Was geschah im September 1948

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1.9.1948, Mittwoch

In Bonn am Rhein konstituiert sich der Parlamentarische Rat für die drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands.

Der US-amerikanische Außenminister George C. Marshall gibt in Washington bekannt, dass die Vereinigten Staaten an Großbritannien und Frankreich mit der Bitte herantreten werden, ihre Demontagepolitik in Deutschland zu überprüfen.

Der ehemalige Reichsfinanzminister Hjalmar Schacht wird von einem württembergischen Gericht in einem Entnazifizierungsverfahren als entlastet bezeichnet.

Das US-amerikanische Verteidigungsministerium plant den Bau eines düsenangetriebenen 46-Tonnen-Bombers. Das Flugzeug soll Atombomben tragen und auf einem Flugzeugträger stationiert werden können.

2.9.1948, Donnerstag

Auf der philippinischen Insel Camiguin bricht der Vulkan Mount Hibokhibok aus; die gesamte Inselbevölkerung (rund 45 000 Menschen) muss bis zum 9. September evakuiert werden.

3.9.1948, Freitag

In London stellt der Läufer Herbert McKenley aus Jamaika mit der Zeit von 32,4 sec einen Weltrekord über 300 m auf.

In Großbritannien finden die seit Kriegsende größten Manöver der britischen Luftstreitkräfte unter Beteiligung der im Lande stationierten Geschwader der US-amerikanischen Luftwaffe statt.

Wladislaw Gomulka verliert sein Amt als Generalsekretär der Kommunistischen Arbeiterpartei Polens (PPR).

4.9.1948, Samstag

Ein Streik der Hafenarbeiter legt den Ladeverkehr in den Häfen der Westküste der Vereinigten Staaten lahm.

Königin Wilhelmina der Niederlande unterzeichnet die Abdankungsurkunde und überlässt ihrer Tochter Juliana den Thron.

In Prag gibt die tschechoslowakische Polizei die Verhaftung von zahlreichen Priestern und Nonnen bekannt, die einer Verschwörung gegen den Staat verdächtigt werden.

Im schweizerischen Interlaken endet der Kongress der Europäischen Parlamentarischen Union mit der Aufforderung an die Teilnehmerstaaten des Marshallplans (einschließlich der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands), eine verfassunggebende Versammlung für Europa einzuberufen.

In Österreich werden auf Beschluss der Regierung die Lebensmittelrationen auf 2100 Kalorien pro Person und Tag erhöht; rund 55% der Lebensmittel für die Österreicher werden im Rahmen des Marshallplanes geliefert.

5.9.1948, Sonntag

In Mainz endet nach dreitägiger Dauer der erste Deutsche Katholikentag seit Kriegsende; Papst Pius XII. übermittelt über den Rundfunk eine Grußbotschaft.

In Paris stellt Frankreichs Ministerpräsident Robert Schuman sein neues Kabinett vor.

Die Abgeordneten der bulgarischen Nationalversammlung beschließen in Sofia die Verlängerung ihrer Amtsperiode um ein Jahr auf fünf Jahre.

In Forest Hills nahe New York gewinnt die Mannschaft der Vereinigten Staaten den Tennis-Davis-Cup. Sie besiegt die Vertretung Australiens mit 5:0 Punkten.

6.9.1948, Montag

US-Präsident Harry S. Truman eröffnet mit einer Rede vor Gewerkschaftern in Detroit im US-Bundesstaat Michigan den Wahlkampf der Demokratischen Partei der USA.

In Amsterdam wird Kronprinzessin Juliana zur Königin der Niederlande gekrönt.

Warenlieferungen der Marshallplanhilfe der USA werden künftig mit einem einheitlichen Wappen als Kennzeichen versehen.

In Berlin dringen Demonstranten in das im sowjetischen Sektor gelegene Berliner Stadthaus ein; die Stadtverordneten verlegen daraufhin ihren Tagungsort in den britischen Sektor der Stadt.

7.9.1948, Dienstag

Ein Leichtathletik-Länderkampf zwischen Österreich und der Schweiz in Wien wird von der österreichischen Mannschaft mit 63:31 Punkten gewonnen.

Ein Unwetter über Norditalien verursacht schwere Überschwemmungen im Gebiet der Stadt Asti, wobei 120 Menschen ums Leben kommen.

In China findet eine Offensive der kommunistischen Truppen statt, die nach Überschreiten des Gelben Flusses die Hauptstadt der Provinz Honan Tschengtschou vom Nachschub abschneiden.

Auf Antrag der kommunistischen Partei Frankreichs spricht die Nationalversammlung in Paris dem neuen Kabinett unter Ministerpräsident Robert Schuman das Misstrauen aus.

In Berlin werden die Besprechungen der vier alliierten Militärgouverneure über eine Beilegung der Berlinkrise auf unbestimmte Zeit vertagt.

8.9.1948, Mittwoch

In Bonn beginnt eine zweitägige Debatte des Parlamentarischen Rates über ein Grundgesetz für einen westdeutschen Staat.

Eine Gruppe freiwilliger Ordner, die am 6. September in Berlin eine Störung der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Stadthaus zu verhindern versuchte, wird von sowjetischem Militär verhaftet.

9.9.1948, Donnerstag

In Pjongjang wird die Volksdemokratische Republik Korea (Nordkorea) ausgerufen; Ministerpräsident ist Kim Il Sung.

In Ungarn werden mehrere Mitglieder der evangelischen Kirche, darunter Bischof Lajos Ordas, wegen Devisenvergehen verhaftet.

Auf einer Kundgebung in Berlin, zu der sich mehr als 300 000 Teilnehmer eingefunden haben, richtet der gewählte Oberbürgermeister Ernst Reuter einen leidenschaftlichen Appell an die Adresse der Westalliierten, Berlin nicht aufzugeben.

10.9.1948, Freitag

In Köln erscheint die erste Ausgabe der “Allgemeinen Kölnischen Rundschau”, der ersten überregionalen Parteizeitung der CDU in der britischen Besatzungszone Deutschlands.

Die französische Militärregierung in Deutschland gibt bekannt, dass vom 1. Oktober an für ihre Besatzungstruppen keine Lebensmittel mehr aus Deutschland geliefert werden.

In Paris einigen sich Vertreter der 16 am Marshallplan beteiligten europäischen Staaten endgültig auf eine Verteilung der Hilfslieferungen der Vereinigten Staaten.

11.9.1948, Samstag

In München wird das diesjährige Herbstfest eröffnet, das bis zum 25. September dauert; erstmals seit Kriegsende wird dort wieder Starkbier mit einer Stammwürze von 8% angeboten.

Infolge von langanhaltenden Regenfällen kommt es zu schweren Überschwemmungen in der japanischen Stadt Nagasaki, bei denen 53 Menschen ums Leben kommen.

Nachfolger des verstorbenen Generalgouverneurs von Pakistan, Mohammad Ali Dschinnah, wird der bisherige Generalgouverneur von Ostbengalen, Khwaja Nazimuddin.

In Luxemburg endet nach einwöchiger Dauer der Kongress der Bewegung zur Schaffung einer Weltregierung. Die 500 Delegierten aus 30 Ländern wählen den Briten Sir John Boyd-Orr zu ihrem Vorsitzenden.

In Hannover erscheint die erste Ausgabe der SPD-Parteizeitung “Neuer Vorwärts”.

12.9.1948, Sonntag

In Prag veröffentlicht das Organ der tschechoslowakischen kommunistischen Partei, “Rude Pravo”, ein Gesetz zum Schutz der Republik nach dem u.a. die Behinderung von Staatsorganen als Hochverrat gilt.

In Frankreich stellt Ministerpräsident Henri Queuille sein neues Kabinett vor.

In der belgischen Hafenstadt Antwerpen bricht unter der Leitung des schweizerischen Physikers Auguste Piccard eine Tiefsee-Expedition in den Golf von Guinea auf.

Die Österreicherin Herma Bauma verbessert in Wien die Weltrekordmarke im Speerwerfen auf 48,63 m.

Die Deutschen Vereinsmeisterschaften der Leichtathleten in München gewinnt bei den Männern der TSV 1860 München, bei den Damen siegt die Mannschaft des SSV Wuppertal.

13.9.1948, Montag

Militärs der Indischen Union besetzen den unabhängigen Fürstenstaat Hyderabad, nachdem es dort zu Unruhen gekommen war.

Der Vorsitzende der französischen Volksunion (RPF), General Charles de Gaulle, fordert in mehreren Reden die Ausschreibung von Neuwahlen in Frankreich.

In Paris beginnt eine Außenministerkonferenz, bei der die Vertreter der USA, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs über die Zukunft der italienischen Kolonien verhandeln.

In Berlin verurteilt ein sowjetisches Militärgericht fünf Deutsche, die nach der Kundgebung am 9. September verhaftet worden waren, zu je 25 Jahren Zwangsarbeit.

14.9.1948, Dienstag

In Österreich werden die Grenzen der Bundesländer aus der Zeit vor dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wiederhergestellt.

Die britische Regierung gibt in London die Verlängerung der Militärdienstzeit der zur Demobilisierung vorgesehenen Truppen um drei Monate bekannt.

Die französische Nationalversammlung in Paris spricht der neuen, von Henri Queuille gebildeten Regierung das Vertrauen aus.

Eine Spruchkammer in Königstein am Taunus beschließt in einem Entnazifizierungsverfahren, den Industriellen Fritz Thyssen in die Gruppe der Minderbelasteten einzustufen.

Die Berliner SED erklärt, sie werde an den für den 14. November geplanten Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung nicht teilnehmen.

Zum Abschluss des SPD-Parteitages in Düsseldorf, der am 11. September begonnen hatte, wird Kurt Schumacher zum ersten und Erich Ollenhauer zum zweiten Vorsitzenden der Partei gewählt.

15.9.1948, Mittwoch

In Muroc, im US-Bundesstaat Kalifornien, stellt der Major der US-amerikanischen Streitkräfte, Robert Johnson, einen Flugweltrekord auf: Er erreicht mit einem F-86-Düsenjäger eine Geschwindigkeit von 1079,84 km/h.

Bei Parlamentswahlen in Rhodesien erreicht die weiße Regierungspartei (United Party) die absolute Mehrheit.

Die europäische Wellenlängenkonferenz, die seit dem 25. Juni in Kopenhagen tagt, endet mit der Verabschiedung eines neuen Verteilungsplans für die Sendefrequenzen der europäischen Rundfunkstationen.

In Paris kommt es zu schweren Straßenschlachten zwischen der Polizei und Arbeitern der verstaatlichten Flugzeugwerke Frankreichs, die sich im Streik befinden.

In Bonn am Rhein werden die Ausschüsse des Parlamentarischen Rates zur Erarbeitung eines Grundgesetzes für Westdeutschland gewählt.

16.9.1948, Donnerstag

Ein Taifun im Norden der japanischen Hauptinsel Hondo fordert mehr als 500 Todesopfer.

Unter Vorsitz des österreichischen Bundeskanzlers Leopold Figl einigen sich Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände des Landes auf eine allgemeine Lohnerhöhung von 6%.

Die Regierungschefs von Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Südbaden beschließen in Bühl die Zusammenlegung der drei Länder zu einem Südweststaat.

In Berlin endet die 13. Tagung des Parteivorstandes der SED. die am Vortage begonnen hatte, mit dem Beschluss zur Bildung einer Zentralen Parteikontrollkommission.

17.9.1948, Freitag

Das US-amerikanische Generalkonsulat in Frankfurt am Main teilt mit, dass ab sofort das Einwanderungsverbot in die USA für Deutsche und Österreicher aufgehoben ist. Außerdem werden auch wieder Besuchsvisa ausgestellt.

In Prag wird der ehemalige Kommandant des Konzentrationslagers Theresienstadt, Rudolf Heindl, zum Tode verurteilt und zwölf Stunden später hingerichtet.

Der schwedische UNO-Vermittler in Palästina, Graf Folke Bernadotte, wird in Jerusalem von jüdischen Terroristen der Stern-Bande erschossen.

In Italien beschließen die Vertreter von rund 600 000 katholischen Arbeitern die Gründung einer neuen Gewerkschaftsorganisation, die vom kommunistischen Italienischen Gewerkschaftsverband unabhängig sein soll.

18.9.1948, Samstag

In Grenoble kommt es nach einer Rede des Vorsitzenden der französischen Volksunion, General Charles de Gaulle zu Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern und Mitgliedern der kommunistischen Partei.

Das Pfund Sterling wird um 30% abgewertet; der neue Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar beträgt nun 1:2,8.

In Indonesien wird ein kommunistischer Aufstandsversuch im Keim erstickt.

Die Militärregierungen der US-amerikanischen und britischen Besatzungszonen in Deutschland beschließen, Warenlieferungen aus der Bizone in die Ostzone zu unterbinden.

Auf ihrem dritten Parteitag in Erfurt wählen die Delegierten der CDU der Ostzone Otto Nuschke zum Vorsitzenden; die Delegierten beschließen außerdem, die Verständigung mit der Sowjetunion als ein besonderes Anliegen der CDU zu betrachten.

19.9.1948, Sonntag

Bei den Parlamentswahlen in Schweden kann die regierende sozialdemokratische Partei trotz geringer Stimmenverluste ihre Rolle als stärkste politische Kraft behaupten.

20.9.1948, Montag

Bei einem Erdrutsch im indischen Bundesstaat Assam werden 500 Menschen verschüttet und können nur noch tot geborgen werden.

Die israelische Regierung erlässt ein Verbot der Untergrundorganisationen Irgun Zwai Leumi, Hagana und der Stern-Bande und verfügt deren Eingliederung in die reguläre Armee; die Stern-Bande setzt ihre illegale Tätigkeit jedoch fort.

21.9.1948, Dienstag

In Westmakedonien schlagen griechische Truppen eine Offensive der kommunistischen Partisanen unter dem Befehl des Generals Markos zurück.

Truppeneinheiten der kommunistischen Befreiungsarmee erobern die Hauptstadt der chinesischen Provinz Schantung, Tsinan.

Im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey schlägt der Franzose Marcel Cerdan den US-Amerikaner Tony Zale durch technischen K. o. und erringt damit den Boxweltmeistertitel im Mittelgewicht.

22.9.1948, Mittwoch

In zahlreichen Demonstrationen und Protestkundgebungen in Norditalien werden Lohnerhöhungen für die 1,1 Millionen Staatsangestellten gefordert.

Die drei westlichen Besatzungsmächte Deutschlands fordern die Regierung der Sowjetunion in diplomatischen Noten erneut auf, die Blockade Berlins zu beenden.

Im Entnazifizierungsverfahren gegen den ehemaligen Generalstabschef der deutschen Wehrmacht, Generaloberst Franz Halder, erklärt die Münchener Spruchkammer diesen für nicht belastet.

23.9.1948, Donnerstag

Ein Militärtribunal der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland (SMAD) reduziert die Strafen gegen fünf der nach den Demonstrationen vom 13. September zu je 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilten Berliner auf ein bis acht Jahre.

24.9.1948, Freitag

Das Mitglied des Parteivorstandes der SED, Anton Ackerman, wird dazu gezwungen, seine im Jahre 1946 aufgestellte These vom “deutschen Weg zum Sozialismus” offiziell zu widerrufen.

In Frankreich findet ein zweistündiger Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung statt.

Die bulgarische Regierung ersucht um Aufnahme des Landes in die Vereinten Nationen.

25.9.1948, Samstag

Die ungarische Regierung gibt die Verstaatlichung der in US-amerikanischem Besitz befindlichen Ölgesellschaften bekannt.

Durch Störungen in den drei Luftkorridoren von und nach Berlin versucht die sowjetische Besatzungsmacht in Deutschland die Versorgung der Stadt durch die Luftbrücke zum Erliegen zu bringen.

26.9.1948, Sonntag

In Berlin-Schöneberg stürzt die Decke eines Kinos während einer Vorstellung ein dabei sterben 18 Menschen, 50 Personen werden zum Teil schwer verletzt.

In Prag beginnt ein Kongress des Internationalen Genossenschaftsbundes, der bis zum 29. September dauert.

27.9.1948, Montag

Der Berliner Magistrat beschließt die Anrufung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zur Lösung der Krise um Berlin.

In den USA veröffentlicht der Untersuchungsausschuss für unamerikanische Umtriebe einen Bericht über angebliche Spionage in der Atomindustrie, wobei führende Wissenschaftler der geheimdienstlichen Tätigkeit für die Sowjetunion beschuldigt werden.

28.9.1948, Dienstag

Die ungarische Regierung ersucht um die Aufnahme des Landes in die Vereinten Nationen.

Die Verteidigungsminister der fünf Staaten des Brüsseler Paktes (Großbritannien, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Luxemburg) fassen den Beschluss zum Aufbau einer Verteidigungsgemeinschaft, der sämtliche westeuropäischen Truppen angehören sollen.

29.9.1948, Mittwoch

Der polnische Ministerrat beschließt, ab 1. November die Brot- und Mehlrationierung aufzuheben.

Die Westmächte ersuchen den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Trygve Lie, die Berlinkrise auf die Tagesordnung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu setzten.

Der belgische Leichtathlet Gaston Reiff läuft in Brüssel die 2000 m in der Weltrekordzeit von 5:07,0 min.

Das US-amerikanische Verteidigungsministerium in Washington verfügt ein vorläufiges Startverbot für alle Düsenjäger vom Typ F 84; Grund ist die hohe Zahl von Abstürzen aus ungeklärter Ursache in den letzten Monaten.

30.9.1948, Donnerstag

Der Chef der Stern-Bande, der letzten illegalen jüdischen Untergrundorganisation, Nathan Friedmann Yellin, wird in Haifa festgenommen.

Chroniknet