Schuhschachteln für Konzerte

Architektur 2005:

Bei den neuen Konzert- und Opernhäusern legen die Architekten bei allem Hang zur großen Geste vorrangig Wert auf Funktionalität, sprich: auf eine gute Akustik. Und dass diese in Sälen im Schuhschachtelformat am besten ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Einen solchen riesigen Quader überzeugend in ein Gebäude einzugliedern, ist eine echte architektonische Herausforderung, die der Niederländer Rem Koolhaas mit seiner Casa da Musica in der portugiesischen Hafenstadt Porto nach dem Urteil der Architekturkritik hervorragend gelöst hat. In einen zerklüfteten Kubus mit gewaltigen schrägen und geraden Wänden, der das Straßenniveau auf einer vergleichsweise kleinen Fläche berührt und in seinen Dimensionen schwer zu fassen ist, hat er wie eine riesige Schublade den rechteckigen, an beiden Stirnseiten von riesigen Glasfronten abgeschlossenen Konzertsaal geschoben. Für Abwechslung im Innern sorgen das kirchenähnliche Foyer und die engen Rolltreppentunnel, die auf eine großzügige Dachterrasse führen.

Der Franzose Christian de Portzamparc, der in den 1980er Jahren die Pariser Cité de la Musique schuf, wählte für seine Philharmonie in Luxemburg eine gefälligere Lösung. Er umgibt die Schuhschachtel, die bei ihm wie die Cella im Innern eines griechischen Tempels erscheint, mit einem elliptisch-schwungvollen, schwebenden Umgang und umgürtet die Wandelhalle mit einer Vielzahl schlanker weißer Säulen, die diskret das Dach stützen – so erscheint der Bau von außen leicht und licht. Außerdem hat der Architekt durch etwas versetzt angeordnete Logentürme die rechteckige Strenge des Konzertsaals aufgelockert.

Chroniknet