Reisewelle trotz Wirtschaftskrise

Urlaub und Freizeit 1975:

Von schlechter Wirtschaftslage und hohen Arbeitslosenzahlen unbeeindruckt bescheren die Bundesbürger mit ihrer Reiselust der Tourismusbranche 1975 Rekordumsätze. Umfragen zeigen, dass die Urlaubsreise für viele zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihres Lebens geworden ist.

35 Mio. Bundesbürger machen 1975 eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen Dauer. Die meisten bleiben drei Wochen weg, viele nutzen aber auch ihren gesamten Tarifurlaub von durchschnittlich vier Wochen, um ihr Fernweh zu stillen. Viele verbringen den Urlaub in den eigenen vier Wänden – in einer Ferienwohnung oder im Wohnwagen, der häufig zum Dauercamping auf einem Zeltplatz abgestellt wird.

Hauptverkehrsmittel für die Urlauber ist mit 58,7% das Auto; etwa 20% verreisen mit der Bahn, 12,3% benutzen das Flugzeug, 7% den Bus, die restlichen 2% entfallen auf das Schiff und sonstige Verkehrsmittel.

Fast die Hälfte der Reiselustigen (17 Mio.) fährt ins Ausland. Dies taten Ende der 60er Jahre erst knapp 40% der Urlauber. Beliebteste Ziele jenseits der deutschen Grenzen sind nach wie vor Österreich, Italien und Spanien, die fast 60% der bundesdeutschen Auslandsurlauber beherbergen.

Fast 1 Mio. Bundesbürger zieht es ins außereuropäische Ausland; etwa 30 000 von ihnen haben eine sog. Abenteuerreise gebucht. Sie reisen mit dem Landrover durch die Rocky Mountains, durchqueren Grönland per Hundeschlitten, lassen sich auf dem Rücken eines Kamels durch die Sahara schaukeln oder folgen den Spuren der Goldsucher in Alaska.

Wenn auch die Zahl derer, die sich in vorprogrammierten Abenteuern bewähren wollen, noch gering ist, liegen sie doch im Trend: Viele Urlauber wollen ein umfassendes Freizeitangebot, suchen sportliche Betätigung oder folkloristische Unterhaltung, die den Eindruck vermittelt, man habe Land und Leute kennengelernt.

Chroniknet