Mai andauert, beteiligen sich auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker und DDR-Regierungschef Lothar de Maizière.

Der Tod eines Oppositionspolitikers löst in Gabun schwere Unruhen aus, bei denen mehrere Menschen sterben. Frankreich verstärkt daraufhin seine in West-Afrika stationierten Truppen zum Schutz seiner ca. 20 000 Bürger, die in Gabun leben.

24.5.1990, Donnerstag

Der rumänische Generalstaatsanwalt gibt bekannt, dass bei den blutigen Kämpfen im Dezember 1989 insgesamt 1038 Menschen getötet worden seien. Die Auseinandersetzungen zwischen der Armee und dem Geheimdienst Securitate führten zum Sturz von Diktator Nicolae Ceauçescu.

Der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow stellt Litauen die volle Souveränität in zwei bis drei Jahren in Aussicht, falls die Unabhängigkeitserklärung aufgehoben werde.

Bei einem dreitägigen Besuch des südkoreanischen Präsidenten Roh Tae Woo in Japan äußert der japanische Kaiser Akihito sein “tiefstes Bedauern” wegen der Leiden des koreanischen Volkes unter der japanischen Gewaltherrschaft.

Der frühere ungarische Außenminister Gyula Horn erhält im Rahmen einer Feierstunde als erste Persönlichkeit aus Osteuropa den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. Horn ermöglichte durch die ungarische Grenzöffnung im Herbst 1989 die Flucht Zehntausender DDR-Bürger in den Westen.

25.5.1990, Freitag

Das baden-württembergische Kernkraftwerk Obrigheim wird stillgelegt. Zuvor entschied der Verwaltungsgerichtshof des Landes in Mannheim, dass die inzwischen 22 Jahre alte vorläufige Betriebsgenehmigung den Dauerbetrieb des Werks nicht mehr zulasse.

Der UNO-Sicherheitsrat tagt erstmals in Genf, um PLO-Chef Jassir Arafat eine Teilnahme zu ermöglichen. Arafat fordert angesichts der blutigen Unruhen in den israelisch besetzten Gebieten die Entsendung von UNO-Soldaten und neutralen Beobachtern.

Franz Schönhuber, Parteivorsitzender der rechtsradikalen Republikaner, tritt wegen eines innerparteilichen Machtkampfes zurück. Schönhuber will sich aber auf dem Parteitag am 7. Juli erneut zur Wahl stellen.

26.5.1990, Samstag

Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet werden von einem Erdbeben der Stärke 3,8 auf der Richter-Skala erschüttert. Drei Tage später bebt die Erde erneut, dabei entstehen aber keine Schäden mehr.

Im Sudan fordert eine Serie von Erdbeben mindestens 31 Menschenleben.

27.5.1990, Sonntag

In der niederländischen Stadt Roermond erschießt die nordirische Untergrundorganisation IRA zwei australische Touristen. Die IRA erklärt, sie habe die Getöteten für Briten gehalten, da ihr Fahrzeug ein britisches Nummernschild aufwies.

Die oppositionelle “Nationale Liga für Demokratie” erringt bei den ersten freien Parlamentswahlen in Myanmar, dem früheren Birma, überraschend die Mehrheit der Stimmen.

César Gaviría gewinnt die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien. Für den liberalen Politiker entscheiden sich 47,5% der Wähler. Der Wahlkampf in dem südamerikanischen Land wurde von schweren Gewalttaten und Attentaten auf Politiker überschattet.

28.5.1990, Montag

In Armenien werden bei schweren Zusammenstößen zwischen Truppen des sowjetischen Innenministeriums und armenischen Nationalisten mindestens 24 Menschen getötet.

In Bonn wird der Entwurf zu einem Umweltrahmengesetz vorgestellt, das am 1. Juli zusammen mit der geplanten Wirtschafts- und Währungsunion in Kraft treten soll. Neuanlagen in der DDR müssen dann nach bundesdeutschem Umweltrecht gebaut, ältere Werke nach bestimmten Fristen umgestellt werden.

250 Häftlinge des Hamburger Gefängnisses Fuhlsbüttel, auch “Santa Fu” genannt, streiken für eine Verbesserung ihrer Haftbedingungen. Erst am 1. Juni beendet die Polizei die Revolte mit einem Sturm auf das Gefängnis.

29.5.1990, Dienstag

Der russische Kongress der Volksdeputierten wählt den Radikalreformer Boris Jelzin im dritten Wahlgang zum Parlamentspräsidenten.

In Paris unterzeichnen 40 Gründungsmitglieder die Statuten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Der Bank werden 12 Mrd. US-Dollar (ca. 20 Mrd. DM) zur Verfügung gestellt, um den Übergang zur Marktwirtschaft in Osteuropa zu unterstützen.

30.5.1990, Mittwoch

In Berlin (Ost) wird Tino Schwierzina zum neuen Oberbürgermeister gewählt. SPD und CDU stellen gemeinsam die neue Stadtregierung.

31.5.1990, Donnerstag

Die DDR-Volkskammer beschließt auf Antrag der Koalitionsparteien, das Vermögen aller Parteien und Massenorganisationen von einer Treuhandkommission verwalten zu lassen. Bis zum 30. Juni soll der Besitz offengelegt werden.

Chroniknet