Verbesserung im Einzelnen

Bildung 2001:

Die BAföG-Novelle sowie die Umorientierung in Sachen Gesamthochschulen und Professorenbesoldung sind die großen Bildungsthemen im Bereich der Hochschulen. Die Diskussion über die Zukunft der Schule bestimmen u. a. das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der internationalen Vergleichsstudie PISA, der Ganztagsunterricht sowie Einrichtungen für Hochbegabte. Gesamthochschulen, die universitäre und Fachhochschulausbildung unter einem Dach vereinen, sind die Domäne Nordrhein-Westfalens. Eingerichtet in den 70er Jahren mit dem Ziel, auch bildungsfernen Schichten eine akademische Ausbildung zu ermöglichen, wird diese Institution zunehmend infrage gestellt. So heißt es Anfang 2001 in einem von der NRW-Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten, dass es nicht gelungen sei, universitäre und Fachhochschulstudiengänge zu integrieren. Das Gremium empfiehlt daher, die fünf Gesamthochschulen in Duisburg, Essen, Siegen, Paderborn und Wuppertal in Universitäten umzuwandeln.

Kernpunkte der von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) ausgearbeiteten Dienstrechtsreform an den Hochschulen, die 2002 in Kraft treten soll, sind die Einführung einer Leistungskomponente bei der Bezahlung von Lehrenden, die Gleichstellung von Fachhochschulen und Hochschulen bei den Besoldungsstufen und die Einrichtung einer Juniorprofessur, deren erfolgreicher Abschluss einer Habilitation gleichkommt. Dieses Instrument soll bei einer monatlichen Grundbesoldung von 6000 DM (erste Hälfte) bzw. 6500 DM während der zweiten Hälfte der auf sechs Jahre angelegten Juniorprofessur ein unabhängiges Arbeiten ermöglichen. Im Vorgriff auf die Neuregelung schreiben die Universitäten in Marburg und Göttingen sowie die Berliner Humboldt-Universität 2001 die ersten Juniorprofessorenstellen aus.

Die BAföG-Reform, die zum 1. April in Kraft tritt, hält an dem Prinzip fest, dass die Höhe der staatlichen Unterstützung vom Einkommen der Eltern abhängt; nur die FDP sprach sich bei der parlamentarischen Beratung für eine elternunabhängige Förderung aus. Durch die Anhebung der Freibetragsgrenze, bis zu der die Elterneinkommen nicht angerechnet werden, und durch höhere BAföG-Sätze soll erreicht werden, dass wieder mehr Kinder aus einkommensschwachen Familien studieren. Nach Berechnungen des Bildungsministeriums erhöht sich die Zahl der Geförderten um 81 000 .

Als zusätzliches Förderinstrument wird ebenfalls zum 1. April ein sog. Bildungskredit eingeführt, ein besonders günstiges Darlehen, das Studierende unabhängig von ihrem BAföG-Anspruch beantragen können, um z. B. Exkursionen zu finanzieren. Eine Ausweitung des Angebots an Ganztagsschulen wird 2001 von Politikern verschiedener Parteien befürwortet, mit dem Argument, dass damit die Chancengleichheit gefördert werde, oder auch unter Hinweis auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allerdings bleibt die Frage, wie ein solches ausgeweitetes Unterrichtsangebot finanziert werden kann, meist unbeantwortet. Die rheinland-pfälzische SPD zieht mit dem Thema Ganztagsschulen in den Landtagswahlkampf; sie will bis 2006 etwa 300 Schulen in Ganztagseinrichtungen umwandeln und dafür 1000 neue Stellen schaffen.

Über eigene Schulen für besonders begabte Kinder wird seit einigen Jahren in Deutschland debattiert. Nun macht der Freistaat Sachsen ernst: Zum Schuljahresbeginn 2001/02 nimmt die ehemalige Fürstenschule Sankt Afra in Meißen als erstes staatliches Hochbegabten-Gymnasium den Betrieb auf. Über 80 Mio. DM hat das Land in die Eliteschule investiert, die »Mehrfachbegabungen« fördern will.

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