Gibt es »Unterschichtenfernsehen«?

Politik und Gesellschaft 2005:

Eine flapsige Bemerkung von Late-Night-Talker Harald Schmidt, der ab dem 19. Januar zweimal wöchentlich in der ARD zu sehen ist, über seinen ehemaligen Arbeitgeber SAT.1 löst eine heftige Debatte aus. »Unterschichtenfernsehen« nennt er die privaten Sender und ihre Programme; er benutzt damit einen vom Bremer Historiker Paul Nolte geprägten Begriff. Diese Charakterisierung will ProSiebenSAT.1 nicht auf sich sitzen lassen und präsentiert Ende April eine Studie, die belegen soll, dass kein Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe einerseits und der TV-Präferenz andererseits besteht.

Eine deutliche Trennung bei den Sehgewohnheiten gibt es allerdings zwischen Ost und West: Der Westen ist mehr öffentlich-rechtlich geprägt, der Osten bevorzugt die Privaten. Die Telenovela »Bianca – Wege zum Glück«, mit der das ZDF dem deutschen Fernsehen einen neuen Serienboom beschert, bringt dem Mainzer Sender im Osten einen deutlich höheren Marktanteil als im Westen. Gleichfalls hohe Einschaltquoten erzielt SAT.1 mit der am 28. Februar gestarteten Dauerserie »Verliebt in Berlin«, während die später anlaufenden Telenovelas noch um ihr Publikum kämpfen müssen. Dies gilt sowohl für die ZDF-Produktion »Julia – Wege zum Glück« (ab 6. 10.) als auch für »Sturm der Liebe« (ab 26. 9.), eine ARD-Telenovela, für die Fernsehpfarrer Jürgen Fliege nach zwölf Jahren in den Ruhestand muss.

Chroniknet