17. März 1959: Der Dalai Lama flieht nach Unruhen aus Tibet

17. März 1959: Der Dalai Lama flieht nach Unruhen aus Tibet
Der 14. Dalai Lama (1956). - Kinsey Brothers [Public domain], via Wikimedia Commons

+++ VOR 65 JAHREN +++

Der Konflikt um das von China besetzte Tibet eskaliert mit der Flucht des tibetischen Oberhaupts.

Nach blutigen Aufständen gegen die Besatzungstruppen der Volksrepublik China in Tibet flieht der 14. Dalai Lama, das politische und religiöse Oberhaupt des tibetischen Priesterstaats unter chinesischer Oberhoheit, nach Indien.

Die Unruhen hatten bei Feierlichkeiten zum tibetischen Neujahrsfest, das am 10. März begangen wird, begonnen und auch außerhalb der Hauptstadt Lhasa um sich gegriffen. Chinesische Garnisonen wurden angegriffen, wobei nach inoffiziellen Schätzungen 2000 chinesische Soldaten den Tod fanden. Als die Straßenkämpfe zwischen bewaffneten tibetischen Mönchen und Chinesen eskalieren und der Sitz des Dalai Lama, der Potala-Palast, mit Granatwerfern beschossen wird, flieht der 23-jährige Priesterfürst. Auf unbekannten Wegen erreicht er am 3. April Indien und erhält dort politisches Asyl.

Während der Volksstamm der Khamba gegen die Besatzer militärischen Widerstand leistet, proklamiert am 19. März der Kascha, das tibetische Kabinett, die Unabhängigkeit Tibets und erklärt die 1951 getroffenen Vereinbarungen über die Oberhoheit Chinas über Tibet für ungültig. Daraufhin löst China die tibetische Regierung ab und trägt die Regierungsgeschäfte an Pantschen Lama. Sowohl der Dalai Lama als auch der Pantschen Lama gelten als Inkarnation buddhistischer Götter, wobei der Pantschen Lama einen höheren geistlichen Rang einnimmt. Der Dalai Lama verfügt seit dem 17. Jahrhundert eine politische Vormachtstellung.

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Zeitungen zum 17.03.1959

Hintergrund: Konflikt mit China

Nach mongolischer Herrschaft im 13. Jahrhundert wurde Tibet erstmals 1720 von chinesischen Soldaten der Mandschu-Dynastie besetzt. Der chinesische Statthalter wurde 1894 aus Tibet vertrieben, und mit ihm ging der Pantschen Lama nach China ins Exil. 1910 gelang es China erneut, Tibet zu erobern. Nach dem Ausbruch der chinesischen Revolution 1911 wurden die chinesischen Truppen abgezogen, und 1914 erklärten Großbritannien, Russland und Indien Tibet zum autonomen Staat. Im Anschluss an den erneuten chinesischen Einmarsch 1950 floh der Dalai Lama an die indische Grenze, erkannte dann aber die Oberhoheit Chinas an.

Chroniknet