Was geschah im Oktober 1956

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1.10.1956, Montag

In Berlin wird der frühere Großadmiral Karl Dönitz nach zehnjähriger Haft aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau entlassen.

Das Deutsche Fernsehen beginnt mit der täglichen Ausstrahlung der “Tagesschau”. Sie wurde bislang dreimal in der Woche gesendet.

In London konstituiert sich die Vereinigung der Suezkanalbenutzer. Die Organisation, der 15 Staaten angehören, versteht sich als Interessenvertretung. Sie fordert von Ägypten die Rücknahme der Nationalisierung des Kanals.

Die staatliche Handelsorganisation der DDR (HO) teilt in Berlin (Ost) mit, dass in ihren Verkaufsstellen der Erwerb von Konsumgütern von sofort an auch in Ratenzahlung möglich ist.

2.10.1956, Dienstag

Das Tagebuch der Anne Frank” wird als Theaterstück im Rahmen der Berliner Festwochen erstmals im deutschsprachigen Raum aufgeführt.

Die Regierung des Saarlands billigt einstimmig die zwischen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Ministerpräsidenten Guy Mollet getroffenen Vereinbarungen zur Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik Deutschland.

3.10.1956, Mittwoch

Der US-amerikanische Außenminister John Foster Dulles begrüßt in einer Pressekonferenz in Washington nachdrücklich die am 25. September anlässlich eines Staatsbesuchs in Belgien von Bundeskanzler Adenauer aufgestellte Forderung nach der Schaffung eines vereinten Europas unter Einschluss Großbritanniens.

In New York übergeben Delegierte von 15 asiatischen und afrikanischen Staaten dem Generalsekretariat der Vereinten Nationen eine Denkschrift, in der die Behandlung des Algerien-Konflikts durch die Vollversammlung der Weltorganisation gefordert wird.

In Paris billigt der französische Ministerrat im Rahmen der Agrarreform für Algerien ein Gesetz, das die Verteilung von 80 000 ha Land aus französischem Staatsbesitz an rund 3000 algerische Kleinbauern vorsieht.

4.10.1956, Donnerstag

Das SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” kritisiert die zwischen der Bundesrepublik und Frankreich ausgehandelten Saarverträge. Die vereinbarte Eingliederung des Saarlands sei unrechtmäßig, da die Saar “zu ganz Deutschland” gehöre. Die DDR sei jedoch nicht konsultiert worden.

Eine jugoslawische Delegation unter der Leitung von Staatschef Josip Tito wird von dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai A. Bulganin und dem Ersten Sekretär des ZK der KPdSU, Nikita S. Chruschtschow, zu einem als privat bezeichneten Meinungsaustausch auf Jalta empfangen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Überwindung des Konflikts zwischen den Kommunistischen Parteien beider Staaten.

5.10.1956, Freitag

Die Bundesregierung setzt in Bonn die Termine für die Einberufung der ersten 40 000 Wehrpflichtigen der Bundeswehr fest.

In Bad Neuenahr schlägt der Vizepräsident des deutschen Bundestags, Carlo Schmid (SPD), die Aufnahme von Verhandlungen mit Polen über die Oder-Neiße-Grenze vor.

Die FDP-Politiker Erich Mende, Wolfgang Döring und Walter Scheel führen in Weimar (DDR) Gespräche mit der Führungsspitze der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD).

In Washington erklärt US-Präsident Dwight D. Eisenhower, die US-Armee werde ihre Truppenstärke verringern. Die tatsächliche Kampfkraft solle jedoch erhalten bleiben.

Im Westberliner Bezirk Tiergarten findet die feierliche Grundsteinlegung für die Kongresshalle statt, die ein Geschenk der US-amerikanischen Benjamin-Franklin-Stiftung an die Stadt ist.

6.10.1956, Samstag

Im Schloss Niederschönhausen verleiht DDR-Präsident Wilhelm Pieck die diesjährigen Nationalpreise für Kunst und Literatur. Ausgezeichnet werden u.a. der Theaterregisseur Walter Felsenstein, der Komponist Paul Dessau und der Journalist Karl-Eduard von Schnitzler.

Ehemalige Angehörige des deutschen Afrikakorps veranstalten in Düsseldorf ein Veteranentreffen. Ehrengast der Veranstaltung ist die Witwe des früheren Generalfeldmarschalls Erwin Rommel.

In Hamburg wählen die Teilnehmer des DGB-Bundeskongresses Willi Richter zum Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes. Richter tritt die Nachfolge von Walter Freitag an, der aus gesundheitlichen Gründen auf eine Kandidatur verzichtet hatte.

Auf dem Budapester Zentralfriedhof nimmt die ungarische Regierung an dem Staatsbegräbnis von vier 1949 wegen “Verschwörung und Spionage” hingerichteten Funktionären teil. Unter den posthum Rehabilitierten ist auch der frühere ungarische Innen- und Außenminister László Rajk.

Vor Beginn des außerordentlichen Parteitages der Freien Volkspartei (FVP) in Kassel geben die von der FVP in der Bundesregierung gestellten vier Minister ihren Rücktritt bekannt. Franz Blücher, Fritz Neumayer, Victor-Emanuel Preusker und Hermann Schäfer begründen ihren Schritt mit der Unzulänglichkeit der jetzigen Regierung. Im Kabinett gäbe es noch immer zu viele “schwache Punkte”. Bundeskanzler Adenauer lehnt die Rücktrittsgesuche ab.

7.10.1956, Sonntag

In Bonn findet eine Kundgebung des Bundes vertriebener Deutscher statt. Die rund 40 000 Teilnehmer protestieren gegen Versuche deutscher Politiker, die Wiedervereinigung mit dem Verlust der Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Grenze zu “erkaufen”.

In Aberdeen (US-Bundesstaat Maryland) stellen die US-Streitkräfte ein neuartiges Geschütz vor, das ein Kaliber von 17,5 cm besitzt, mit einem Gewicht von rund 37 t transportabel ist und mit Atomgranaten bestückt werden kann.

8.10.1956, Montag

Der liberianische Staatspräsident William Tubman trifft in Bonn zu einem fünftägigen Staatsbesuch ein. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Bundeskanzler Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard stehen Fragen der Entwicklungshilfe für das westafrikanische Land.

In Berlin (Ost) unterzeichnen Regierungsvertreter der DDR und Indiens ein auf drei Jahre befristetes Handelsabkommen. Die DDR wird vor allem Maschinen, feinmechanische und optische Geräte und chemische Erzeugnisse nach Indien liefern und erhält dafür Rohstoffe, Lebensmittel und Tabak.

Der frühere stellvertretende Ministerpräsident der DDR und Vorsitzende der LDPD, Hermann Kastner, flüchtet über die bayerische Grenze in die Bundesrepublik und bittet um politisches Asyl.

9.10.1956, Dienstag

Der stellvertretende polnische Ministerpräsident Hilary Minc legt seine gesamten Staats- und Parteiämter nieder. Wahrend laut Radio Warschau der Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen erfolgt, wird in den westlichen Medien der Einfluss des neuen Generalsekretärs der Polnischen Arbeiterpartei, Wladyslaw Gomulka, für den Rücktritt verantwortlich gemacht.

In Reykjavik (Island) findet eine Tagung der nordischen Staaten statt, auf der die Außenminister Dänemarks, Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens eine engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbaren.

10.10.1956, Mittwoch

Als 77. Staat wird Finnland in die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) aufgenommen.

In Paris wird die Komödie “Der arme Bitos oder Das Diner der Köpfe” von Jean Anouilh uraufgeführt. Das Stück, das sich mit der Kollaboration der Franzosen mit der deutschen Besatzungsmacht auseinandersetzt, löst einen Skandal aus.

11.10.1956, Donnerstag

Der deutsche Bundestag beschließt die Einführung einer zentralen “Verkehrssünderkartei” in Flensburg.

Auf dem Parteitag der Konservativen Partei in Llandudno erklärt der britische Premierminister Anthony Eden, seine Regierung werde im Konflikt um den Suezkanal gegenüber der ägyptischen Staatsführung hart bleiben und notfalls mit militärischer Gewalt vorgehen.

12.10.1956, Freitag

In Posen (Polen) endet der Prozess gegen die Angeklagten des Arbeiteraufstands vom 28. Juni. Mehrere Personen werden zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt.

13.10.1956, Samstag

Die sowjetische Athletin Galina Sybina stellt in Taschkent (UdSSR) mit 16,76 m einen Weltrekord im Kugelstoßen auf.

In Paris wird das Schauspiel “Das Ei” von Félicien Marceau im Théâtre de l’Atelier uraufgeführt.

Auf dem Wiener Rathausplatz demonstrieren rund 15 000 Menschen gegen die “Italienisierung” Südtirols. Die Region müsse die Autonomie erhalten, damit das deutsche Volkstum bewahrt werden könne.

Die sowjetische Regierung bestellt Andrei A. Smirnow zum Botschafter der UdSSR in der Bundesrepublik Deutschland. Smirnow tritt die Nachfolge von Valerian A. Sorin an.

14.10.1956, Sonntag

In Budapest nimmt die Kommunistische Partei Ungarns den früheren Ministerpräsidenten Imre Nagy, der 1955 aus seinen Ämtern entlassen und aus der Partei ausgestoßen worden war, wieder auf.

In Wien unterliegt die österreichische Fußball-Nationalmannschaft Ungarn 0:2.

15.10.1956, Montag

Nach Beratungen zwischen den Nationalen Olympischen Komitees der DDR und der Bundesrepublik wird die Teilnehmerliste der gesamtdeutschen Mannschaft für die Sommerspiele in Melbourne (Australien) veröffentlicht.

In London wird Petra Schürmann aus Wipperfürth zur “Miss World 1956” gewählt.

Die Theatertruppe Jean-Louis Barrault bringt in Zürich die Uraufführung des Schauspiels “Die Geschichte von Vasco” von Georges Schéhadé.

Über philippinischen Inseln werfen Angehörige der japanischen Botschaft Flugblätter ab. Darin werden japanische Soldaten, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg in den Urwäldern verstecken, zur Rückkehr in ihre Heimat aufgefordert.

Die US-amerikanische Regierung beschließt in Washington, die vereinbarte Lieferung von Rüstungsgütern an Jugoslawien, darunter 200 Düsenjäger, auszusetzen. Begründet wird der Lieferstopp mit der Annäherung Jugoslawiens an die UdSSR. Die Wirtschaftshilfe soll jedoch unvermindert fortgesetzt werden.

16.10.1956, Dienstag

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) nimmt in Bonn eine umfassende Kabinettsumbildung vor; u.a. wird der bisherige Minister für Atomfragen, Franz Josef Strauß (CSU), zum Verteidigungsminister ernannt.

Die Tarifparteien der chemischen Industrie einigen sich in Frankfurt am Main auf die Einführung der 45-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.

Die niederländische Regierung untersagt die weitere Aufführung des US-amerikanischen Musik-Films “Außer Rand und Band”. In mehreren Städten, u.a. in Den Haag, war es nach Kinovorstellungen zu Schlägereien zwischen randalierenden Rock’n’Roll-Fans und der Polizei gekommen.

17.10.1956, Mittwoch

Königin Elisabeth II. von Großbritannien weiht in Calder Hall das größte Atomkraftwerk der Welt ein.

Bundeskanzler Konrad Adenauer erklärt vor der Bundestagsfraktion der CDU, dass die Bundesrepublik die vom bisherigen Verteidigungsminister Theodor Blank gegebenen Terminzusagen über den Aufbau der Bundeswehr nicht einhalten könne. Eine der ersten Aufgaben des neuen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß sei es, den NATO-Verbündeten diese bedauerliche Feststellung mitzuteilen.

18.10.1956, Donnerstag

Regierungsvertreter der Bundesrepublik Deutschland und Rumäniens nehmen in Bukarest erste Gespräche über die Ausreise von rund 8500 Deutschstämmigen auf, die in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln wollen.

19.10.1956, Freitag

Die Regierungen Japans und der UdSSR einigen sich auf eine gemeinsame Deklaration, durch die der Kriegszustand zwischen den beiden Staaten offiziell aufgehoben wird und diplomatische Beziehungen aufgenommen werden. Die UdSSR erklärt sich bereit, die besetzt gehaltenen Habomai-Inseln und die Insel Shikotan zu räumen. Das Dokument tritt mit dem für die kommenden Wochen vorgesehenen Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft.

In Stockholm spricht das Karolinen-Institut den Nobelpreis für Physiologie und Medizin dem US-Amerikaner André Frédéric Cournand, seinem Landsmann Dickinson W. Richards jr. sowie dem Deutschen Werner Forßmann zu gleichen Teilen zu.

Nahe Goslar wird die große Staumauer der Okertalsperre eingeweiht. Der Stausee, der 47 Mio. m Wasser fasst, dient der Wasserversorgung.

20.10.1956, Samstag

Bei einem Vorbereitungsturnier auf die Olympischen Sommerspiele stellt die australische Schwimmerin Lorraine Crapp in Sydney Weltrekorde über 200 m (2:18,5 min) und 400 m Freistil (4:47,2 min) auf.

In Paris beginnt eine zweitägige Konferenz der Außenminister der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion). Gegenstand der Gespräche ist die zivile Nutzung der Atomenergie sowie die Schaffung eines gemeinsamen Marktes.

21.10.1956, Sonntag

Auf einer außerordentlichen Sitzung des Zentralkomitees der Polnischen Arbeiterpartei in Warschau wird der erst kürzlich rehabilitierte Wladyslaw Gomulka zum Ersten Sekretär gewählt.

Auf Druck des Militärs übergibt der honduranische Staatspräsident Julio Lozano Díaz die Regierungsgeschäfte einer rechtsgerichteten Junta unter der Leitung von General Roque K. Rodríguez und Oberst Hector Carracioli.

22.10.1956, Montag

Die internationale Atomenergiebehörde beschließt, in Wien eine zentrale europäische Behörde für die friedliche Nutzung der Kernenergie einzurichten.

Die französische Armee nimmt in Algier die gesamte Führungsspitze der algerischen Befreiungsbewegung FLN fest. In Algerien, Marokko und Tunesien löst der Schlag gegen die FLN Demonstrationen und Proteste aus.

In Mainz wird das 1000. gepanzerte Fahrzeug aus Beständen der US-Armee an die Bundeswehr übergeben.

Das Innenministerium der DDR lässt die in Berlin (Ost) erscheinende “BZ am Abend” beschlagnahmen. In dem Blatt sind Auszüge aus einer Rede des neugewählten Parteichefs der polnischen KP, Wladyslaw Gomulka, abgedruckt, in denen dieser Kritik an stalinistischen Herrschaftsmethoden in Osteuropa übt.

23.10.1956, Dienstag

Mehrere zehntausend Menschen fordern auf einer von Studenten organisierten Demonstration in Budapest das Ende der stalinistischen Herrschaft in Ungarn.

US-Präsident Dwight D. Eisenhower lehnt in Washington den Vorschlag des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Adlai E. Stevenson, auf Wasserstoffbombentests zu verzichten, ab. Solange es kein verläßliches System zur Überwachung von Rüstungsbeschränkungen gebe, könnten die USA auf Kernwaffentests nicht verzichten.

24.10.1956, Mittwoch

In Schleswig-Holstein treten rund 25 000 Werftarbeiter in den Streik. Die Arbeiter fordern mehr Urlaub und einen Lohnausgleich im Krankheitsfall. Der Arbeitskampf wird am 2. November nach Annahme eines Kompromissangebots der Arbeitgeber beendet.

In Bonn beendet der österreichische Bundeskanzler Julius Raab einen zweitägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland. Bundeskanzler Konrad Adenauer bezeichnet in einer Tischrede die Beziehungen zwischen Österreich und der Bundesrepublik als “herzlich und gutnachbarlich”.

Die polnische Regierung hebt sämtliche im Zusammenhang mit dem Volksaufstand in Posen verhängten Urteile auf.

Der als Reformer geltende frühere ungarische Staatschef Imre Nagy wird in Budapest zum Ministerpräsidenten ausgerufen.

In Budapest gehen sowjetische Truppen mit Waffengewalt gegen Demonstranten vor, die u.a. freie Wahlen und den Abzug der UdSSR-Streitkräfte aus Ungarn fordern.

25.10.1956, Donnerstag

Bei Kamen wird die Kreuzung der Autobahnen Essen-Hannover und Wuppertal-Bremen fertiggestellt. Das “Kamener Kreuz” soll einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Bundesrepublik bilden.

Die Schwedische Akademie der Wissenschaften erkennt den diesjährigen Nobelpreis für Literatur dem spanischen Lyriker Juan Ramón Jiménez zu.

Das Amtsgericht Berchtesgaden erklärt den früheren deutschen Führer und Reichskanzler Adolf Hitler amtlich für tot.

In der britischen Kronkolonie Singapur kommt es zu blutigen Straßenschlachten zwischen Studenten und der Polizei. Die Demonstranten fordern die Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien.

Die Regierungen Ägyptens, Syriens und Jordaniens vereinbaren in Amman die Errichtung eines gemeinsamen militärischen Oberkommandos. Die Leitung wird der ägyptische Oberkommandierende, Generalmajor Abd el Hakim Amer, übernehmen.

26.10.1956, Freitag

Der sowjetische Außenminister Dimitri T. Schepilow bezeichnet anlässlich eines Besuchs in Belgien die Demonstranten in Ungarn als volksfeindliche konterrevolutionäre Elemente.

In Berlin (Ost) werden auf der Plenartagung der Deutschen Akademie der Künste der Schriftsteller Hans Theo Richter und der Grafiker John Heartfield als neue Mitglieder aufgenommen.

27.10.1956, Samstag

Der US-Amerikaner George Breen schwimmt in New Haven (USA) mit 9:15,7 min Weltrekord über 800 m Freistil.

In Luxemburg unterzeichnen die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland (Heinrich von Brentano), Frankreichs (Christian Pineau) und Luxemburgs (Joseph Bech) die Verträge über die Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik Deutschland.

28.10.1956, Sonntag

Bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen muss die CDU starke Verluste hinnehmen. Die SPD kann erhebliche Stimmengewinne erzielen.

In Warschau wird der Primas der katholischen Kirche, Kardinal Stefan Wyszynski, aus der Haft entlassen. Der Primas war 1953 seines Amtes enthoben und in einem Kloster unter Hausarrest gestellt worden.

29.10.1956, Montag

Auf einer internationalen Konferenz in Fedalar (Marokko) wird die Aufhebung des Tanger-Status beschlossen. Dieser sah 1923 die Demilitarisierung des Gebietes vor und stellte es unter internationale Verwaltung. Die Tanger-Zone wird nunmehr der Souveränität des marokkanischen Sultans unterstellt.

Die sowjetischen Streitkräfte beginnen, ihre Panzer aus der ungarischen Hauptstadt Budapest zurückzuziehen. Die Versorgungslage in Ungarn wird immer prekärer, die Arbeiter befinden sich im Generalstreik. Mehr als 15 000 verwundete Ungarn können in den Krankenhäusern kaum noch versorgt werden.

Israelische Truppen greifen in breiter Front ägyptische Stellungen auf der Sinai-Halbinsel an.

30.10.1956, Dienstag

Französische und britische Luftstreitkräfte bombardieren ägyptische Ortschaften und Militärstützpunkte in der Nähe des Suezkanals.

Der neue ungarische Ministerpräsident Nagy verkündet in Budapest die Abschaffung des Einparteiensystems in Ungarn.

31.10.1956, Mittwoch

In London billigt das Unterhaus mit 270 gegen 218 Stimmen das britisch-französische Vorgehen gegen Ägypten. Die oppositionelle Labour Party beschuldigt während der Debatte die Regierung, durch die Intervention leichtfertig den Weltfrieden zu gefährden.

Der seit 1949 internierte Kardinal József Mindszenty kehrt in die ungarische Hauptstadt Budapest zurück. Am Tag zuvor war der Kardinal aus der Haft befreit worden.

Chroniknet