Was geschah im September 1918

  • < 1917
  • 9.1918
  • 1919 >

Wetterstationen September 1918

1.9.1918, Sonntag

In der Sowjetunion wird die Umsatzsteuer für alle nicht nationalisierten Unternehmen eingeführt, um den privaten Unternehmern einen Anreiz zu geben, ihre Betriebe und Geschäfte verstaatlichen zu lassen.

Zur Erinnerung an die siegreiche Schlacht bei Sedan am 2. September 1870, in der es den preußischen Verbänden gelang, den französischen Kaiser Napoleon III. gefangenzunehmen und somit die positive Wende des Deutsch-Französischen Krieges herbeizuführen, findet im Berliner Abgeordnetenhaus eine Feier statt, auf der Kaiser Wilhelm II. eine Festrede hält, in der er den Siegeswillen der deutschen Truppen im Weltkrieg hervorhebt.

Die deutschen Zeitschriften veröffentlichen Statistiken über die zunehmende Kriminalität.

2.9.1918, Montag

Nach ihrer erfolglosen Frühjahrsoffensive befinden sich jetzt alle deutschen Truppenverbände an der Westfront auf dem Rückzug. Die Frontlinie wird zunächst bis auf die sog. Siegfriedstellung (Kampflinie von Arras über St. Quentin bis Reims) zurückgenommen, im weiteren Verlauf dann noch bis über diese Linie hinaus.

Ein Eisenbahnunglück auf dem Hauptbahnhof Mannheim, bei dem ein Personen- auf einen Güterzug auffährt, fordert sieben Schwerverletzte.

In der britischen Stadt Derby findet der 50. Gewerkschaftskongress in Großbritannien statt. Die Vertreter von über viereinhalb Millionen Industriearbeitern sprechen sich gegen Friedensverhandlungen mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn aus.

3.9.1918, Dienstag

Als geheimes Zusatzabkommen zum Vertrag vom 9. August, der die Tschechoslowakei als assoziierte Macht mit gleichem Status wie Serbien und Griechenland anerkannt hatte, wird jetzt der tschechische Nationalrat als kriegsführende Macht von den Vereinigten Staaten anerkannt.

Die in Washington erscheinende Zeitung “Public Ledger” stellt vier Hauptkriegsziele gegenüber dem Deutschen Reich vor, die vom US-amerikanischen Senat ausdrücklich unterstützt werden; es sind die Verhaftung von Kaiser Wilhelm II. sowie die Einleitung internationaler Gerichtsverfahren gegen die Initiatoren des U-Boot-Krieges, der Städtebombardierung und des Giftgaseinsatzes.

4.9.1918, Mittwoch

Die russische Sozialrevolutionärin Dora Kaplan, die am 30. August den Führer der Bolschewiki, Wladimir I. Lenin, zu ermorden versucht hatte, wird in Moskau hingerichtet.

Die Postüberwachungstelle der 6. Deutschen Armee veröffentlicht für militärische Kreise einen Bericht über die Kriegsmüdigkeit im Heer. Darin klingt auch an, dass die Mutlosigkeit auf die Offiziere übergegriffen hat.

Die sowjetische Regierung in Moskau gibt ein Dekret zur Verstaatlichung aller Eisenbahnen heraus.

5.9.1918, Donnerstag

Wegen der mageren Ernte ist die gewerbsmäßige Herstellung von Pflaumenmus laut Erlass des deutschen Reichsernährungsamtes ab sofort verboten. Lediglich die Deckung des Eigenbedarfs ist noch erlaubt.

Die in Moskau erscheinende Zeitung der Bolschewiki, die “Prawda”, gibt die Vereinigung der Petrograder Telegrafen-Agentur und des offiziellen Pressebüros zur “Zentralbehörde der russischen Telegraphen-Agentur” bekannt. Alle Mitteilungen erscheinen von nun an unter dem Namen “Rosta”.

6.9.1918, Freitag

In der Sowjetunion konstituiert sich unter dem Vorsitz von Leo D. Trotzki der “Revolutionäre Kriegsrat der Republik”, der in Zukunft das oberste Führungsorgan der bolschewistischen Streitkräfte sein wird.

Das Berliner Reichswirtschaftsamt gibt bekannt, dass Personen aus Erwerbszweigen, in denen ein angemessen-seriöses Äußeres zur Ausübung des Berufes unabdingbar ist, bei den behördlichen Bezugsstellen einen zusätzlichen Anzug beantragen können.

7.9.1918, Samstag

Der Hetman der Ukraine, Pawel P. Skoropadski, sucht den deutschen Kaiser Wilhelm II. zu einem Besuch auf Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel auf. Beide betonen gegenüber der Presse, dass sie auch in Zukunft die enge Verbundenheit zwischen dem Deutschen Reich und der Ukrainischen Volksrepublik, die am 19. November 1917 gegen die Bolschewiki gegründet wurde, weiter aufrechterhalten wollen.

Das Berliner Reichswirtschaftsamt gibt bekannt, dass in diesem Herbst kaum mit Frischobst auf den Märkten zu rechnen sei. Wegen der dringend notwendigen Bevorratung für den kommenden Winter soll das noch vorhandene Obst durchgängig zu Marmelade verarbeitet werden.

8.9.1918, Sonntag

Die britische Standard Bank of South Africa Ltd. gründet eine Filiale in Rotterdam. Die Niederlassung der 1863 gegründeten Bank ist die erste britische Bankniederlassung in den Niederlanden.

Im Deutschen Reich beginnt erneut eine von den Kirchen gestützte “Gott-Opfer-Woche”. Mit den privaten Spenden soll die Kriegskostenfinanzierung der Reichsregierung unterstützt werden.

In Ufa beginnt die Allrussische Reichskonferenz mit 170 Repräsentanten verschiedenster antibolschewistischer Gruppierungen. Eine Einigung auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Bolschewiki kann bis zum Ende der Konferenz am 23. September nicht erreicht werden.

9.9.1918, Montag

Der 10. Nordische Interparlamentarische Kongress beschließt in Kopenhagen, sich dafür auszusprechen, dass nach Kriegsende ein Völkerbund aller Völker und Nationen gegründet werden soll, der die freie Entfaltung aller Völker gewährleisten und weitere Kriege nach Möglichkeit verhindern soll.

Auf Beschluss der zuständigen Regierungspräsidenten werden französische Ortsnamen im Deutschen Reich durch deutsche Namen ersetzt. Die Orte Montjoie, Sourbrodt und Oudler heißen jetzt Monschau, Surbrodt und Odler.

10.9.1918, Dienstag

Die Rote Armee erobert Kazan und Simbirsk aus den Händen weißrussischer Verbände zurück.

Schwere Kämpfe beginnen in Norditalien um den Monte Asolone. Gegen eine überwältigende Übermacht der Italiener halten die österreichisch-ungarischen Verbände dem Ansturm stand.

11.9.1918, Mittwoch

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. hält eine Rede vor Krupparbeitern in Essen. Er fordert die Arbeiter zum bedingungslosen Durchhalten auf.

In Berlin findet die “Allgemeine Zeitungsverleger-Versammlung” statt. Über hundert Chefredakteure, die dem Verein Deutscher Zeitungsverleger angehören, sind vertreten. Um der ernsten Krise des Zeitungswesens zu begegnen, die durch die steigenden Herstellungskosten und die Papierknappheit verursacht ist, kann, so die Zeitungsleute, der redaktionelle Teil nur dann im bisherigen Umfang erscheinen, wenn der Staat umgehend höhere finanzielle Unterstützung gewährt.

Die französische Schauspielerin Sarah Bernardt macht eine Gastspielreise durch die USA.

12.9.1918, Donnerstag

Der politische Salon der Gräfin Margarethe von Fischler-Treuberg in Berlin wird durch die Polizei aufgelöst. Der Gräfin wird vorgeworfen, sie habe in ihren Räumlichkeiten zersetzende Unterhaltungen über die mangelhaften Siegesaussichten der Mittelmächte geduldet. Sie wird einstweilen in einer märkischen Kleinstadt interniert.

Vizekanzler Friedrich von Payer hält vor dem Deutschen Reichstag eine Rede, in der er noch einmal die deutschen Friedensbedingungen unterstreicht, die u.a. eine Annexion Elsass-Lothringens und ferner die Umwandlung Belgiens in einen dem Deutschen Reich verpflichteten Staat fordern.

Auf der Eisenbahnstrecke Bromberg-Schneidemühl kommen bei der Entgleisung eines Personenzuges nach dem Zusammenprall mit einem Güterzug 40 Kinder ums Leben, Hunderte werden verletzt. Der Zug war im Wesentlichen mit etwa 1000 Kindern besetzt, die von einem Ferien-Landaufenthalt in das heimische Rheinland zurückkehrten.

13.9.1918, Freitag

In Berlin erklärt Prinz Friedrich Karl von Hessen seine Bereitschaft, König von Finnland zu werden.

In Wreschen (Bezirk Posen) sterben 26 Ferienkinder an den Folgen einer Pilzvergiftung. Sieben der aus Dortmund stammenden Kinder können trotz des Pilzgenusses gerettet werden.

14.9.1918, Samstag

Kaiser Karl I. von Österreich veröffentlicht eine Friedensnote “An alle!”. Er schlägt hierin Verhandlungen zur Herbeiführung eines Verständigungsfriedens vor. Die Alliierten weisen die Note scharf zurück. Wilhelm II., deutscher Kaiser, fühlt sich übergangen und spricht von einer “ernsthaften Gefährdung des Bündnisses”.

In der am 10. Juli gegründeten “Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR)” wird per Dekret das metrische System für alle Maße und Gewichte eingeführt.

15.9.1918, Sonntag

Die Orientarmee der alliierten Streitkräfte beginnt in Makedonien eine erfolgreiche Durchbruchsoffensive gegen Bulgarien.

Nach dem Abzug der britischen Besatzung besetzen osmanische Truppen die Stadt Baku. Die Sowjetregierung in Moskau erhebt scharfen Protest.

16.9.1918, Montag

Die Sommerzeit geht im Deutschen Reich zu Ende. Um 3.00 Uhr morgens werden die Uhren auf 2.00 Uhr zurückgestellt.

Als erste sowjetische Auszeichnung für besondere militärische Verdienste wird der “Orden der Roten Fahne” eingeführt. Dadurch wird das Dekret über die völlige Abschaffung aller Ehrenzeichen vom 10. November 1917 de facto wieder aufgehoben.

Die Sowjetregierung gibt ihr erstes Familiengesetzbuch heraus.

Französische Verbände fliegen Angriffe auf Mainz und Stuttgart.

Der britische Außenminister Arthur James Earl of Balfour lehnt die österreichische Friedensnote Kaiser Karl I. in scharfer Form ab.

17.9.1918, Dienstag

Das Kriegsernährungsamt in Berlin gibt bekannt, dass Brot ab sofort um 10% mit Trockenkartoffeln gestreckt wird. Damit kann die wöchentliche Brotration für bezugsberechtigte Erwachsene wieder auf 220 g erhöht werden.

Unter deutschen Soldaten an der Westfront kursieren Hefte unbekannter Herkunft, die in der Einbandgestaltung den Heften des Verlages Philipp Reclam jr., Leipzig, nachempfunden sind. Die deutschen Militärbehörden vermuten, dass sie von britischen Flugzeugen abgeworfen werden. Die Hefte enthalten Propagandamaterial über den verzweifelten Stand der deutschen Kriegsfront.

18.9.1918, Mittwoch

Die britische Palästina-Truppe erobert Haifa, Akka und im weiteren Verlauf auch Nazareth.

Die französische Regierung in Paris setzt einen Ausschuss ein, der die wirtschaftlichen Schäden in den von deutschen Truppen besetzten nördlichen Départements ermitteln soll. Schadensersatzzahlungen sollen zu einer Hauptforderung bei späteren Friedensverhandlungen mit dem Deutschen Reich werden.

Der russische Dichter Maxim Gorki vereinbart in Moskau mit dem Kommissar für Volksaufklärung, Anatoli W. Lunatscharski, die Gründung eines Verlages mit dem Namen “Die Weltliteratur”. Werke aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die Gorki auswählen wird, sollen in 2000 illustrierten Bänden herausgegeben werden.

19.9.1918, Donnerstag

Nach einer Parteiversammlung der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) in Berlin wird der Abgeordnete Adolf Hoffmann verhaftet. Ein Polizeioffizier hatte die Versammlung aufgelöst, als der Reichstagsabgeordnete Hugo Haase sprechen wollte. Daraufhin soll die Polizei von Versammlungsteilnehmern tätlich angegriffen worden sein.

Ein Dekret der Sowjetregierung verbietet die Ausfuhr von Kunstgegenständen und Altertümern.

Britische Einheiten durchbrechen unter Führung General Edmund Henry Hynmann Allenbys bei Jaffa die durch deutsche Truppenverbände verstärkte osmanische Palästinafront (“Palästina-Schlacht”).

20.9.1918, Freitag

In Baku, das am 15. September von osmanischen Truppen besetzt wurde, werden 26 bolschewistische Revolutionäre, die als sogenannte Bakuer Kommissare an der Errichtung der Bakuer Kommune beteiligt waren, standrechtlich erschossen.

Die Leiche des Ex-Zaren Nikolaus II., die an der Erschießungsstelle in der Nähe Jekaterinburgs (Swerdlowsk) verscharrt worden war, wird in Gegenwart zahlreicher geistlicher Würdenträger und konterrevolutionärer Soldaten exhumiert und zur feierlichen Beisetzung nach Omsk überführt.

21.9.1918, Samstag

Aus dem Prado in Madrid entwenden Unbekannte zwei wertvolle goldene Abendmahlskelche. Obwohl das Museum sofort geschlossen wird und die Polizei alle Anwesenden eingehend verhört, sind die Täter nicht zu ermitteln.

In Essen werden 30 Posthelferinnen verhaftet. Sie haben von auswärts eintreffende Pakete unterschlagen und geplündert. Der Schaden wird auf mindestens 25 000 Mark Warenwert beziffert.

In der sowjetischen Hauptstadt Moskau tritt ein Parteitag der “Volkskommunisten” zusammen. Die Partei wurde von ehemaligen linken Sozialrevolutionären gegründet, die jetzt politisch mehr auf der Seite der Bolschewiki stehen.

22.9.1918, Sonntag

Die deutsche Oberste Heeresleitung gibt bekannt, dass für Frontsoldaten nicht mehr Urlaub gewährt werden könne, obwohl sehr viele Soldaten ihre Familien seit über einem Jahr nicht gesehen haben. Neben der schwierigen militärischen Lage sei das Hauptproblem die Transportkapazität. Zur Zeit führen bereits etwa 25 000 kampfunfähige Soldaten von der Westfront in die Heimat, da sei für gesunde Heeresangehörige kaum noch Platz.

Deutsche Soldaten finden in einer verlassenen französischen Stellung das bislang unbekannte Grab von Hermann Löns. Der Schriftsteller war am 26. September 1914 bei Reims gefallen. Die deutsche Hermann-Löns-Gesellschaft will sich um eine angemessene Herrichtung der Grabstätte kümmern.

23.9.1918, Montag

Ein Erdbeben verwüstet zahlreiche Inseln der Ägäis. Allein auf Milos werden 300 Menschen getötet und 2000 verletzt. Alle größeren Gebäude sind eingestürzt.

Die französische Nationalversammlung bewilligt in Paris mit 467 gegen 4 Stimmen einen neuen Kriegskredit in Höhe von 12 Milliarden Francs.

Der deutsche Fürst Wilhelm Prinz zu Wied betont seinen Anspruch auf den Thron Albaniens. Albanien sei trotz der italienischen Besetzung ein neutraler und souveräner Staat. Italien hatte, nachdem der Prinz das Land verlassen hatte, am 3. Juni 1917 das Protektorat über das Land verkündet. Die deutsche Reichsregierung äußert an den Ansprüchen des Prinzen zu Wied kein Interesse.

Im Deutschen Reich beginnt die Zeichnung der 9. Kriegsanleihe. Die neueste Aktion zur Finanzierung der ungeheuren Kriegsausgaben wird bis zum 23. Oktober durchgeführt.

24.9.1918, Dienstag

Der rumänische König Ferdinand I. lässt seinen Sohn und Thronfolger Prinz Karl mit 75 Tagen strengem Arrest belegen. Die formale Begründung lautet auf “militärische Vergehen”. Gegen den Willen des Königshauses hatte sich Karl mit der Bürgerlichen Cäcilie Lambrino vermählt und ohne weiteres auf die Thronfolge verzichtet. Damit rückt sein jüngerer Bruder in diese Position.

In Elsass-Lothringen werden auf Anweisung der Obersten Heeresleitung zahlreiche Ortschaften evakuiert. Die Orte liegen im Schussbereich von Ferngeschützen der französischen Festung Metz.

Wegen des Kohlenmangels werden im Deutschen Reich die Züge und Triebwagen nicht mehr geheizt. Reisende sind angewiesen, sich mit Mänteln und Decken zu versorgen.

26.9.1918, Donnerstag

Unter Führung von Tomá Garrigue Masaryk wird in Paris durch den tschechischen Nationalrat eine provisorische Regierung gebildet.

27.9.1918, Freitag

Die österreichische Friedensnote, die Karl I. am 14. September “An alle” gerichtet hatte, wird vom US-amerikanischen Präsidenten Thomas Woodrow Wilson und von seinem französischen Amtskollegen Raymond Poincaré offiziell abgelehnt.

Die Berliner Universum-Film-Gesellschaft (UFA) führt mit der bolschewistischen Regierung in Moskau Verhandlungen über die Belieferung des Sowjetstaates mit deutschen Filmen. Die UFA ist die erste ausländische Filmgesellschaft, die mit den bolschewistischen Kulturbehörden Kontakt aufnimmt.

Untersuchungen des Berliner Kriegswucheramtes ergeben, dass mehrere, vom Amt beschlagnahmte Eisenbahnwaggons samt Inhalt verschwunden sind. Das Material wurde offenkundig von höheren Beamten der Behörde illegal verkauft bzw. gegen Bestechungsgelder an die Besitzer zurückgegeben.

28.9.1918, Samstag

In Lausanne wird Igor Strawinskys Musiktheater “Die Geschichte vom Soldaten” uraufgeführt.

Die deutsche Reichsregierung ruft alle Schulkinder auf, Bucheckern zu sammeln. Die zentralen Sammelstellen zahlen 1,65 Mark pro Kilo.

Sämtliche Materialbestände der AG für Anilinfabrikation (Agfa) in Leverkusen, die als einzige Firma im Deutschen Reich Rohfilm herstellt, werden beschlagnahmt. Nur noch ein Drittel der Filmproduktion wird der Filmindustrie zur Verfügung gestellt, zwei Drittel sind staatlichen Propaganda-Filmen vorbehalten.

Paul von Hintze, deutscher Staatssekretär des Äußeren, spricht sich in einer Denkschrift für eine Demokratisierung im Deutschen Reich durch eine “Revolution von oben” aus, um der Gefahr einer wirklichen Revolution zu begegnen.

29.9.1918, Sonntag

Großbritannien und Frankreich unterzeichnen in Saloniki einen Waffenstillstandsvertrag mit Bulgarien.

Die deutsche Oberste Heeresleitung in Spa fordert die Herausgabe eines Friedensangebots an die Alliierten und außerdem den Rücktritt der Regierung unter Reichskanzler Georg Graf von Hertling.

Die deutsche Westfront in Frankreich weicht hinter die Linie Oise-Aisne-Kanal und Cambrai zurück.

Die Vertreter von 94 Vereinen und Verbänden der deutschen Wirtschaft sprechen sich in Berlin für den sofortigen Abbau der Zwangsbewirtschaftung aus, nachdem Frieden geschlossen worden sei. Anstelle der Kriegswirtschaft solle sich nach ihrem Wunsch nun ungehindert die Individualwirtschaft entwickeln können.

30.9.1918, Montag

Durch Erlass verfügt der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Einführung des seit langem diskutierten und von der Linken geforderten parlamentarischen Systems im Deutschen Reich.

Der deutsche Reichskanzler Georg Graf von Hertling überreicht Kaiser Wilhelm II. sein Rücktrittsgesuch.

Das sowjetische Zentralexekutivkomitee billigt das von einer eigenen Kommission unter Führung Anatoli W. Lunatscharskis ausgearbeitete Konzept einer “Einheits-Arbeits-Schule”, einer zweistufigen Einheitsschule, die insgesamt neun Pflichtschuljahre umfasst.

Chroniknet