Architektur 2005:
Sehr viel umstrittener als diese Konzertsäle sind die neuen Opernhäuser. Viele Kopenhagener sind alles andere als amüsiert über das Geschenk, das ihnen der über 90-jährige Großreeder A. P. Maersk Mc-Kinney Møller gemacht hat. Die von ihm finanzierte Oper (Kostenpunkt: 335 Mio. €) steht prominent auf einer ehemaligen Containerplattform am Öresund und scheint das königliche Schloss Amalienborg daneben fast zu erdrücken. Geschaffen hat den Bau mit dem weit vorkragenden Dach der dänische Altmeister Henning Larsen, der sich allerdings von seinem Werk distanziert: Seit der Bauherr die Verkleidung der gläsernen Frontfassade mit einem schützenden Stahlkorb durchsetzte, sieht er die Schöpfung nicht mehr als seine eigene an.
Auch dieser Bau beeindruckt durch seine Funktionalität: Den gewaltigen Hohlraum der Hauptbühne gibt es insgesamt sechsmal im Haus, so dass Bühnenbilder mehrerer Produktionen gut verstaut und minutenschnell hervorgezaubert werden können. Der Orchestergraben, angeblich der größte der Welt, lässt sich stufenlos verkleinern, anheben und absenken und damit perfekt an verschiedene akustische Bedürfnisse anpassen. Dass Maersk die Decke des Zuschauerraums mit 105 000 Bogen Blattgold verkleiden ließ, erscheint manchem hingegen als Geschmacksverirrung, denn dieser lärmende Luxus gibt dem Saal zusammen mit den holzfarbenen Brüstungen der Ränge und dem leuchtenden Blau der Sitze etwas Indezentes.
Auch beim Opern- und Konzerthaus, das der Katalane Santiago Calatrava für seine Heimatstadt Valencia erbaut hat, entzündet sich die Kritik am Zuschauerraum der Oper, einer mit Neonlicht kühl ausgeleuchteten Halle im Schuhschachtelformat mit runden Ecken, die mit 25 Parkettreihen zu lang geraten ist. Von außen beeindruckt Calatravas Palau de les Arts jedoch durch das Prinzip, das zum Markenzeichen des Architekten geworden ist: eine große, expressive Geste – diesmal fühlen sich viele an einen Helm erinnert – mit freigelegten Kraftlinien der Konstruktion und des Tragwerks.