Trapez-Linie und Empire-Stil

Mode 1958:

Mit Spannung wird zu Beginn des Jahres 1958 die Präsentation der Frühjahrskollektion aus dem Hause Dior erwartet. Entworfen hat sie der 21-jährige Couturier Yves Saint-Laurent, der nach dem Tod des Firmengründers Christian Dior 1957 die Leitung des Pariser Modehauses übernommen hatte.

Saint-Laurent wartet auf seiner ersten Modenschau mit der sog. Trapez-Linie auf: Kleider und Mäntel sind gerade von den schmalen Schultern bis zum weiten Saum hin geschnitten, Oberteil und Taille bleiben unbetont. Die Modelle sind kniekurz. Zu den einfach geschnittenen Kleidern werden große auffällige Hüte angeboten.

Schon im Herbst, als die übrigen Modehäuser sich der Idee des kurzen Rockes angeschlossen haben, lässt Saint-Laurent die Säume wieder weiter unten enden, durchschnittlich 36 cm über dem Boden. Renner der Pariser Herbstsaison ist der sog. Empire-Stil, der sich vor allem durch die hoch angesetzte Taille auszeichnet. Die Röcke sind im Gegensatz zu ihrem Vorbild vom Anfang des 19. Jahrhunderts jedoch nicht bodenlang, sondern reichen zumeist nur bis zum Knie.

Obwohl die Designer weiterhin Saison für Saison nicht nur neue Mode, sondern auch neue Linien und Stile entwerfen, sinkt die Zahl der Frauen, die bereit sind, zweimal jährlich eine komplette Ausstattung zu erwerben. Unterstützt von zahlreichen Modezeitschriften, kommt es dem Gros der Frauen in erster Linie darauf an, stets passend angezogen zu sein. Neben der modischen Kleidung gehören viele Accessoires wie Handschuhe und Hut unbedingt zum Bild der eleganten Dame. In den Zeitschriften finden sich für die Auswahl detaillierte Anweisungen, die nicht auslassen zu erwähnen, dass während der Mittagsruhe ein zitronengelber Hausmantel mit orangefarbenen Hausschuhen getragen werden sollte.

Im Alltag dominieren nach wie vor Hemdblusenkleider, die in Stil und Farbe dem Anlass und dem Alter der Trägerin angepasst sind, sowie Röcke mit einfach geschnittenen Blusen, die als ideale Kleidung für im Büro arbeitende Frauen gelten. 1958 wird zudem der legere Blousonstil wieder entdeckt.

Die Herrenmode bietet Ende der 50er Jahre wenig Neues. Bevorzugt werden nach wie vor Anzüge, die allerdings inzwischen eine figurbetontere Form aufweisen als zu Beginn des Jahrzehnts. Dazu werden weiße Hemden, zumeist aus pflegeleichten Kunststofffasern, und dezente Krawatten getragen.

Chroniknet