Bio-Siegel setzt sich durch

Ernährung, Essen und Trinken 2003:

Ganz am Ziel vorbei geht die Agrarpolitik der rot-grünen Bundesregierung, die die nachhaltige Landwirtschaft stärken will, dennoch nicht. In den vergangenen Jahren ist der Anteil des Öko-Landbaus an allen landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland um 50% gestiegen, erreicht damit allerdings nur etwa 4%. Die von Ministerin Künast angepeilte Marke von 20% bis zum Jahr 2010 dürfte sich nach Ansicht von Experten kaum verwirklichen lassen.

Einen Erfolg stellt auch das 2002 eingeführte Bio-Siegel dar. Die sechseckige Marke, die auf der EG-Öko-Verordnung basiert, garantiert, dass die gekennzeichneten Produkte entsprechend der Regeln des Öko-Landbaus z. B. ohne mineralischen Stickstoffdünger und mit einem Minimum an Pflanzenschutzmitteln hergestellt sind. Im September 2003 tragen etwa 19 000 Erzeugnisse von rd. 930 Herstellern das Bio-Siegel. Damit hat sich die einheitliche Kennzeichnung für Öko-Kost auf breiter Front durchgesetzt – u. a. bietet nun auch der Discounter Plus ein Bio-Sortiment an – und gibt vielen Verbrauchern eine Orientierungshilfe, nach Ansicht von Künast ein Schritt in die richtige Richtung. Unzufrieden mit dem Kennzeichen sind allerdings die Hersteller, deren Erzeugnisse höheren Anforderungen genügen als den für das Bio-Siegel verlangten. Ihnen ist nun eine starke Konkurrenz erwachsen, die sich mit der EU-Erweiterung 2004 noch erheblich verschärfen könnte, weil in den osteuropäischen Ländern die Produktionskosten wegen der niedrigeren Löhne deutlich geringer sind. Sie fordern nun eine Anhebung der vorgeschriebenen Standards. Helfen könnte der Branche nach Ansicht von Peter Schaumberger, dem Geschäftsführer des Biokost-Verbandes Demeter, vor allem eines: »Zwei, drei saftige Lebensmittelskandale, dann werden die Menschen wieder wach.«

Chroniknet