23. April 1980: Kohle und Strom

23. April 1980: Kohle und Strom
Abbau von Steinkohle in einem Flöz in Sprockhövel, Nordrhein-Westfalen, um 1965 - Klaus Leyhe / CC BY-SA

+++ EREIGNISSE VOR 44 JAHREN +++

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Zeitungen zum 23.04.1980

Vertreter der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke und des Gesamtverbandes des deutschen Steinkohlebergbaus unterzeichnen am 23. April in Dortmund einen Kohle-Strom-Vertrag. Darin verpflichten sich die Stromerzeuger zur Abnahme von jährlich steigenden Mengen an heimischer Steinkohle bis 1995.

Energieprognose:

Die Beteiligten gehen davon aus, dass der Energiebedarf in der Bundesrepublik bis 1995 um ca. 3 bis 5% jährlich steigen wird. Entsprechend ist vorgesehen, die jährliche Abnahmemenge für Steinkohle von 33 Mio. t, wie in einem ersten Stromkohle-Vertrag von 1977 vereinbart, auf 50 Mio. t zu steigern.

Jahrhundertvertrag:

Durch das von den Beteiligten als »Jahrhundertvertrag« bezeichnete Abkommen soll die Steinkohle auf dem Inlandsmarkt konkurrenzfähig gehalten werden. Die Mehrkosten, die den Stromerzeugern durch den Einsatz des im Vergleich zu Erdöl, Erdgas oder Importkohle teuren Energieträgers entstehen, tragen die Verbraucher. Sie müssen seit 1975 den sog. Kohlepfennig bezahlen, eine mit der Stromrechnung erhobene Abgabe, die zur Subventionierung der Kohle-Verstromung dient.

Hintergrund:

Anlass für den Jahrhundertvertrag sind energiepolitische Überlegungen. Die Bundesrepublik Deutschland soll ihren Energiebedarf so weit wie möglich aus heimischen Quellen decken, um u.a. die Abhängigkeit von importiertem Erdöl und Erdgas zu verringern. Darüber hinaus werden durch das Abkommen bis zur Jahrtausendwende voraussichtlich etwa 100 000 Arbeitsplätze gesichert.

Kritik:

Gegner des Jahrhundertvertrages bemängeln, dass die Nutzung der heimischen Energiereserven nur noch durch Unterstutzungszahlungen gewährleistet sei. Bei einem Jahresumsatz von 15 Mrd. DM verschlingt der Steinkohlebergbau Subventionen in Höhe von 12 Mrd. DM.

Chroniknet