Von Nahrungsnot zum Überfluss

Ernährung, Essen und Trinken 1958:

Was sich 1948 – also zehn Jahre zuvor – kaum jemand vorstellen konnte, ist nun Wirklichkeit: Die Nahrungsmittelnot der Nachkriegsjahre hat einem Überfluss Platz gemacht, der allerdings auch Probleme mit sich bringt.

Vielerorts erhielten die Deutschen 1948 weniger als 900 Kalorien pro Tag, obwohl Ernährungswissenschaftler erst bei 2400 Kalorien den Tagesbedarf für einen arbeitenden Menschen gedeckt sehen. Vor allem seit der Mitte der 50er Jahre kompensierten die Bundesbürger ihren Nachholbedarf in einer regelrechten »Fresswelle«, deren Folgen sich 1958 in Übergewichtigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen. Stand zunächst das Bedürfnis nach einer ausreichenden Nahrungsmenge im Vordergrund, kommt nun der Wunsch nach ausgewählten und hochwertigen Lebensmitteln hinzu. Essen soll wieder zum kulinarischen Erlebnis werden, wenigstens bei denen, die es sich leisten können. Aber auch die weniger gut Betuchten gönnen sich hin und wieder den Besuch eines renommierten Speiserestaurants.

Chroniknet