+++ VOR 56 JAHREN +++
Bei den Olympischen Sommerspielen glänzen die Athleten durch herausragende Leistungen.
Mit einer ausgelassenen Schlussfeier im Stil einer Fiesta gehen vor 80 000 Zuschauern im überfüllten Olympiastadion die XIX. Sommerspiele zu Ende. Es sind die ersten Spiele in einem Land Lateinamerikas. Obwohl Mexiko als armes Entwicklungsland mit dem Budget der Spiele von Tokio 1964 nicht konkurrieren konnte, erbauten die mexikanischen Olympia-Architekten für über 600 Mio. DM in erstaunlich kurzer Zeit die erforderlichen Wettkampfstätten. Der repräsentative Kraftakt für das Image stößt allerdings auch auf Kritik.
Von sportlicher Seite hatte es Bedenken gegen die Höhenlage von Mexiko-Stadt gegeben (2240 m), die in dem Slogan »Der Tod läuft mit« kulminierten. Auch wenn es bei Disziplinen mit Dauerbeanspruchungen, wie z.B. Rudern oder Langstreckenlauf, teilweise schwere Zusammenbrüche gab, blieb jedoch Schlimmeres aus.
Ganz im Gegensatz zu den pessimistischen Erwartungen sorgten die 6626 Athleten aus 111 Nationen, unter ihnen erstmals getrennte deutsche Mannschaften, für eine wahre Flut an brillanten Leistungen.
Rekordflut:
In der dünnen Höhenluft Mexikos werden insgesamt 34 Weltrekorde und 38 Olympische Rekorde gebrochen. Neben dem Fabelweltrekord im Weitsprung von Bob Beamon (8,90 m) werden auch in anderen Disziplinen sensationelle Resultate erzielt. Weltrekorde bieten der 400-m-Läufer Lee Evans (USA) mit 43,8 sec und sein Pendant auf der Hürdenstrecke David Hemery (GBR) mit 48,1 sec. Auf den Mittel- und Langstrecken dominieren afrikanische Läufer.
Mit 9,9 sec über 100 m unterbietet Jim Hines (USA) erneut die 10 sec. Bei den US-Leichtathletikmeisterschaften am 20. Juni durchbrachen gleich drei Sprinter die Rekordmarke von 10,0 sec. Neben Hines sprinteten Charlie Greene und Ronnie Ray Smith zum Weltrekord.
Proteste:
In Mexiko-Stadt gab es seit dem 26. Juli immer wieder schwere Studentenunruhen. Anders als ihre Kommilitonen in Europa protestieren die Studenten nicht gegen Professorenherrlichkeit, sondern gegen Korruption und Prestigesucht in der herrschenden Staatspartei PRI, die die Olympischen Spiele zur politischen Imagepflege nutzen will. Staatspräsident Gustavo Díaz Ordaz antwortete auf die studentischen Proteste mit brutalem Polizeieinsatz. Am 18. September besetzte die Armee die Staatsuniversität und erschoss bei Straßenkämpfen mindestens 30 Menschen. Am 2. Oktober tötete die Armee zwischen 60 und 300 Demonstranten.