Was geschah im September 1955

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1.9.1955, Donnerstag

In der finnischen Hauptstadt Helsinki wird zwischen Finnland und der Bundesrepublik Deutschland ein Handelsabkommen geschlossen.

2.9.1955, Freitag

Bundeskanzler Konrad Adenauer empfängt in Bonn die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien zu einer Aussprache über die bevorstehende Kanzlerreise nach Moskau. Hauptthemen sind dabei das Problem der deutschen Teilung und die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischem Gewahrsam.

In Halle an der Saale (DDR) endet nach drei Tagen der 4. Parteitag der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD). Ernst Goldenbaum wird als Parteivorsitzender in seinem Amt bestätigt.

Nach zehnjähriger verwaltungsrechtlicher Selbständigkeit wird der Landkreis Lindau am Bodensee offiziell wieder dem Bundesland Bayern angegliedert. Die Eigenständigkeit Lindaus war eine Folge der willkürlichen Grenzziehung in diesem Gebiet zwischen der französischen und US-amerikanischen Besatzungszone.

3.9.1955, Samstag

In Hamburg wird das Schauspiel “Das kalte Licht” von Carl Zuckmayer uraufgeführt. Das Stück behandelt am Beispiel eines jungen Physikers die Gefahr für Naturwissenschaftler, in politische Konflikte verstrickt zu werden.

Das US-amerikanische Nachrichtenmagazin “Newsweek” veröffentlicht einen Bericht über ein Ausbildungslager der US-Armee im Bundesstaat Nevada, in dem US-Soldaten unter äußerst harten Bedingungen darauf trainiert werden, im Falle einer Kriegsgefangenschaft psychischen und physischen Torturen zu widerstehen. Trotz massiver Proteste in der Öffentlichkeit erklärt das US-Verteidigungsministerium, dass an dem Trainingsprogramm festgehalten werde.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie veröffentlicht in Frankfurt eine Statistik über die deutsche Autoproduktion. Danach sind 1954 in der Bundesrepublik Deutschland 518 190 PKW hergestellt worden, was einen Produktionszuwachs im Vergleich zum Vorjahr von 40,4% bedeutet.

In Genf (Schweiz) endet nach zweiwöchiger Dauer der 1. Kongress der Vereinten Nationen über Verbrechensbekämpfung und Strafvollzug. Es werden u.a. internationale Maßnahmen zur Verhinderung von Verbrechen und einheitliche Regeln für den Strafvollzug gefordert.

Dem Schritt der Sowjetunion folgend, geben die Regierungen von Polen, Ungarn und Albanien die Absicht bekannt, ihre Streitkräfte bis Jahresende um 47 000 bzw. um 20 000 und 9000 Mann zu vermindern.

In der schweizerischen Stadt Luzern endet nach dreitägiger Dauer der 7. Kongress der Liberalen Weltunion, in der liberale Parteien der ganzen Welt zusammengeschlossen sind. Die rund 200 Delegierten verabschieden mehrere Resolutionen, in denen sie u.a. den Kommunismus als eine ständige Bedrohung der freien Welt bezeichnen.

4.9.1955, Sonntag

Der deutsche Sprinter Heinz Fütterer stellt in Köln mit einer Zeit von 20,6 sec einen Europarekord über 200 m auf.

Nach mehrjährigen Wiederaufbauarbeiten wird die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Deutsche Staatsoper Unter den Linden in Berlin (Ost) mit einer Aufführung von Richard Wagners “Meistersingern von Nürnberg” wiedereröffnet. Chefdirigent des Opernhauses ist Franz Konwitschny.

In Leipzig öffnet die Herbstmesse ihre Tore. Rund 7500 Aussteller aus 32 Ländern präsentieren bis zum 11.9. 1955 ihre Erzeugnisse.

Auf Kundgebungen in Saarbrücken erklären die Vorsitzenden der drei prodeutschen Parteien des Saarlands, der Saar-CDU, der DSP (Saar) und der DPS, ihre Entschlossenheit, entgegen einer Empfehlung von Bundeskanzler Adenauer für die Ablehnung des Saarstatuts bei der bevorstehenden Volksabstimmung zu werben.

5.9.1955, Montag

In Konstanz am Bodensee beginnt ein fünftägiger internationaler Kongress von Markt- und Meinungsforschern, an dem auch der Begründer dieses Wissenschaftszweiges, der US-Amerikaner George H. Gallup, teilnimmt.

Nach Angaben der Paßkontrollstelle Helmstedt erkennt die DDR bei Transitreisen seit kurzem auch den grünen Reisepassals Ausweispapier an. Bisher mussten westdeutsche Transitreisende nach Berlin ihren Personalausweis vorlegen.

6.9.1955, Dienstag

Nach einem Bombenanschlag auf das türkische Konsulat in der griechischen Stadt Saloniki kommt es in Istanbul und Smyrna (Türkei) zu Übergriffen auf griechische Bevölkerungsgruppen in beiden Städten. Die türkische Regierung verhängt daraufhin den Belagerungszustand über das Gebiet.

In Leningrad stellt Galina Sybina mit einer Weite von 16,29 m einen Weltrekord im Kugelstoßen auf.

Als Nachfolger des zurückgetretenen Leonhard Schlüter (FDP) übernimmt Richard Tantzen (FDP) das Amt des niedersächsischen Kultusministers.

7.9.1955, Mittwoch

Der Nationalrat, das österreichische Parlament, billigt in Wien einen Gesetzentwurf über die Aufstellung eines Bundesheeres und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger über 18 Jahren.

8.9.1955, Donnerstag

Vor einem Kongress von rund 2000 Historikern in Rom teilt Papst Pius XII. mit, dass große Teile des Geheimarchivs des Vatikans bald der Forschung zugänglich gemacht werden sollen.

Bei der Spartakiade in Moskau verbessert Alexandra Tschudina aus der Sowjetunion den Weltrekord im Fünfkampf der Frauen um 310 auf 5014 Punkte.

In Bad Godesberg bei Bonn kommen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard und Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zu einem Gespräch über die konjunkturelle Lage in der Bundesrepublik zusammen. Es besteht Einigkeit zwischen beiden Seiten, dass Preissenkungen angestrebt werden müssen, ein Lohn- und Preisstopp jedoch nicht in Frage komme.

Bundeskanzler Adenauer trifft an der Spitze einer Regierungsdelegation zu einem viertägigen Staatsbesuch in Moskau ein.

9.9.1955, Freitag

In einer Rede in Leipzig fordert der stellvertretende Ministerpräsident der DDR, Walter Ulbricht, die Bonner Bundesregierung dazu auf, gemeinsam mit der DDR eine gesamtdeutsche Delegation zur Außenministerkonferenz im Oktober 1955 nach Genf (Schweiz) zu entsenden.

In Southport endet die Jahrestagung des Dachverbandes der britischen Gewerkschaften TUC. Die Delegierten billigen u.a. eine Satzungsänderung, die es der Organisation ermöglicht, direkt in Arbeitskonflikte einzugreifen.

10.9.1955, Samstag

In Süditalien beginnt eine großangelegte Razzia der italienischen Polizei gegen die “Mafia”. Ziel ist es, die weitverzweigte Verbrecherorganisation, deren Hauptbetätigungsfeld in Kalabrien liegt, zu zerschlagen. Bei der Aktion sind mehrere hundert Polizisten im Einsatz.

11.9.1955, Sonntag

Der Ungar Sandor Iharos erzielt bei einem Leichtathletik-Wettbewerb in Budapest über 5000 m mit einer Zeit von 13:50,8 min einen Weltrekord. Er unterbietet die von Wladimir Kuz (UdSSR) gehaltene Bestmarke um 4/10 sec.

Der Große Preis von Italien in Monza endet mit einem Doppelsieg der Mercedes-Rennwagen. Es gewinnt der Argentinier Juan Manuel Fangio vor seinem Markengefährten Taruffi.

In Venedig endet mit der Preisverleihung nach zweiwöchiger Dauer die Film-Biennale. Den Goldenen Löwen für den besten Film erhält der dänische Beitrag “Ordet” des Regisseurs Carl Theodor Dreyer. Der Preis für den besten Schauspieler wird Curd Jürgens für seine Rolle in dem deutschen Film “Des Teufels General” nach dem Bühnenstück von Carl Zuckmayer zuerkannt.

Aus den ersten freien Parlamentswahlen in Kambodscha geht die Sozialistische Volksgemeinschaft des Ex-Königs Norodom Sihanouk als klare Siegerin hervor. Nach dem Wahlsieg erklärt Sihanouk, dass er eine Neutralitätspolitik betreiben und mit Frankreich zu einem entspannten Verhältnis gelangen wolle.

12.9.1955, Montag

In München wird der mit 25 000 DM dotierte Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik an die deutsche Atomphysikerin Lise Meitner und den Chemiker und Nobelpreisträger Heinrich Wieland verliehen. Lise Meitner war langjährige Mitarbeiterin des 76-Jährigen Otto Hahn, dem 1938 die erste künstliche Kernspaltung gelang.

In Istanbul (Türkei) beginnt die 10. Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Auf der Eröffnungssitzung gibt der Weltbankpräsident Eugene R. Black einen positiven Bericht über die Entwicklung der Weltwirtschaft.

Der Ministerpräsident der in London residierenden polnischen Exilregierung, Hugo Hanke, kehrt aus dem Exil in seine Heimat zurück. Zur Begründung seines Schrittes erklärt er in Warschau, die bürgerlichen Exilpolitiker Polens seien so stark zerstritten, dass ihm eine Zusammenarbeit nicht mehr sinnvoll erschienen sei.

Die französische Regierung verbietet die Kommunistische Partei Algeriens und verfügt ihre Auflösung.

13.9.1955, Dienstag

Zum Abschluss ihrer viertägigen Verhandlungen in Moskau veröffentlichen die Regierungsdelegationen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR ein Kommuniqué, in dem sie u.a. ihren Entschluss zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten bekanntgeben.

In Rom beginnt ein einwöchiger Germanisten-Kongress, an dem 250 Wissenschaftler aus 23 Ländern teilnehmen.

Die britische Marine stellt ihr mit 43 500 BRT größtes Schlachtschiff “Vanguard” außer Dienst.

14.9.1955, Mittwoch

Bundeskanzler Adenauer äußert sich unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Moskau zufrieden mit den Ergebnissen seiner Verhandlungen mit der sowjetischen Staats- und Parteiführung.

In Wien fahren zum letzten Mal ein britischer, ein französischer, ein US-amerikanischer und ein sowjetischer Militärpolizist in einem Jeep gemeinsam Patrouille. Die “Vier im Jeep” gehörten während der alliierten Besatzung in Österreich – ungeachtet des Kalten Krieges – zum Straßenbild der Viersektorenstadt Wien.

In Berlin (West) wird der deutsche Spielfilm “Hanussen” uraufgeführt. Die Titelrolle des Hellsehers spielt O. W. Fischer. In weiteren Rollen sind Liselotte Pulver und Klaus Kinski zu sehen.

15.9.1955, Donnerstag

Der Publizist Paul Sethe, einer der fünf Herausgeber der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, erklärt in Frankfurt am Main, dass er seine Mitarbeit an der Tageszeitung aufgeben werde.

Als erstes Staatsoberhaupt eines nichtkommunistischen Landes trifft der finnische Präsident Juho Kusti Paasikivi zu einem offiziellen Besuch in der sowjetischen Hauptstadt Moskau ein. Im Mittelpunkt der Gespräche mit der Partei- und Staatsführung der UdSSR stehen die beiderseitigen Beziehungen vor dem Hintergrund des Ost-West-Konfliktes.

16.9.1955, Freitag

Auf einer Pressekonferenz in Bonn berichtet Bundeskanzler Konrad Adenauer über die Ergebnisse seines Moskau-Besuches. Er betont dabei, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur UdSSR nichts an den engen Verbindungen der Bundesrepublik Deutschland zum Westen ändern werde.

Teile der argentinischen Streitkräfte putschen gegen das Regime des Präsidenten Juan Domingo Perón, der drei Tage darauf außer Landes flieht.

In Salzburg (Österreich) beginnt ein dreitägiger Kongress der Internationalen Union Christlicher Demokraten. Hauptthema der Tagung ist das Streben nach wirtschaftlicher und politischer Integration Europas.

17.9.1955, Samstag

In Tunesien wird nach Inkrafttreten der französisch-tunesischen Vereinbarungen über die innere Autonomie des nordafrikanischen Landes die erste rein tunesische Regierung unter Ministerpräsident Tahar ben Ammar gebildet.

In Leipzig endet der zweitägige Parteitag der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD). Als Parteivorsitzender wird der Außenminister der DDR, Lothar Bolz, wiedergewählt.

Nach Mitteilung des österreichischen Amtes für Zivilluftfahrt in Wien erhält Österreich nach 10-Jähriger Besatzungsherrschaft über seinem Territorium wieder die volle Lufthoheit zurück.

Eine Regierungsdelegation der DDR unter der Leitung von Ministerpräsident Otto Grotewohl reist zu viertägigen Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung nach Moskau.

18.9.1955, Sonntag

Der SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer übt auf einer Parteiveranstaltung in Bremerhaven scharfe Kritik an den Ergebnissen der Moskaureise von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Zwar begrüße die SPD die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion, jedoch stelle sich die Frage, ob damit nicht ein weiterer Schritt zur Teilung Deutschlands getan sei.

Während eines Besuches des finnischen Ministerpräsidenten Urho Kaleva Kekkonen in Moskau wird zwischen Finnland und der UdSSR die Rückgabe der seit 1944 von der Sowjetarmee als Stützpunkt vor Helsinki gelegenen Insel Porkkala vereinbart.

An der Grenze zwischen der Volksrepublik Korea (Nordkorea) und der Republik Korea (Südkorea) wird ein US-amerikanisches Beobachtungsflugzeug von der nordkoreanischen Luftabwehr abgeschossen. Die US-Regierung erhebt wegen des Zwischenfalls, der sich nach ihren Angaben über neutralem Gebiet ereignet hat, scharfen Protest.

19.9.1955, Montag

Nach fünftägiger Dauer endet das NATO-Manöver “Commonwealth Four”. An der Übung, die in Niedersachsen nördlich von Osnabrück stattfand, nahmen rund 20 000 britische und kanadische Soldaten teil.

Zehn US-amerikanische Jagdflugzeuge vom Typ F-84 “Thunderstreak” stellen auf der rund 8200 km weiten Strecke von Südengland nach Texas (USA) einen Geschwindigkeitsrekord auf. Die Maschinen, die in der Luft betankt werden, benötigen für den Flug 10 h 48 min.

Aus Protest gegen eine vom Ernährungsministerium geplante Erhöhung des Milchpreises um fünf Pfennig pro Liter beginnen im Ruhrgebiet rund 30 000 Arbeitnehmer einen einwöchigen Milchboykott.

Gemäß den Vereinbarungen des im Mai unterzeichneten Staatsvertrags verlässt der letzte sowjetische Soldat Österreich.

Die Tschechoslowakei und Ägypten schließen in Prag ein Abkommen über die Lieferung tschechoslowakischer Waffen an Ägypten.

20.9.1955, Dienstag

In Moskau unterzeichnen der Vorsitzende des sowjetischen Ministerrates, Nikolai A. Bulganin, und der Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl, den “Vertrag über die Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken”. Mit diesem Vertrag gewährt die UdSSR der DDR die staatliche Souveränität.

Nach mehrstündiger kontroverser Diskussion billigt in Bonn die SPD-Fraktion des deutschen Bundestags einstimmig die Ergebnisse der Moskauer Verhandlungen von Bundeskanzler Konrad Adenauer.

21.9.1955, Mittwoch

Großbritannien annektiert die etwa 250 Seemeilen westlich der Hebriden gelegene Atlantikinsel Rockall. Die Insel ist als Übungsziel ferngelenkter Geschosse der britischen Armee vorgesehen.

Im New Yorker Yankee-Stadion verteidigt der amtierende Boxweltmeister im Schwergewicht, Rocky Marciano (USA), seinen Titel gegen den Herausforderer Archie Moore (USA) durch K. o. in der 9. Runde.

22.9.1955, Donnerstag

Die Komödie “Die weiße Gräfin” des britischen Dramatikers John B. Priestley wird in London uraufgeführt.

In Paris wählen die Delegierten des Weltrates des Christlichen Vereins junger Männer (CVJM) den liberianischen Diplomaten Charles Sherman zum Präsidenten des neugebildeten Gremiums.

In Argentinien bildet der Anführer der Putschisten gegen Präsident Juan Domingo Perón, General Eduardo Lonardi, eine provisorische Regierung. Ihr Aktionsprogramm sieht u.a. die Wiederherstellung der Verfassung, Aufhebung der Pressezensur und die Abhaltung freier Wahlen innerhalb von 220 Tagen vor.

Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe stellt in einem Grundsatzurteil über die “Rechtsstellung der Rechtsanwälte, die jenseits der Oder-Neiße-Linie zugelassen waren”, fest, dass sich die Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland weiterhin auf das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 und damit auch auf die Gebiete östlich von Oder und Neiße erstreckt.

23.9.1955, Freitag

Der deutsche Bundestag in Bonn billigt einstimmig die in Moskau vereinbarte Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR.

In einer Rundfunkansprache erklärt der französische Ministerpräsident Edgar Faure, Frankreich halte weiterhin an dem Vorhaben einer vollständigen Integration Algeriens in das Mutterland fest. Diese sei v.a. aus wirtschaftlichen Gründen notwendig.

Die letzten britischen Besatzungstruppen verlassen Österreich, wie im Staatsvertrag zwischen Österreich und den alliierten Siegermächten vereinbart.

Pakistan tritt dem sog. Bagdadpakt bei; dem Verteidigungsbündnis gehören bereits die Türkei, der Irak und Großbritannien an.

24.9.1955, Samstag

Nach Angaben der deutschen Botschaft in Rom kam in der Feriensaison 1955 jeder fünfte Tourist in Italien aus der Bundesrepublik. Es wird erwartet, dass bis Jahresende insgesamt rund 2,2 Mio. Deutsche Italien besucht haben werden.

25.9.1955, Sonntag

Der kambodschanische Nationalkongress erklärt Kambodscha zu einem unabhängigen und souveränen Staat, der nicht mehr Teil der Französischen Union ist.

In Belgrad verliert die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen die Auswahl Jugoslawiens 3:1.

26.9.1955, Montag

Der frühere Großadmiral Erich Raeder, von 1935 bis 1943 Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, wird in Anbetracht seines vorgerückten Alters von 79 Jahren aus dem Spandauer Kriegsverbrechergefängnis entlassen. Raeder war 1946 vom Nürnberger Militärgerichtshof zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden.

27.9.1955, Dienstag

In New York kommen die Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs zu einer dreitägigen Konferenz zusammen, bei der es in Vorbereitung der bevorstehenden Genfer Außenministerkonferenz um Fragen der westlichen Deutschlandpolitik sowie eines europäischen Sicherheitssystems geht.

28.9.1955, Mittwoch

In Moskau beschließt das Präsidium des Obersten Sowjet die Entlassung von 9626 deutschen Kriegsgefangenen in ihre Heimat. Von diesen sollen 749 wegen schwerer Kriegsverbrechen Verurteilte an die zuständigen Behörden der Bundesrepublik Deutschland und der DDR zur weiteren Verbüßung ihrer Strafen übergeben werden.

Der über der karibischen See tobende Hurricane “Janet” fordert auf Grenada und Barbados mehr als 80 Menschenleben. Rund 500 Menschen werden durch die Naturkatastrophe obdachlos.

29.9.1955, Donnerstag

Der deutsche Spielfilm “Schwedenmädel” mit May-Britt Nilsson, Karl Heinz Böhm und Walter Giller in den Hauptrollen wird in Hamburg uraufgeführt. Wegen freizügiger Szenen ruft der Streifen in der Öffentlichkeit heftige Proteste hervor.

30.9.1955, Freitag

Gegen den Protest Frankreichs beschließt die in New York tagende Vollversammlung der Vereinten Nationen, den Algerien-Konflikt auf die Tagesordnung zu setzen. Die französische Delegation verlässt daraufhin den Sitzungssaal.

In Bremen treten rund 3000 Hafenarbeiter in einen Streik, mit dem sie eine Schichtzulage von 3 DM durchsetzen wollen. Nach finanziellen Zugeständnissen der Arbeitgeber nehmen die Arbeiter am 14. Oktober die Arbeit wieder auf.

Bei Salinas (US-Bundesstaat Kalifornien) kommt der Schauspieler und das Jugendidol James Dean (*8.2.1931) bei einem Autounfall ums Leben.

Mit einem Festakt wird in Leipzig das “Institut für Literatur”, das der Aus- und Weiterbildung von Schriftstellern und Publizisten dienen soll, eröffnet. Leiter des Instituts ist der Schriftsteller Alfred Kurella.

Chroniknet