Was geschah im Oktober 1966

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1.10.1966, Samstag

Der frühere nationalsozialistische Reichsjugendführer Baldur von Schirach und der ehemalige Rüstungsminister und Baumeister Adolf Hitlers, Albert Speer, werden nach 20-Jähriger Haft aus dem Spandauer Militärgefängnis entlassen.

Erstmals seit 1963 findet in Köln wieder die “Photokina” statt. Die Veranstaltung endet am 9. Oktober.

Die Geschäftsleitung der bekannten britischen Tageszeitung “The Times” gibt bekannt, dass die Zeitung an den kanadischen Verleger Kenneth Thomson übergeht.

2.10.1966, Sonntag

Ostpakistan und Ceylon (heute Sri Lanka) werden von verheerenden Unwettern heimgesucht. Ein Hurrikan und eine Sturmflut fordern über 1000 Menschenleben, aus der Hafenstadt Chittagong werden 10 000 Menschen evakuiert. Zur gleichen Zeit kommen in der Karibik 1300 Menschen durch den Hurrikan “Inez” ums Leben.

Der Frankfurter Pfarrer Wilhelm Reinmuth löst einen Skandal aus, als er während eines Erntedank-Gottesdienstes für jeden sichtbar eine Kondom-Packung auf den Altar legt.

DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht beendet einen siebentägigen Besuch in Jugoslawien. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Staatspräsident Josip Broz Tito stand die Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten.

3.10.1966, Montag

Der Vorsitzende des Ausenpolitischen Ausschusses des US-Senats James W. Fulbright, warnt in einer Fernsehsendung vor der Möglichkeit, dass Thailand durch die Entsendung von “Hunderten von Millionen Dollar und mehr als 30 000 Soldaten” für die USA zu einem zweiten Vietnam werden könne.

Arturo da Costa e Silva wird zum neuen Staatspräsidenten Brasiliens gewählt. Der bisherige Verteidigungsminister trat als einziger Kandidat an.

In Nordnigeria kommen bei blutigen Kämpfen zwischen den rivalisierenden Stämmen der Haussas und der Ibos mindestens 1000 Menschen ums Leben. Durch massiven Militäreinsatz wird der Konflikt unter Kontrolle gebracht.

Tunesien bricht seine diplomatischen Beziehungen zu Ägypten ab. Das Verhältnis der beiden Staaten hat sich in den letzten 18 Monaten verschlechtert, weil Ägypten eine härtere Anti-Israel-Politik verficht.

4.10.1966, Dienstag

Ein 39-Jähriger Mann wird in Rostock zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt, weil er ungestempelte DDR-Briefmarken im Wert von mehreren tausend Mark an Freunde in der Bundesrepublik geschickt hat. Ihm werden “fortgesetzte Verstöße gegen die Zollbestimmungen” zur Last gelegt.

Der Landesvorstand der Berliner SPD gibt eine Ehrenerklärung für den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt ab. Brandt wurde in der Öffentlichkeit kritisiert, weil er der Tochter des aus der Haft entlassenen ehemaligen Rüstungsministers Albert Speer einen Blumenstrauß geschickt hat. Einem “privaten Vorgang” könne “kein anderer Charakter” gegeben werden. Brandts Haltung zum Nationalsozialismus sei “über jeden Zweifel erhaben”.

5.10.1966, Mittwoch

In Leipzig werden fünf Arbeiter wegen “Widerstandes gegen Volkspolizisten” zu Zuchthausstrafen zwischen 15 und 24 Monaten bzw. Gefängnis von acht bis 15 Monaten verurteilt. Die Angeklagten sollen bei einer Kneipentour einen Polizisten gehindert haben, einen jugendlichen Randalierer festzunehmen. Das Gericht führt das Verhalten auf den schädigenden Einfluss westdeutscher Rundfunk- und Fernsehsendungen zurück.

Die Deutsche Bank in Frankfurt am Main veröffentlicht eine Statistik, nach der jeder ausländische Arbeitnehmer 1965 durchschnittlich 116 DM monatlich in sein Heimatland überwiesen hat. Rund 1,1 Mio. Gastarbeiter schickten insgesamt 1,7 Mrd. DM nach Hause.

Das Appellationsgericht des US-Bundesstaates Texas hebt das Todesurteil gegen Jack Ruby, den Mörder des mutmaßlichen Attentäters von Präsident John F. Kennedy, Lee Harvey Oswald, auf. Ruby, ein ehemaliger Nachtclub-Besitzer, erschoß Oswald zwei Tage nach Kennedys Ermordung bei der Überführung in ein anderes Gefängnis.

Doktor Schiwago”, die mit fünf Oscars ausgezeichnete US-amerikanische Verfilmung des gleichnamigen Romans von Boris Pasternak, hat in Frankfurt deutsche Premiere. Die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer überweist die Einnahmen der Aufführung, bei der jeder Platz 50 DM kostet, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zur Vorbereitung der Frankfurter Bühnenreihe “Experimenta II”.

6.10.1966, Donnerstag

DDR-Ministerpräsident Willi Stoph bekräftigt in Erfurt den Willen der DDR, trotz des geplatzten Redneraustauschs den Dialog zwischen der SPD und der SED fortzusetzen. Eine “Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten” stelle eine “Politik der Mitte” dar.

Die Bundesregierung sagt den Vereinten Nationen für 1967 einen Entwicklungshilfe-Beitrag von 10 Mio. US-Dollar (40 Mio. DM) zu, 1 Mio. US-Dollar mehr als im laufenden Jahr. UNO-Generalsekretär Sithu U Thant hat für das kommende Jahr ein Planziel von 200 Mio. US-Dollar (800 Mio. DM) gesteckt.

In Berlin (West) wird das neue Verlagshaus von Axel Springer in der Kochstraße eingeweiht.

7.10.1966, Freitag

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldet, alle chinesischen Studenten in der UdSSR müssten bis Ende Juli das Land verlassen. Die Sowjetunion begründet diese Entscheidung damit, dass Peking im September “einseitig das Gegenseitigkeitsprinzip verletzt” habe, indem sie das Studium sowjetischer Studenten in ihrem Land ausgesetzt habe.

Die Frankfurter Polizei untersagt eine Pressekonferenz, auf welcher der hessische Landesvorsitzende des Verbandes der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN), Ludwig Landwehr, Dokumente präsentieren wollte, in denen Bundespräsident Heinrich Lübke der Beteiligung am Bau von Konzentrationslagern bezichtigt wird. Zur Begründung des Verbots heißt es, Landwehr wolle Lübke verunglimpfen und die verfassungswidrige Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) fördern.

8.10.1966, Samstag

Westlich von Montreal verunglückt ein Omnibus, der Schüler zu einer Tanzveranstaltung bringen sollte. 19 Jugendliche sterben, 21 werden schwer verletzt.

9.10.1966, Sonntag

Bei einer Hochwasserkatastrophe im Westen Algeriens werden 50 Menschen getötet, mehr als 9000 sind obdachlos.

10.10.1966, Montag

Der polnische Parteichef Wladyslaw Gomulka reist zu einem einwöchigen Besuch nach Moskau.

US-Außenminister Robert McNamara erteilt Forderungen der südvietnamesischen Regierung eine klare Absage, die US-amerikanischen Bodenoperationen auf Nordvietnam auszudehnen. Weder eine Invasion Nordvietnams noch der Sturz des kommunistischen Regimes in Hanoi gehörten zu den Zielen der USA, die lediglich dafür sorgen wollten, dass die Aggression Nordvietnams beendet und eine demokratische Zukunft in Südvietnam gesichert würde.

11.10.1966, Dienstag

Der sowjetische Außenminister Andrei A. Gromyko, der sich anlässlich der UNO-Vollversammlung in New York aufhält, trifft für einen Tag zu Gesprächen mit US-Präsident Lyndon B. Johnson in Washington zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht der baldige Abschluss eines Atomsperrvertrags.

In Essen demonstrieren 4000 Schüler vor dem Rathaus gegen die geplante Erhöhung der Straßenbahn- und Busfahrpreise um 70%. Die Verkehrs-AG begründet ihr Vorhaben mit einem Defizit von 6,5 Mio. DM.

Das US-amerikanische Amt für Bevölkerungsstatistik gibt bekannt, dass auf der Erde fast 750 Mio. Analphabeten leben.

12.10.1966, Mittwoch

Die Bundesrepublik gewinnt in Ankara ein Fußballländerspiel gegen die Türkei 2:0.

Der Vierte Senat des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe entscheidet, dass der Vorsitzende eines Wiedergutmachungssenats nicht abgelehnt werden kann, weil er formell einer Organisation der NSDAP angehört habe. Eine Verfolgte des Nationalsozialismus hatte gegen die Entscheidung des Entschädigungssenats eines Oberlandesgerichts mit der Begründung Revision eingelegt, der Vorsitzende sei Mitglied der Reiter-SS gewesen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, wird zu einem Abendessen beim sowjetischen Botschafter in Ost-Berlin, Pjotr A. Abrassimow, geladen. Brandt fährt erstmals seit dem Mauerbau in den Ostteil der Stadt.

13.10.1966, Donnerstag

Der Informationsdienst “Innere Sicherheit” vom Bundesinnenministerium gibt bekannt, dass der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) mindestens 1200 sog. alte Kämpfer – Mitglieder der NSDAP vor 1933 – angehören. Hinzu kämen zahlreiche hohe Funktionäre, die sich der Partei nach der Machtergreifung 1933 angeschlossen hätten. Die NPD hat sich gerichtlich mehrfach gegen den Vorwurf verwahrt, eine rechtsradikale Partei zu sein.

Die Abgeordneten der DDR-Volkskammer beschließen einstimmig ein Gesetz, das die Bestrafung aller West-Berliner Beamten, Juristen und Bürger vorsieht, die aufgrund westdeutscher Rechtsprechung aus politischen Gründen gegen DDR-Bürger vorgehen. Es wird mit Hinweis auf das “Gesetz gegen die befristete Freistellung von der deutschen Gerichtsbarkeit” angenommen.

Bei der Springreiter-Weltmeisterschaft in Buenos Aires löst Pierre d’Oriola auf Pomona (Frankreich) den bisherigen Titelinhaber Raimondo d’Inzeo (Italien) ab, der diesmal nur Dritter wird. Zweiter wird der Spanier José Alvarez de Bohorquaz auf Quizas.

Auf dem Flughafen von Montreal rauben Unbekannte 15 Postsäcke mit Banknoten im Wert von 1 Mio. kanadischen Dollar (4 Mio. DM). Die Diebe können unbemerkt entkommen.

14.10.1966, Freitag

Die niederländische Koalitionsregierung aus Katholischer Volkspartei, Antirevolutionärer Partei und Sozialisten stürzt durch ein Misstrauensvotum der Katholischen Volkspartei von Ministerpräsident Joseph Cals.

15.10.1966, Samstag

Die Mannschaft der DDR verlässt vorzeitig die vorolympischen Spiele in Mexico City, da ihr vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) untersagt wurde, unter der Bezeichnung DDR anzutreten. Das IOC hat verlangt, die DDR, die bis 1964 mit der Bundesrepublik in einer Mannschaft antrat, solle fortan unter der Bezeichnung “Ostdeutschland” teilnehmen.

16.10.1966, Sonntag

Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Zeitschriftenverleger spricht sich zum Abschluss einer dreitägigen Konferenz in Hannover gegen eine “Lex Springer” aus. Die Marktkonzentration zugunsten des Axel Springer-Verlags sei noch keinesfalls bedrohlich, solange das Leistungsprinzip beibehalten und Dumping-Maßnahmen unterbunden würden.

In Italien wird eine zweite kommunistische Partei neben der moskautreuen PCI (Partito Comunista Italiano) gegründet. Die neue “Partito Comunista d’Italia Marxista Leninista” strebt eine enge Verbindung mit Peking an.

Der Sozialausschuss der Vereinten Nationen beschließt in New York gegen die Stimme Südafrikas, den 21. März fortan als “Internationalen Tag der Abschaffung der Rassendiskriminierung” zu begehen. Der Tag soll an das Blutbad in Sharpeville (Südafrika) am 21. März 1960 erinnern, bei dem 67 Schwarze erschossen wurden, als sie für mehr Rechte demonstrierten.

17.10.1966, Montag

In einem geheimen Bunker in der Eifel proben Mitglieder der Bundesregierung im Rahmen der NATO-Stabsübung “Fallex 66” erstmals den Notstand im Falle eines Feindangriffs.

US-Präsident Lyndon B. Johnson bricht zu einer 17-tägigen Fernost-Reise auf, um mit den pazifischen Verbündeten der USA Möglichkeiten zur Lösung des Vietnam-Konflikts zu beraten.

Der Direktor der bundesdeutschen Hauptgeschäftsstelle gegen die Suchtgefahren, Arthur Uhlemann, teilt in Marburg mit, dass 1965 rund 28,5 Mrd. DM für Alkohol und Tabak ausgegeben wurden, was einen neuen Negativrekord darstelle. Jeder achte Alkoholkranke sei ein Jugendlicher.

18.10.1966, Dienstag

In Paris wird der Prozess um den 1965 entführten marokkanischen Oppositionspolitiker Mehdi Ben Barka unterbrochen. Die Affäre hat sich in Frankreich zu einem innenpolitischen Skandal ausgeweitet, nachdem eine Beteiligung des französischen Geheimdienstes an dem Fall bekannt wurde.

19.10.1966, Mittwoch

Bundesfinanzminister Rolf Dahlgrün (FDP) genehmigt die neue Satzung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, die eine beamtenähnliche Altersversorgung für die 1,2 Mio. Angestellten und Arbeiter des öffentlichen Dienstes vorsieht.

Die DDR-Regierung verlangt in einem Schreiben an Bundesinnenminister Paul Lücke (CDU) Einsicht in Dokumente, die angeblich die Beteiligung des jetzigen Bundespräsidenten Heinrich Lübke am Bau von Konzentrationslagern während des Nationalsozialismus belegen. Das Bonner Ministerium verweigert die Annahme des Fernschreibens.

Der britische Verteidigungsminister Denis Healey gibt bekannt, dass Großbritannien den unverzüglichen Abzug von 10 000 Soldaten aus Südostasien, vornehmlich aus Borneo, vorbereite, um Verteidigungskosten in Höhe von 10 Mio. Pfund (110 Mio. DM) einzusparen.

20.10.1966, Donnerstag

Die italienische Regierung schafft ein von den Faschisten vor 26 Jahren eingeführtes Gesetz ab, wonach italienische Kinder nur auf italienische Namen getauft werden dürfen.

Auf dem in München tagenden Physiker-Kongress erregt ein nicht angekündigtes Referat von Carl Friedrich von Weizsäcker großes Aufsehen. Der Wissenschaftler spricht dabei von der Möglichkeit, eine neue universelle “Welt-Formel” zu entwickeln. Der Vortrag beschränkt sich allerdings auf philosophische Erwägungen.

Eine Beobachter-Kommission der Vereinten Nationen beginnt mit der Inspektion der syrisch-israelischen Grenze, um die Behauptung Syriens und der UdSSR zu überprüfen, dass Israel entlang der Grenze für einen massiven Angriff auf den Nachbarstaat rüste. Am selben Tag werden bei einem Grenzzwischenfall drei Araber und ein Israeli getötet.

21.10.1966, Freitag

Wegen Regimekritik wird der Philosoph und Schriftsteller Leszek Kolakowski aus der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) ausgeschlossen.

Eine abrutschende Kohlenhalde tötet im walisischen Aberfan 146 Menschen.

22.10.1966, Samstag

George Blake, dem berühmtesten Spion in der britischen Nachkriegsgeschichte, gelingt die Flucht aus dem Londoner Wormwood Scrubs-Gefängnis. Angeblich entkommt er mit Hilfe osteuropäischer Mittelsmänner in die DDR.

23.10.1966, Sonntag

Nach langem Zögern stimmt die Bundesregierung der Verlegung des NATO-Rates von Paris nach Brüssel zu. Viele “Gaullisten” innerhalb der CDU/CSU haben sich dafür ausgesprochen, die politische Organisation innerhalb des westlichen Verteidigungsbündnisses in der französischen Hauptstadt zu belassen.

In Laos scheitert ein Putschversuch von Offizieren der Armee. Nachdem sie drei Tage lang den Flughafen der Hauptstadt Vientiane besetzt hielten und von dort aus ein Militärquartier außerhalb der Stadt bombardierten, werden die Rebellen von regierungstreuen Truppen zur Aufgabe gezwungen.

Das polnische Fernsehen reagiert verärgert auf eine Wettervorhersage des deutschen Fernsehens, in der die ehemaligen deutschen Ostgebiete mit Stettin (Szczecin) und Breslau (Wroctaw) eingezeichnet waren. Um die “revisionistischen Tendenzen” in der Bundesrepublik bloßzustellen, gibt der Ansager eine Wettervorhersage für Köln und Hamburg bekannt.

Beim Zusammenstoß eines US-amerikanischen mit einem philippinischen Dampfer in der Bucht von Manila sterben 75 Menschen.

24.10.1966, Montag

Zwischen Kalkutta und Patna rast in der Nacht ein Schnellzug in eine Menschenmenge, die in einer Eisenbahnstation wartet. 32 Personen werden getötet, zwölf verletzt.

In Köln kommt es zu blutigen Ausschreitungen, nachdem mehrere tausend Studenten die Gleise der örtlichen Verkehrsbetriebe wegen angekündigter Fahrpreiserhöhungen besetzten.

25.10.1966, Dienstag

Vor dem Münchner Künstlerhaus werden mehrere Teilnehmer einer Anti-Amerika-Demonstration festgenommen, weil die Aktion zuvor nicht angemeldet wurde. Die Protestierenden zeigten vor dem Haus, in dem US-Botschafter George McGhee sprach, verschiedene Transparente mit den Aufschriften “Vietnam – das Auschwitz des US-Regimes” und “Schluss mit dem Krieg in Vietnam”.

Ein Militärtribunal verurteilt den früheren indonesischen Außenminister Subandrio in Jakarta zum Tode. Ihm wurde die Beteiligung an dem kommunistischen Militärputsch im Herbst 1965 zur Last gelegt.

26.10.1966, Mittwoch

Sowjetische Milizangehörige hindern chinesische Studenten daran, vor ihrer durch Ausweisung erzwungenen Ausreise aus der UdSSR das Lenin-Mausoleum am Roten Platz und das Grab Stalins an der Kreml-Mauer aufzusuchen. Als bekannt wird, dass die Studenten Kränze niederlegen wollen, wird das Mausoleum “wegen Reparaturarbeiten” geschlossen.

Die Dresdner Bezirksdirektion der DDR-Volkspolizei gibt auf einer Pressekonferenz bekannt, dass in der ersten Hälfte dieses Jahres insgesamt 28 777 für Dresden bestimmte Postsendungen mit “Schmutz- und Schundliteratur” aus der Bundesrepublik beschlagnahmt wurden.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa werden sieben ehemalige Regierungsmitglieder öffentlich hingerichtet. Sie wurden beschuldigt, eine von Saudi-Arabien finanzierte Verschwörung zum Sturz von Ministerpräsident Abdallah As Sallal vorbereitet zu haben.

In der Berliner Kongresshalle beginnt der einwöchige “Weltkongress für Evangelisation”.

Bei einem Brand auf dem US-amerikanischen Flugzeugträger “Oriskany” kommen im Golf von Tonking (Südvietnam) 43 Soldaten ums Leben.

27.10.1966, Donnerstag

Als Reaktion auf Demonstrationen von kommunistischen Studenten setzt die kolumbianische Regierung drei neue Dekrete in Kraft, in denen die paritätische Beteiligung von Studenten an Universitätsverwaltungen sowie Reisen nach Kuba untersagt und die Ausweisung verdächtiger Ausländer verordnet werden.

Auf Druck aus den Reihen ihrer Partei erklären die vier FDP-Minister im Kabinett von Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) ihren Rücktritt, nachdem mit der CDU keine Einigung über die Deckung des Haushaltsdefizits erzielt wurde.

28.10.1966, Freitag

Mit großer Mehrheit beschließt die UNO-Vollversammlung in New York, das Mandat Südafrikas über Südwestafrika (heute Namibia) für beendet zu erklären. Damit wird eine von 54 afro-asiatischen Staaten gegen Pretoria eingebrachte Resolution angenommen und die Verwaltung des Landes direkt den Vereinten Nationen unterstellt.

29.10.1966, Samstag

Nach Meldungen aus Neu-Delhi stehen in den indischen Unionsstaaten Bitar und Uttar Pradesch rund 100 000 Dörfer mit fast 30 Mio. Einwohnern am Rande des Verhungerns.

30.10.1966, Sonntag

In Frankfurt demonstrieren 21 000 Menschen gegen die geplanten Notstandsgesetze der Bundesregierung. Sie folgen damit einem Aufruf des Kuratoriums “Notstand der Demokratie”.

In mehr als 100 Städten der USA protestieren zahlreiche Hausfrauen gegen die Lebensmittelpreise in den Supermärkten. Die bereits vor Wochen begonnene Boykott-Welle hat bereits einige Preissenkungen für Grundnahrungsmittel bewirkt.

31.10.1966, Montag

In Bonn demonstrieren 250 protestantische Pfarrer aus dem gesamten Bundesgebiet unter der Parole “Wer den Vietnam-Krieg unterstützt, verrät das Evangelium der Liebe” für eine Beendigung des Kriegs in Südostasien.

54 750 Bergleute aus 28 Schachtanlagen legen im Ruhrgebiet eine unbezahlte Feierschicht ein.

In Venezuela wird ein gegen Staatspräsident Rául Leoni gerichteter Putschversuch von der Nationalgarde niedergeschlagen. Das Land hat seit 1964 eine verfassungsmäßige Regierung.

Der japanische Mediziner Sayushi Yada von der Mie-Universität in Tokio stellt ein neues Verfahren zur Ermittlung der menschlichen Blutgruppe vor. Die Bestimmung erfolgt nach Untersuchung der Haare.

Chroniknet