US-Hersteller in der Krise

Auto und Verkehr 1978:

Die Automobilindustrie hat die durch die Energiekrise von 1973 ausgelösten Absatzschwierigkeiten überwunden. Weltweit werden 1978 31,3 Mio. Pkw produziert, das entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 2%. Zu diesem Rekordergebnis haben vor allem die europäischen und japanischen Hersteller beigetragen, da die US-Konzerne leichte Produktionsrückgänge verzeichnen.

Die US-amerikanische Autoindustrie hat mit einer Reihe großer Probleme zu kämpfen. Aufgrund neuer Gesetze, die eine Energieeinsparung zum Ziel haben, sind die Hersteller gezwungen, ihr Modellprogramm völlig umzustellen. Während der Benzinverbrauch für General Motors, Ford und Chrysler jahrzehntelang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, müssen sie nun innerhalb kürzester Zeit sparsame Autos anbieten. Um dieses Ziel zu erreichen, verzichten die US-Konzerne zunehmend auf den V8-Motor und stutzen die bislang voluminösen Karosserien auf europäisches Mittelklassemaß.

Die Kosten für die Entwicklung der neuen Modelle sind immens. Allein General Motors rechnet mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet rund 20 Mrd. DM. Für die kleineren US-Hersteller wie AMC oder Chrysler beginnt nun der Existenzkampf. Um Mittel für die dringendsten Investitionen bereitzustellen, verkauft Chrysler 1978 seine europäischen Filialen an die französische Gruppe PSA Peugeot-Citroën (<!– –>10.8.<!– –>).

Die bundesdeutschen Hersteller verzeichnen ein gutes Geschäftsjahr. Trotz des Metallarbeiterstreiks vom Frühjahr kann die Produktion um 2% auf insgesamt 3,89 Mio. Pkw gesteigert werden. Damit belegt die Bundesrepublik in der internationalen Produktionsstatistik hinter den USA und Japan den dritten Rang. Große Erfolge auf dem deutschen Markt erzielen die japanischen Hersteller. Sie können ihre Verkäufe gegenüber 1977 um 56,2% auf insgesamt 97 500 Pkw steigern. Allerdings geht der Erfolg der Japaner kaum auf Kosten der deutschen Hersteller. Der Anteil der Importwagen liegt in der Bundesrepublik noch immer unter 22%. Einbußen müssen vor allem die französischen und italienischen Hersteller hinnehmen.

Die herausragende technische Entwicklung auf dem Automobilsektor kommt aus der Bundesrepublik. Dem Hersteller Bosch ist es gelungen, das 1974 erstmals vorgestellte sog. Antiblockiersystem (ABS) zur Serienreife zu bringen. Das ABS ist in der Lage, durch einen elektronischen Bremsschlupfregler das Blockieren von Reifen auch in schwierigen Fahrsituationen zu verhindern. So verbessert sich das Bremsverhalten eines mit ABS ausgerüsteten Pkw vor allem in Kurven und auf nasser Fahrbahn. Als erste Hersteller bieten die an der Entwicklung beteiligte Firma Daimler-Benz sowie BMW die neue Technik in ihren Spitzenmodellen an.

Auch in kleineren Wagen setzt die Elektronik ihren Siegeszug fort. Elektronisch gesteuerte Zünd- oder Einspritzanlagen werden nun auch in Autos der unteren Mittelklasse eingesetzt. Neue Wege beschreitet die Firma Chrysler-Simca, die den »Horizon SX« mit einem sog. Bordcomputer ausstattet. Das Gerät, das Informationen über zurückgelegte Fahrstrecken, den Tankinhalt oder den Benzinverbrauch ermittelt, soll eine besonders energiesparende Fahrweise ermöglichen.

Bei den Motoren setzt sich der Trend zum Dieselmotor weiter fort. 1978 gibt es weltweit kaum noch einen Hersteller, der in seiner Modellpalette keinen sparsamen Selbstzünder hat. So bietet VW das im »Golf« bewährte Aggregat nun auch im »Passat« an. Den neuentwickelten 2,4-l-Sechszylinder-Dieselmotor mit 82 PS, der gute Fahrleistungen bei gleichzeitig sehr niedrigem Verbrauch ermöglicht, baut der Wolfsburger Konzern jedoch zunächst nur in seinen LT-Transporter ein. Allerdings liefert VW diesen Motor an die schwedische Firma Volvo, die ihn in dem Modell 244 DL anbietet.

Chroniknet