Automobile bewähren sich im Fronteinsatz

Auto und Verkehr 1917:

Das Automobil bekommt im vierten Kriegsjahr für die Armeeführung eine entscheidende Bedeutung. Die wieder in Bewegung geratenen Fronten verlangen nach schnellen Verschiebungen großer Armeeteile. Kraftfahrzeuge, insbesondere Lastwagen und Omnibusse, werden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten beschlagnahmt. Gleichzeitig läuft die Produktion von Nutzfahrzeugen bei den großen Automobilherstellern, wie der Daimler-Benz-Motorenfabrik, auf Hochtouren. Trotzdem können die Verluste nicht ausgeglichen werden.

Während des lang andauernden Stellungskrieges dienten Kraftfahrzeuge besonders dem Munitions- und Versorgungstransport. Der Bedarf der Armee steigerte sich in dem Moment, als die rasche Verlegung von Truppen wieder notwendig wurde. Die immer leistungsfähigeren Automobile werden zudem zur Geländeerkundung und zur Befehlsübermittlung genutzt.

Ihre hauptsächliche Verwendung finden Kraftfahrzeuge jedoch im Sanitätswesen und bei der Feldpost. Auch die Feldgeistlichen nutzen Autos als fahrbare Kirchen. Die ausklappbare Rückfront dient als provisorischer Altarflügel, aus dem Innenraum lässt sich eine kleine Kanzel ausklappen und gibt so den Blick auf einen Altar frei. Stärkere Motoren bis zu 70 PS, Vierradantrieb und Vollgummireifen sollen die Fahrzeuge geländegängig machen. Die stärksten Kraftfahrzeuge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h im Gelände.

Die Berliner »Allgemeine Automobilzeitung« berichtet, dass besonders Wagen mit Vierradantrieb und Eisenbereifung anstelle des Gummis für Armeezwecke geeignet sind. Die Wagen könnten in fast jedem Gelände vorwärtskommen und dabei eine Nutzlast von 4 t sowie Anhänger mit bis zu 6 t transportieren. Damit sind solche Daimler-Automobile auch als Artillerie-Zugwagen geeignet.

Die Omnibusse des ehemaligen städtischen Nahverkehrs sind hauptsächlich in den Dienst der Sanitätstruppe gestellt worden. Sie dienen jetzt als Station für Röntgenuntersuchungen, Badewagen und natürlich als Transportmittel für Verletzte ins Lazarett. Daimler produziert Sanitätsfahrzeuge mit besonderen Fahrgestellen, die neben größerer Tragfähigkeit auch einen niedrigeren Betriebsstoff-Verbrauch ergeben sollen. Die Seitenwände und die Rückwand besitzen eine Segeltuchverkleidung, im Innern haben bis zu vier Tragbahren Platz. Fast alle Sanitätsfahrzeuge führen Verbandsstoffe und Arzneimittel mit sich.

Chroniknet