Was geschah im September 1902

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Wetterstationen September 1902

1.9.1902, Montag

Auf einer Kundgebung in München fordern mehrere tausend Demonstranten wirksame Maßnahmen gegen die Fleischteuerung.

In einer Rede während einer Wahlreise erläutert US-Präsident Theodore Roosevelt die Bedeutung der Monroe-Doktrin für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.

Die Delegierten auf dem Kongress der britischen Gewerkschaften, denen etwa 1,5 Mio. Arbeiter angehören, sprechen sich gegen die Getreidezölle aus, da dies unvermeidbar eine Erhöhung der Lebensmittelpreise nach sich ziehen wurde. Zudem kritisieren sie den Entwurf für ein neues Schulgesetz, in dem der Kirche mehr Einfluss auf die Bildungseinrichtungen zugestanden wird.

In Agram (Zagreb), Hauptstadt des zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich gehörenden Kroatien, kommt es zu antiserbischen Demonstrationen, verbunden mit der Plünderung von serbischen Geschäften. Erst durch den Einsatz von Militär kann die Ruhe wiederhergestellt werden.

Werke moderner französischer Künstler stellt der Kunstverein “Manes” in Prag aus. Es werden 154 Werke gezeigt, darunter Bilder von Auguste Renoir, Claude Monet und Edgar Degas.

Im Lobe-Theater Breslau wird “Die Kleinbürger”, ein Stück des jungen russischen Autors Maxim Gorki, in deutscher Erstaufführung gezeigt. Die erste Premiere dieses Dramas in Berlin erfolgt eine Woche später im Lessingtheater.

In München wird der Öffentlichkeit die Erfindung eines Billardspiegels vorgestellt; die Vorrichtung ist als Trainingshilfe für Anfänger gedacht.

2.9.1902, Dienstag

Bei einem erneuten Ausbruch des Vulkans St. Pele auf der Antilleninsel Martinique kommen etwa 1000 Menschen ums Leben.

3.9.1902, Mittwoch

Vor Beginn der diesjährigen Herbstmanöver des deutschen Heeres in Pommern stattet Wilhelm II. mit seiner Frau Auguste Viktoria der Stadt Posen (Poznan) einen Besuch ab.

Der in Bad Kreuznach tagende 43. Genossenschaftstag schließt mit 168 gegen 84 Stimmen 99 sozialdemokratische Konsumvereine aus dem Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverband aus.

4.9.1902, Donnerstag

Die Veltlinbahn, die von Lecco nach Sondrio in Italien fährt, nimmt auf einer 106,3 km langen Strecke den Drehstrombetrieb auf.

Aus dem Süden Chinas werden erneut Unruhen gemeldet; Boxer-Organisationen fordern in überall verbreiteten Proklamationen dazu auf, den Kampf gegen die Fremdherrschaft fortzusetzen.

5.9.1902, Freitag

Die französische Regierung gibt die Abberufung des Botschafters in Petersburg (heute: Leningrad), Marquis de Montebello, gegen dessen Willen bekannt. Ein Grund ist eine offensichtlich kirchenfreundliche Aktion der Frau des Botschafters.

Die Burengenerale Christiaan Dewet, Louis Botha und Jakobus Delarey treffen in London zu einer Konferenz mit Kolonialminister Joseph Chamberlain zusammen.

Im Alter von 80 Jahren stirbt in Berlin der deutsche Mediziner und Politiker Rudolf Virchow.

6.9.1902, Samstag

Unter der Teilnahme bekannter Persönlichkeiten aus dem Theaterleben des Deutschen Reiches wird in Köln das neuerbaute Stadttheater am Rudolfplatz mit einer Festveranstaltung eröffnet.

Deutsche Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichen neu eingetroffene Berichte von der Südpolexpedition des Reiches, die unter der Leitung des Berliner Geographen und Forschers Erich von Drygalski steht.

7.9.1902, Sonntag

In Braunfels an der Lahn stirbt der deutsche Komponist, Pianist und Dirigent Franz Wüllner. Er war lange Jahre Hofkapellmeister in München.

Im zehnten Wiener Bezirk wird mit dem Bau eines Heimes für gesellige und politische Zusammenkünfte der Arbeiter begonnen. Die Pläne für das Volkshaus stammen von Hubert Gessner.

Die Londoner Zeitung “Daily Mail” veröffentlicht ein Interview mit dem britischen General Ian Hamilton, in dem dieser seine Eindrücke von der kaiserlichen deutschen Armee schildert. Hamilton ist davon überzeugt, dass der vollkommene Drill in der Infanterie weltweit einzigartig sei; das Marschieren am Kaiser vorbei gleiche einer automatischen Maschine. Hamilton bezweifelt allerdings, ob sich das völlige Eliminieren individueller Freiheiten auch im Kampfeinsatz bewährt.

8.9.1902, Montag

Vor der Küste von Haiti zerstört das deutsche Kanonenboot “Panther” das haitianische Kriegsschiff “Crête à Pierrot”. Die Haitianer, die sich im Bürgerkrieg befinden, hatten am 4. September den Hamburger Dampfer “Marcomannia” gekapert und Waffen konfisziert.

Nach zwei Tagen endet in Imola (in der italienischen Provinz Romagna) der Kongress der Sozialistischen Partei Italiens. Bei der Diskussion um künftige politische Strategien konnten sich die Anhänger des gemäßigten Flügels durchsetzen.

In Candela, einem kleinen Landstädtchen Apuliens, treten mehrere hundert Landarbeiter in den Streik für höhere Löhne. Bei Übergriffen durch herbeigerufenes Militär werden mehrere Arbeiter erschossen.

Das erste deutsche Motorbootrennen auf dem Berliner Wannsee über 25 km gewinnt “Frida” in 1:30:00 h vor dem Luftschraubenboot “Graf Zeppelin” (1:53:47 h).

9.9.1902, Dienstag

Die Regierung des Osmanischen Reiches lehnt die Forderung Russlands ab, drei Torpedoboote durch die Meerenge des Bosporus fahren zu lassen. Dies widerspreche den internationalen Verträgen.

Gemeinsam mit Gästen ausländischer Armeen, darunter auch Besucher aus Großbritannien, begibt sich Kaiser Wilhelm II. zu den Herbstmanövern des deutschen Heeres. Sie finden bei Frankfurt an der Oder statt.

10.9.1902, Mittwoch

Nach Abschluss der Gespräche mit dem britischen Kolonialminister Joseph Chamberlain kehren die Burengenerale Christiaan Dewet, Louis Botha und Jakobus Herculas Delarey von London nach Den Haag zurück. Chamberlain lehnte die meisten der von ihnen gestellten Forderungen ab, u.a. die völlige Amnestie für alle Teilnehmer am Burenkrieg.

Die Delegierten der Konferenz des Zentralverbandes deutscher Industrieller in Düsseldorf sprechen sich für die Regierungsvorlage des Zolltarifs aus. Die Zustimmung der Organisation ist von entscheidender Bedeutung für die Annahme des Gesetzes im Dezember.

Tagelang andauernde Wolkenbrüche führen in Nordspanien zu Überschwemmungen, denen mehrere Menschen zum Opfer fallen; Unwetter werden auch aus Großbritannien, Nord-und Westfrankreich sowie Belgien gemeldet, wo es ebenfalls Menschenleben zu beklagen gibt.

Der deutsche Kronprinz Wilhelm nimmt an den Kaisermanövern der österreichisch-ungarischen Armee bei Sasvars teil.

12.9.1902, Freitag

In Reden während einer Inspektionsreise nach Korsika und Tunesien richtet der französische Marineminister Camille Pelletan heftige Angriffe gegen das Deutsche Reich, dem er eine aggressive Politik vorwirft.

Wahrscheinlich aufgrund sich mehrender Erfolge der Revolutionäre in Venezuela bietet die Regierung in Caracas den Aufständischen eine Amnestie an.Die Hoffnung, dass es daraufhin zu einer Waffenruhe kommt, erfüllt sich jedoch nicht.

13.9.1902, Samstag

Auf einer Versammlung des Deutschen Ostmarkvereins fordern die Teilnehmer wirksame Maßnahmen zur Zurückdrängung der polnischen Sprache in den Ostgebieten des Deutschen Reiches.

Unter dem Vorsitz von Clara Zetkin findet in München die zweite Konferenz der sozialdemokratischen Frauen Deutschlands statt. An der zweitägigen Versammlung nehmen 20 Delegierte teil.

In Berlin geht der am 10. September begonnene 26. Deutsche Juristentag zu Ende.

Aufgrund ständiger Unruhen im Gebiet des Panamakanals entsendet die US-amerikanische Regierung zwei Hilfskreuzer und ein Bataillon Marinesoldaten in das Gebiet.

14.9.1902, Sonntag

In Stuttgart wird der Verbandstag der deutschen Touristenvereine eröffnet; der Verband zählt 145 000 Mitglieder.

Etwa 20 000 Kundgebungsteilnehmer in Dublin protestieren gegen die Verhängung des Ausnahmezustands über Irland.

Auf seiner Reise durch den Süden Italiens trifft Italiens Ministerpräsident Giuseppe Zanardelli in Neapel ein. In seiner Rede vor den Einwohnern der Stadt verspricht er ein Festhalten an den sozialpolitischen Zielen der Regierung.

In München beginnt der bis 20. September dauernde Parteitag der deutschen Sozialdemokraten.

15.9.1902, Montag

15 Juden werden Opfer eines Pogroms in der zu Russland gehörenden Stadt Czenstochau.

Auf ihrem Jahreskongress sprechen sich die Mitglieder der ungarischen Handelskammer für ein selbständiges ungarisches Zollgebiet und für eine strenge Vertragspolitik gegenüber ausländischen Staaten und Österreich aus.

In Österreich wird die Bregenzer Waldbahn von Bregenz nach Bezau (Vorarlberg) in Betrieb genommen.

16.9.1902, Dienstag

Wegen starker Nordweststürme müssen die Herbst-Flottenmanöver der deutschen Marine für zwei Tage unterbrochen werden.

Die niederländische Königin Wilhelmina eröffnet in Den Haag die Generalstaaten, das niederländische Parlament. In der Thronrede äußert sie sich befriedigt über die gegenwärtige politische und auch die wirtschaftliche Lage des Landes.

17.9.1902, Mittwoch

Aus New York trifft die Nachricht ein, dass sich die Mitglieder der US-amerikanischen Polarexpedition Robert Pearys nach vierjährigem Aufenthalt in der nordischen Eiswüste auf der Heimfahrt befinden.

Ausgedehnte Waldbrände im US-Bundesstaat Washington haben bisher 38 Menschenleben gefordert.

18.9.1902, Donnerstag

Die Mitglieder einer Vorstandssitzung sämtlicher in Berlin und Umgebung bestehender Gastwirtsvereine kritisieren den dem Reichstag vorliegenden Entwurf einer Gasthausreform, die u.a. eine wesentliche Beschränkung der Erteilung von Konzessionen an Privatleute vorsieht.

Bei der Österreichischen Länderbank in Wien wird ein Millionenbetrug aufgedeckt. Dem Beamten Edmund Jelinek gelang es infolge mangelnder Kontrolle, etwa 4,5 Mio. Kronen (etwa 3,8 Mio. Mark) zu unterschlagen. Jelinek der flüchtig ist, verwendete das Geld zu Börsenspekulationen und zur Beteiligung an Industrieunternehmen.

Bei einer Gefängnisrevolte in der zu Österreich-Ungarn gehörenden galizischen Stadt Lemberg (Lwow) werden einige Strafgefangene und Aufseher verletzt. Ursache der Unruhen waren unmenschliche Disziplinarstrafen. So wurden Gefangene mehrere Tage in einer dunklen Einzelzelle ohne jede Nahrung festgehalten.

Ein Pariser Gericht verurteilt einen Oberstleutnant der französischen Armee zu einem Tag Gefängnis, da er sich geweigert hatte, seine Truppe zur Schließung einer Nonnenschule zur Verfügung zu stellen. Aus dem gleichen Grund wird ein Major vom Dienst suspendiert.

19.9.1902, Freitag

Anlässlich der offiziellen Feiern zum 100. Geburtstag des ungarischen Freiheitskämpfers Lajos Kossuth kommt es in Ungarn zu Kundgebungen gegen die Deutschen.

Bei den Wahlen zur Zweiten Kammer des schwedischen Reichstages erhalten die liberalen Parteien den größten Stimmenanteil.

In Hafen der norwegischen Stadt Stavanger trifft die Polarexpedition des Norwegers Otto Sverdrup vier Jahre nach ihrem Aufbruch nach Norden wieder ein.

Maria Henriette, Königin der Belgier, stirbt 66jährig in Spa.

20.9.1902, Samstag

In einer Rede in Cincinnati betont US-Präsident Theodore Roosevelt die Notwendigkeit einer staatlichen Kontrolle der Trusts.

In Frankfurt am Main geht der erste, am 19. September begonnene deutsche Bankiertag zu Ende. Auf ihrer Tagung verlangen die Teilnehmer eine “Säuberung ihres Berufsstandes von unlauteren Elementen und die Errichtung einer Vertretung des Bankierstandes zur Wahrung seiner Interessen”.

In einer Ansprache anlässlich eines Festessens in Marthe nimmt der französische Ministerpräsident Emile Combes Stellung zu den provozierenden Reden von Verteidigungsminister Louis Andrés und Marineminister Pelletan vom 12. September. Combes kritisiert die darin geäußerte unüberhörbare Aggressivität gegenüber dem Deutschen Reich.

Etwa 100 000 Teilnehmer einer Massenkundgebung in der englischen Grafschaft Yorkshire protestieren gegen die dem Parlament vorliegende Schulvorlage; der Gesetzentwurf sieht einen stärkeren Einfluss der Kirche auf die Schulen vor.

Britische Marinesoldaten besetzen die von Venezuela beanspruchte Insel Patos, nahe Trinidad.

21.9.1902, Sonntag

In der kolumbianischen Hafenstadt Colon geht das US-amerikanische Kriegsschiff “Cincinnati” mit 80 Marinesoldaten und zwei Schnellfeuergeschützen vor Anker. Ziel dieser Aktion ist die Sicherung der Panamakanalzone. Es soll verhindert werden, dass die kolumbianische Regierung Truppen über die Landenge transportiert. Zudem soll der Eisenbahnverkehr geschützt werden.

22.9.1902, Montag

In Köln beginnen die Beratungen der Internationalen Gesellschaft für soziale Reformen. Während des Treffens, das bis 26. September dauert, diskutieren die Delegierten über die “kulturelle Hebung des Arbeiterstandes”, über erhöhten Schutz der Frauen und Kinder im Gewerbebetrieb sowie über die Verbesserung des Vereinsrechts.

Wilhelm II. verfügt die Einführung neuer Heeresvorschriften (Kriegsartikel). Sie sollen jedem neu eintretenden Soldaten in seiner Muttersprache vorgelesen werden: Beim 1. Armeekorps in litauischer, beim 5. in polnischer, beim 9. in dänischer und beim 15. in französischer Sprache.

Die Zolltarifkommission des Deutschen Reichstages beginnt die zweite Lesung des Tarifentwurfs für das neue Zollgesetz. Diskutiert werden in der Hauptsache – aus aktuellem Anlass der Fleischteuerung – die Einfuhrbestimmungen für Schlachtvieh.

23.9.1902, Dienstag

Der preußische Landwirtschaftsminister Viktor von Podbielski beauftragt eine Kommission, die Ursachen der Fleischteuerung festzustellen. Zugleich erklärt er, dass von einer Fleischnot keine Rede sein kann. Der Mangel, insbesondere an Schweinefleisch, sei saisonbedingt.

Die Zeitung des Vatikans, der “Osservatore Romano” veröffentlicht einen Artikel über die christliche Demokratie und warnt darin vor der Verbreitung gefährlicher Theorien der Sozialisten.

Die sich in Europa aufhaltenden Burengenerale bitten die Kulturnationen um weitere Unterstützung für das Burenvolk.

24.9.1902, Mittwoch

In einer Kabinettsorder verfügt Kaiser Wilhelm II. die Auflösung der Ostasiatischen Abteilung des Kriegsministeriums, die vor allem während des Boxeraufstandes in China für die Mobilisierung der deutschen Truppen in Ostasien sorgte. Die nach Beendigung des Krieges noch verbleibenden Aufgaben werden vom Reichsmarineamt übernommen.

Die Polizeidirektion München genehmigt dem Schriftsetzergehilfen Ferdinand Weißheitinger aus Altötting den Auftritt als Sänger bei der Singspielgesellschaft Ernst Karl. Weißheitinger wird später als Weiß Ferdl zum populärsten Volkssänger der bayerischen Hauptstadt.

25.9.1902, Donnerstag

Ein Wirbelsturm über Sizilien richtet vor allem in der Umgebung von Catania verheerende Verwüstungen an; Felder werden überflutet, Bahnlinien zerstört, Häuser stürzen zusammen. Unter den Trümmern und in den Fluten sterben 400 Menschen. Die Angst der Bewohner Siziliens steigert sich noch, als leichte vulkanische Tätigkeit des Ätna registriert wird. In den vergangenen Wochen waren auch von dem Vulkan auf Stromboli und vom Vesuv verstärkte Aktivitäten gemeldet worden.

26.9.1902, Freitag

In Anwesenheit von Marineminister Alfred von Tirpitz findet im Berliner Hotel “Kaiserhof” die Überreichung des Ehrenpokals der irischen Stadt Cork an den Berliner Ruderklub statt. Den Pokal errangen die Berliner im Juli bei den Regatten in Cork.

27.9.1902, Samstag

In Erinnerung an die Kämpfe zwischen russischen und türkischen Truppen am Schipkapassvor 25 Jahren finden in Scheinowo (Bulgarien) militärische Feierlichkeiten statt. Anwesend ist auch der russische Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch. Der Sieg der Russen vor 25 Jahren schuf die Voraussetzung für ein vom Osmanischen Reich unabhängiges Bulgarien.

Im zum Osmanischen Reich gehörenden Makedonien kommt es in Verbindung mit den Feierlichkeiten am Schipkapasszu verstärkten Aktivitäten der Unabhängigkeitsbewegung gegen die türkische Herrschaft.

Die seit 1894 in Wien erscheinende kulturelle und politische Wochenzeitschrift “Die Zeit” kommt künftig als Tageszeitung heraus.

28.9.1902, Sonntag

Gerhart Hauptmanns Drama “Der Biberpelz” wird am Deutschen Theater in Berlin zum 100. Mal aufgeführt.

Auf Großkundgebungen der Sozialisten Frankreichs im Nordosten des Landes bezeichnet es Jean Jaurès als eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialistischen Partei, die Arbeiter aller Länder im Kampf gegen den Krieg zusammenzuschließen.

29.9.1902, Montag

Der französische Schriftsteller Emile Zola stirbt im Alter von 62 Jahren in Paris.

Die britischen Behörden in China geben die Verwaltung der Eisenbahnstrecke zwischen Peking und Schanhaikwan wieder an die chinesische Regierung zurück.

30.9.1902, Dienstag

Während eines Streiks in Genf, an dem Arbeiter mehrerer Betriebe beteiligt sind, kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit dem Militär. Der verstärkte Einsatz von Polizei führt schließlich am 5. Oktober zum Abbruch des Arbeitskampfes, ohne dass die Forderungen nach mehr Lohn und weniger Arbeitszeit erfüllt werden. In der Folge des Ausstands weisen die schweizerischen Behörden etliche ausländische Arbeitnehmer aus.

Auf dem in Siegen beginnenden Jahreskongress der Christlich Sozialen Partei (bis 2. 10.) einigen sich die Teilnehmer darauf, dass sie sich künftig stärker um die in nationalliberalen und konservativen Wahlkreisen lebenden Industriearbeiter kümmern müssen. Es sei wichtig, sie dem Einfluss der Sozialdemokraten zu entziehen.

Chroniknet