Was geschah im Oktober 1969

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1.10.1969, Mittwoch

Die spanische Regierung verschärft ihre Blockadeaktionen gegen das britische Dominion Gibraltar.

Eine dreiköpfige sog. Präsidentschaftskommission löst in Ghana den bisherigen Nationalen Befreiungsrat an der Spitze des Staates ab. Ihr Vorsitzender wird der ghanaische General und Politiker Akwasi Afrifa, der 1966 zu den Anführern des Staatsstreichs zählte und im Befreiungsrat einen Ministerposten bekleidete. Seit den freien Wahlen vom 29. August wird Ghana von einem Zivilkabinett regiert.

Die indische Regierung gibt ihren Beschluss bekannt, in Neu Delhi eine staatliche Handelsvertretung der DDR einzurichten.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) stellt seine Arbeit als Koordinator der Hilfsaktionen in den von Regierungstruppen kontrollierten Gebieten von Nigeria ein. Künftig nimmt das nigerianische Rote Kreuz diese Aufgaben wahr. Die Regierung Nigerias hatte am 30. Juni nach erheblichen Differenzen, die auch zum Rücktritt des Rotkreuz-Generalbeauftragten August Lindt führten, dem IKRK die Koordinationsrolle entzogen.

Der französische Prototyp des Überschall-Düsenverkehrsflugzeuges “Concorde” durchbricht bei seinem 45. Versuch erstmals die Schallmauer. Er erreicht 120 km nördlich von Toulouse in rund 11 000 m Höhe für zehn Minuten eine Geschwindigkeit von Mach 1,05, das entspricht 1150 km/h.

2.10.1969, Donnerstag

Peter Stein inszeniert am Züricher Schauspielhaus die deutschsprachige Erstaufführung von Edward Bonds Stück “Trauer zu früh” (“Early Morning”). Die Uraufführung fand am 31. März 1968 in London statt. In Großbritannien wurden die Aufführungen von Bond-Stücken wegen ihrer Darstellung von Sexualität und Gewalt von der Zensur stark behindert.

3.10.1969, Freitag

DDR-Staatschef Walter Ulbricht eröffnet ein zweites Fernsehprogramm. Zunächst sind wöchentlich 17 Sendestunden in Schwarzweiß und vier Stunden in Farbe vorgesehen. Die DDR verwendet das französische Secam-Farbfernsehsystem.

Als erster französischer Außenminister seit der Unabhängigkeit Algeriens stattet Maurice Schumann der ehemaligen Kolonie einen offiziellen Besuch ab (seit 2.10.). Ziel des Besuches ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit u.a. auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet. Algerien war bis 1962 Teil Frankreichs.

Der Hessische Landtag wählt den SPD-Politiker Albert Osswald zum neuen Ministerpräsidenten und damit Nachfolger des aus Altersgründen zurückgetretenen Georg August Zinn. Die Sozialdemokraten bilden in Hessen allein die Regierung.

SPD und FDP verständigen sich im Anschluss an die Bundestagswahl vom 28. September auf die Bildung einer sozialliberalen Koalition.

4.10.1969, Samstag

Der Vorstand der rechtsextremen NPD beschließt, die Gültigkeit der Bundestagswahl vom 28. September anzufechten. Nach Ansicht der NPD-Führung ist die NPD in ihrem Wahlkampf behindert worden.

Mit dem 24-Jährigen Bonner Florettfechter Friedrich Wessel wird erstmals ein Bundesdeutscher Fecht-Weltmeister. Wessel besiegt in der kubanischen Hauptstadt Havanna im Einzelfinale den sowjetischen Fechter Wassiki Stankowitsch.

5.10.1969, Sonntag

Der britische Premierminister Harold Wilson (Labour-Party) reduziert im Rahmen einer Regierungsumbildung die Zahl seiner Minister von 23 auf 21. Zugleich baut er die Befugnisse einzelner Ministerien aus. u.a. wird dem Minister für Technologie, Anthony Wedgwood Benn, zusätzlich das Energieministerium und ein Teil des Handelsministeriums überantwortet. Außerdem wird ein Minister für Europaangelegenheiten berufen.

Die österreichische Leichtathletin Liese Prokop stellt in Wien mit 5352 Punkten einen Weltrekord im Fünfkampf auf.

Den über 399,8 km führenden Großen Preis der USA in Watkins Glen für Formel-1-Rennwagen gewinnt der österreichische Automobilrennfahrer Jochen Rindt auf Lotus.

6.10.1969, Montag

Der israelische Militärattaché in der schweizerischen Hauptstadt Bern, Zvi Alon, wird von der Regierung der Schweiz zur “unerwünschten Person” erklärt. Nach Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ist Zvi Alon in einen militärischen Spionagefall verwickelt. Dabei hatte Israel aus einem Winterthurer Unternehmen Pläne für die Herstellung von Triebwerken für das Kampfflugzeug “Mirage” erhalten.

7.10.1969, Dienstag

Auf Antrag des Regierenden Bürgermeisters von Berlin (West), Klaus Schütz (SPD), verbieten die Kommandanten der westlichen Alliierten einen für den 23. Oktober geplanten Landesparteitag der NPD.

Die DDR feiert mit Festveranstaltungen und Militärparaden den 20. Jahrestag ihres Bestehens.

8.10.1969, Mittwoch

In der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria spaltet sich ein ultrarechter Flügel von der regierenden National Party ab. Er tritt für eine noch schärfere Anwendung der Apartheid ein.

Mit einer Erhöhung von 7% auf 8% wird in Frankreich der höchste bisher erreichte Diskontsatz festgelegt. Die Erhöhung soll die Inlandsnachfrage dämpfen und ausländische Investitionen fördern.

9.10.1969, Donnerstag

Die tschechoslowakische Regierung erlässt ein Ausreiseverbot für Touristen in westliche Länder. Zugelassen bleiben danach nur noch Dienstreisen und “Reisen im staatlichen Interesse”. Offiziell wurde die Maßnahme mit Devisenmangel begründet. Nach Ansicht politischer Beobachter liegt der Grund jedoch darin, dass viele Westreisende nicht mehr zurückkehren.

Die irakische Regierung in Bagdad gibt Maßnahmen zugunsten der kurdischen Minderheit bekannt. Danach soll u.a. die kurdische Sprache, deren Unterricht bereits seit einiger Zeit freigegeben ist, an Gymnasien, Universitäten und Akademien gelehrt werden. Kurdische Autoren können einen eigenen Schriftstellerverband gründen und ihre Werke in Kurdisch publizieren.

10.10.1969, Freitag

Rund 100 Personen protestieren auf der Frankfurter Buchmesse gegen den Stand des Apartheidstaates Südafrika. Sie entfernen Plakate und Bücher von den Wänden.

11.10.1969, Samstag

Im Seebad Brighton endet die Jahresversammlung der von Edward Heath geführten britischen Konservativen Partei. u.a. billigen die Delegierten ein Acht-Punkte-Programm zur Regelung von Arbeitskämpfen und fordern den Beitritt Großbritanniens zur EWG sowie die Wiedereinführung der Todesstrafe bei Mord.

12.10.1969, Sonntag

Die frühere norwegische Eiskunstläuferin Sonja Henie stirbt im Alter von 57 Jahren in einem Flugzeug in der Nähe von Oslo. Henie, die an Blutkrebs litt, gewann bei den Olympischen Winterspielen 1928, 1932 und 1936 jeweils eine Goldmedaille.

Der Psychoanalytiker und Publizist Alexander Mitscherlich erhält in Frankfurt am Main anlässlich der Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Zu neuen schweren Auseinandersetzungen kommt es in Nordirland. Drei Menschen sterben und mehr als 50 werden zum Teil schwer verletzt, als protestantische Extremisten versuchen, ein katholisches Viertel von Belfast zu stürmen. Dabei machen britische Truppen erstmals von der Schusswaffe Gebrauch.

13.10.1969, Montag

Der französische Außenminister Maurice Schumann beendet einen offiziellen Besuch in der sowjetischen Hauptstadt Moskau (seit 9.10.). Als ungewöhnliches Ereignis wird der Empfang Schumanns durch Parteichef Leonid I. Breschnew gewertet. Beide Seiten verabreden für das folgende Jahr gegenseitige Besuche auf höchster Ebene.

Die Schiedskommission des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bestätigt mit sechs gegen vier Stimmen endgültig den Ausschluss des prominenten Politikers und Schriftstellers Ernst Fischer aus der Partei. Ein bereits am 8. Mai gefasster gleicher Beschluss war vom ZK zurückgewiesen worden. Fischer, einer der bedeutendsten europäischen Kommunisten und seit 1934 KPÖ-Mitglied, hatte die sowjetische Intervention in Prag 1968 als “Panzerkommunismus” verurteilt.

Die Bundeswehr verliert ihren 100. Starfighter. Der Pilot kann sich mit dem Schleudersitz retten.

Der sowjetrussische Leichtathlet Anatoli Bondartschuk erzielt in Rowno (Ukraine) mit 75,48 m einen Weltrekord im Hammerwerfen.

14.10.1969, Dienstag

Der Sozialdemokrat Olof Palme wird als Nachfolger des am 9. Oktober aus Altersgründen zurückgetretenen schwedischen Ministerpräsidenten Tage Erlander in Stockholm vereidigt.

15.10.1969, Mittwoch

Vom 15. Oktober 1969 bis 30. April 1970 ist auf bundesdeutschen Straßen die Verwendung von sog. Spikes-Reifen erlaubt. Wer außerhalb dieser Frist mit Spikes fährt, muss mit einer Geldbuße bis 300 DM rechnen.

In verschiedenen Städten der USA protestieren Millionen von Menschen gegen den Vietnam-Krieg. Eingeleitet wird der sog. “Tag M” mit einer Debatte über den Vietnam-Krieg im US-Repräsentantenhaus in Washington. An den Protestaktionen beteiligen sich auch prominente Politiker wie der Bürgermeister von New York, John V. Lindsay, und die demokratischen Senatoren George McGovern, Eugene McCarthy und Edward Kennedy.

Die indische Regierungschefin Indira Gandhi entlässt vier Minister, die zum rechten Flügel der Kongress-Partei zählen. Anlässlich der Wahl des indischen Staatspräsidenten ist es innerhalb der regierenden Kongress-Partei zu einer tiefgreifenden Krise gekommen.

16.10.1969, Donnerstag

Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU bestätigt mit 199 von 211 Stimmen Rainer Barzel als Fraktionschef. Zugleich nominiert sie den CDU-Politiker Kai-Uwe von Hassel erneut für das Amt des Bundestagspräsidenten. Von Hassel wird am 20. Oktober vom Bundestag mit großer Mehrheit gewählt.

In der Bundesrepublik wird bekannt, dass die US-Regierung ein Verbot von Cyclamat-Süßstoffen in Getränken, Lebensmitteln und Medikamenten angeordnet hat. Nach Angaben des US-amerikanischen Sozialministers Robert H. Finch haben Versuche mit Ratten ergeben, dass der Süßstoff Krebs auslösen kann. Schweden und Finnland folgen dem Schritt der US-Administration.

17.10.1969, Freitag

Auf Anweisung von Staatschef Alfredo Ovando Candia besetzen bolivianische Militär- und Polizeieinheiten die Anlagen des US-amerikanischen Erdölunternehmens Bolivian Gulf Oil-Company sowie einer US-Bohrfirma. Die Nationalisierung wird mit einer untragbaren Ausbeutung einheimischer Bodenschätze durch das Ausland und einer “internationalen Erpressungs- und Einschüchterungspolitik” begründet.

Bei dem in Nantes beginnenden Parteitag der französischen Radikalsozialisten (bis 19.10.) wird Maurice Faure zum neuen Parteipräsidenten gewählt. Generalsekretär wird der Publizist und Leiter der Zeitschrift “L’Express”, Jean-Jacques Servan-Schreiber. Die Radikalsozialisten, früher eine der stärksten politischen Kräfte in Frankreich, verfügen derzeit nur noch über 13 Parlamentsmandate in Paris.

In dritter Lesung verabschiedet das britische Unterhaus in London eine Reform der Ehescheidung. Das neue Gesetz sieht als einzigen Grund für eine Scheidung den “unwiederherstellbaren” Zusammenbruch der Ehe vor. Zur Feststellung dieses Tatbestandes werden fünf Kriterien aufgeführt, u.a. Ehebruch, Grausamkeit oder eine langfristige Trennung.

18.10.1969, Samstag

Dem Stuttgarter Schriftsteller Helmut Heißenbüttel wird der Georg-Büchner-Preis verliehen. Heißenbüttel erhält diesen bedeutendsten bundesdeutschen Literaturpreis anlässlich der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

19.10.1969, Sonntag

Der Neuseeländer Denis Hulme gewinnt in Mexico-City den letzten Lauf zur Formel-1-Automobilweltmeisterschaft. Den WM-Titel sicherte sich bereits zuvor der Schotte Jackie Stewart.

Zwei DDR-Bürger zwingen mit Waffengewalt eine Verkehrsmaschine der polnischen Fluggesellschaft Lot, die sich auf dem Flug von Warschau nach Brüssel (über Ost-Berlin) befindet, zur Landung auf dem Flughafen Tegel in West-Berlin. Sie bitten dort um politisches Asyl. Die von Polen geforderte Auslieferung wegen krimineller Handlungen wird von den französischen Behörden in Berlin abgelehnt.

Bei Nachwahlen zum französischen Abgeordnetenhaus unterliegt der frühere gaullistische Regierungschef Maurice Couve de Murville dem Sozialisten und PSU-Führer Michel Rocard im zweiten Wahlgang mit 46,21% gegen 53,78%. Fünf anderen früheren gaullistischen Ministern gelingt dagegen der Einzug ins Parlament.

Bei Landtagswahlen in Niederösterreich und Vorarlberg verzeichnen die österreichischen Sozialisten leichte Stimmengewinne. Aufgrund eines Mandatszuwachses von einem Sitz in Niederösterreich verfügt die SPÖ auch im Bundesrat über eine Mehrheit.

20.10.1969, Montag

Mit Verhandlungen in der Sowjetunion (seit 13.10.) unter Führung von Regierungschef Pham Van Dong beendet Nordvietnam erfolgreich seine Versuche, Hilfe aus verschiedenen sozialistischen Staaten zu erhalten. Die sowjetische Regierung sagt die Lieferung bedeutender Mengen von Nahrungsmitteln, Erdölprodukten, Düngemitteln, Waffen und Munition zu. Bereits zuvor hatten die DDR und die Volksrepublik China ähnliche Hilfen zugesichert.

In New York wählt die UN-Vollversammlung fünf neue nichtständige Mitglieder für zwei Jahre in den Sicherheitsrat. Es handelt sich um Syrien (für Pakistan), Polen (für Ungarn), Burundi (für Algerien), Sierra Leone (für Senegal) und Nicaragua (für Paraguay). Israel hatte zuvor versucht, die Wahl von Syrien, einem seiner Gegner im Nahost-Konflikt, zu verhindern.

21.10.1969, Dienstag

Les Hussards” (Die Husaren), eine Oper von Joseph Kosma, wird in Lyon unter der musikalischen Leitung von Theodor Guschlbauer und der Regie von Louis Erlo uraufgeführt. Das Libretto schrieb Joseph Kosma nach einer Komödie von Pierre-Aristide Bréal.

In Paris heiraten Karim Aga Khan und Sarah James Crichton.

22.10.1969, Mittwoch

Durch ein 3:2 über Schottland in Hamburg qualifiziert sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Mexiko 1970.

In Bonn wird das Kabinett der sozialliberalen Koalition vereidigt.

23.10.1969, Donnerstag

Vor dem Hessischen Landtag in Wiesbaden wird das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten und Zinn-Nachfolgers Albert Osswald (SPD) vereidigt. Die Kabinettsbildung dauerte relativ lange, da einige Personalvorschläge Osswalds auf Widerstand in der SPD-Fraktion stießen. Zu den neuen Ministern zählen u.a. Erwin Lang (Finanzen) und der Soziologie-Professor Ludwig von Friedeburg (Kultus).

24.10.1969, Freitag

Die neue SPD/FDP-Bundesregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt wertet die DM um 8,5% auf.

In der Bundesrepublik wird der Ausschluss des Sportidols Emil Zatopek aus der tschechoslowakischen KP bekannt. Der mehrfache Langstrecken-Weltrekordler und Olympiasieger (1948 und 1952) – einer der erfolgreichsten Leichtathleten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg – hat nach offizieller Lesart “die Grundsatzprobleme der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft” nicht verstanden.

25.10.1969, Samstag

Anlässlich einer Kabinettsumbildung ernennt der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Helmut Lemke (CDU) u.a. Karl-Heinz Narjes zum Wirtschaftsminister (bisher Gerhard Gaul) und Henning Schwarz zum Justizminister (bisher Claus-Joachim von Heydebreck).

In Brasilien wird General Emilio Garrastazu Medici vom Parlament zum Präsidenten gewählt. Er ernennt anschließend den bisherigen Marineminister Admiral Augusto Rademaker Grunewald zum neuen Vizepräsidenten. Am 27. Oktober stellt Garrastazu Medici sein Kabinett vor. Das brasilianische Militär hatte am 1. September durch einen “kalten” Putsch die Macht übernommen.

26.10.1969, Sonntag

In Vatikanstadt (Rom) endet die erste außerordentliche Bischofssynode der katholischen Kirche.

Die Brüder Jan und Jindrich Pospi (CSSR) verteidigen in Erfurt erfolgreich ihren Titel als Radballweltmeister. Den zweiten Platz sichert sich das bundesdeutsche Duo Klaus Bernais/ Wolfgang Flackus.

27.10.1969, Montag

In Offenbach wird der Prozess um den 1955 wegen Mordes verurteilten Hans Hetzel wieder aufgerollt. Damit findet einer der größten Justizskandale der Nachkriegszeit seinen Abschluss.

28.10.1969, Dienstag

Vor dem Bundestag in Bonn gibt Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) seine Regierungserklärung ab.

Bei den Wahlen zum israelischen Parlament verzeichnet die regierende Arbeiterpartei von Premierministerin Golda Meir einen Verlust von sieben Mandaten, bleibt aber mit 56 Sitzen stärkste Fraktion. Die 1968 gegründete sog. Staatspartei Ben Gurions erhält vier Mandate.

Bei einer Ratstagung einigen sich die EWG-Mitglieder auf einen vorläufigen Kompromiss zur Entschädigung der bundesdeutschen Landwirtschaft nach der DM-Aufwertung. Danach kann die Bundesrepublik für weitere sechs Wochen die Einfuhrabgabe für wichtige Agrarprodukte aufrechterhalten sowie deren Ausfuhr subventionieren (jeweils in Höhe des Aufwertungssatzes von 8,5%). Die Einfuhrabgaben wurden nach der vorübergehenden Wechselkursfreigabe am 29. September erhoben.

29.10.1969, Mittwoch

Der spanische Diktator Francisco Franco Bahamonde gibt eine umfassende Kabinettsumbildung bekannt. Insbesondere die Ernennung von Gregorio Lopez Bravo zum neuen Außenminister deutet auf eine proeuropäische Umorientierung.

30.10.1969, Donnerstag

Die 25-Nationen-Abrüstungskonferenz in Genf beendet ihre Sitzung (seit 3.7.). Sie behandelte u.a. das Verbot unterirdischer Atomwaffenversuche, das Problem atomwaffenfreier Zonen und überweist einen US-amerikanisch-sowjetischen Vertragsentwurf über die Entnuklearisierung des Meeresbodens an die UN-Vollversammlung.

Nach einem in Bonn unterzeichneten Abkommen erhalten tschechoslowakische Opfer von Menschenversuchen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern insgesamt 7,5 Millionen DM Entschädigung ausgezahlt. Zwar lehnt die Bundesrepublik Wiedergutmachungszahlungen an Staaten ab, zu denen sie keine diplomatischen Beziehungen unterhält, nimmt aber seit 1960 Opfer von Menschenversuchen hiervon aus. Ein ähnliches Abkommen wurde 1963 mit Jugoslawien geschlossen.

Unter der Regie von Claude Régy wird im Pariser Théâtre Antoine das Stück “Der Garten der Lüste” (“Le jardin des délices”) des spanischen Schriftstellers Fernando Arrabal uraufgeführt.

31.10.1969, Freitag

Der Deutsche Bauernverband fordert aufgrund der DM-Aufwertung ein Aussetzen der EWG-Rechnungseinheit in der Bundesrepublik. Zugleich verlangt der Bauernverband einen dem Aufwertungssatz entsprechenden Grenzausgleich für alle Agrarprodukte.

Chroniknet