Was geschah im November 1966

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1.11.1966, Dienstag

Am südvietnamesischen Nationalfeiertag verüben Vietcong-Guerillas zwei Granatüberfälle auf das Stadtzentrum von Saigon. Bei dem Feuerangriff werden 13 Menschen getötet, 38 schwer verletzt.

Der kubanische Staatspräsident Osvaldo Dorticós Torrado und der stellvertretende Ministerpräsident Raul Castro treffen überraschend zu einem Besuch in Nordvietnam ein. Hier und bei einem anschließenden Aufenthalt in Nordkorea rufen sie in einem gemeinsamen Kommunique mit den Regierungen in Hanoi und Pjongjang alle sozialistischen Länder auf, ein internationales Truppenkontingent nach Vietnam zu entsenden.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt bekannt, dass 1965 bei Verkehrsunfällen 1612 Jugendliche unter 15 Jahren ums Leben gekommen sind, nur 24 weniger als 1964. Am häufigsten waren Schulanfänger und Radfahrer betroffen.

2.11.1966, Mittwoch

In Österreich wird eine “Nationaldemokratische Partei” in das Vereinsregister eingetragen. Die Initiatoren erklären, es bestehe die Notwendigkeit, auch in der Alpenrepublik eine “deutschnationale” Partei ins Leben zu rufen.

Laut Beschluss des Frankfurter Oberlandesgerichts darf sich ein sechsmal wegen Sittlichkeitsdelikten verurteilter Mann jetzt in einem Gefängnislazarett kastrieren lassen, um der Sicherheitsverwahrung im Zuchthaus zu entgehen. Der Häftling wollte den Eingriff seit vielen Jahren vornehmen lassen, das hessische Justizministerium hatte die Operation jedoch untersagt. Die Möglichkeit zur freiwilligen Kastration oder Sterilisation von Sexualverbrechern ist in der Bundesrepublik noch nicht gesetzlich verankert.

3.11.1966, Donnerstag

Bei der größten Demonstration seit Gründung der Volksrepublik China 1949 ziehen rund 2 Mio. Menschen acht Stunden lang durch die Straßen Pekings, um dem von Parteichef Mao Zedong eingeleiteten politischen Umschwung in der “Großen Proletarischen Kulturrevolution” zu huldigen.

Die Hibernia AG in Herne, eine Tochter des Energiekonzerns VEBA-AG, beschließt die Stilllegung ihrer Schachtanlage Möller-Rheinbaben bis Ende März 1967. 3300 Beschäftigte sind von der Zechenschließung betroffen. Bisher wurden hier 1,4 Mio. t Steinkohle im Jahr gefördert.

Die indische Regierung in Neu-Delhi meldet, dass bei einem Wirbelsturm in Neu-Delhi 1000 Menschen ums Leben gekommen sind.

Die 100 Musiker des Los Angeles Philharmonic Orchestra treten in den Streik, weil ihre Forderung nach einer Gagenerhöhung von 180 US-Dollar (720 DM) pro Woche nicht erfüllt wurde. Das gesamte Konzertprogramm für den Herbst muss abgesagt werden.

4.11.1966, Freitag

Das höchste Appellationsgericht von Ghana entscheidet einstimmig, den früheren KZ-Arzt Horst Schumann in die Bundesrepublik auszuliefern. Schumann gestand vor dem Gericht in Accra, während des Zweiten Weltkriegs die Tötung von 80 000 bis 120 000 geisteskranken Menschen überwacht zu haben.

5.11.1966, Samstag

Nach wochenlangen schweren Regenfällen wird Italien von einem verheerenden Unwetter heimgesucht, bei dem über 200 Menschen ums Leben kommen. Vor allem in Florenz werden zahlreiche Kunstschätze zerstört oder stark beschädigt.

6.11.1966, Sonntag

Bei den Landtagswahlen in Hessen kann die SPD ihre absolute Mehrheit mit 51% der abgegebenen Stimmen behaupten. Überraschend hält die rechtsextreme NPD mit 7,9% Einzug in den Wiesbadener Landtag.

Das SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” verwirft einen Vorschlag des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland und “Gesamtbischofs” von Berlin-Brandenburg, Kurt Scharf, ein gesamtdeutsches Gremium aus “freien, politisch ungebundenen Männern” zu bilden, das die Möglichkeiten einer Konföderation zwischen der Bundesrepublik und der DDR prüfen soll. Ein Zusammenschluss könne nur von den Regierungen der beiden deutschen Staaten ausgehandelt werden.

Bei Feierlichkeiten zum 49. Jahrestag der Oktoberrevolution in Moskau greift das Politbüro-Mitglied Arwid J. Pelsche den politischen Kurs Pekings an. Die anwesende chinesische Delegation verlässt daraufhin die Veranstaltung.

7.11.1966, Montag

In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi kommt es zu blutigen Ausschreitungen zwischen Hindus und Moslems; fünf Menschen sterben, mehr als 500 Personen werden schwer verletzt. Hunderttausende von Hindus forderten ein gesetzliches Verbot aller Kuhschlachtungen. Die Regierung hat zwar den Unionsstaaten wegen der Hungersnot gestattet, Verbote zu erlassen, erklärte jedoch ein entsprechendes Bundesgesetz für verfassungswidrig.

Zu Beginn einer Reise durch Israel wird der Verleger Axel Springer von Ministerpräsident Levi Eschkol empfangen. Anlass des Besuchs ist die Grundsteinlegung der Nationalbibliothek in Jerusalem, für die Springer Geld gestiftet hat.

In Griechenland treten 15 000 Bedienstete der öffentlichen Krankenhäuser für eine 5%ige Lohnerhöhung in einen 48stündigen Streik.

8.11.1966, Dienstag

In Wien verurteilt ein Gericht die Brüder Wilhelm und Johann Mauer, ehemalige SS-Angehörige der Gestapo-Dienststelle im galizischen Stanislau, zu zwölf bzw. acht Jahren Zuchthaus. Sie werden beschuldigt, am 12. Oktober 1941, dem sog. Blutsonntag von Stanislau, an der Ermordung von mehr als 12 000 Juden beteiligt gewesen zu sein.

Bei Kongresswahlen in den USA erleidet die Demokratische Partei von Präsident Lyndon B. Johnson hohe Verluste. Außerdem müssen die Demokraten in neun von 35 Staaten den Gouverneursposten an die Republikaner abtreten.

In einer Resolution aus Anlass seines zehnjährigen Bestehens spricht sich der Deutsche Presserat gegen die Praktiken der rechtsextremen “Deutschen National-Zeitung und Soldaten-Zeitung” aus, die “volks- und völkerverletzend” wirke.

9.11.1966, Mittwoch

Der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaats New York verurteilt einen Arzneimittel-Hersteller zu 1,2 Mio. US-Dollar (4,8 Mio. DM) Schadenersatz, weil eine Frau nach Einnahme eines Mittels zur Cholesterin-Senkung schwer erkrankte. Sie musste sich deswegen u.a. zwei Augenoperationen unterziehen.

Laut einer Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie besitzt jede vierte Frau in der Bundesrepublik ein Kleidungsstück aus Pelz.

10.11.1966, Donnerstag

Die CDU-Fraktion nominiert den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger zum Kanzlerkandidaten. Kiesinger kann sich im dritten Wahlgang gegen Außenminister Gerhard Schröder, den Fraktionsvorsitzenden Rainer Barzel und den Präsidenten der EWG-Kommission, Walter Hallstein, behaupten. Seine Wahl stößt in Teilen der internationalen Presse auf Widerspruch.

11.11.1966, Freitag

Mit Freudenfeiern begeht das rassistische Regime in Salisbury den ersten Jahrestag der einseitigen Loslösung Rhodesiens (heute Simbabwe) von Grosbritannien. Gleichzeitig nimmt der Treuhänder-Ausschuss der UNO-Vollversammlung in New York eine von 54 afro-asiatischen Staaten eingebrachte Resolution an, welche die Regierung in London auffordert, den Rhodesien-Konflikt nun durch Gewaltanwendung zu beenden.

Mit großer Mehrheit beschließt die evangelisch-lutherische Landeskirche von Schleswig-Holstein in Rendsburg, ab 1. Januar 1967 auch Frauen für das Pastorenamt zuzulassen.

Das Stuttgarter Gesundheitsministerium gibt bekannt, dass Baden-Württemberg als erstes Bundesland ab 1967 Reihenuntersuchungen zur Früherkennung von Diabetes vornehmen wird. Zukünftig sollen jedes Jahr 1,25 Mio. Menschen Teststreifen zur Eigenkontrolle des Zuckergehalts im Urin erhalten.

Bei einem Explosionsunglück in der Pulvertrocknungsanlage einer Munitionsfabrik in Liebenau (Kreis Nienburg) sterben fünf Menschen, zahlreiche werden verletzt.

12.11.1966, Samstag

US-Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnet in Washington ein Gesetz über Ernährungshilfe für bedürftige Länder. Danach dürfen in den kommenden beiden Jahren überschüssige Lebensmittel im Wert bis zu 1,9 Mrd. US-Dollar (7,6 Mrd. DM) jährlich weiterverkauft werden.

Der Bayerische Jugendring richtet anlässlich der bevorstehenden Landtagswahlen am 20. November einen dringenden Appell an die 490 000 Jungwähler, keinesfalls die NPD zu wählen. Diese versuche, “die Aufwertung jener düsteren Kapitel der deutschen Geschichte zu ertrotzen”, mit denen fertig zu werden nicht der jungen, wohl aber der älteren Generation zugemutet werden müsse.

13.11.1966, Sonntag

Die israelische Armee verübt einen Vergeltungsschlag auf das palästinensische Grenzdorf Samua in Jordanien. Bei der vierstündigen Aktion handelt es sich um die größte militärische Auseinandersetzung seit zehn Jahren.

Ein 18-Jähriger Geisteskranker erschießt in einem Frisiersalon im US-Bundesstaat Arizona vier Frauen und ein kleines Mädchen. Nach der Festnahme äußert er gegenüber der Polizei, er sei auf die Idee des Mordes gekommen, weil er in letzter Zeit häufig von solchen Taten gelesen habe.

14.11.1966, Montag

Die Organisation für afrikanische Einheit (OAU) trifft in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zu ihrem dritten Gipfeltreffen zusammen, das von Konflikten einzelner Staaten untereinander überschattet wird.

Der Erste Vorsitzende des Obersten Sowjets der UdSSR, Nikolai W. Podgorny, beendet einen achttägigen Staatsbesuch in Österreich. Podgorny warnt das neutrale Land während seines Aufenthaltes davor, in die aus sechs NATO-Staaten bestehende Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) einzutreten.

Das französische Nachrichtenmagazin “L’Express” widmet seinen Titelbeitrag der Comic-Figur Asterix, die seit ihrer “Geburt” vor sieben Jahren alle US-amerikanischen Zeichentrickhelden an Popularität weit überholt hat.

Cassius Clay verteidigt in Houston (US-Bundesstaat Texas) seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht durch K. o.-Sieg in der dritten Runde gegen Cleveland Williams.

15.11.1966, Dienstag

Die Raumkapsel Gemini 12 landet nach dreitägigem Flug südlich der Bahamas im Pazifik. Vier Monate früher als erwartet beenden die USA damit erfolgreich das ambitionierte Raumflug-Programm, das die Apollo-Flüge zur bemannten Mondlandung vorbereitet hat.

16.11.1966, Mittwoch

Am Buß- und Bettag demonstrieren mehr als 2000 Menschen in einem Schweigemarsch durch die Darmstädter Innenstadt gegen die Gefährdung der Demokratie durch die rechtsextreme NPD. Auf einer gleichzeitig in München stattfindenden Protestaktion spricht sich der Schriftsteller Günter Grass gegen ein Verbot dieser Partei aus, um eine noch erfolgreichere Agitation im Untergrund zu vermeiden.

In einem Gespräch mit der Tageszeitung “Die Welt” weist der am 29. Oktober zurückgetretene Finanzminister Rolf Dahlgrün Vorwürfe aus CDU-Kreisen zurück, er habe das Kabinett bis zum 26. 0ktober 1966 nicht über die prekäre Haushaltslage unterrichtet. Er habe schon am 15. Juni 1965 in einem Schreiben an Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) auf die Anzeichen einer schweren Finanzkrise hingewiesen.

17.11.1966, Donnerstag

Bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe von Rio de Janeiro werden 38 Personen getötet und mehr als 300 schwer verletzt. Ursache der Katastrophe war eine falsche Signalstellung.

18.11.1966, Freitag

Der französische Kulturminister André Malraux eröffnet in Paris eine Ausstellung anlässlich des 85. Geburtstags von Pablo Picasso. Es handelt sich um die umfassendste Retrospektive des Lebenswerks von Picasso.

Das Bundesarbeitsgericht in Kassel entscheidet, dass leitende Angestellte in der Regel keine besondere Vergütung für Überstunden beanspruchen können, da für diese wegen ihrer nicht unerheblichen Nebenbezüge nicht die allgemeine Arbeitszeitordnung gelte.

Der Amerikanisch-Jüdische Kongress in New York ruft zu einem “weltweiten Boykott” der Passionsspiele in Oberammergau auf, weil die Bewohner des bayerischen Dorfes auf dem traditionellen Spieltext beharrten, der von vielen Juden als antisemitisch empfunden wird.

19.11.1966, Samstag

Der Oberste Dänische Gerichtshof in Kopenhagen verfügt, dass Dänemark 2000 mittelalterliche Handschriften, darunter Teile der “Edda”, an Island zurückgeben muss. Seit seiner Unabhängigkeit 1918 und in verstärktem Maße nach Aufhebung der Personalunion mit der dänischen Krone 1944 hatte Island die Rückgabe seiner Kulturschätze verlangt.

20.11.1966, Sonntag

In Hollywood (US-Bundesstaat Kalifornien) kommt es zu schweren Krawallen von etwa 1000 Jugendlichen, die gegen eine Ausgangssperre von Teenagern unter 18 Jahren nach 22 Uhr demonstrieren. Die Polizei geht mit Schlagstöcken gegen die Jugendlichen vor, die randalierend durch die Straßen ziehen.

Bei einer Volksabstimmung im Schweizer Kanton Zürich stimmen 107 753 gegenüber 93 372 aller wahlberechtigten Männer gegen die Einführung des Wahlrechts für Frauen.

Bei den Landtagswahlen in Bayern erhält die CSU mit Ministerpräsident Alfons Goppel an der Spitze 48,2% der abgegebenen Stimmen. Die NPD erzielt 7,4%.

21.11.1966, Montag

Mit Hilfe der Armee kann der Präsident von Togo, Nicolas Grunitzky, einen Putschversuch niederschlagen. Aufständische besetzten einen Tag zuvor das Rundfunkgebäude der Hauptstadt Lomé und riefen die Revolution aus. Gleichzeitig forderten etwa 10 000 Menschen vor dem Präsidentenpalast den Rücktritt Grunitzkys, der wegen der Demission von zwei Ministern das gesamte Kabinett aufgelöst hatte.

Die höchste literarische Auszeichnung in Frankreich, der Prix Goncourt, wird an Edmonde Charles-Roux für ihr Werk “Palermo vergessen” verliehen.

22.11.1966, Dienstag

Der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß spricht sich in München für eine Wiederzulassung der 1956 verbotenen KPD aus. In einer Pressekonferenz äußert er, es sei “besser, den ganzen Eisberg zu sehen als nur das kleine Stück, das über dem Wasser schwimmt”.

Bundespräsident Heinrich Lübke bricht zu einem sechstägigen Staatsbesuch nach Mexiko auf, wo er der sozialistischen Regierung unter Präsident Gustavo Diaz Ordaz einige Technik- und Kulturabkommen in Aussicht stellt.

Ein Gericht in Hernando (US-Bundesstaat Mississippi) verurteilt Aubrey Norvell zu fünf Jahren Zuchthaus. Norvell hat im Juni versucht, den schwarzen Bürgerrechtler James Meredith aus dem Hinterhalt zu erschießen.

23.11.1966, Mittwoch

Die Professorenschaft an der Universität Göttingen entschließt sich, auf einen Teil ihrer letzten Gehaltserhöhung zu verzichten und diesen für dringend notwendige Unterrichtsverbesserungen zu spenden.

Die ungarische KP-Zeitung “Népszabadság” berichtet aus Hanoi, dass seit dem Einsetzen der US-amerikanischen Bombardierungen drei Viertel der Einwohner der nordvietnamesischen Hauptstadt evakuiert worden seien. Dort lebten nur noch rund 190 000 Menschen.

Der spanische Diktator Francisco Franco Bahamonde verliest vor dem Parlament in Madrid ein neues Staatsorgangesetz (“Lex Organica”), das einen Schritt zur Liberalisierung darstellen soll.

Die “Düsseldorfer Allgemeine Jüdische Wochenzeitung” schreibt in einem Kommentar, die Gewinne der NPD bei den Landtagswahlen in Bayern seien zwar betrüblich, man könne jedoch auf keine neue “braune Welle” schließen. Im Gegensatz zu 1932 stehe 1966 “Adolf von Thadden nicht ante portas”. Die Bundesrepublik ruhe auf “gediegenen Grundlagen”.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin und SPD-Vorsitzende Willy Brandt trifft sich erneut zu einem Meinungsaustausch mit dem sowjetischen Botschafter in Berlin (Ost), Pjotr A. Abrassimow. Einzelheiten des Gesprächs, das diesmal in West-Berlin stattfindet, werden nicht bekanntgegeben.

24.11.1966, Donnerstag

In Anlehnung an die studentische Widerstandsgruppe um die Geschwister Sophie und Hans Scholl während des Nationalsozialismus gründen in München Mitglieder der gemeinsamen Jugendorganisation von CDU und CSU, der Jungen Union, unter dem Namen “Weiße Rose” ein Aktionsbündnis zum Kampf gegen den wiederauflebenden Rechtsradikalismus.

Bei einem schweren Flugzeugunglück in der Nähe der tschechoslowakischen Stadt Preßburg kommen 81 Insassen einer bulgarischen Passagiermaschine ums Leben.

Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt Novara beschlagnahmt den Film “Die Beute” von Roger Vadim. Der Film, der ohne Beanstandung auf der Biennale in Venedig gezeigt wurde, sei “eine einzige Folge von Obszönitäten, die das öffentliche Schamgefühl verletzen”.

25.11.1966, Freitag

Bundeswissenschaftsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) und Sprecher aller Fraktionen fordern vor dem Bundestag einen schrittweisen Abbau aller Zulassungsbeschränkungen für bundesdeutsche Hochschulen. Das Recht auf freie Berufswahl und damit der ungehinderte Zugang zum Studium ohne Numerus clausus müsse gewährleistet sein.

In einem in New York veröffentlichten Brief an Papst Paul VI. fordern 85 führende Persönlichkeiten aus Kirche und Wissenschaft, darunter 21 Nobelpreisträger, die katholische Kirche zur Revision ihrer bisherigen Position zur Geburtenkontrolle auf.

26.11.1966, Samstag

Die italienische Zeitschrift “T.V. Illustrazione” schaltet sich mit einer Flugblattaktion in die aktuelle Auseinandersetzung um die Südtirol-Frage ein. In 200 000 über Wien abgeworfenen Pamphleten fordert sie die Österreicher auf, dem Terrorismus in Südtirol gemeinsam mit den Italienern ein Ende zu setzen.

In einem Brief an UNO-Generalsekretär Sithu U Thant beschuldigt die UdSSR die Staaten der westlichen Welt, “rüde Angriffe” gegen die DDR zum Nutzen der “revanchistischen Bundesrepublik” geführt zu haben. Die UNO müsse diese Länder dazu bewegen, ihre “unrealistische Haltung” aufzugeben und die Existenz zweier deutscher Staaten anzuerkennen.

27.11.1966, Sonntag

Bei einer Volksabstimmung anlässlich der Wahlen zum Staatsrat entscheiden sich 60% der Uruguayer für eine Rückkehr zum Präsidialsystem. 1952 wurde eine Kollegialverfassung nach Schweizer Vorbild eingeführt.

28.11.1966, Montag

Das Washingtoner State Department widersetzt sich der Forderung des Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in Vietnam, General William C. Westmoreland, eine 20 000 Mann starke Division zur Abriegelung des Ho-Tschi-Minh-Pfads nach Laos zu entsenden. Das US-Außenministerium befürchtet eine weitere Verschlechterung der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen. Moskau ist gemeinsam mit London gemäß dem Genfer Indochina-Abkommen von 1954 verantwortlich für die Aufrechterhaltung des Friedens in Laos.

Ein Londoner Galerist wird zu 220 DM Geldstrafe verurteilt, weil er Bilder des US-amerikanischen Pop-art-Malers Jim Dine ausstellte, die ausschließlich menschliche Genitalien zeigen.

29.11.1966, Dienstag

DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht erklärt in einem Interview mit dem SED-Zentralorgan “Neues Deutschland”, er habe “auf dem Tiefpunkt der Bonner Regierungskrise” einen Brief an den SPD-Vorsitzenden Willy Brandt gerichtet, in dem er gegen die Teilnahme der SPD an einer Regierung mit der CDU protestiert habe. Der Vorstandssprecher der SPD, Fritz Stallberg, weist Ulbrichts “Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Bundesrepublik” entschieden zurück.

Militärs übernehmen nach einem unblutigen Putsch die Regierungsgewalt im ostafrikanischen Staat Burundi und entmachten König Ntare V.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York lehnt mit 57 zu 46 Stimmen den Antrag Albaniens ab, die Volksrepublik China anstelle Taiwans aufzunehmen. 17 Staaten enthalten sich der Stimme.

Nach sechs Monaten kehrt der 25-Jährige Franzose Pierre Mairetet, der am 1. Juni bei Cannes in eine 100 m tiefe Höhle gestiegen war, ans Tageslicht zurück. Damit hat er den bisherigen “Weltrekord” überboten. Das vom französischen Verteidigungsministerium unterstützte Experiment sollte Aufschlüsse über menschliche Verhaltensweisen nach längerer Abwesenheit von der Erdoberfläche geben.

30.11.1966, Mittwoch

Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) tritt von seinem Amt zurück, nachdem seine Partei und die SPD einen Tag zuvor die Bildung einer Großen Koalition besiegelt haben.

In New York endet eine Wanderausstellung des belgischen Surrealisten René Magritte, die seit April in verschiedenen Städten der USA zu sehen war.

Chroniknet