Schröder löst Bundestag auf – Wahlen bringen Große Koalition unter Merkel

Politik und Gesellschaft 2005:

»Wer hätte gedacht, dass das höchste Regierungsamt schon in diesem Jahr einer Frau übertragen wird?« – Diese rhetorische Frage, formuliert von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Regierungserklärung, verweist darauf, dass 2005 für die Deutschen noch andere Überraschungen bereithält. Vor die Aussicht gestellt, mit seiner rot-grünen Koalition noch über 15 Monate gegen eine konservative Mehrheit im Bundesrat regieren zu müssen, entscheidet sich Kanzler Gerhard Schröder am Abend des 22. Mai nach dem Debakel für seine SPD bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen zur Flucht nach vorn. Mit der Ankündigung, durch eine absichtlich verlorene Vertrauensfrage die Auflösung des Bundestages und vorzeitige Neuwahlen anzustreben, überrascht er Anhänger und Gegner. Die Wahl am 18. September erbringt ein unerwartetes Ergebnis: Die als haushoher Favorit in den Wahlkampf gestartete Union liegt gerade einmal einen Prozentpunkt vor der SPD. Weil keine der großen Parteien mit den kleineren Partnern FDP, Bündnis 90/Die Grünen oder der neuen Linkspartei ein Bündnis zu schmieden vermag, das über die Mehrheit im Bundestag verfügt, kommt es notgedrungen zur Großen Koalition – unter der Führung Merkels und ohne Schröder, der nach sieben Jahren im Kanzleramt seine politische Laufbahn beendet.

Chroniknet