Was geschah im Oktober 1914

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Wetterstationen Oktober 1914

1.10.1914, Donnerstag

Der deutsche Außenminister Gottlieb von Jagow macht in einem von der dänischen Tageszeitung “Nationaltidende” veröffentlichten Gespräch die britische Regierung für den Ausbruch des Krieges verantwortlich. Nach seiner Ansicht hat sie Russland und Frankreich zum Krieg gegen das Deutsche Reich ermutigt.

In Berlin erscheint das erste Heft der Zeitschrift “Der Deutsche Krieg”. Das Blatt ist Sprachrohr eines Kreises nationalliberaler Publizisten, Wirtschaftsführer und Politiker, die eine deutsche Hegemonialstellung in Europa anstreben und die Politik des deutschen Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg unterstützen.

Der Spielplan der Berliner Theaterbühnen für den ersten Oktobertag beinhaltet fast ausschließlich nationalistisch gefärbte Stücke. Neben den Volkstheatern ordnen sich auch renommierte Bühnen der Kriegseuphorie unter.

2.10.1914, Freitag

Im Verlauf des sog. Wettlaufs zum Meer kommt es an der deutschen Westfront zur neuntägigen Schlacht von Arras. Dabei versucht die um sieben Kavalleriedivisionen verstärkte 6. deutsche Armee vergeblich, die französische Front zu umfassen.

In einer an sämtliche neutrale Staaten verteilten Verbalnote widerspricht die österreichisch-ungarische Regierung Berichten über eine angebliche Verwendung explosiver Geschosse (sog. Dumdum-Munition) im Krieg.

In der finnischen Hauptstadt Helsinki wird das Schauspiel “Pohjalaisia” von Artturi Järviluoma aufgeführt. Es wird zu einem der populärsten Stücke des 20. Jahrhunderts in Finnland.

3.10.1914, Samstag

Gegner der italienischen Neutralitätspolitik entführen ein italienisches Unterseeboot aus dem Hafen der norditalienischen Stadt La Spezia und überführen es nach Frankreich. Am 23. Oktober wird das Boot wieder zurückgegeben.

Der deutsche Kinotechniker Oskar Meßter erhält von der Stadt Berlin die Genehmigung zur Aufführung von Kriegswochenschauen (sog. Meßter-Woche). Meßter zählt zu den Pionieren der Kinowochenschauen.

4.10.1914, Sonntag

Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson ordnet die Abhaltung von besonderen Gebetsstunden für den Frieden in den Kirchen aller Konfessionen auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten an.

In einem von 56 deutschen Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern unterzeichneten, in Berlin veröffentlichten “Aufruf an die Kulturwelt” wird der Krieg als ein dem Deutschen Reich “aufgezwungener Daseinskampf” dargestellt. Das Pamphlet zählt zu den bekanntesten Dokumenten der militaristischen Einstellung weiter Kreise des deutschen Bildungsbürgertums.

5.10.1914, Montag

Russische Truppen beginnen nördlich der oberen Weichsel mit einer Offensive. Zuvor hatte die russische Heeresführung die 2. und 4. Armee des Zarenreiches zusammengezogen. Die Offensive zielt auf einen Durchbruch auf deutsches Gebiet.

In einer an ausländische Vertretungen gerichteten Zirkularnote gibt die osmanische Regierung in Konstantinopel (heute Istanbul) bekannt, dass sie ihre Hoheitszone in den Küstengewässern auf einen sechs Seemeilen (11,1 km) breiten Streifen ausdehnt. Das Marmarameer zählt nach Ansicht der Regierung vollständig zum osmanischen Hoheitsgebiet. Großbritannien protestiert gegen diese Maßnahme mit dem Hinweis, dass die eigene Hoheitszone nur drei Seemeilen (5,55 km) betrage.

Als Reaktion auf Verminungsaktionen der deutschen Flotte beginnt Großbritannien ebenfalls mit der Verminung bestimmter Gebiete in der Nordsee. Gleichzeitig veröffentlicht die britische Admiralität eine Warnung vor den Minen an alle neutralen Staaten.

Nach einer Vereinbarung zwischen dem US-amerikanischen Außenminister William Jennings Bryan und der britischen Regierung werden künftig US-amerikanische Kupferfrachter nicht mehr von britischen Kriegsschiffen bei ihrer Fahrt behindert. Voraussetzung ist allerdings, dass die Exporte nur für im Krieg neutrale Staaten bestimmt sind. Die britische Regierung befürchtet eine Umgehung ihrer Handelsblockade gegenüber dem Deutschen Reich.

6.10.1914, Dienstag

Einem Bericht des österreichisch-ungarischen Botschafters in Berlin, Gottfried Prinz zu Hohenlohe-Schillingfürst, an seine Regierung in Wien zufolge hält die deutsche Regierung trotz der unbefriedigenden Situation an der Marne am Ziel einer völligen Unterwerfung aller Kriegsgegner fest. Hohenlohe-Schillingfürst weist zugleich darauf hin, dass die deutsche Öffentlichkeit die Rückschläge an der Marne aufgrund geschickter Propaganda bisher noch nicht in vollem Umfang zur Kenntnis genommen habe.

7.10.1914, Mittwoch

Das preußische Kriegsministerium in Berlin lehnt eine Initiative zur Einführung der Feuerbestattung auf Schlachtfeldern ab. Zuvor hatten deutsche Feuerbestattungsvereine angeregt, aus Gründen der Hygiene die Kriegstoten mittels transportabler Krematorien einzuäschern.

Eine sog. Kriegsausstellung im Rahmen der am 6. Mai eröffneten Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig zeigt zahlreiche Militaria, eine Abteilung mit kriegsverherrlichenden Druckerzeugnissen.

Angesichts der Bedrohung durch deutsche Truppen verlegt die belgische Regierung ihren Sitz von Antwerpen nach Ostende. Bei der Flucht wird der belgische König Albert I. leicht verwundet.

8.10.1914, Donnerstag

In Rom tritt der italienische Kriegsminister Grandi nach öffentlicher Kritik an seiner unzulänglichen Rüstungspolitik zurück. Sein Nachfolger wird am 11. Oktober Vittorio Italico Zupelli.

9.10.1914, Freitag

Nach zwölftägiger Belagerung marschieren deutsche Belagerungstruppen (III. Reservekorps unter General Hans von Beseler) in Antwerpen ein, das bisher provisorischer Sitz der belgischen Regierung war. Zuvor hatte energischer Widerstand der belgischen Verteidiger – unterstützt von einer britischen Marinebrigade – die geplante rasche Eroberung verhindert. Die belgische Regierung war am 7. Oktober nach Ostende übergesiedelt.

Im Rahmen der am 5. Oktober begonnenen Offensive russischer Truppen in Polen kommt es zur elftägigen Schlacht bei Iwangorod. Im Verlauf der Kämpfe überschreiten russische Verbände die Weichsel und zwingen die 9. deutsche Armee zum Rückzug nach Schlesien. Gleichzeitig wird die 1. österreichisch-ungarische Armee geschlagen.

10.10.1914, Samstag

Der seit 1881 amtierende, 75-Jährige rumänische König Karl I. stirbt in seiner Sommerresidenz Schloss Peles bei Sinaia (Südkarpaten). Nachfolger des Monarchen, der sich in seiner Amtszeit erfolgreich um eine Modernisierung Rumäniens bemühte, wird sein Adoptivsohn Ferdinand I.

Wegen Nahrungsmittelknappheit wird die Abgabe von Weißbrot in bayerischen Gaststätten durch einen Erlass des bayerischen Innenministeriums verboten. Vor allem kleinere Städte sind aufgrund des Krieges von Engpässen bedroht.

11.10.1914, Sonntag

Vor der Küste Russlands wird der russische Panzerkreuzer “Pallada” von einem deutschen U-Boot versenkt; am 15. Oktober wird der britische Kreuzer “Hawke” von einem U-Boot getroffen.

12.10.1914, Montag

Mit Essad Pascha Toptani wird nach der Abreise von Fürst Wilhelm I. am 3. September einer der einflussreichsten albanischen Politiker Staatspräsident des Landes. Zugleich übernimmt der politische Gegner Wilhelm I. das Oberkommando über die Regierungstruppen. Seine Ernennung bleibt jedoch aufgrund der unübersichtlichen Situation in Albanien ohne praktische Bedeutung.

In Sarajewo beginnt unter der Leitung des dalmatinischen Oberlandesgerichtsrates Alois von Curinaldi ein 17-tägiger Prozess wegen des Attentats auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni. Die entsprechende Anklageschrift in der “Strafsache gegen Gawrilo Princip und Genossen wegen … Hochverrats” war am 24. September übergeben worden.

In einem Brief an ihren Parteifreund Karl Liebknecht weist die zum linken Flügel der deutschen Sozialdemokratie zählende Politikerin Rosa Luxemburg auf den weiter wachsenden Widerstand unter den SPD-Mitgliedern gegenüber der kriegsfreundlichen Haltung der Partei- und Fraktionsführung hin. Insbesondere rechte Sozialdemokraten stehen einer Integration der SPD in Staat und Gesellschaft des Deutschen Reiches positiv gegenüber.

Nachdem sie am Vortag bereits die nordfranzösische Stadt Lille erobert haben, marschieren deutsche Truppen im Rahmen des sog. Wettlaufs zum Meer in der flandrischen Hafen- und Industriestadt Gent ein.

13.10.1914, Dienstag

Die russische Schwarzmeerflotte führt vor der rumänischen und bulgarischen Küste eine Flottendemonstration durch. Sie will die bisher neutralen südosteuropäischen Staaten damit vor einer Unterstützung des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns im Weltkrieg warnen.

14.10.1914, Mittwoch

In Wien gibt die österreichisch-ungarische Regierung die Sperrung aller Hochschulen des Landes für Studenten und andere Angehörige feindlicher Staaten bekannt.

15.10.1914, Donnerstag

In Washington verabschiedet der US-amerikanische Kongress das sog. Clayton-Antitrustgesetz. Es erweitert die Befugnisse der Regierung zum Kampf gegen Wettbewerbsverzerrungen durch Konzerne. Zusammen mit dem am 26. September gebilligten sog. Federal Trade Commission Act ist es Teil eines wirtschaftspolitischen Antitrust-Programmes des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson.

Im Rahmen des sog. Wettlaufes zum Meer erreichen deutsche Truppen bei Nieuwpoort die Kanalküste, nachdem sie am 14. Oktober die westflandrische Stadt Brügge besetzt hatten. Der Hafen von Zeebrugge wird zu einem deutschen U-Boot-Stützpunkt ausgebaut.

16.10.1914, Freitag

Eine in Berlin veröffentlichte, mit 3016 Unterschriften versehene “Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches” ist neben dem “Aufruf an die Kulturwelt” eines der bekanntesten Dokumente für die militaristische Einstellung deutscher Akademiker. In dem von dem Philologen Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff verfassten Aufruf heißt es u.a.: “Unser Glaube ist, dass für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Siege hängt, den der deutsche erkämpfen wird, die Manneszucht, die Treue, der Opfermut des einträchtigen freien Volkes”.

In Paris fordern französische Katholiken eine stärkere Einbeziehung der Religion in die Politik, u.a. durch offizielle Gebete. Zuvor hatte der französische Ministerpräsident René Viviani auf eine entsprechende Petition hin erklärt, dass die Einmischung von Religionsgemeinschaften in offizielle Angelegenheiten auch während des Krieges untersagt bleibe. Seit 1898 zeichnet sich die französische Regierungspolitik durch einen betont antiklerikalen Kurs aus (sog. Radikale Republik).

In einem Brief an den belgischen Sozialistenführer Emile Vandervelde erklärt der Vorstand der russischen Sozialdemokratie seine Bereitschaft zur Fortsetzung des Klassenkampfes auch während des Krieges. Nach seiner Ansicht hat sich bisher an der Unterdrückungspolitik gegenüber russischen Arbeitern nichts geändert.

Erstmals wird ein drahtloser Nachrichtendienst zwischen der bulgarischen Hauptstadt Sofia und der ungarischen Hauptstadt Budapest eröffnet. Die Verbindung ist auch von politischer Bedeutung, da das im Weltkrieg bislang neutrale Bulgarien von der österreichisch-ungarischen und der deutschen Regierung umworben wird.

17.10.1914, Samstag

In der Ostsee sperrt die russische Regierung den Finnischen und den Rigaischen Meerbusen wegen Minengefahr für die gesamte Schifffahrt. Die russischen Minen sollen deutsche Unterseeboote abschrecken.

Bulgarien ist an einer Eindämmung russischen Einflusses im südöstlichen Europa interessiert.

In Wien informiert der österreichisch-ungarische Außenminister Leopold Graf Berchtold die bulgarische Regierung über die Kriegsziele seiner Regierung. Danach soll Russland durch die Loslösung der Ukraine und anderer Gebiete entscheidend geschwächt werden.

Nach dem Tod des italienischen Außenministers Antonio Paternò-Castello Marchese di San Giuliano am 16. Oktober beauftragt der italienische König Viktor Emanuel III. in Rom den konservativen Ministerpräsidenten Antonio Salandra vorläufig mit der Übernahme des Außenministeriums. Der von 1905 bis 1906 sowie 1910 bis 1914 amtierende San Giuliano hatte eine expansionistische Außenpolitik vertreten.

Unter Vorsitz des neuen rumänischen Königs Ferdinand I. beschließt der Ministerrat des Landes in Bukarest die Aufrechterhaltung der Neutralität Rumäniens im Weltkrieg. Vor allem das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn spekulieren auf eine militärische Unterstützung durch Rumänien, das dem Dreibund assoziiert ist.

18.10.1914, Sonntag

Der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg beauftragt Innenminister Clemens Delbrück und den Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, Arthur Zimmermann, den künftigen staatsrechtlichen Status des von deutschen Truppen besetzten Belgien auszuarbeiten. Nach seiner Ansicht soll Belgien zu einem militärisch und wirtschaftlich vom Deutschen Reich abhängigen Staat werden.

19.10.1914, Montag

In Konstantinopel (heute Istanbul) erklärt die osmanische Regierung den Einsatz deutscher Mannschaften auf Kriegsschiffen des Osmanischen Reiches zur inneren Angelegenheit des Landes. Zuvor hatte es in dieser Angelegenheit einen Protest der britischen Regierung gegeben.

20.10.1914, Dienstag

An der deutschen Westfront beginnt die sog. erste Flandernschlacht. Bis zum 3. November scheitert der deutsche Versuch, die alliierten Truppen zu umfassen. Im Verlauf der Schlacht setzt die deutsche Oberste Heeresleitung vier Reservekorps mit unzureichend ausgebildeten, zum großen Teil jungen Freiwilligen ein, von denen Tausende ums Leben kommen (sog. Kinderkreuzzug).

In Berlin untersagt der deutsche Bundesrat deutschen Schuldnern sämtliche Zahlungen an Gläubiger aus Frankreich. Die Maßnahme ist Teil eines sich verschärfenden Wirtschaftskrieges in Europa.

21.10.1914, Mittwoch

In einer in Berlin abgehaltenen Unterredung weist der deutsche Innenminister Clemens Delbrück die Führer der im preußischen Landtag vertretenen Parteien auf eine bevorstehende Umorientierung der deutschen Innenpolitik hin. Mit grundsätzlichen verfassungs-, sozial- und wirtschaftspolitischen Veränderungen zielt diese Wende auf eine Integration von Arbeiterbewegung und SPD in Staat und Gesellschaft.

Der osmanische Kriegsminister Enwer Pascha wird in Konstantinopel (heute Istanbul) zum stellvertretenden Oberbefehlshaber von Heer und Flotte ernannt. Als Führer der jungtürkischen Bewegung zählt er zu den einflussreichsten Politikern des Landes.

22.10.1914, Donnerstag

Die britische Regierung ordnet die Verhaftung aller im Land befindlichen deutschen, österreichischen und ungarischen Staatsbürger im wehrpflichtigen Alter an. Damit will sie deren möglichen Einsatz im Krieg verhindern.

In Wien verfügt die österreichisch-ungarische Regierung eine Beschlagnahme der Guthaben von Angehörigen feindlicher Staaten und eine Überwachung entsprechender Geschäftstätigkeit. Zugleich wird der internationale Wirtschaftskrieg durch ein Zahlungsverbot an britische und französische Gläubiger verschärft.

Bei der ersten Kriegssitzung des preußischen Landtages in Berlin fordert die SPD die Aufhebung des Dreiklassenwahlrechtes. Seit 1819 wird der preußische Landtag nach einem Verfahren gewählt, das die Einteilung der Wähler eines Bezirkes in drei nach dem Steueraufkommen differenzierte Klassen vorsieht, wobei jede Klasse über Wahlmänner ein Drittel der Abgeordneten wählt. Dadurch werden vor allem Bürgertum und Landadel privilegiert; Besitzlose sind dagegen erheblich benachteiligt.

23.10.1914, Freitag

Frankreich setzt den internationalen Wirtschaftskrieg mit der Schließung von Firmen fort, die sich im Besitz deutscher oder österreichisch-ungarischer Staatsangehöriger befinden.

24.10.1914, Samstag

In einer in London veröffentlichten Mitteilung erklärt die britische Admiralität die Zerstörung des deutschen Kreuzergeschwaders zu einem der wichtigsten Ziele. Der unter dem Kommando des deutschen Admirals Maximilian Reichsgraf von Spee operierende Verband hat bisher 39 britische Handelsschiffe aufgebracht.

25.10.1914, Sonntag

In Berlin spricht sich eine Konferenz der Sozialistischen Arbeiterjugend gegen die Beteiligung an militärischen Jugendkompanien aus. Gleichzeitig lehnt sie jede einseitige militärische Erziehung ab.

Das US-amerikanische Repräsentantenhaus in Washington setzt eine Kommission zur Untersuchung des Zustandes der Truppen der Vereinigten Staaten ein. Damit soll auch die Möglichkeit eines eventuellen Engagements der USA im Weltkrieg überprüft werden.

In Frankfurt am Main wird die neue Universität eingeweiht.

Auf einer öffentlichen Veranstaltung im Berliner Künstlerhaus wird der Gebrauch von Soldatenliedern während des Krieges propagiert.

26.10.1914, Montag

In Berlin wird im Rahmen der Kriegsrohstoffgesellschaften die sog. Kriegschemikalien AG gegründet. Die dem Weisungsrecht von Kriegsminister Erich von Falkenhayn unterstehende Gesellschaft übernimmt die Bewirtschaftung chemischer Rohstoffe. Gleichzeitig verkörpert ihr Leiter, der Chemiker Fritz Haber, ein charakteristisches Beispiel der militärischen Zielen dienenden Arbeit deutscher Forscher während des Weltkrieges.

27.10.1914, Dienstag

Die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen beenden ihren Rückzug in Polen. Nach der Schlacht von Iwangorod (9. – 20.10.) und dem Übergang der 2. und 4. russischen Armee musste sich die 9. deutsche Armee nach Schlesien zurückziehen.

28.10.1914, Mittwoch

Das Kreisgericht von Sarajewo verkündet im Prozess wegen des Attentats auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni die Urteile. Der Hauptangeklagte Gawrilo Princip erhält als Minderjähriger eine 20-Jährige Kerkerstrafe; fünf Personen werden zum Tod verurteilt. Eine Mitverantwortung der serbischen Regierung an dem Attentat kann das Gericht nicht nachweisen.

29.10.1914, Donnerstag

Die unter deutschem Kommando stehende und mit ehemals deutschen Kreuzern operierende osmanische Marine greift russische Schwarzmeerhäfen an. Damit tritt das Osmanische Reich nach heftigen innenpolitischen Auseinandersetzungen an der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns in den Weltkrieg ein.

30.10.1914, Freitag

Mit einer in der schweizerischen Tageszeitung “Berner Tagwacht” erscheinenden Erklärung protestieren oppositionelle deutsche Sozialdemokraten gegen die kriegsfreundliche Politik der SPD-Führung. Zu den Unterzeichnern gehören u.a. Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring und Clara Zetkin.

31.10.1914, Samstag

Das von deutschen Truppen besetzte lothringische Erzbecken von Longwy-Briey wird unter deutsche Verwaltung gestellt. Bereits im August hatten Wirtschaftsführer im Deutschen Reich die Annexion des bedeutenden Rohstoffgebietes gefordert.

Nach dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches lösen Großbritannien, Frankreich und Russland ihre jeweiligen Botschaften in der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) auf.

Chroniknet