Technische Neuerungen im Schatten der Mondlandung

Technische Neuerungen im Schatten der Mondlandung
Aldrin richtet ein Sonnenwindsegel aus, Apollo 11. By NASA (NASA) [Public domain], via Wikimedia Commons

Wissenschaft und Technik 1969:

Technik und Wissenschaft stehen 1969 vor allem im Zeichen der Luft- und Raumfahrt. Erstmals betreten Menschen den Mond, und zum ersten Mal gelingt eine Kopplung zweier Raumkapseln im All. Premiere hat der »Jumbojet« Boeing 747, und erste Testflüge absolvieren Überschallpassagiermaschinen. Bescheidenere Neuheiten gibt es im Schienenverkehr: Der spanische Zug »Talgo«, der verschiedene Spurweiten bewältigt, und das Versuchsmodell eines elektromagnetisch schwebenden Eisenbahnzuges. – Die Energietechnik erregt durch sowjetische Kernfusionsversuche und einen französischen Hochtemperatur-Sonnenofen Aufsehen.. Neu in der Elektronik und Datenverarbeitung sind Silizium-Chips, erste LSI-Computer, erste Computer-Datenbanken und eine extrem präzise Atomuhr. – Neue Technik für jedermann kommt aus Japan: Erste Video-Kassetten für magnetische Bildaufzeichnung.

Das größte technische Ereignis des Jahres ist die erste Landung von Menschen auf dem Mond im Rahmen der US-amerikanischen »Apollo-11«-Mission. Vier Tage nach dem Start am 16. Juli steigen die Astronauten Edwin Aldrin und Neil Armstrong aus dem Mondlandefahrzeug »Eagle« aus und betreten als erste Menschen den Erdtrabanten, während ihr Kollege Michael Collins den Raumtransporter in einer Umlaufbahn um den Mond hält. Nach Beendigung ihrer zahlreichen wissenschaftlichen Versuche kehren die Astronauten am 24. Juli zurück zur Erde (<!– 16.7.1969–>). Schon am 14. November bricht »Apollo 12« zur bemannten Mondlandung auf. Auch diese Expedition verläuft erfolgreich. Im Schatten der US-amerikanischen Raumfahrterfolge, die auch in den Medien das Ereignis des Jahres sind, verblassen die technischen Leistungen der Sowjets. UdSSR-Kosmonauten gelingt bereits im Januar die Kopplung zweier bemannter Raumkapseln, »Sojus 4« und »Sojus 5« (<!– 16.1.1969–>). Dieses Manöver ist ein wichtiger Schritt zum Aufbau größerer bemannter Raumstationen. Von rein nationaler Bedeutung ist dagegen der Transport des bundesdeutschen Satelliten, »Azur 1«, am <!– 8. November 1969–> in seine Umlaufbahn.

Ein unmittelbares Abfallprodukt der großangelegten US-Raumfahrtprojekte ist die Entwicklung von Computer-Datenbanksystemen, bei denen mehrere Benutzer mit unterschiedlicher Priorität auf einen zentral verwalteten großen Datenspeicher Zugriff haben.

Eine andere bedeutende Weiterentwicklung auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung ist im ersten LSI-Computer zu sehen, den der EDV-Ingenieur Cragon für Anwendungen im Bereich der Geophysik in den USA entwickelt hat. »LSI« steht für »Large Scale Integration«, also etwa »Integration in großem Maßstab«. Dabei werden Bauelemente, Chips, eingesetzt, die bis zu 5000 Transistorfunktionen in sich vereinigen. Zum Vergleich: Ende der 80er Jahre werden eine Million Funktionen angestrebt. – Neu ist auch der im Vorjahr von dem US-Amerikaner Edward Hoff erfundene Silizium-Chip selbst.

Über elektronische Bauelemente (Zähler) lassen sich Atomschwingungen als extrem genaue Zeitgeber verwenden. Das US-Marineforschungslaboratorium baut jetzt eine Atomuhr auf der Basis der atomaren Schwingungszahl des Ammoniaks mit einer Gangabweichung von einer Sekunde in 1,7 Millionen Jahren.

Im Luftverkehr erregen zwei grundlegend neue Düsenmaschinen Aufsehen: Das US-Großraumflugzeug »Boeing 747«, der sog. Jumbojet sowie die Überschallpassagierflugzeuge »Tupolew Tu-144« und »Concorde«.

Im Schienenverkehr macht der spanische »Talgo« von sich reden, der europäische Zug, der die spanisch-französische Grenze überqueren kann. In beiden Ländern gibt es unterschiedliche Schienenspurweiten. Der Zug passt seine Fahrwerke in einer Umstellanlage der veränderten Spurweite automatisch an. Er verkehrt ab dem 1. Mai. – An einem Fernverkehrszug mit elektromagnetischer Abstützung und ebensolchem Antrieb arbeitet die bundesdeutsche Firma Krauss-Maffei.

Auf Temperaturen von einigen Hundert Millionen Grad erhitzen – wenigstens für Sekunden – russische Wissenschaftler in der Versuchsanlage »Tokamak 3« hochverdichtetes Wasserstoffplasma. Das Experiment stellt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Fusionsreaktor dar, der einmal Energie nach dem Prinzip der Sonne freisetzen soll.

Chroniknet