Gemeinsamer Raum in Bohmte

Verkehr 2006:

Die niedersächsische Gemeinde Bohmte (113 500 Einwohner) steigt nach zweijährigen Vorbereitungen 2006 als erste deutsche Stadt in das EU-Projekt »Shared Space« ein. Die Idee: Straßen und Plätze sind nicht mehr überwiegend Verkehrsraum vor allem für motorisierte Fahrzeuge, sondern erfüllen gleichberechtigt auch andere Funktionen, z. B. als Treffpunkt und Ort zum Verweilen oder Spielen. Ihr Miteinander in diesem Raum sollen die Nutzer weitgehend unter sich regeln. Dies bedeutet u. a., dass Verkehrsschilder und Ampeln möglichst entfernt werden und dass die strikte Trennung des Straßenraums in Fahrbahn, Radweg und Bürgersteig aufgehoben wird. Es gelten nur wenige grundlegende Verkehrsregeln wie die Vorfahrt rechts vor links und ein Tempolimit von 30 km/h. Der Straßenraum soll so gestaltet sein, dass sich seine Nutzung ohne weitere Beschilderung selbst erklärt, z. B. durch die Pflasterung.

Die Planer versprechen sich von dem Projekt, das in Bohmte zunächst einmal den unmittelbaren Ortskern betrifft, in erster Linie einen erhöhten Erlebniswert im öffentlichen Raum und eine Steigerung der Lebensqualität. Wie sich in anderen Gemeinden gezeigt hat, sinken außerdem die Unfallzahlen, weil die Fahrzeuge sich mit reduzierter Geschwindigkeit bewegen und die Verkehrsteilnehmer stärker aufeinander achten. Oft wird der Verkehrsfluss sogar insgesamt schneller, weil Wartezeiten an Ampeln oder Kreuzungen entfallen. Und die Kosten vor allem für Anschaffung und Unterhalt von Ampelanlagen und Verkehrsschildern sinken.

Erfahrungen mit dem Projekt, das von der EU finanziell gefördert wird, haben bereits mehrere Gemeinden in den Niederlanden, in Belgien und Dänemark, aber auch die englische Stadt Ipswich und die Kensington High Street in London. Dort gingen die Unfallzahlen um 60% zurück.

Chroniknet