Fortschritte im Bereich der Telekommunikation

Wissenschaft und Technik 1933:

Grundlegende Neuerungen setzen sich vor allem im Bereich der Elektrotechnik durch und hier besonders im elektronischen Kommunikationswesen.

In Deutschland kommt der »Volksempfänger« auf den Markt, ein Kurzwellenradio für jedermann. Es repräsentiert eine neue Radiogeneration, in deren Konstruktion zahlreiche technische Neuerungen aus den vergangenen Jahren eingeflossen sind. Das Radio arbeitet nach dem Superhet-Prinzip, ist mit Sechselektrodenröhren (Hexoden) bestückt und verfügt über eine Schwundregelung, gleicht also Schwankungen im Empfangssignal automatisch aus. Verbessert werden auch die Kurzwellensender, die – mit Richtstrahlern ausgestattet – gezielt bestimmte Empfangsgebiete mit ihrer Sendeleistung versorgen können. Neu im Rundfunkwesen ist die Frequenzmodulation, auf die der britische Ingenieur Edwin Howard Armstrong ein Patent erhält. Ein anderes Medium, der Film, erfährt eine wesentliche Bereicherung durch die ersten 16-mm-Tonfilmprojektoren. Der zweiseitigen elektronischen Kommunikation dient das vom Reichspostministerium eingeführte Telex-Netz, nach dem zwei Jahre zuvor in den USA begründeten privaten Fernschreibnetz die zweite Anlage dieser Art auf der Welt.

Von eher grundlegender Bedeutung sind weitere Neuerungen auf elektrotechnischem, elektronischem und elektrophysikalischem Gebiet. Der US-amerikanische Physiker Robert Jemison van de Graaf entwickelt einen Bandgenerator zur Erzeugung von Hochspannung bis zu mehreren Mio. Volt bei Leistungen bis zu 1000 Watt. Bedeutung erlangt das Gerät bald in der kernphysikalischen Grundlagenforschung für die Beschleunigung geladener atomarer Partikel in starken Magnetfeldern.

Ebenfalls ein US-Wissenschaftler, Clarence M. Zener, entdeckt an in Sperrrichtung betriebenen Dioden den von verschiedenen Physikern bereits 1929 aus theoretischen Erwägungen vorausgesagten Tunneleffekt. Unter diesem Effekt versteht man die Überwindung eines Hindernisses durch Teilchen mit einer Energie, die nach den Gesetzen der klassischen Mechanik zum Überwinden dieses Hindernisses nicht ausreichen würde. Der Tunneleffekt spielt später in elektronischen Bauteilen eine praktische Rolle.

Grundlegend verbessert wird das Instrumentarium forschender Physiker. In den Labors halten um 1933 mehr und mehr Messoszillographen Einzug. Die deutsche Firma Leitz entwickelt ein Kameramikroskop, das dem immer stärkeren Wunsch nach einer Dokumentationsmöglichkeit für die Mikroforschung entgegenkommt. Erste gute Fotografien mit ihrem 1931 vorgestellten, damals aber noch nicht praxisreifen Elektronenmikroskop veröffentlichen jetzt die Deutschen Bodo von Bories, Ernst Ruska, Ernst Brüche und Max Knoll. In den Niederlanden und in Deutschland können auch die ersten Emissionsmikroskope vorgestellt werden.

Auf dem Verkehrssektor macht in Italien der erste Triebwagen mit Benzinmotor Schlagzeilen, und auf dem britischen Bahnhof Thirsk richten Siemens und die General Electric Railway Signal Company das erste rein elektrisch arbeitende Eisenbahn-Stellwerk ein.

Der Straßenverkehr profitiert von zwei neuen Reifentypen: Von dem ersten brauchbaren Reifen aus synthetischem Kautschuk – »Buna« – der deutschen Firma Metzeler und vom ersten Niederdruckreifen für die Traktoren der US-amerikanischen Firma Allis Chalmers.

Wichtig ist schließlich der neue Kunststoff Polyäthylen, den Chemiker der britischen Imperial Chemical Industries entwickeln und der 1939 in Massenfertigung geht.

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