+++ VOR 86 JAHREN +++
In der Zeitschrift »Naturwissenschaft« gibt der Chemiker Otto Hahn am 22. Dezember 1938 etwas bis dahin Unvorstellbares bekannt, dessen Tragweite kaum jemand erfasst: Die Möglichkeit der Atomspaltung und der Gewinnung von Atomenergie.
Der Versuch:
Otto Hahn, Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin, und sein Assistent Fritz Straßmann haben Uran mit Neutronenstrahlen bombardiert, um schwere Atome, sog. Transurane darzustellen. Dass dabei Barium entstand, erschien den Wissenschaftlern im Grunde unerklärlich: Uran ist das schwerste der 92 natürlichen Elemente und steht an 92. Stelle im Periodensystem der Elemente, Barium hat Platz 56 inne. Das Atomgewicht des gewöhnlichen Urans beträgt 238, das des Barium nur 116.
Seine Ergebnisse übermittelt Hahn seiner langjährigen Kollegin Lise Meitner, die im Juli 1938 nach Schweden emigriert ist. Eher noch als Hahn selbst kommt sie zu dem Schluss, dass Hahn- unbemerkt – die Kernspaltung gelungen sein muss. Keineswegs sind bei der Neutronenbestrahlung noch schwerere Elemente als das Uran entstanden, sondern das Uran hat sich bei dem Versuch in zwei mittelschwere Elemente gespalten.
Die Konsequenz:
Unter Anwendung der Einstein’schen Masse/ Energie-Formel E=mc ergibt sich, dass in den Masseteilchen des Atomkerns unvorstellbar viel Energie gebunden ist, die frei wird, sobald sich die Masse sprunghaft in Energie verwandelt. Meitner berechnet, dass bei der Spaltung eines einzigen Atomkerns rd. 200 Mio. Elektronenvolt freiwerden. An den Bau einer Atombombe denkt – vorerst – noch niemand.