Neue Ornamentik

Wohnen und Design 2002:

Neben dem seit Jahren blühenden Retro-Look, der auf Klassiker der Moderne von Le Corbusiers Liege bis zu Marcel Breuers Stahlrohrsessel setzt, ist eine Rückkehr zu geschwungenen, verschnörkelten, verzierten, mit gemusterten Stoffen bezogenen Möbeln zu beobachten, wie man sie zuletzt in den 80er Jahren sah. »Neue Ornamentik« heißt dieser Trend, der eine Abkehr vom kargen Minimalismus der 90er verspricht. So präsentiert der französische Designer Philippe Starck auf der Mailänder Möbelmesse seinen Louis-Ghost-Stuhl aus farbigem Plexiglas im Stil des Louis Quinze mit schwungvollen Arm- und runden Rückenlehnen, man sieht in Mailand auch Holztische mit aufwendigen Intarsienarbeiten, in Plexiglas eingehüllte Kronleuchter und – noch vor kurzem ein Gipfel der Geschmacklosigkeit – gedrechselte Stuhlbeine.

Auch auf der Kölner Messe ist ein solcher Gegentrend festzustellen, für den der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Dirk-Uwe Haas, auch gleich eine Erklärung parat hat: Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 sei auch in Deutschland ein Rückzug der Menschen in die eigenen vier Wände zu beobachten: »Sie werden auf den Wellness-Trend setzen, bei dem es um Entspannung und Gemütlichkeit geht.«

Chroniknet