Eine große Wallfahrtskirche

Architektur 2004:

Größer ist nur der Petersdom in Rom. Der italienische Architekt Renzo Piano nimmt nach langem Bitten der im süditalienischen San Giovanni Rotondo lebenden Kapuzinermönche die Herausforderung an und erbaut in der Ortschaft bei Foggia die zweitgrößte Kuppelkirche der Welt. Die Wallfahrtskirche für den 1968 verstorbenen Padre Pio, der von Papst Johannes Paul II. 1999 selig- und 2001 heiliggesprochen wurde, bietet auf 6000 m2 überspannter Innenfläche 7500 Gläubigen Platz, auf dem Vorplatz können sich noch einmal 30 000 Menschen versammeln. Wie von anderen Wallfahrtsorten, z. B. Lourdes, bekannt, können allzu große Kirchen im Innern leicht wie Sporthallen oder Tiefgaragen wirken – nicht so Renzo Pianos Bau, obwohl dieser abgesehen vom Eingangsbogen und einem Fensterschacht über dem Altar fensterlos ist; aus dem Schacht fällt Licht auf ein 40 m hohes Kreuz aus vergoldeter Bronze.

Das Geheimnis der Kirche liegt im Bekenntnis zur Größe: Der Architekt hat eine riesige Muschelform geschaffen, er platziert die Gläubigen wie in einem Amphitheater um den Altar, gewaltige tragende Bögen aus Steinquadern – einer hat eine Spannweite von 48,5 m und eine Scheitelhöhe von 18 m und gilt als der größte freitragende Bogen der Architekturgeschichte – gliedern den Raum. Die Kirche erweist sich zudem als ungeahnt funktional: Einige Wände lassen sich beiseiteschieben, so dass die Grenzen zwischen dem Kircheninneren und der Piazza davor aufgehoben werden.

Chroniknet