Was geschah im November 1922

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Wetterstationen November 1922

1.11.1922, Mittwoch

Auf ihrer Tagung in Angora (Ankara) beschließt die türkische Nationalversammlung unter Mustafa Kemal Pascha die Abschaffung des monarchischen Systems und zwingt damit Sultan Muhammad VI. zum Rücktritt. Er dankt am 17. November offiziell ab.

Eine vom Völkerbund bestätigte Anordnung begünstigt die sog. Polonisierung des Danziger Hafengeländes, da bei eventuellen Landkäufen auf diesem Gebiet Polen bevorzugt werden sollen. Die Freie Stadt Danzig sieht darin eine Missachtung ihrer Interessen.

Bei den Gemeinderatswahlen in England und Wales können die Konservativen große Gewinne auf Kosten der Labour Party erzielen.

In Stuttgart wird der neue Hauptbahnhof offiziell dem Verkehr übergeben. Mit dem Bau begann man 1914.

Ein Junkers-Ganzmetall-Eindecker überfliegt als erstes Flugzeug den 3797 m hohen Großglockner.

2.11.1922, Donnerstag

In Athen beginnt ein Außerordentlicher Kongress der Sozialistischen Arbeiterpartei Griechenlands (Kommunisten), auf dem die Delegierten über ihre außenpolitische Haltung beraten. Des Weiteren diskutieren sie die internationalen Richtlinien der in Moskau tagenden Dritten Internationale (bis 13.11.).

Zum ersten Mal in der Geschichte der englischen Politik spricht ein Premierminister ausschließlich vor Frauen. Im Londoner Drury-Lane-Theater hält Andrew Bonar Law einen politischen Vortrag. Ungewöhnlich ist auch, dass ein Politiker seines Ranges nicht wie sonst üblich mit Hochrufen, sondern Beifallklatschen empfangen wird.

In Berlin findet eine internationale Währungskonferenz statt, deren Teilnehmer im Auftrag der deutschen Reichsregierung Konzepte für eine Stabilisierung der Mark erarbeiten sollen.

3.11.1922, Freitag

Der junge deutsche Schriftsteller Bertolt Brecht heiratet in München die Augsburger Sängerin Marianne Zoff.

Die in Berlin erscheinende “Vossische Zeitung” veröffentlicht einen Bericht über die Erfindung eines radlosen Lastkraftwagens.

4.11.1922, Samstag

In der Londoner Olympic Hall wird die 16. Automobilausstellung der Society of Motor Manufacturers and Trades eröffnet. Auf der bis zum 11. November dauernden Ausstellung sind 515 Firmen vertreten, insgesamt werden 140 Wagen, 50 Karosserien und 326 Reifen sowie Zubehörteile gezeigt.

Im Tal der Könige bei der oberägyptischen Stadt Luxor entdeckt der britische Archäologe Howard Carter den Eingang zum Grab des altägyptischen Pharao Tutanchamun.

Auf dem Kongress der republikanisch-demokratischen Partei Frankreichs in Marseille fordern die Teilnehmer die Beschlagnahme deutschen Gebiets, falls das Deutsche Reich seine Reparationen nicht zahlen sollte.

5.11.1922, Sonntag

Bei den Landtagswahlen in Sachsen erringen die Sozialdemokraten und Kommunisten eine klare Mehrheit gegenüber den bürgerlichen Parteien.

Durch einen Vertrag mit Vertretern der Räteregierung aus der Ukraine wird der im April zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland geschlossene Rapallo-Vertrag auf die mit der Räterepublik verbündeten Staaten (Weißrussland, Ukraine, kaukasische föderative Republiken sowie die Fernöstliche Republik) ausgedehnt.

In Petrograd (Leningrad) beginnt der IV. Kongress der Kommunistischen Internationale, der am 9. November in Moskau fortgesetzt wird (bis 5.12.). Höhepunkt der Konferenz ist die Rede Wladimir I. Lenins, worin er u.a. auf die fünfjährige Geschichte Sowjetrusslands zurückblickt.

Bei den Wahlen zum Sejm, dem polnischen Parlament, erleiden die minderheitenfeindlichen, radikal-nationalistischen Gruppen Stimmenverluste.

In dem niederländischen Ort Doorn heiratet der ehemalige deutsche Kaiser Wilhelm II. Hermine von Schönaich-Carolath. Es ist die zweite Ehe des Ex-Kaisers.

6.11.1922, Montag

In Paris geht Radiola, der erste regelmäßig sendende französische Radiosender, in Betrieb.

Einen neuen Weltrekord im Weitflug melden zwei US-amerikanische Flieger. Sie starteten in San Diego an der Westküste zu einem Flug nach New York. Ohne Zwischenlandung kamen sie bis nach Indianapolis, das sind 3250 km.

7.11.1922, Dienstag

Bei den Kongresswahlen in den Vereinigten Staaten erringen die Republikaner 225 und die Demokraten 207 Sitze im Repräsentantenhaus.

8.11.1922, Mittwoch

Mit den Stimmen der Bayerischen Volkspartei (BVP) und des Bauernbunds wählt der bayerische Landtag in München Eugen Ritter von Knilling (BVP) zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten. Er löst Hugo Max Graf von Lerchenfeld ab.

9.11.1922, Donnerstag

Vor dem sozialistischen Volkshaus in Leipzig kommt es zu einer Bombenexplosion, bei der jedoch keine Menschen zu Schaden kommen. Als Hintergrund des Anschlags vermuten die Behörden eine Aktion rechter Gruppen aus Protest gegen die Tatsache, dass in Sachsen und Thüringen der 9. November in Erinnerung an die Revolution von 1918 zum Feiertag erklärt worden ist.

Im finanzpolitischen Ausschuss des vorläufigen deutschen Reichswirtschaftsrates wendet sich der Industrielle Hugo Stinnes gegen die Aufnahme von Anleihen zum Zweck der Markstabilisierung.

Auf einem Bankett in London erklären der neue britische Premierminister Andrew Bonar Law und sein Außenminister George Nathaniel Curzon, dass in der Frage der Reparationszahlungen die Einigkeit der Verbündeten an erster Stelle stehe. Dem Deutschen Reich können aus diesen Gründen keine Vergünstigungen auf Kosten Frankreichs eingeräumt werden.

Frankreichs Ministerpräsident Raymond Poincaré erklärt in Paris, dass er auf die im Versailler Vertrag vorgesehenen Sanktionen nicht verzichten werde, falls das Deutsche Reich die geforderten Goldmilliarden nicht aufbringen sollte.

10.11.1922, Freitag

Wegen Differenzen über die Rückzahlung eines Vorschusses entschließen sich die Metallarbeiter in Rath zum Streik, dem sich in den nächsten Tagen auch Arbeiter in anderen Städten wie Düsseldorf und Köln anschließen. Am 14. November wird in Düsseldorf der Generalstreik als eintägiger Warnstreik ausgerufen.

Im Staatlichen Schauspielhaus in Berlin hat die vielbeachtete Aufführung des Dramas “Macbeth” von William Shakespeare unter der Regie von Leopold Jessner Premiere.

11.11.1922, Samstag

Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen veröffentlicht in der in Kristiania (Oslo) erscheinenden Zeitung “Tidens Tagn” eine Artikelserie über seine bisherigen Erlebnisse im Polareis und über sein nun geplantes Vorhaben, den Nordpol mit einem Flugzeug zu erreichen.

Die schwedische Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, Albert Einstein den Nobelpreis des Jahres 1921 für Physik zu verleihen. Für 1922 erhält ihn Niels Bohr und für Literatur der Spanier Jacinto Benavente.

12.11.1922, Sonntag

Ein Gastspiel der Tänzerin Valeska Gert im Berliner Schwechtensaal ruft unter dem Publikum Begeisterung, aber auch massive Proteste hervor; man wirft der exzentrischen Künstlerin Schamlosigkeit vor.

Der deutsche Schwimmer Erich Rademacher vom Schwimmklub Hellas Magdeburg erreicht in Amsterdam einen Weltrekord über 200 m Brust.

13.11.1922, Montag

Die bayerische Regierung gibt für die beginnende Faschingszeit wesentliche Einschränkungen bekannt. Demnach werden alle öffentlichen Faschingslustbarkeiten unter freiem Himmel, ferner solche, bei denen die Teilnehmer in Masken erscheinen, verboten. Diese Maßnahmen stehen in Verbindung mit der immer stärker werdenden Tätigkeit Rechtsradikaler in Bayern.

Ein schweizerisch-deutsches Hilfskomitee überreicht Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) 25 Mio. Mark zur Linderung der Not deutscher Journalisten und Schriftsteller.

Mit einer Galavorstellung wird in der ehemaligen Eisarena des Berliner Admiralspalastes das “Admirals-Welt-Varieté” eröffnet.

Im Berliner Ufa-Palast am Zoo findet die Uraufführung des Films “Phantom” statt. Die Regie führte Friedrich Wilhelm Murnau; als Vorlage diente das gleichnamige Werk von Gerhart Hauptmann.

Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika verbietet die Einbürgerung von in die USA eingewanderten Japanern. Diese Verordnung ist eine Folge der zunehmenden Einwanderungsfeindlichkeit in den USA. Breite Bevölkerungskreise fördern starke Beschränkungen, insbesondere für Asiaten und Süd- bzw. Mittelamerikaner.

14.11.1922, Dienstag

In Berlin gibt Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) den Rücktritt der deutschen Regierung bekannt.

Zum neuen österreichischen Finanzminister wird Viktor Kienböck ernannt. Er löst seinen christlichsozialen Parteifreund August Segur ab.

In London wird die BBC (British Broadcasting Company) gegründet.

15.11.1922, Mittwoch

Bei den Unterhauswahlen in Großbritannien können die Konservativen ihre Mehrheit behaupten; die Liberalen verlieren 70 Sitze an die Labour Party.

Anlässlich der Verleihung der Rektoratswürde der Prager Universität an einen jüdischen Wissenschaftler kommt es zu heftigen Studentenkrawallen, ausgelöst durch den Protest deutschnationaler Studentengruppen.

Anlässlich des 60. Geburtstages von Gerhart Hauptmann überreicht Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) dem Künstler eine Ehrenmedaille.

16.11.1922, Donnerstag

Nach der Erläuterung seines Regierungsprogramms erhält der neue italienische Ministerpräsident Benito Mussolini von der Mehrheit des italienischen Parlaments diktatorische Vollmachten.

17.11.1922, Freitag

Nach einer Rede vor dem französischen Parlament, in der Frankreichs Ministerpräsident Raymond Poincaré Deutschlands Wirtschaftspolitik heftig kritisiert, billigen die Abgeordneten den Antrag Poincarés auf Vertagung der notwendigen Debatte um einen Monat mit 462 gegen 71 Stimmen. Im Dezember soll dann über Strafmaßnahmen gegenüber dem Deutschen Reich entschieden werden.

Ein von der italienischen Regierung verabschiedetes Dekret beinhaltet die Abschaffung des Achtstundentages im Land und kündigt eine Neuregelung der Arbeitszeit an.

Sultan Muhammad VI., der vom Parlament in Angora (Ankara) zum Rücktritt gezwungen wurde, verlässt auf einem britischen Kriegsschiff die Türkei in Richtung Malta.

Unter der Regie von Erwin Piscator wird im Berliner Central-Theater zum ersten Mal in deutscher Sprache Romain Rollands dramatische Predigt “Die Zeit wird kommen” aufgeführt.

18.11.1922, Samstag

Unter der Regie von Johannes Tralow hat am Frankfurter Schauspielhaus “Hannibal” von Christian Dietrich Grabbe Premiere.

Im Alter von 51 Jahren stirbt in Paris der französische Schriftsteller Marcel Proust. Er wurde vor allem durch sein umfangreiches Werk “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” international bekannt.

In einer offiziellen Note protestiert die sowjetische Regierung gegen die Besetzung des Nordteils der Insel Sachalin durch japanische Truppen.

Der ehemalige französische Ministerpräsident Georges Clemenceau beginnt eine zweiwöchige Propagandareise durch die USA.

19.11.1922, Sonntag

Das traditionelle Autorennen um die Coppa Florio auf der sizilianischen Madonia-Rundstrecke gewinnt der Franzose Georges Boillot auf Peugeot.

Die Große Nationalversammlung der Türkei in Ankara wählt den Thronfolger Abd Al Madschid II. Effendi einstimmig zum Kalifen.

Bei den Gemeindewahlen in Hessen erringen die rechtsgerichteten Parteien Gewinne gegenüber den Sozialdemokraten und Demokraten.

In einem Manifest nimmt die deutsche Regierung Stellung zu den Vorwürfen des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré über die “skandalöse Prosperität” der deutschen Wirtschaft und verwahrt sich darin gegen die einseitige und unrichtige Sichtweise der Franzosen.

20.11.1922, Montag

Anlässlich der Bildung der Notgemeinschaft für die Künste spricht der Theaterkritiker Alfred Kerr in einer Festveranstaltung im Berliner Ufa-Palast am Zoo.

Zum ersten Mal wird der französische Film “Der Traum” nach dem gleichnamigen Roman Émile Zolas im Berliner Kino am Nollendorfplatz vor deutschem Publikum gezeigt.

Die bolivianische Heeresführung stellt mehrere ehemalige deutsche Offiziere in die Armee ein. Ein Einspruch Frankreichs dagegen wird abgewiesen.

In Lausanne eröffnet der schweizerische Bundespräsident Robert Haab die internationale Orientkonferenz. Der türkische Vertreter Ismet Pascha (Ismet Inönü) fordert in seiner Rede die völlige Gleichberechtigung der Türkei mit den anderen Mächten.

In seiner Rede vor dem österreichisch-deutschen Volksbund in der Frankfurter Paulskirche gibt Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) der Hoffnung Ausdruck, dass ein Zusammenschluss des Deutschen Reichs und Österreichs auf friedlichem Wege erreicht werden könne.

21.11.1922, Dienstag

Vor dem französischen Parlament in Paris wendet sich Frankreichs Arbeitsminister gegen den deutschen Plan, 18 Wasserstraßen im Wert von 4 Mrd. Goldmark innerhalb des Deutschen Reiches auszubauen. Bevor diese Unternehmungen beginnen, solle das Deutsche Reich zunächst entsprechende Arbeiten in Frankreich leisten.

Der französische Senat in Paris lehnt mit 156 gegen 134 Stimmen das Frauenwahlrecht ab.

Im Berliner Vox-Haus wird die Casa-Ibero-Americana gegründet. Ziel der Gesellschaft ist die Errichtung eines Hochhauses in Berlin, in dem südamerikanische, portugiesische und spanische Unternehmen Platz finden sollen.

Der Schriftsteller Bertolt Brecht erhält den Kleist-Preis für sein bisheriges dramatisches Werk (“Trommeln in der Nacht”, “Baal”, “Im Dickicht der Städte”) verliehen.

22.11.1922, Mittwoch

Der parteilose deutsche Industrielle Wilhelm Cuno bildet das siebte Kabinett der Weimarer Republik. Der “Regierung der Wirtschaft” gehören Mitglieder der Deutschen Volkspartei (DVP), der Bayerischen Volkspartei (BVP), der Demokraten (DDP), des Zentrums und Parteilose an.

23.11.1922, Donnerstag

Hauptthemen der anlässlich der Eröffnung des britischen Unterhauses gehaltenen Thronrede sind die Unruhen in Irland und die Forderung nach Wiederherstellung normaler Verhältnisse in Österreich.

Über 100 Tote fordert ein Grubenunglück in der Nähe von Bessemer (US-Bundesstaat Ohio).

In einer Urabstimmung an den Berliner Bühnen lehnt die Mehrheit die durch einen Schiedsspruch der Oberschlichtungsstelle festgelegte Mindestgage als zu niedrig ab. In den Berliner Theatern beginnt daraufhin ein Streik der Schauspieler, der erst Mitte Dezember beendet wird. Als Streikposten nehmen daran u.a. so bekannte Schauspieler wie Paul Bildt und Paul Hartmann teil. Prominente Stars wie Käthe Dorsch, Max Pallenberg, Fritzi Massary und Alexander Moissi verpflichten sich, an den bestreikten Theatern nicht aufzutreten.

24.11.1922, Freitag

Der österreichische Nationalrat genehmigt mit 103 Stimmen der Christlich-Sozialen, Großdeutschen und der Bauernpartei die Genfer Protokolle über die Völkerbundanleihe.

25.11.1922, Samstag

Drei Tage nach seinem Amtsantritt erklärt der deutsche Reichsernährungsminister Karl Müller (Zentrum) seinen Rücktritt.

26.11.1922, Sonntag

Ein außerordentlicher Rat des österreichischen Kabinetts beschließt radikale Sparmaßnahmen. u.a. sollen 100 000 Staatsbeamte bis Mitte 1924 abgebaut werden.

Auf der internationalen Orientkonferenz in Lausanne kommt es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der türkischen und der britischen Delegation um die Rechte im Erdölgebiet von Mosul.

Die Oberste Behörde für Vollblutzucht in Berlin verabschiedet eine Denkschrift, worin sie die deutsche Regierung zur Unterstützung des Pferderennsports auffordert.

27.11.1922, Montag

Italiens neuer Ministerpräsident Benito Mussolini bestimmt, dass in allen Schulräumen des Landes ein Bildnis des Königs Viktor Emanuel III. sowie ein Kruzifix und auf allen Botschafts- oder Gesandtschaftswappen das Bildnis des Dichters Dante Alighieri angebracht werden.

In Wien endet die vor zwei Tagen begonnene Sitzung des österreichischen Bundesrates. Er genehmigt die Bildung des auserordentlichen Kabinettsausschusses zur Durchsetzung der Sparmaßnahmen und lehnt die Völkerbundanleihe mit sozialdemokratischer Mehrheit ab, da die damit verbundenen Auflagen die Souveränität Österreichs einschränken. Regierung und Parlament jedoch entscheiden für die Annahme.

Paris kündigt die Besetzung des Ruhrgebiets an.

28.11.1922, Dienstag

Am letzten Tag des am 15. November in Athen begonnenen Hochverratsprozesses werden sechs ehemalige Minister und Generale zum Tode verurteilt. Sie werden noch am gleichen Tag erschossen.

Die sowjetrussische Verwaltung führt für die städtische Bevölkerung eine stark progressive Einkommens- und Vermögenssteuer ein, deren Höhe halbjährlich neu bestimmt werden soll.

Nach Protesten deutschnationaler Studentengruppen gegen jüdische Professoren und Studenten in Prag kommt es an der Wiener Universität zu ähnlichen Vorfällen.

29.11.1922, Mittwoch

Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) nimmt vor dem preußischen Landtag Stellung zum Problem der großen Zahl von Einwanderern aus Osteuropa.

Nach heftigen Debatten lehnt das tschechoslowakische Abgeordnetenhaus in Prag den Antrag der Deutschnationalen, Christlich-Sozialen und der Nationalsozialisten über die Einführung eines Numerus clausus für jüdische Professoren und Studenten an allen Hochschulen des Landes ab.

30.11.1922, Donnerstag

In München wird Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt als einer der führenden Teilnehmer des Kapp-Putsches von 1920 verhaftet.

An einer Massenkundgebung der Nationalsozialisten in München nehmen etwa 50 000 Menschen teil. Hauptredner auf der Veranstaltung ist Adolf Hitler.

In London beginnt eine Unterhausdebatte über Arbeitslosigkeit, Reparationen und Kriegsschulden. Sie dauert bis zum 12. Dezember. Zu Beginn der Sitzung genehmigt das Parlament in dritter Lesung einstimmig die Verfassung für den irischen Freistaat.

Aufgrund der Drohung Frankreichs, das Ruhrgebiet zu besetzen, gibt die US-amerikanische Regierung bekannt, dass sie ihre im Rheinland stationierten Truppen nun doch nicht wie vorgesehen abziehen werde.

Chroniknet