8. November 1960: Kennedy ist Hoffnungsträger

8. November 1960: Kennedy ist Hoffnungsträger
John F. Kennedy (1963), By Cecil Stoughton, White House [Public domain], via Wikimedia Commons

+++ EREIGNISSE VOR 64 JAHREN +++

.
Zeitungen zum 08.11.1960
Mit der Wahl des demokratischen Senators John F. Kennedy zum 35. Präsidenten macht sich in den USA Aufbruchsstimmung breit.

Nur äußerst knapp, mit 45,7% gegen 45,6%, das entspricht einer Differenz von lediglich 120 000 Stimmen, gewinnt Kennedy gegen seinen republikanischen Gegenkandidaten, Vizepräsident Richard M. Nixon. Der 43-jährige Kennedy wird als Nachfolger des Republikaners Dwight D. Eisenhower der bislang jüngste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Zur Überwindung der inneren Stagnation kündigt der neue Präsident ein umfangreiches Sozialreformwerk und den Ausbau der Bürgerrechte an.

Bedingt durch das US-Wahlsystem, in dem die Mehrheit der Stimmen der Wahlmänner für die Nominierung des Präsidenten ausschlaggebend ist, fallen nach dem Wahlergebnis in den 50 Bundesstaaten 300 Stimmen auf Kennedy, 219 auf Nixon, 18 auf andere Kandidaten. Neuer Vizepräsident wird der texanische Senator Lyndon B. Johnson.

Kennedys Wahlsieg ist eine politische Sensation. Drei Faktoren hatten schon seine Nominierung innerhalb der Demokratischen Partei erschwert: Sein jugendliches Alter, seine Unerfahrenheit in der Weltpolitik und sein katholisches Glaubensbekenntnis.

Nur rd. 25% der etwa 107 Mio. Wahlberechtigten sind Katholiken. Eine geschickte Wahlkampfstrategie vermochte es allerdings, diese Vorbehalte in der Bevölkerung zu zerstreuen. Außerdem brachte ihm sein gewandter Umgang mit den Medien und seine persönliche Ausstrahlung zusätzliche Sympathien ein. In vier Fernsehdebatten zeigte er sich seinem Kontrahenten Nixon überlegen. Ein kluger Schachzug war es, sich kurz vor der Wahl für die Freilassung des inhaftierten schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King einzusetzen. Sein Wahlslogan des »New Frontier« (Neue Grenze) stieß auf Zustimmung.

Innenpolitisch propagiert Kennedy eine Reihe von sozialen Reformen in der Alten- und Krankenversorgung sowie im Erziehungssystem. Eine Steuerreform soll die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft erhöhen und zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitragen. In der Außenpolitik will der neue Präsident die militärische Schlagkraft der USA erhöhen, um der UdSSR aus einer Position der Stärke zu begegnen.

ZUR PERSON: John F. Kennedy Der neue Präsident (* 29.5.1917, Brookline/Massachusetts) entstammt dem wohlhabenden und einflussreichen Kennedy-Clan, einer irischen Einwandererfamilie, deren Oberhaupt Joseph Kennedy in der Demokratischen Partei seit den 30er Jahren eine gewichtige Rolle spielt. Der Millionär bereitete seinen Sohn zielstrebig auf eine politische Laufbahn vor. Zu Beginn seiner Bilderbuchkarriere absolvierte John F. Kennedy ein Studium in London, Harvard und Stanford. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er als Kommandeur eines Torpedobootes im Stillen Ozean. 1946 wurde er in den Kongress, 1952 zum Senator von Massachusetts gewählt. Sein Buch »Zivilcourage« wurde 1957 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.

Chroniknet