Baukunst im Zeichen des Jugendstils und der Weltausstellung

Baukunst im Zeichen des Jugendstils und der Weltausstellung
Der Park Güell in Barcelona wurde von Antoni Gaudí in den Jahren 1900 bis 1914 gebaut. © Josef Höckner, München

Architektur 1900:

Der auf den Bruch mit den traditionellen Formen gerichtete Jugendstil, der in ganz Europa Kunst und Kunstgewerbe prägt, bleibt nicht ohne Einfluss auf die Architektur, kann sich hier jedoch nicht so entschieden Geltung verschaffen.

In Berlin entfaltet zu Beginn des neuen Jahrhunderts Ludwig Hoffmann seit 1896 als Stadtbaurat eine reiche Bautätigkeit, wobei er sich als Meister im schöpferischen Historisieren zeigt (Rudolf-Virchow-Krankenhaus seit 1899) und deshalb das besondere Vertrauen des Hofs und des konservativen Teils des Bürgertums genießt.

Der Belgier Henry van de Velde beginnt 1900 mit der Innenausstattung für das Folkwang-Museum in Hagen, der Deutsche Joseph Maria Olbrich schafft in Darmstadt das Ernst-Ludwig-Haus. Weitere bekannte Architekten der Jahrhundertwende sind Peter Behrens und August Endell. Zu den Künstlern, die sich in diesem Jahr schon wieder vom Jugendstil abkehren und sich mehr sachlicher Gestaltung zuwenden, zählt Richard Riemerschmidt, der Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zu München.

Der Spanier Antoni Gaudí, der seit 1883 an der monumentalen Kirche Sagrada Familia in Barcelona baut, beginnt 1900 mit der Anlage des Parks Güell, ursprünglich als Trabantenstadt von Barcelona konzipiert. Die Jugendstil-Architektur in Frankreich, die hier Art Nouveau (Neue Kunst) genannt wird, steht im Zeichen der Pariser Weltausstellung. Zentrale Gestalt ist Hector Guimard, der Schöpfer der Eingänge zur Untergrundbahn mit ihren floralen, abstrakten Linien und den pfauenschwanzartig gestalteten Glasdächern. Die dekorative Erscheinung des Guimard-Stils ist so markant und wird so populär, dass der Art Nouveau in Paris auch Style Metro genannt wird. Der Belgier Victor Horta hingegen verbindet die florale Ornamentik des Art Nouveau mit dem Baumaterial Eisen (Avenue Louise 224 und Hôtel Aubecq in Brüssel, beide 1900 vollendet). Für die Moskauer Variante der Jugendstilarchitektur steht Fjodor O. Schechtel. Hauptvertreter der ungarischen Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Ödön Lechner, der 1900 mit dem Bau der Postsparkasse in Budapest beginnt. Einen spezifisch schottischen Jugendstil in der Außen- und Innenarchitektur entwickelt Charles Rennie Mackintosh, der seit 1897 die Kunstschule Glasgow errichtet.

Sagrada Família, Barcelona © 2002 Josef Höckner, München

Sagrada Família, Barcelona © 2002 Josef Höckner, München

Sagrada Família, Barcelona © 2002 Josef Höckner, München

Sagrada Família, Barcelona © 2002 Josef Höckner, München

Chroniknet